Im Einzelhandel tobt seit etlichen Monaten ein Arbeitskampf, von dem keiner so recht was merkt. Kurz einmal ist er in die Schlagzeilen gekommen im Zusammenhang mit der Frage, ob nicht das Weihnachtsgeschäft durch ihn gestört werden könnte.
Ende Dezember kündigt BMW im Rahmen seines „Strategieprogramms“, nach dem bis 2012 sechs Milliarden Euro eingespart werden sollen, eine Massenentlassung von 8000 Beschäftigten an.
Mit einem Zertifikat lässt sich Ford bescheinigen, dass es mit seinen offensichtlich vielen Mitarbeitern, die krank und chronisch krank sind, sogar – was als „leistungsgewandelt“ bezeichnet wird – kurz vor einem Behindertenstatus stehen, auf besonders moderne Art und Weise umzugehen versteht; nämlich mit einem eigenen Behinderten-Management.
Hartz macht einen neuen Vorschlag, wie man Lohnabhängige in Deutschland noch billiger und länger arbeiten lassen kann. Weil die Leistungskraft der Arbeiter mit zunehmendem Alter abnimmt, fordert er, dass sie bei gleichbleibendem Lohn in jungen Jahren mehr arbeiten und ein Stundenguthaben aufbauen, das im Alter abgetragen wird. Die Gewerkschaft stellt sich positiv zu der Idee, dass ihr Klientel die eigene Ausbeutung jahrelang zinslos vorfinanzieren soll, fordert aber für die letzten Detailfragen verbindliche Regelungen.
Der Inhalt und die Ideologien über die modernen Anforderungen an die Arbeit werden erklärt. Mit Flexibilisierung, Käufermarkt, Dienst am Kunden, Effektivierung der Produktion, Mitarbeiter-Souveränität bis zur Mitarbeiter-Beteiligung kommt die Ausbeutung voran. Wie heutzutage die Ausbeutung zum Dienst am Arbeiter verklärt wird: Der moderne Arbeitsplatz ist einmal mehr ein Segen für die Flexibelegschaft.
Da haben Opel und alle anderen Autobauer jahrelang ein Wachstum ihres Kapitals hingekriegt, dabei und dafür Produktionskapazitäten auf- und ausgebaut – mit dem Ergebnis, dass seit längerer Zeit „Überkapazitäten die Geschäfte belasten“ und das allseitige Wachstum ausbleibt. Auf dieses Produkt ihrer Konkurrenz kennen die Automobilproduzenten nur eine Antwort: Noch einmal mehr Kapital investieren und den Kampf ums Wachstum verschärfen.
Mit Gleitzeitkonten, die verfallen, sparen sich die Kapitalisten den „Ausgleich“ geleisteter Überstunden in „Freizeit“ oder Geld, Stechuhren werden abgeschafft, weil die Arbeiter heute eh nicht umhin kommen, mehr zu arbeiten als vereinbart. So erarbeitet sich die Unternehmerwelt eine ganz neue Lohnform, ein nach Stunden berechnetes Entgelt für ein nach oben offenes Arbeitszeit-Quantum. Beschränkungen in Bezug auf Leiharbeit und befristete Arbeitsverträge werden weiter aufgeweicht und vom Gesetzgeber bzw. vom Kapital mit allerhand Tricks umgangen.
Überstunden und Urlaubsstreichung im IT-Bereich: ein Fall für gewerkschaftlichen Kampf? Im Gegenteil: Sie plädiert für mehr Flexibilität, um ihren Verein dort, wo man von dem alten Hut Gewerkschaft nichts mehr wissen will, attraktiv zu machen.
Die französische Regierung dekretiert die 35-Stunden-Woche, subventioniert gleichzeitig die Unternehmer-Beiträge an die Sozialversicherung und setzt die gültige Arbeitszeitverordnung außer Kraft: Die 35-Stunden-Woche gilt als erfüllt, wenn übers Jahr 1600 Stunden gearbeitet werden; die französische Arbeiterschaft wird damit zur zeitlich frei disponiblen Verfügungsmasse fürs Kapital.
Neuer „Geniestreich“ von Volkswagen zur Lohnsenkung: 5000 neue Arbeitsplätze für je 5000 Mark Lohn, die Arbeitszeit ist Sache der Angestellten, sie müssen „nur“ täglich 1000 neue Autos mängelfrei vom Band rollen lassen – mit dieser neuen Form des Lohns bzw. seiner Senkung offenbart das VW-Kapital eine Wahrheit: Es bezahlt den Arbeiter nicht für seine Arbeit, sondern es bezahlt für produzierten Profit.