Gegen die Unwidersprechlichkeit der Moral des Profitmachens, die auf die Bedürfnisse des Verkaufspersonals keine Rücksicht nimmt, erhebt sich nur die Moral des Verzichts – vertreten durch den Bundespräsidenten und die Kirche.
Zwei Tarifrunden für die Beschäftigten in den Krankenhäusern – Budgetsanierung auf Kosten der dort Arbeitenden: In der ersten Runde Lohnerhöhung um 3,1%; in der zweiten Runde ein Arbeitgeber-Angebot von „20% weniger verdienen und länger arbeiten“.
„Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals“ (Marx): VW gestaltet seine Produktion rentabler, indem die Firma einen Tag pro Woche länger arbeiten lässt. Die Rentabilität wird noch zusätzlich erhöht, wenn – wie VW dies verlangt – für die künftig regelmäßig anstehenden Samstags-Schichten der ehemals gezahlte Zuschlag entfällt.
Die sozialistische Regierung stellt die streikenden Fernfahrer ohne große Zugeständnisse ruhig. Weil der Streik das Geschäft aller EU-Staaten schädigt, bestehen diese auf dem europäischen Recht auf „freien Warenverkehr“ und stellen klar, dass so ein Streik nicht allein in die Zuständigkeit der französischen Hoheit fällt.
Das Unternehmen bietet seinen Alten ein paar Jahre Teilzeit für den Verzicht auf Lohn- und Rententeile. So spart es sich große Summen. Die IGM handelt ihm nichts ab, sondern bescheidet sich mit der Aussicht, dass ein paar Jüngere einen Job kriegen.
Für die Beschleunigung des Kapitalumschlags erklären die Vertreter des Kapitals bislang gültige Regelungen der Arbeitszeit für überholt. Mit Arbeitszeitkonten wird die Belegschaft für jeden konjunkturbedingt wechselnden Bedarf des Kapitals flexibilisiert und verbilligt. Die Gewerkschaft unterstützt das neue Modell aus ihren Gründen: Ausgerechnet Wachstum soll Beschäftigung sichern.
Angesichts der Krise setzt VW als Nutznießer des Standorts auf eine sozialverträgliche Methode der Senkung seiner Lohnkosten: Arbeitszeit- und Lohnkürzung zwecks Einbindung in die Betriebsheimat statt Massenentlassung. Gemäß der Logik des ‚Instruments‘ Zeitlohn wird Unterbeschäftigung zur Normalbeschäftigung, damit die Trennung von Arbeit und Arbeitslosigkeit, von Arbeit und Pauperismus aufgehoben.
Die Produktivkraft der Arbeit gehört dem Eigentümer der Produktionsmittel, der sie bezahlt und verrichten lässt. Durch dessen Ansprüche ist die Produktivkraft der Arbeit daher auch definiert. Sie geht nicht in dem banalen Umstand auf, dass Leute arbeitsteilig mit geeignetem Gerät leicht weit mehr nützliche Dinge herstellen, als sie für sich und für die Erleichterung ihrer Arbeit verbrauchen.
Die große Karriere des modernen Proletariats beginnt unter Bedingungen und Umständen, die heute als die wilde Anfangszeit der einzig wahren und menschengemäßen Produktionsweise gelten. An den Verhältnissen im Manchester des frühen 19. Jahrhunderts möchte der sozialkundliche Sachverstand Anschauungsunterricht vor allem darüber erteilen, wie der Kapitalismus heute nicht mehr ist; das soll man sich auch ruhig gut einprägen.
Die Arbeiterbewegung hat es weit gebracht. Der bürgerliche Staat unterdrückt sie nicht mehr, sondern er betreut seine arbeitende Klasse, überantwortet sie nicht der Willkür der Kapitalisten, sondern reguliert die Bedingungen ihrer Arbeit und ihrer Existenz in der umfassendsten Weise. Klassenkämpfe sind dadurch so gut wie überflüssig geworden: Alle gerechten Ziele, für die Arbeiter je gekämpft haben, hat die Staatsgewalt zu ihrer Sache gemacht, ist selbst zum Agenten aller vernünftigen proletarischen Interessen geworden.