Putsch in Niger
Im drittärmsten Armenhaus der Welt kämpft das Militär um „die Wiedererlangung der vollständigen Souveränität“ des nigrischen Staates gegen Islamisten und westliche Bevormundung
Neulich hat in Afrika, genauer gesagt in Niger, ein Putsch stattgefunden, der im Westen nicht gern gesehen wurde. Denn damit setzt sich, so las man, ein unerfreulicher Trend in ‚unserem‘ Afrika fort. Nicht der, dass dort die Menschen bettelarm, die Staaten schwach und die Terroristen zahlreich sind – mit solchen „instabilen Verhältnissen“ hat der Westen praktisch umzugehen gelernt. Unerfreulich aber ist, dass oppositionelle afrikanische Politiker und Militärs die Souveränität ihrer Staaten zunehmend als Gegensatz zu westlichen Interessen und westlicher Aufsicht sehen und handhaben, obwohl ihnen dieses schöne zivilisatorische Geschenk in Form von Waffen und Kredit doch überhaupt nur gemacht worden ist, damit sie sich für den Westen ökonomisch und strategisch nützlich machen. Unser Artikel erläutert am Fall Niger das Verhältnis von prekärer ökonomischer Staatsgrundlage, zerfallender Staatsgewalt, strategischem westlichem Zugriffsinteresse und praktiziertem antiwestlichem Souveränitätsidealismus afrikanischer Militärs.
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Systematischer Katalog
Länder & Abkommen
Gliederung
- 1. Niger: Failed State, Terror-Hotspot, Heavily Indebted Poor Country, verlässlicher Partner und Stabilitätsanker in der Region
- a) Niger kämpft um eine Souveränität – aber um was für eine?
- b) Die Her- und Sicherstellung der materiellen Basis des Staates: „Natürliche Reichtümer“ statt Nationalreichtum, Bevölkerung statt Volk
- c) Die wirkliche Existenzgrundlage des nigrischen Staates und seiner erfolglosen Selbstbehauptung: politischer Kredit – und die weltpolitische Rolle, die ihm dieser aufnötigt: „verlässlicher Partner des Westens“
- d) Der heute mit der westlichen Hilfe verbundene politische Auftrag, an dem der nigrische Staat kaputtgeht: „Stabilitätsanker in der Region“
- 2. Der Aufstand der Putschisten gegen die bisherigen Partner Nigers – und seine weltpolitische Grundlage und Bedeutung