In der EU gibt es geschätzte 8 Millionen illegale Einwanderer, die dort leben und arbeiten, ohne das zu dürfen. Es gibt Arbeitgeber, die sie brauchen können, und zwar gerade deswegen, weil Leute, die illegal leben, doppelt erpressbar sind: Sie müssen arbeiten, um zu überleben, dürfen sich aber nicht erwischen lassen, weder beim Arbeiten noch beim Leben. Das Gute für die Arbeitgeber daran ist: Leute, die sich verstecken müssen, sind ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Am 23. Juni 2008 stellt die SZ aus gegebenem Anlass die europäische Flüchtlingspolitik unter das Motto: „Die Boote sind voll.“ Sinnreich spielt das liberale Blatt damit auf die Sprachregelung an, mit der hierzulande der Andrang von Asylanten und Flüchtlinge aus Afrika und anderswo kommentiert wird, und gibt im Vorspann den dazu passenden Generalnenner vor, wie man die Sache sehen soll: Europa hat ein ernstes Problem mit diesen Massen, sieht sich zum Einschreiten gezwungen und sucht nach besseren Lösungen, der Flut Herr zu werden.
Die, die in der Not sind, müssen auf ihrer „Völkerwanderung“ rechtzeitig gestoppt werden. Damit sie sich nicht so weh tun, braucht es in den Zonen südlich der Sahara „regionale Schutzzentren“, die „dazu dienen, die illegalen Migranten zunächst unterzubringen, bevor sie zurückgeführt oder in aufnahmebereite Länder gebracht werden“
Die europäischen Länder verhängen ein Grenzregime, das allenfalls durch illegal organisierte und daher gefährliche und teure Schlepper- & Schleusergeschäfte zu überwinden ist. Die EU-Staaten streiten sich darum, wie sie die 3.-Welt-Staaten dazu verpflichten können, ihre Hungerleider effektiver in ihren Grenzen zu halten und Geflohene umstandsloser „rück zu übernehmen“.
58 chinesische Flüchtlinge sterben bei dem Versuch, nach England zu kommen. Das wundert niemand: globale „Wohlstandsgefälle“ stehen quasi als Naturkonstanten eines weltweiten Kapitalismus fest, ebenso wie Dämme gegen die damit fälligen „Wirtschaftsflüchtlinge“ für unabdingbar gelten. Damit uns diese Kreaturen nicht mehr den Tort antun, in unseren Häfen zu verrecken, ist es schlicht ein Gebot der Humanität, dass die EU die „Wirtschaftsflucht“ der illegalen Immigranten schon weit vor der „Festung Europa“ scheitern lässt.