In Chemnitz, Köthen und anderswo werden rechte Parolen geschrien, die ihre antirechten Gegner für abscheulich, aber irgendwie auch für unkritisierbar halten. Nicht wenige lehnen die Auseinandersetzung mit ihnen sowieso ab und halten schon den Versuch einer Widerlegung für dämlich. Beides ist verkehrt.
Wir steuern in mehrern Artikeln einen Vergleich mit ähnlich liebenswürdigen, ähnlich zählebigen und ähnlich populären politischen Gesinnungen bei, die im europäischen Abendland zu Hause sind. Die nationale Abgrenzung eines nationalen ‚Wir‘ von den ‚anderen‘, die grundsätzlich stören und nicht ‚dazu‘ gehören, gehört auch und gerade zu einem ‚Europa ohne Grenzen‘ offensichtlich unausrottbar dazu.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Tausende bis
Zehntausende, die im Herbst und Winter als „patriotische
Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands“ demonstriert
haben, allen Ernstes für eine Senkung des
Betreuungsschlüssels für Asylsuchende oder ein
Asylantragsverfahren in Anlehnung an das holländische bzw.
Schweizer Modell oder sexuelle Selbstbestimmung
und gegen Waffenlieferungen an verfassungsfeindliche,
verbotene Organisationen sorgen wollen.
Im Herbst erlebt die BRD eine Demonstration neuen Typs. 5000
folgen dem Aufruf Hooligans gegen Salafisten und
liefern der Polizei eine Straßenschlacht. Die Öffentlichkeit
fragt entsetzt: Woher kommen bloß die vielen Menschen? Und
woher rührt deren enorme Gewaltbereitschaft?
„Pflichterfüllung; das heißt, nicht sich selbst genügen, sondern der Allgemeinheit dienen ... Die grundsätzliche Gesinnung, aus der ein solches Handeln erwächst, nennen wir – zum Unterschied vom Egoismus, vom Eigennutz – Idealismus.“