Die Aufgabe des Verfassungsschutzes: Der Kampf gegen die Feinde des Staates im Innern. Die Besonderheit der Staatssicherheit auf der Grundlage der realsozialistischen Lüge der „Einheit von Staat und Volk“ und des Sonderangebots des BRD-Revanchismus an die DDR-Bürger. „STASI“: Der Vorwurf an die „Brüder und Schwestern“, 40 Jahre dem Feind gedient zu haben, wird rigoros angesichts der bedingten Nützlichkeit der Anschlussbürger für die Rechnungen der BRD. Säuberungen und Schauprozesse: Die BRD nimmt Rache am alten System durch Exekution der alten Hauptamtler aller Ränge.
Ein halbes Jahrhundert nach der Niederlage des Faschismus ist es auch mit dem Antifaschismus in Deutschland vorbei. Die Distanzierung vom nationalsozialistischen Massenmord an den Juden ist zum festen Bestandteil der nationalen Politkultur geworden wie der Kranz, den die Oberbefehlshaber bei passender Gelegenheit an den überall vorhandenen Grabmälern des unbekannten Soldaten niederzulegen pflegen, und enthält soviel Faschismuskritik wie ein solcher Kranz Kritik am Krieg. Die Betrübnis über den verlorenen Weltkrieg hat sich mit dem 50.
Die alte DDR ist kaputt, eine neue noch gar nicht absehbar, und schon sind lauter Geschichtslegenden unterwegs, wer da über wen gesiegt – das Volk über seine Unterdrücker, oder überhaupt die Freiheit über den Kommunismus – und wer sich durch vornehmes Raushalten ausgezeichnet hätte – die Bundesregierung nämlich.
Sie sind jetzt in der Freiheit und sind darüber begeistert. Ist es Ihnen schon gelungen, mit Ihrer Freiheit irgend etwas anderes zu tun als das, was Sie drüben mit Ihrer Unfreiheit getan haben? Sehen Sie hier eine Perspektive? Oder nur die, daß Sie jetzt alles tun müssen, um sich in der freien Welt zurechtzufinden und zu bewähren?
In der SED ist Selbstkritik angesagt, aber was für eine: Der alten Politik erteilen die Genossen eine strikte Absage. Auf einmal wissen alle, daß – fast – alles Bisherige Lüge und Unterdrückung war. Aber mehr will keiner wissen; von den Gründen, die bis gestern noch parteioffiziell für's alte Verfahren gegolten haben, schon gleich nicht.
Jetzt machen sie auch noch das Brandenburger Tor auf. Tusch! Alle sind sich einig: Das deutsche Volk (Ost) hat einen grandiosen Sieg errungen, es hat "Geschichte gemacht", die "deutsche Teilung überwunden" und überhaupt allerhand bewegt.
Was Völker so alles bewegen – man glaubt es kaum, am allerwenigsten wahrscheinlich die Volksgenossen selbst. Man liest es weiter hinten in den Zeitungen, in den Wirtschaftsteilen.
Ich habe am Sonntag in Berlin-West Euer Flugblatt gegen den Deutschen Wahn in die Hand bekommen. Ebenso wie Ihr bin ich betroffen und enttäuscht von dem, was zur Zeit hier in der DDR läuft. Und ich muß sagen, Ihr habt mich auch bei keiner Feier gestört, es sei denn bei einer Totenfeier. Ich gehe auch mit Euch konform, wenn Ihr sagt, daß die DDR vorm Ausverkauf steht. Und es verbittert, nichts mehr dagegen tun zu können.
Die Erleichterung ist groß. Verspürt wird sie fast über all auf der Welt und von den unterschiedlichsten Charakteren. Das Gespenst, von dem im Manifest des Jahres 1848 die Rede ist, hat seinen Geist aufgegeben. Als Arbeiterbewegung in den Gesellschaften kapitalistischer Produktionsweise ist es schon lange nicht mehr in Erscheinung getreten, obwohl dies seine ursprüngliche Art war, sich unangenehm bemerkbar zu machen.