Seit einigen Jahren ist ein dunkler Fleck in der blühenden
Landschaft der Schwarzen Null und der Export-Weltrekorde zu
einem festen Bestandteil der kritischen Berichterstattung
geworden: die Arbeits- und Lebensumstände osteuropäischer
„Wanderarbeiter“. Von unseren neuen Hungerlöhnern
und
einem modernen Sklaventum
ist da die Rede – also von
dem, was kritische Journalisten heute allenfalls als einen
Fall von „Ausbeutung“ einzustufen bereit sind: härteste
Arbeit zu niedrigem Lohn, der nicht selten ganz ausfällt,
14-Stunden-Tage bei 6- bis 7-Tage-Wochen, Unterbringung in
Dreckslöchern zu Wucherpreisen etc. Solche Vorfälle mögen
noch so zahlreich, die Aufdeckungen noch so regelmäßig
geworden sein – kritische Journalisten lassen es sich einfach
nicht nehmen, sie immer wieder mit unterschiedlichen
Abwandlungen der rhetorischen Frage zu kommentieren: So was
gibt es bei uns? In Deutschland? Das passt einfach
nicht!