Kant will sich an der leeren Idee von moralischer Gesetzmäßigkeit erbauen, ein Sittengesetz auszuspinnen, aus dem sich die Antworten auf alle „Kernfragen“ von Schröders Verantwortlichkeit für die Zukunft der Weltbürgerschaft bis hinunter zur Gentechnik ableiten lassen: Das soll das Interesse sein, dem wir uns in der Nachfolge Kants unvermeidlich hingeben sollen.
Auch die Banken sind jetzt in der Krise. Gott sei dank gibt es noch den ökonomischen Sachverstand in den Universitäten und Wirtschaftsredaktionen, der sich inmitten der allgemeinen Verzweiflung einen klaren Kopf und ein kühles Urteil bewahrt hat. Unbestechlich analysiert er die Ursachen der Bankenkrise und weist den Weg zu neuen Erfolgen.
Ist, wenn ein Präsident das Wort Zivilgesellschaft in die Zirkulation wirft, eine „Vokabel“ für die Wissenschaft schon ein Begriff? Wovon denn überhaupt? Von Wesenheiten, die zwischen „Idee“ und „Gestalt“ oszillieren? Spukt es da in den Köpfen? Aber womöglich werden solche Fragen Denkern gar nicht gerecht, die nach – immerhin: zehn! – Jahren der Forschung Rückblick auf ihr eigenes Tun halten, einfach nur zufrieden mit sich sind und konstatieren, dass ihnen ‚Bürgergesellschaft‘ zu einem Sympathiebegriff“ geworden ist.
Weil „der Mensch“ zur „Entmenschung“ neigt, braucht er einen Dompteur, der ihm den Humanismus beibiegt. Leider hat der Humanismus so wenig zur Vermenschlichung der Welt beigetragen. Sloterdijk denkt vorwärts: Wenn Erziehung nichts fruchtet, muss auch Genveränderung angedacht werden dürfen, ohne dass er sich gleich Faschismus nachsagen lassen muss; und Deutschland hat endlich eine intelligente Debatte zwischen Philosophen und anderen zur Menschenverbesserung berufenen Geistern.
Popper vereint philosophisch moralisches Sinnstiften und Erkenntnistheorie: Er leitet sein Grundprinzip zur Erklärung der Welt – die Methode des Lernens aufgrund von Versuch und Irrtum – wissenschaftlich ab. Heraus kommt eine Moral des Denkens, die in einem prinzipiellen Vorbehalt den eigenen Theorien gegenüber besteht. Der Skeptizismus des politischen Moralphilosophen taugt zur Affirmation der Demokratie genauso wie zur Abrechnung mit dem Marxismus.
Betätigt sich der freie Wille der Bürger im Standort Deutschland auch so, dass er seinen Beitrag zum Funktionieren „der Gesellschaft“ leistet?! Dankt er dem Kollektiv, dass es ihm Sinn in sein Dasein bringt?! Ist die Soziologie auch ihrer Aufgabe, der Pflege nationaler Gesinnung genügend nachgekommen?! – Das sind Fragen, die die Soziologie so aufwirft …
Der Faschist verlangt seinem Staat mehr Erfolg ab, als dieser hat. Er führt die Ohnmacht der Nation auf schwerwiegende Versäumnisse der amtierenden Staatsmacht zurück. An deren Stelle will er treten, um durch den ordentlichen Gebrauch aller Instrumente der öffentlichen Gewalt das Volk zu mobilisieren – damit es wieder seiner eigentlichen Bestimmung nachkommt. Unter seiner ordentlichen Führung hat es sich an die Erledigung seiner inneren und äußeren Feinde zu machen, die ihm die faschistischen Staatsretter als Urheber sämtlicher Miß- und Notstände präsentieren.
Der SED-Staat ist kaputt . Und die Getreuen der alten Herrschaft, die Leute mit einer geschulten Meinung und einem "sozialistischen Weltbild", für die der "reale Sozialismus" auf deutschem Boden immerhin die zukunftsweisende Verwirklichung aller fortschrittlichen Tendenzen der deutschen Geschichte und ein Schritt zum Kommunismus war, - die haben im Handumdrehen lauter sinntriefende Nachrufe auf Lager. Nicht bloß, daß keiner für die verlorene Sache kämpft. Nicht nur, daß keiner mehr für die bislang gültige Auffassung von der ersten sozialistischen Republik auf deutschem Boden eintritt.
Nationale Besonderheiten in der Abwicklung des täglichen Lebens, des privaten wie des öffentlichen, sind Konsequenzen der Art und Weise, wie die politische Herrschaft eines Landes ihren Bürgern gebietet und erlaubt, den Notwendigkeiten des von ihr verwalteten Produktionsverhältnisses zu genügen.