Nach „Jahrzehnten kriegerischer Auseinandersetzungen“ dürfen die Kongolesen an den ersten freien und geheimen Wahlen seit 45 Jahren teilnehmen. Zu verdanken haben sie die schöne Bescherung der multinationalen EU-Einsatztruppe EUFOR RD CONGO unter der Führung von Deutschland und Frankreich. Deren Aufgabe besteht laut Generalleutnant Karlheinz Viereck, dem deutschen Befehlshaber der Operation, darin, „in Kinshasa und ausgewählten Einsatzorten im Lande sichtbar zu sein und potenzielle Störer des Wahlprozesses durch militärische Präsenz glaubwürdig abzuschrecken.“
Europas „Verpflichtung“ für „das Herz Afrikas“ ist der Anspruch auf seine Rohstoffe, deren weiterhin geregelter Abtransport mit europäischer Ordnungspolitik gewaltsam sichergestellt wird. Dies auch ein Beitrag zur Stärkung Europas Stellung im Anti-Terror-Krieg: UNO-Mandat segnet EU-Interessen ab, freilich nur mit Zustimmung der Weltmacht Nr.1.
Die US-Initiative „Partnership for Economic Growth and Opportunity in Africa“ setzt mit den Anspruchstiteln „offene Märkte“ und „Demokratie“ neue Maßregeln, an denen sich die zu „Rohstoffländer“ mit politischem Kredit hergerichtete Weltgegend in Zukunft neu zu bewähren hat: das imperialistische Reformprogramm will nichts minderes, als sich bisherigen Aufwand sparen, und mehr an den schwarzafrikanischen Ländern verdienen („offene Märkte“).
Imperialistische Mächte entscheiden sich für oder gegen ein Eingreifen in Bürgerkriege in Afrika nach Maßgabe ihrer Interessen. Die Aufforderung, sie sollten sich angesichts des durch den Krieg herbeigeführten Massenelends im Kongo (zum damaligen Zeitpunkt: Zaire) engagieren, verklärt die von diesen Mächten beanspruchte Zuständigkeit für Afrika zu einem Dienst an hungernden Menschen.