Den Krieg in der Ukraine führen drei Beteiligte: Russland als Angreifer unter dem Titel einer „militärischen Spezialoperation“; die angegriffene Staatsgewalt in Kiew mit ihrem Kommando über eine von den USA und der NATO gedrillte und ausgerüstete Armee; der Westen nicht direkt als Kriegspartei, dafür doppelt: als Finanzier des ukrainischen Staates, als Organisator seiner Militärmacht; sowie, und das wiederum ganz direkt, mit einem Wirtschaftskrieg, der diesen Namen verdient, weil er auf die Zerstörung der kapitalistischen Grundlage der russischen Staatsmacht zielt.
USA und EU sehen sich herausgefordert durch Russlands Politik
zur Rettung seiner Vorherrschaft über eine staatliche
Nachbarschaft, die bis vor 25 Jahren zum Moskauer
Vorgängerstaat gehört hatte. Sie verstehen den russischen
Machtanspruch auf eine kooperative Regierung in der Ukraine,
die Annexion der Krim und die Unterstützung der
Aufständischen im Donbass als Angriff auf ihr Recht und ihre
Machtstellung in der Welt. Die EU sieht – was sie für ihr
Recht hält – die fortschreitende friedliche Eroberung des
Kontinents, d.h.
Mitten in unserem schönen Europa mit seiner wunderbaren Friedensordnung auf einmal wieder Krieg? Wie konnte es bloß dazu kommen? Ja, wie nur? Auf einmal, mitten im schönsten Frieden, ist da jedenfalls nicht ein Krieg ausgebrochen. Er ist auch nicht aus unerfindlichen Gründen von irgendeinem durchgeknallten russischen Autokraten vom Zaun gebrochen worden. Auch in dem Fall gilt: Die Gründe für den Krieg werden im Frieden geschaffen.