Der Nationalsozialismus in Deutschland und der Antifaschismus im Nachkriegsdeutschland – Ost und West. Die ‚Anti-Deutschen‘ und die Zeitschrift ‚Konkret‘: Der Abgang der Systemkritik in die antideutsche Gesinnungswirtschaft.
Brandanschläge auf Asylantenheime veranlassen die „anständige“ Öffentlichkeit zu der Frage „wie es dazu kommen konnte“. In ihrer sozialpädagogischen Nichtbefassung mit den Ereignissen erfindet sie eine Reihe gesellschaftlicher Versäumnisse „Schlechte soziale Bedingungen“, „Anspruchsdenken“, „Fehlende Frustrationstoleranz“…, deren Maßstab allemal die Herstellung von Führung, Zucht und Ordnung ist. Eine Kritik rechten Gedankenguts ist diese verständnisvolle Aufzählung „ungünstiger Umstände“ damit wahrlich nicht.
Faschismus – das weiß jeder, das hat man gelernt – ist das Gegenteil von Demokratie: Unrechtsherrschaft statt Herrschaft des Rechts; speziell der deutsche Nationalsozialismus ein System des Verbrechens, das alle Errungenschaften neuzeitlicher Politik außer Kraft setzt. Und trotzdem: Lange nach Hitlers Ende sind Warnungen vor einer jederzeit drohenden Wiederkehr des Faschismus an der Tagesordnung: Eine dauernde Gefahr soll er sein, die nur durch eine unermüdliche Anstrengung aller Demokraten in Schach gehalten werden kann.
Der Faschist verlangt seinem Staat mehr Erfolg ab, als dieser hat. Er führt die Ohnmacht der Nation auf schwerwiegende Versäumnisse der amtierenden Staatsmacht zurück. An deren Stelle will er treten, um durch den ordentlichen Gebrauch aller Instrumente der öffentlichen Gewalt das Volk zu mobilisieren – damit es wieder seiner eigentlichen Bestimmung nachkommt. Unter seiner ordentlichen Führung hat es sich an die Erledigung seiner inneren und äußeren Feinde zu machen, die ihm die faschistischen Staatsretter als Urheber sämtlicher Miß- und Notstände präsentieren.
Ein halbes Jahrhundert nach der Niederlage des Faschismus ist es auch mit dem Antifaschismus in Deutschland vorbei. Die Distanzierung vom nationalsozialistischen Massenmord an den Juden ist zum festen Bestandteil der nationalen Politkultur geworden wie der Kranz, den die Oberbefehlshaber bei passender Gelegenheit an den überall vorhandenen Grabmälern des unbekannten Soldaten niederzulegen pflegen, und enthält soviel Faschismuskritik wie ein solcher Kranz Kritik am Krieg. Die Betrübnis über den verlorenen Weltkrieg hat sich mit dem 50.
So fragen schon wieder mal lauter gute Deutsche, als wäre es nicht viel dringender und als täten sie nicht besser daran zu überlegen und zu planen, was sie eigentlich aus ihrer Republik machen wollen, wo deren etablierte Machtverhältnisse schon völlig aufgemischt sind, anstatt denen das Projektemachen zu überlassen, die schon wieder für die Machtübernahme bereitstehen.
Das Kulturleben im deutschen Blätterwald steht Kopf. Ein Philosoph made in Germany ist im benachbarten Ausland heftig ins Gerede gekommen. Ein chilenischer Ex-Fan des Meisters hat zum x-ten Mal nachgewiesen, was jedem bekannt war: einen Einfluss des Nationalsozialismus auf Heidegger. Die neuerliche „Enthüllung“ soll in Frankreich eine „halbe Staatsaffäre ausgelöst“ haben; der Einfluss von Heideggers Denken ist dort so groß, heißt es diesmal umgekehrt.