Preis
Druckausgabe: 15 €
Druckausgabe
0941-5831

GegenStandpunkt 2-99
Politische Vierteljahreszeitschrift

Erscheinungsdatum
15.06.1999

Aus der Reihe Chronik — kein Kommentar!:


Krieg auf dem Balkan: Die NATO-Mission

Von wegen: "Balkan!"

Politiker des einstigen Jugoslawien haben beschlossen, daß bei ihnen Völker und Staaten nicht aufeinanderpassen und einige Umsortierungen anstehen; selbstverständlich jeweils zugunsten ihres Machtbereichs. Darum wird gestritten; und die Landesbewohner sind nicht bloß Opfer, sondern aus staatsbürgerlicher Gesinnung und völkischer Begeisterung glatt bereit, sich als Manövriermasse für blutige Staatsgründungskriege herzugeben. Das ist eine Sache.

Daß darüber die Welt in Aufruhr gerät, die NATO eine "Zäsur" welthistorischen Ausmaßes erlebt, die Stabilität ganz Südosteuropas in Gefahr gerät und geheiligte "Prinzipien des Völkerrechts" über den Haufen geworfen werden und dergleichen mehr: Das ist eine andere Sache. Die bösen Serben sind es jedenfalls nicht, die mit ihrer gewalttätigen Heimatliebe gleich auch noch eine ganze "Weltlage" verändern. Das ist schon die Leistung jener Mächte, die "nicht wegschauen können", wenn in Ex-Jugoslawien von Staats wegen "gemordet" wird. Diese Mächte, USA und EU im NATO-Schulterschluß, "schauen hin" und schlagen zu - nicht, weil Staaten und Völker des Balkan sie drangsalieren würden, sondern weil sie mit dem "Balkan" ein Problem haben.

Was für eins - das zeigt die Art von Hilfe, zu der sie sich herausgefordert fühlen. Die zeichnet sich nämlich dadurch aus, daß die NATO-Mächte sie sich exklusiv vorbehalten - für völlig verfehlt würden sie es halten, wenn die GUS, die Andenstaaten oder die Arabische Liga, weil unfähig "wegzuschauen", eine "Kontaktgrup pe" zur verbindlichen Regulierung des "Balkan-Konflikts" bilden und Bomberflotten in Marsch setzen würden - und daß ein anderer Staat oder Mächteclub als sie dazu auch gar nicht fähig wäre -sie selber übrigens auch nur, weil ausgerechnet Hilfe für fremde Länder und Völker nun wirklich nicht auf ihrer politischen Tagesordnung steht. Mit ihren Fliegern und Bomben eröffnen sie einen weltpolitischen Konflikt, wie nur sie ihn überhaupt eröffnen können. EU und USA verpassen der jugoslawischen Kosovo-Affäre einen weltordnungspolitischen Inhalt, den ein noch so böser "Despot von Belgrad" allein nie zustandebringen würde.