Die Tschechoslowakei auf dem Weg in die Marktwirtschaft: Tschechen entdecken Slowenen, umgekehrt umgekehrt, als das Hindernis für den Aufstieg in die Oberliga der maßgeblichen Souveräne. So zeigt sich die Freiheit vom Kommunismus als die Freiheit des Nationalismus. Und der Westen begrüßt den Fanatismus, mit dem die Prager Führung den alten Staat zersägt hat.
Die Entwicklung der einstigen Weltmacht zum Selbstbedienungsladen des Westens – so die anspruchsvolle Absicht der weltpolitischen Akteure – schreitet mit deren Hilfe voran. Jelzin denkt sich das Ganze umgekehrt, als Entwicklung eines veritablen Kapitalstandorts, der der russischen Weltmacht neuen Auftrieb gibt. Ganz praktisch heißt das, dass in Russland Notstand herrscht, ökonomisch wie politisch.
Vergleich der Prinzipien der Privatisierung im Kapitalismus und im ehemaligen Ostblock. Im Kapitalismus werden Staatsbetriebe privatisiert, damit sie nach den Maßstäben internationaler Profitproduktion einen größeren Beitrag zum Wachstum liefern. In der Ex-SU dagegen zeugen die Privatisierungsbemühungen von der Notlage des Staates, dass seine Ökonomie keine Quelle des Wachstums, sondern v.a. eine Belastung für ihn ist.
Die Gründe der ökonomischen Unbrauchbarkeit der ehemaligen Zone liegen in den Maßstäben der Marktwirtschaft: die ökonomische Abwicklung des Zuschussbetriebs Zone produziert Schäden an der gesamtnationalen Ertragsrechnung, die mit unproduktivem Kredit für treuhänderische „Sanierung“ sowie durch Zusammenstreichen des Sozialstaats Ost behoben werden sollen – ein Programm, das alle gesamtdeutschen Haushaltsposten incl. ihrer nationalen Träger in die Pflicht nimmt.
Der Beschluss der sowjetischen Machthaber, ihre Wirtschaftsweise auf Kapitalismus umzustellen, um über mehr international tauglichen Staatsreichtum zu verfügen. Die ‚Methoden‘: Preisfreigabe und Privatisierung und ihre Konsequenzen für Betriebe, Arbeiter, Volk und den Rubel. Die staatliche Wahrnehmung der Lage als Inflationsproblem und ihre zerstörerische Auswirkung auf den Staatshaushalt. Die Antwort: ‚Sparhaushalt‘. Steuern als staatlicher Wucher. Die Konkurrenz der ehemaligen Sowjetrepubliken um den ehemals sowjetischen Nationalreichtum dezimieren ihn.
Es hat tatsächlich ein rundes Jahrhundert lang und bis vor wenigen Jahrzehnten noch eine revolutionäre Arbeiterbewegung gegeben, die sich für ihr Umsturzprogramm auf Marx‘ Kritik der kapitalistischen Ökonomie berufen hat.
Mit Glasnost, Perestrojka und „neuem Denken“ in der Weltpolitik hat die Gorbatschow-Mannschaft den realen Sozialismus in bemerkenswert kurzer Zeit zugrunde gerichtet. Dieses Ende gibt den zufriedenen Betrachtern des Geschehens, Ex-KP-Chef Gorbatschow eingeschlossen, einen etwas getrübten Blick auf den Anfang ein: Schon damals wäre es um den Wechsel des Systems, nämlich von diktatorischer Erstarrung zur Freiheit, vom kommunistischen Irrweg zum westlichen way of life und von unnötiger Kriegsbereitschaft zu vernünftiger Einordnung in das westliche Weltordnungssystem gegangen.
Ende 1988 rief „Der Spiegel“ M. Gorbatschow zum „Mann des Jahres“ aus. – In diesem Jahr hatten die nationalistischen Streitigkeiten im Kaukasus größere Mengen von Toten sowie – ein bis dahin unbekanntes Phänomen – von innersowjetischen Bürgerkriegsflüchtlingen hervorgebracht. Die Versorgung der Sowjetmenschen war spürbar schlechter geworden.
Die sowjetischen Wirtschaftsreformer haben im Fortgang ihres Umgestaltungswerks einen markanten Standpunktwechsel vollzogen: von der Absicht, das überkommene System der sozialistischen Planung und Leitung zu verbessern, zur Verwerfung seiner Grundsätze und dem erklärten Wunsch, „den Markt“, so wie sie ihn im Westen am Werk sehen, als oberstes Regulativ der nationalen Wirtschaftstätigkeit in Kraft zu setzen.
Das vorliegende Buch setzt Überlegungen fort, die im Resultate-Verlag unter dem gleichen Titel - "DDR kaputt, Deutschland ganz"- Ende 1989 erschienen sind und vor allem in der noch existenten DDR in großer Auflage zur Kenntnis genommen wurden.