Regelmäßig wird der Zeitungsleser mit einer
volkswirtschaftlichen Entdeckung bekannt gemacht, für die
zuletzt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IWK) die
statistische Aufbereitung geliefert hat. Das Institut geht in
einigen Studien der Frage nach, wie lange man heute
eigentlich für eine Ware arbeiten muss, und kommt zu dem
Ergebnis: Der deutsche Lohnempfänger kann zufrieden
sein, denn die durchschnittliche Kaufkraft der
Lohnminute nimmt tendenziell zu. (www.iwkoeln.de.
Angesichts des marktwirtschaftlichen Phänomens, dass
Lebensmittel zwar im Überfluss vorhanden, aber zum Verkaufen
da sind, weshalb alle diejenigen, die sich das Essen nicht
leisten können, hungern müssen, hat der Bundesverband
Deutsche Tafel (BDT) eine bestechende Idee für ein gutes
Werk: Er sammelt auf der einen Seite Lebensmittel ein, die
zum Wegwerfen bestimmt sind, weil mit ihnen kein Geld (mehr)
zu verdienen geht, deren Eigentümer aber zu spenden bereit
sind, weil das ihr Geschäft nicht schädigt, um sie auf der
anderen Seite an Bedürftige zu verteilen.
Neulich im Sommer vergangenen Jahres erntete der Papst großen Beifall der hiesigen Öffentlichkeit dafür, dass er das Elend der Flüchtlinge anprangerte und von den politischen Verantwortungsträgern mehr praktizierte Mitmenschlichkeit einforderte. Seitdem hat Franziskus nichts von dem Elan, Politik und Gesellschaft zu beeinflussen(Beise, SZ, 30.11.13) verloren.
Den guten Ruf, den Politiker und Technokraten der Troika, ihren Griechenland-Rettungsmaßnahmen samt den als alternativlos geltenden Sparauflagen anheften, eine Hilfe für die griechische Bevölkerung zu sein, hält Attac für reinen Schwindel.
Am 19. Juli meldet die Stadt Detroit offiziell Konkurs an und beantragt Gläubigerschutz. „Der größte Konkurs in der Geschichte der USA“ lässt Journalisten auch hierzulande aufhorchen: In jeder Zeitung wird der tiefe Fall der „früheren Autometropole“ geschildert, die in früheren Tagen „Amerikas glänzende Zukunft“ verkörperte – „Heimat des Ford T, des Motown-Sounds und der Waffenfabriken, die den Sieg der Alliierten über Hitler möglich machten.“
Seit der Nachricht über brennende oder einstürzende Textilfabriken mit Tausenden Toten stehen Hungerlöhne und Arbeitshetze in der Dritten Welt am Pranger. Die Verbraucher in den Zentren der globalen Marktwirtschaft sollen wissen, unter welch brutalen Bedingungen ihre Klamotten hergestellt werden: „Nähen und sterben für den Westen!“ (Spiegel, 1.7.13) Und verschwiegen wird ihnen tatsächlich nichts.
Anlässlich des regierungsamtlichen „Entwurfs des 4. Armuts- und Reichtumsberichts“ widmen sich gleich vier Talkshows der Sache: „High Society oder Hartz IV: Wer sind die wahren Asozialen?“ (Maischberger) „Mittelschicht in Abstiegsangst – Bleiben die Fleißigen auf der Strecke?“ (Will) „Die Zukunft ist grau: Leben die Alten auf Kosten der Jungen?“ (Plasberg) „Wer kann noch in Wohlstand leben?“ (Jauch) So die Themen, die sich um ein und dieselbe Frage drehen: Geht die Verteilung von Armut und Reichtum hierzulande in Ordnung?
Die meisten Leute, die sich heute über soziale und andere Missstände empören, suchen und finden in diesen als gemeinsamen Nenner nur den, eben Missstände zu sein, Fälle von Versagen der Verantwortlichen vor ihren Aufgaben oder generell von einem Mangel an Menschlichkeit. Derart Empörte brauchen keine Theorie.
Arbeitsministerin von der Leyen will eine Zuschussrente ins Parlament einbringen. Wer 40 Jahre Beiträge an die Rentenkasse abgeführt hat und nur eine Rente in Höhe der Grundsicherung, der Sozialhilfe im Alter, bezieht, soll statt bisher 680 € künftig 850 € erhalten. Sie wirbt für ihren Vorschlag, indem sie Zahlen veröffentlicht, die die Dringlichkeit des Problems belegen. Schon heute leben 400000 Rentner in absoluter Armut und erhalten Bezüge auf Sozialhilfeniveau.