Gegen den Nationalismus des neuen Deutschland

"Deutschland!" - das ist übriggeblieben von dem Aufruhr unzufriedener Bürger in der DDR gegen ihre Staatspartei und deren "realen Sozialismus". Die einen kennen gar keine andere Parteilichkeit mehr als die schwarz-rot-goldene; andere halten da vieles für übertrieben und kurzsichtig, ein vereinigtes Groß-Deutschland für problematisch und man­ches an der alten DDR für erhaltenswert. Vom großen Kon­sens in der nationalen Sache, vom Vers "Deutschland einig Vaterland", mag sich aber keine politische Kraft in der DDR mehr ausschließen - und im Westen, der schon länger frei ist, ist Politik schon immer für die Nation gemacht worden, und zwar für die erst noch richtig "wieder" herzustellende gesamt­deutsche Großnation. Die "demokratische Revolution" gegen die SED-Herrschaft hat mit dem alten Staatssozialismus auf­geräumt, und kein "menschlicher Sozialismus", keine "ökolo­gische Basisdemokratie", überhaupt kein Wunschtraum der alten DDR-Opposition ist an seine Stelle getreten. Ganz etwas anderes, als die Demonstranten der ersten Stunde sich gedacht haben, hat sich als einzig wirksamer politischer Standpunkt durchgesetzt und eint Ost und West, noch bevor die "Wiedervereinigung" praktisch durchgezogen ist: "Deutschland!"

Aus dem Buch
Systematischer Katalog
Länder und Abkommen
Gliederung
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