55 Jahre nach Kriegsende werden ehemalige NS-Opfer tatsächlich mit 8 Milliarden DM abgefunden, jedoch nur auf Druck der USA, die ein kleines Exempel zum Stand des imperialistischen Kräfteverhältnisses statuieren wollen. Griechische NS-Opfer haben als Angehörige eines „underdog“-Staates wie Griechenland natürlich kein Recht auf „Entschädigung“. Entschädigungen für die ungerechte Vertreibung Deutscher hingegen sind ein anerkanntes Druckmittel gegen Polen und Tschechen.
Ein Lehrstück staatlicher „Vergangenheitsbewältigung“, mit der sich die EU einen Rechtstitel für ihren Weltaufsichtsanspruch schafft: Die Definitionsmacht für Schurkenstaaten darf kein amerikanischer Monopolbesitz mehr bleiben. Anhand ihrer Anstrengungen bezüglich der Aufarbeitung der „Verbrechen des Holocaust“, dem Inbegriff des „Unerklärlichen“, des „unfassbar Bösen“, will die EU die Staatenwelt in gute und böse Exemplare scheiden.
Auf Betreiben amerikanischer Judenverbände droht eine Schädigung deutschen Geschäfts in den USA. Die gilt es per Entschädigung für ehemalige Zwangsarbeiter abzuwenden – peanuts für die Opfer. Und damit hat es dann endgültig vorbei zu sein mit dem nationalen Schämen über das III.Reich.
Angesichts dessen, dass Deutschland wieder groß und vereinigt ist, befindet der Martin Walser die Tour, das Bekenntnis zur Nation als Scham & Schande über die Vergangenheit vorzutragen, für überholt. Das empört Ignaz Bubis, der genau diese Tour für unabdingbar hält, damit er sich wieder hier zu Hause fühlt. Lauter Drangsale der geistigen Elite, wie man als Deutscher heute seine Nation am Besten zu ehren und genießen hat.
Die nationale Aufgabe von Denkmälern – Stolz auf die Nation – wird am Fall des geplanten Holocaust-Mahnmals heftig debattiert, und einem guten Ende zugeführt. Schließlich hat die deutsche Nation es mit 50 Jahren „Vergangenheitsbewältigung“ geschafft, aus ihrer Nationalideologie jedes Moment von nationaler Schmach zu tilgen. Aus der größten deutschen Schandtat wird auch mit der Geschichte um das Denkmal ein hemmungsloses Eigenlob verfertigt.
Was jetzt herauskommt: Die Nazis waren auf ihre Art unverwüstliche Marktwirtschaftler und wurden von den anderen Staaten bis in die Weltkriegs-Eskalation hinein als politisch normaler Staat behandelt. Was Patrioten dem entnehmen: Die Einzigartigkeit deutscher Kollektivschuld ist relativiert und dies begründet das Recht auf einen moralischen Lastenausgleich.
Unter Berufung auf die Arbeitslosenzahlen wird der Standort auf Vordermann gebracht. „Reform“ steht für den Willen der Politik, alle Schranken für den Konkurrenzerfolg des Kapitals einzureißen. Die Untertanen übersetzen ihre Schädigung in Pflichtvergessenheit und Unfähigkeit der Regierenden bei der Beförderung des nationalen Wohls. Statt tatsächlicher Kritik pflegt die Nation eine Streitkultur – dargestellt an den Themen Bundespräsidentenrede „Aufbruch ins 21. Jh.“, „Beutekunst“, Klon-Schaf „Dolly“ und Wehrmachtsausstellung.
Der amerikanische Soziologe schildert den Antisemitismus der Deutschen und ihre Zustimmung zum Holocaust. Die BRD-Geschichtswissenschaft kritisiert sein Buch als „unwissenschaftlich“ bzw. seiner jüdischen Abstammung geschuldet, weil sie die Ehre des deutschen Volkes verteidigen will.
Im Rahmen der deutschen Vergangenheitsbewältigung beschäftigt Goldhagens Buch den Zeitgeist. Der Antisemitismus-Vorwurf tangiert Deutschlands Selbstdarstellung in Sachen Faschismus, auch wenn letzter nicht auf den Begriff gebracht wird. Die amerikanische Provokation trifft auf beleidigten Nationalstolz.
Der Nationalsozialismus in Deutschland und der Antifaschismus im Nachkriegsdeutschland – Ost und West. Die ‚Anti-Deutschen‘ und die Zeitschrift ‚Konkret‘: Der Abgang der Systemkritik in die antideutsche Gesinnungswirtschaft.