Ein halbes Jahrhundert nach der Niederlage des Faschismus ist es auch mit dem Antifaschismus in Deutschland vorbei. Die Distanzierung vom nationalsozialistischen Massenmord an den Juden ist zum festen Bestandteil der nationalen Politkultur geworden wie der Kranz, den die Oberbefehlshaber bei passender Gelegenheit an den überall vorhandenen Grabmälern des unbekannten Soldaten niederzulegen pflegen, und enthält soviel Faschismuskritik wie ein solcher Kranz Kritik am Krieg. Die Betrübnis über den verlorenen Weltkrieg hat sich mit dem 50.
Machtkämpfe sind in der Demokratie nichts Besonderes. Als Parteienkonkurrenz um die Besetzung staatlicher Ämter finden sie dauernd statt. Periodisch wird sogar das regierte Volk in die Entscheidung darüber einbezogen, welche Partei, d.h. welches Personal die wichtigsten Posten in Besitz nehmen und entscheiden darf, was da zu entscheiden ist.
Das vorliegende Buch setzt Überlegungen fort, die im Resultate-Verlag unter dem gleichen Titel - "DDR kaputt, Deutschland ganz"- Ende 1989 erschienen sind und vor allem in der noch existenten DDR in großer Auflage zur Kenntnis genommen wurden.
"Deutschland!" - das ist übriggeblieben von dem Aufruhr unzufriedener Bürger in der DDR gegen ihre Staatspartei und deren "realen Sozialismus". Die einen kennen gar keine andere Parteilichkeit mehr als die schwarz-rot-goldene; andere halten da vieles für übertrieben und kurzsichtig, ein vereinigtes Groß-Deutschland für problematisch und manches an der alten DDR für erhaltenswert.
Die einen halten schon die Frage für einen Rechtfertigungsversuch und möchten außer Abscheu gar nichts gelten lasen. Mit dem Standpunkt, daß eine Regierung keine guten Gründe dafür haben kann, ihrem Volk den Weg zu verlegen, ersparen sie sich Kenntnis und Kritik der Gründe, die die DDR-Regierung damals hatte. Die hat ihrerseits nie eine wahrheitsgetreue Begründung ge geben. Die wäre auch nicht sehr gut ausgefallen.
Die radikale Opposition hat die "Wende" nicht aus eigener Kraft herbeigeführt. Sie hat ihre Gelegenheit – eine praktisch führungslose Nation – durch die außenpolitische Schwächung der SED-Macht geboten bekommen. Das kann kein Vorwurf sein. Wohl aber dies, daß sie sich über die Herkunft dieser politischen Chance keine Rechenschaft ablegt, sondern sehr selbstzufrieden wird im Stolz auf ihre "friedliche Revolution".
Die "erste friedliche und demokratische Revolution auf deutschem Boden" hat von Anfang an die allerherzlichste Anteilnahme der Bevölkerung der Bundesrepublik erfahren. Das ist einerseits sehr erstaunlich, denn die Bürger der BRD sind gewöhnlich nicht gerade umstürzlerisch ambitioniert. Ihr "revolutionäres Bewußtsein" hält sich eher bedeckt. Andererseits ist das gar nicht er staunlich, wenn man registriert, wofür und in welcher Weise treue Bürger westdeutscher Herkunft ihre Sympathie entdecken.
Die bürgerlichen Individuen eignen sich selbstverständlich nicht zuerst ihre Manieren an, um sie dann in der Welt auszuprobieren. Sie richten ihren Verstand nicht an den Prinzipien des Wohlverhaltens aus, bevor sie diese Prinzipien zum situationsgemässen Anpassungsprogramm ausgestalten. Die hier vorgenommene Trennung ist eine theoretische, die darauf abzielt, die Leistungen eines abstrakt freien Willens in ihrer „Logik“ darzustellen.
Den Hauptfiguren des imperialistischen Treibens, den Politikern, die über Swap und Swing, VW do Brasil und Polenverträge, Europa und SALT, also auch mit Recht über Leben und Tod entscheiden, bleibt auch eine weitere Verantwortung nicht erspart: sie müssen die Öffentlichkeit ihrer und der anderen Länder mit der intensiven Pflege des internationalen Vergleichs beglücken. Schließlich haben die Bürger hier wie dort mit Arbeit, Tugend und Not geradezustehen für die hohen internationalen Ziele der Nation, und da darf die Ausgestaltung des ideellen Lohnes nicht zu kurz kommen.
Wenn es heute auf der ganzen Welt keinen Winkel mehr gibt, dem es an politischer Herrschaft gebricht, so ist diese zivilisatorische Errungenschaft den rastlosen Bemühungen der freien Welt zu verdanken. Die klassischen Demokratien haben das Erbe des Kolonialismus pflichtbewußt fortgeführt und mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln darum gestritten, welche Sorte Staat für welchen Menschenschlag die passende sei; die maßgeblichen Weltmächte haben entschieden, was für politische Verkehrsformen im 20.