Seit einiger Zeit ist in den Reihen deutscher Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Marx und die Lektüre seines Hauptwerks wieder en vogue. Gegen die Befassung mit Marx wäre nichts einzuwenden, wäre sie nicht etwas eigentümlich.
Die moderne Marx-Rezeption in ihren Spielarten steht ganz in der Tradition des bürgerlichen wissenschaftlichen Betriebs, der es sich von Anbeginn nicht hat nehmen lassen, Marx unter dem Gesichtspunkt seiner Brauchbarkeit für Theorie und Praxis des kapitalistischen Ladens in Augenschein zu nehmen. Deren Highlights dokumentieren wir im Folgenden.
Wäre die alte Agitationsschrift von Marx und Engels nicht ausgerechnet dieses Jahr 150 Jahre alt geworden, kein Hahn hätte danach gekräht. Der Faszination der runden Jahreszahl konnten sich die kritischen Köpfe der freiheitlichen Öffentlichkeit aber einfach nicht verschließen: Rückschau stand an und eine kritische Würdigung des Frühwerkes der „Ahnväter des Kommunismus“. Von deren Spätfolgen hält man zwar weniger denn je etwas: Seit die Sowjetmacht sich aufgelöst hat, gilt deren System in zunehmendem Maße nur noch als Verbrechen.
Popper vereint philosophisch moralisches Sinnstiften und Erkenntnistheorie: Er leitet sein Grundprinzip zur Erklärung der Welt – die Methode des Lernens aufgrund von Versuch und Irrtum – wissenschaftlich ab. Heraus kommt eine Moral des Denkens, die in einem prinzipiellen Vorbehalt den eigenen Theorien gegenüber besteht. Der Skeptizismus des politischen Moralphilosophen taugt zur Affirmation der Demokratie genauso wie zur Abrechnung mit dem Marxismus.