Die Stadtfinanzer haben sich verspekuliert. Zu dem ohnehin schon gewaltigen Schuldenstand von ca. 70 Milliarden DM muss Berlin weitere 6 Milliarden aufnehmen, um die Pleite der Berliner Bankgesellschaft abzuwenden, deren Hauptanteilseigner das Land Berlin ist. Klar ist allen politischen Akteuren, dass mit noch mehr Sparsamkeit und Bescheidenheit des Volkes, d.h. Einsparungen an öffentlichen Personalkosten und ‚Dienstleistungen‘ in Berlin, der verschlechterten Haushaltslage zu begegnen ist.
Keiner will die Pleite Holzmanns als schlichten Fall von Fehlspekulation und Überakkumulation gelten lassen; stattdessen wird auf einmal „Missmanagement“ und „kriminelle Energie“ statt „solider Spekulation“ ausgemacht. Die anstehende Kapitalvernichtung, die auch die Kreditmacht der beteiligten Banken gefährdet, ruft den Staat auf den Plan, der mit einer Staatsbürgschaft neues Spekulationsvertrauen in Holzmann stiften will.
Mit seinem Leihgeschäft bedient das Finanzgewerbe die restliche Wirtschaft mit dem allseits benötigten Geschäftsmittel und bereichert sich daran. Es macht die Profiterwirtschaftung in Industrie und Handel abhängig von seinem Wachstum, das es im Zirkel der Refinanzierung in die eigenen Hände nimmt.
Zur Effektivierung ihres Konkurrenzmittels, der Arbeit, setzen die Arbeitgeber nicht bloß eigene Geschäftserlöse ein, sondern Schulden. Mit geliehenem Geld verschaffen sie sich die Freiheit, über das Maß ihres Vermögens und der jeweils erwirtschafteten Überschüsse hinaus ihre Produktion kontinuierlich fortzuführen, sie auszuweiten und ihre Rentabilität zu steigern. Zum eigenen Geschäftszweig verselbständigt, befähigt der Kredit die Unternehmer dazu, für ihre Konkurrenz um Marktanteile gewaltige Investitionen zu tätigen und alle Schranken zu ignorieren, auf die sie dabei stoßen.