Anlässlich der Proteste rund um die Grüne Woche
Landwirtschaft im Kapitalismus
unvernünftig, unverträglich, unverbesserlich
An die Demonstrierenden für mehr Ökologie in der Landwirtschaft und an die protestierenden Bauern gegen mehr Öko-Auflagen für die Landwirtschaft:
Wenn die einen von Euch gegen eine Landwirtschaft protestieren, die mit staatlichen Förderungen und Regelungen Natur und Verbraucher beschädigt; und wenn die anderen von Euch genau dagegen protestieren, dass ihnen ihre bäuerliche Existenz, die durch ruinöse Preisdiktate der großen Abnehmer ohnehin dauernd prekär gemacht wird, demnächst mit noch mehr Öko-Auflagen endgültig verunmöglicht wird – dann entnehmen wir dem, dass Ihr alle zusammen Folgendes mitteilt:
- Erstens die bodenlose Verrücktheit: Das Einkommen der Bauern, der Erhalt ihrer Höfe und das Bearbeiten ihrer Böden sind unverträglich mit dem Schutz der Natur als Produktionsbedingung und guten Lebensmitteln.
- Zweitens das unverträgliche Verhältnis der Produzenten zu ihren Abnehmern: Die aufkaufenden und weiterverarbeitenden Multis spannen das Bauerntum in ihren Markt ein; den beliefern die zu Rohstofflieferanten gemachten Bauern mit all dem, was die Marktmacher nach Qualität, Menge und Preis vorgeben. Der „Nährstand“ nährt nicht „uns Verbraucher“, sondern die Geschäftsrechnungen dieser stinknormal marktwirtschaftlichen Großunternehmen.
- Drittens die eindeutige Rolle der Staates hierfür: Der allein sorgt offenbar dafür, dass alles genau so seinen Gang geht, wie es geht. Der Staat entscheidet mit seinen Subventionen und Reglementierungen genauso über die Schnelligkeit des Höfesterbens mit wie über den Fortschritt der Ruinierung von Lebensmitteln und Natur – und zwar nach seinen Gesichtspunkten. Und die sind – dauernden Reformbedarf hin oder her – mit all dem, was Ihr skandalös findet und „satt habt“, offensichtlich gut verträglich.
Falls Ihr bei alledem doch meint, das müsste alles so nicht sein, Landwirtschaft mitten im globalisierten Kapitalismus ginge eigentlich ganz anders und viel besser, wenn nur alle Beteiligten, also Bauern, die Handelsketten, der Staat und nicht zu vergessen der sagenhafte „Verbraucher“, der „wir alle“ sind, es nur wirklich wollten – dann müssen wir Euch enttäuschen: Nein, Landwirtschaft im Kapitalismus ist unvernünftig, unverträglich, unverbesserlich.