Chronik eines angekündigten Friedens
Trumps 12-Tage-Krieg in Nahost
Im Juni 2025 ist es so weit – die Welt darf Zeuge einer doppelten Premiere werden: Zum ersten Mal überhaupt wird das seit langer Zeit vom Westen und seinem nahöstlichen Vorposten bekämpfte iranische Atomprogramm zum Objekt eines offenen Luftkriegs seitens der israelischen Luftwaffe; und zum ersten Mal befiehlt Trump den für den Fall, dass die von ihm eröffnete Atomdiplomatie mit der Teheraner Führung scheitern würde, lange angedrohten Einsatz der amerikanischen Luftwaffe unmittelbar gegen die Islamische Republik.
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Systematischer Katalog
Gliederung
- 1. Eine traditionell herzliche Feindschaft: Die USA, die Islamische Republik Iran und ihr Atomprogramm
- 2. Die inzwischen auch schon traditionelle Kritik Trumps an seinen Vorgängern: falsche Zwecke schwächlich verfolgt
- 3. Die andere Hälfte einer feindseligen Dreierbeziehung: Israels Feindschaft zu Iran und seine (anti)nukleare Allianz mit den USA
- 4. Ein schönes Stück Diplomatie: Bilaterale Verhandlungen über beidseitig Unverhandelbares
- 5. Trump lässt Ernst machen: Israels „Rising Lion“ und Amerikas Stellung und Beitrag dazu
- 6. Trump macht selbst Ernst – und Schluss: Amerikas „Midnight Hammer“ geht auf Irans Atom- und Israels antiiranischen Zerstörungsambitionen nieder
- 7. Trumps Frieden macht aus dem Israel-Iran-Krieg Amerikas 12-Tage-Krieg: „CONGRATULATIONS TO EVERYONE!“
Chronik eines angekündigten Friedens
Trumps 12-Tage-Krieg in Nahost
Im Juni 2025 ist es so weit – die Welt darf Zeuge einer doppelten Premiere werden: Zum ersten Mal überhaupt wird das seit langer Zeit vom Westen und seinem nahöstlichen Vorposten bekämpfte iranische Atomprogramm zum Objekt eines offenen Luftkriegs seitens der israelischen Luftwaffe; und zum ersten Mal befiehlt Trump den für den Fall, dass die von ihm eröffnete Atomdiplomatie mit der Teheraner Führung scheitern würde, lange angedrohten Einsatz der amerikanischen Luftwaffe unmittelbar gegen die Islamische Republik.
Von „Endlich!“ bis „Oh Gott, oh Gott!“ werden von den üblichen Seiten die üblichen Kommentare abgeliefert, und die üblichen Experten dürfen sich nach vollbrachter Tat unbedingt zufrieden zur militärisch-handwerklichen Qualität äußern sowie ein paar problematische Aspekte der völkerrechtlichen Dimension abwägen. Trump feiert sein Militär, also sich, wie man es von ihm kennt, für seinen großartigen Sieg, was ihm mit Abstrichen auch diejenigen nicht gänzlich absprechen mögen, die ihm den eigentlich nicht gönnen und darum wieder einmal so manches Haar in der an sich leckeren Suppe suchen und finden.
Ein bisschen unterbelichtet bleiben dabei der wirkliche Fortschritt in Bezug auf die von Trump programmatisch betriebene Neuausrichtung der amerikanischen Weltpolitik, also der Welt an Amerikas neu definierten Interessen und Imperativen – und die damit zugleich ergehende Lektion über die schöne Sache namens Frieden in Amerikas Welt.
1. Eine traditionell herzliche Feindschaft: Die USA, die Islamische Republik Iran und ihr Atomprogramm
Was Trump mit seinem Amtsantritt Anfang 2025 nun schon zum zweiten Mal geerbt hat, das ist der Störfall, den Iran für Amerika und seine Weltordnung darstellt.
Seit der Beseitigung des eng mit den USA verbündeten Schah, der zu einem wichtigen Partner in Amerikas globaler antikommunistischer Front aufgerüstet worden war, regieren in Teheran programmatisch antiamerikanisch aufgestellte Theokraten: Die beanspruchen für ihre großartige Nation und ihr frommes Volk etwas viel Besseres und entschieden anderes denn ein Dasein als politischer Vasallenstaat des westlichen Imperialismus, der sich in der totalen ökonomischen Abhängigkeit von seiner Rolle als Lieferant für den amerikanischen Weltölmarkt einrichtet, eine kleine Herrscherclique obszön reich und das ganze große Volk Irans obszön arm macht und bleiben lässt. Darum ist ihr zentraler und entschlossen vorangetriebener Programmpunkt ein wirklich autonomer Iran, der seine Souveränität nicht von den USA konzediert bekommt, sondern sie sich gegen deren Anspruch erobert und bewahrt, im Mittleren Osten so wie im Rest der Welt allen Staaten ihre Rollen im System amerikanischer Weltbenutzung und -beherrschung zuzuweisen. Konsequenterweise sucht sich die Teheraner Führung für ihren frommen Antiimperialismus Verbündete in der Region, die sich in ihren Ländern teils als Machthaber, teils als Oppositionelle darum bemühen, die ihnen verhasste amerikanische Hegemonie loszuwerden.
So viel feindseliges Autonomiestreben in dieser ‚region of vital interest‘ konnten die USA noch nie einfach hinnehmen, schon gar nicht dessen Erfolg, und wenn der auch nur in der fortschreitenden Dauer bestehen mag, mit der es sich behauptet. Schon gleich nicht können sie sich damit abfinden, dass sich die feindselige Macht autonom ein Mittel verschafft, mit dem sie in Sachen Souveränität einen entscheidenden Fortschritt erzielen will: die Beherrschung moderner nuklearer Technologie. Die ermöglicht einem Staat nämlich nicht nur einen großen Sprung hinsichtlich seiner Freiheit in Bezug auf das zivile strategische Gut schlechthin, von dem jede moderne Nation abhängt: die technisch verfügbare Energie für alle Belange des sachlichen Lebens der Nation. Vielmehr eröffnet sich damit zugleich die Perspektive, diese Technologie auch militärisch zu nutzen. Zusammen mit den geeigneten Trägermitteln verschafft sie je nach Größe, Machart und Anzahl eine militärische Potenz, mit der man jedem Kriegsgegner androhen kann, konventionelle Zerstörungsszenarios auf eine Ebene zu überführen, auf der durch das Ausmaß der ihm nichtkonventionell beigebrachten Schäden auch ein konventioneller Sieg perspektivisch unangemessen teuer bis endgültig sinnlos wird.
Ein solches Abschreckungsmittel können die USA in den Händen dieser gegnerischen Macht nicht dulden. Denn die verletzt damit den Monopolanspruch, den die USA nicht nur in Bezug auf das Führen eines Atomkrieges, sondern schon auf den Besitz dieser Waffe hegen und den sie auch angesichts dessen nicht aufgeben, dass er durch ein halbes Dutzend weiterer Atommächte längst bestritten ist. Denn als ultimatives Zerstörungsmittel, gegen das es keine wirksame Abwehr gibt, ist die Atomwaffe das notwendige und passende Mittel für den politischen Status der USA als Macht über den staatlichen Mächten der Welt, die deren gewaltträchtige und immer wieder gewalttätige Gegensätze als globalen Gewalthaushalt auf sich bezieht und unter den eigenen Vorbehalt in Gestalt einer von den USA ausgeübten Abschreckung stellt, der niemand entkommt. Das ist dem Prinzip nach unverträglich mit der Existenz weiterer Atommächte – ein Ärgernis, mit dem die USA diverse Umgangsweisen gefunden haben und das gegenüber dem Rest der Staaten den amerikanischen Willen schärft, die Entstehung zusätzlicher Atommächte gar nicht erst zuzulassen. Irans Atomprogramm ist daher für diesen globalen amerikanischen Standpunkt und Anspruch ein Störfall, den es einzudämmen und auszuräumen gilt: Die Aussicht darauf, dass Iran in den Besitz einer Atombombe samt Trägermitteln kommt, stellt die unerträgliche Perspektive dar, dass er zumindest über die Bedingung der Möglichkeit verfügt, den USA für das Szenario einer kriegerischen Bekämpfung einen Preis in Aussicht zu stellen, mit dem sie kalkulieren müssen, der also die totale Überlegenheit und damit Freiheit relativiert, auf der die USA auch in Bezug auf diese Region bestehen und deren Sicherung gegen jede Untergrabung sie sich abverlangen.
Entsprechend radikal haben die amerikanischen Administrationen auch stets definiert, welche Teile schon des zivilen iranischen Atomprogramms eine nicht hinnehmbare Gefahr für die USA darstellen, und das hat immer schon geheißen, dass Iran in Sachen Atomtechnologie nichts können und machen darf, was nicht unter Kontrolle Amerikas bzw. der von ihm damit beauftragten internationalen Agenturen steht. Dafür haben die USA unter Obama das JCPOA [1] abgeschlossen: Das Abkommen hat den USA die volle Kontrolle über jeden einzelnen Bestandteil und Teilprozess des iranischen Atomprogramms und so die totale Kalkulierbarkeit in der Frage eines möglichen Übergangs zur militärischen Verwendung verschafft; zwar nur auf Zeit – nämlich die vertraglich vereinbarte Dauer der Geltung des Abkommens –, aber die hat sich nutzen lassen, um dann in aller amerikanischen Überlegenheit die nächsten Schritte einzuleiten; freilich zu dem Preis, dass dem iranischen Staat die Nutzung seiner zivilen Atomtechnologie samt der damit einhergehenden Kooperation insbesondere mit Russland höchstförmlich und international juristisch abgesichert als Recht konzediert worden ist.
Zugleich haben die amerikanischen Administrationen nie einen Zweifel daran gelassen, dass die wirksame Eindämmung der iranischen Atompotenzen bei allen vorübergehenden Konzessionen nur ein Moment des viel größer angelegten Programms ist, diesem Staat seine antiamerikanische Räson und seinen regionalmächtigen Ehrgeiz insgesamt abzuknöpfen. Was durchaus auch eingeschlossen hat, ihm die religiöse Sittlichkeit abzugewöhnen, mit der die Führung in Teheran ihr Volk für ihr Programm herrschaftlich zusammenschließt – sprich: gnadenlos unterdrückt und seiner Menschenrechte beraubt – und mit der sie auch in der staatlichen Umgebung gegen den Segen der Hegemonie westlicher Demokratie agitiert, der doch ein universelles Menschenbedürfnis ist.
2. Die inzwischen auch schon traditionelle Kritik Trumps an seinen Vorgängern: falsche Zwecke schwächlich verfolgt
Dabei haben seine Vorgänger, so zetert und so handelt Trump schon in seiner ersten Amtszeit, komplett versagt. Der hinreichende Beweis liegt für ihn in dem nicht zu leugnenden Umstand vor, dass Iran das Atomprogramm weiter verfolgt. Das liegt nach Trumps dialektischer Analyse daran, dass die US-Macht in der Causa Iran gleichzeitig zu schwach aufgetreten ist und sich zu viel bzw. das Falsche vorgenommen hat.
Der in das multilaterale JCPOA-Abkommen überführte Umgang mit dem iranischen Atomprogramm ist für Trump nämlich einerseits ein unnötiger und schädlicher Kotau vor der zwar frechen und überhaupt nicht impotenten, aber eben doch unendlich viel kleineren Macht; nebenbei hat man sogenannten Partnern damit noch ermöglicht, sich auf Kosten von Amerikas Sicherheit mit ihren Iran-Geschäften an den Dollars zu bereichern, die im Rahmen des Abkommens entweder für Iran freigegeben wurden oder durch Ölexport neu zu verdienen waren, also im Prinzip irgendwie Amerika gehören. Dagegen setzt Trump nach unilateraler Kündigung des JCPOA auf die unwiderstehliche Wirksamkeit der Erpressungsmacht der amerikanischen Ökonomie, ihres Geldes und ihres Kredits, was seinerzeit sogar eher konservativ gestimmten deutschen Journalisten zum Gebrauch der bösen Vokabel „Dollarimperialismus“ Anlass gegeben hat. „Maximum pressure“ per „most crippling sanctions in history“ – total und demonstrativ einseitig, was ihren Urheber angeht, zugleich total und demonstrativ universell in Bezug auf die per Sekundär- und Tertiärsanktionen potenziell Betroffenen: das ist das von Trump bevorzugte Mittel dafür – nicht: einen für Amerika nützlichen und frei handhabbaren Kompromiss herbeizuhebeln, der schon durch sein multilaterales Format den Status einer allgemein anerkannten Rechtslage hat, sondern: –, eine iranische Kapitulation zu erpressen, die Amerika weder gegenüber Iran noch gegenüber irgendwelchen Dritten rechtlich zu irgendetwas verpflichtet und die als einzige Konzession an den Iran Verschonung verspricht.
Andererseits ist Trump gerade darum die von seinen Vorgängern gehegte und praktizierte Ambition fremd, neben bzw. zusätzlich zu der Kapitulation in Sachen Atomprogramm Iran so etwas wie ein Erziehungsprogramm in Sachen proamerikanischer Botmäßigkeit zu verpassen. Selbstverständlich duldet auch Trump keine gewalttätigen antiamerikanischen Umtriebe Irans in der Region – aber was gehen Amerika die Arten und Weisen an, mit denen in Iran Macht ausgeübt, Recht im Namen des Volkes bzw. Gottes gesprochen und exekutiert wird? Und dass eine nationale Führung, die ihr Volk im Griff hat, aus dem und aus sich, also aus der Nation insgesamt etwas anderes machen will, als sie gerade ist, irgendwas mit ‚great‘ wird es ja auf jeden Fall sein – das hält er für die normalste Sache der Welt, quasi die natürliche Aufgabe jeder Führung und das selbstverständliche Recht aller braven Patrioten everywhere. Die jeweiligen Führer müssen nur einsehen, dass sie sich in ihrem nationalen Aufstiegsehrgeiz nicht dazu versteigen dürfen, sich mit Amerika anzulegen, also – womöglich mit Verweis auf völkerrechtlich verbürgte Rechte und all solche Sachen, die Trump nichts angehen – Punkte auf die nationale Agenda zu setzen, die die Weltmacht ihnen verbietet: nicht mit Verweis aufs Völkerrecht, sondern schlicht wegen ihres Interesses und mit Blick auf ihre totale Überlegenheit.
In dieser Hinsicht winkt er für seine Erpressungsdiplomatie – noch bevor die ihre erste Konjunktur Anfang dieses Jahres hat – nicht nur mit den Gewaltpotenzen, über die seine USA im Allgemeinen verfügen und die sie speziell und aktuell in dieser Region längst aufgefahren haben, sondern auch mit denen des befreundeten Israel. Das ist Trumps Art, sich auf einen anderen entscheidenden Teil des regionalen Erbes zu beziehen, das er 2025 zum zweiten Mal antritt.
3. Die andere Hälfte einer feindseligen Dreierbeziehung: Israels Feindschaft zu Iran und seine (anti)nukleare Allianz mit den USA [2]
In der von ihm bekannten direkten und dabei sehr herzlichen Art droht Trump wie schon der Hamas auch den Teheraner Regenten damit, den Israelis grünes Licht dafür zu geben, sich per Luftkrieg über Iran und sein Atomprogramm herzumachen. Dass er mit der von ihm als hinreichend erachteten Glaubwürdigkeit die israelischen Gewaltpotenzen als Drohkulisse in seine Erpressungsdiplomatie einbeziehen kann, liegt an zweierlei:
Erstens pflegt Israel eine genuin eigene Feindschaft gegenüber Iran. Begründet wird die mit periodisch erneuerten Beweisen eines iranischen Holocaust-Vorhabens gegen Israel, über deren Stichhaltigkeit sich im Rest der Welt demokratisch gepflegt unterhalten wird. Ihren Grund hat sie zum einen darin, dass Iran, so wie er seiner israelfeindlichen Räson nach verfasst ist – dass Israel „der kleine Satan“ neben dem großen amerikanischen ist, ist offizielle Teheraner Sprachregelung –, und mit Blick auf die Potenzen, mit denen er diese praktiziert, unverträglich damit ist, was Israel zu sein beansprucht und von der Region verlangt: Seine Sicherheit, seine Existenz definiert Israel als gefährdet, wenn bzw. solange es nicht den Status erobert hat, dass es in der gesamten nah- und mittelöstlichen Region nicht bloß mit überlegener Gewalt zuschlagen kann – das kann es sowieso schon lange –, sondern dass es seine erklärten staatlichen und nichtstaatlichen Feinde vernichtet und alle anderen Staaten mit seiner militärischen Abschreckungsmacht zu „Normalisierungsabkommen“ genötigt hat. Die gibt es schon mit einer Reihe von Staaten, und wie Israel sie versteht, führt es seit jeher vor: Sie verpflichten die Vertragspartner dazu, von jeder eigenen oder durch sie unterstützten Bestreitung der Existenz Israels Abstand zu nehmen, und sie erlauben Israel damit zu definieren, worin diese Existenz überhaupt besteht. Das ist für diesen Staat darum überhaupt keine rhetorische, bloß aus Gründen der Legitimation seiner ausgreifenden Gewaltpraxis ventilierte, sondern wirklich eine eminent wichtige Angelegenheit, weil er sich darin eingerichtet hat und zugleich als politischen Kampfauftrag verfolgt, dass er sowohl in Bezug auf sein Territorium als auch in Bezug auf die dort lebenden – als eigenes Volk bzw. als Fremde definierten – Menschen noch lange nicht bei einer irgendwie endgültigen Definition bezüglich seiner Staatsexistenz angelangt ist. Das mag ein Widerspruch dazu sein, dass Israel als Staat einer kapitalistisch erschlossenen Nation mit allem zugehörigen Inventar längst perfekt funktioniert – aber dieser Widerspruch ist längst übersetzt in die israelische Variante von vorwärtsweisendem imperialistischem Ehrgeiz: Die territorialen und volksmäßigen ‚Fragen‘, die Israel wälzt – und über die es sich so manchen inneren Zwist leistet –, beinhalten allemal den Anspruch auf die ungestörte Freiheit, eigenmächtig die ‚Antwort‘ zu definieren; und die will es, wie gesagt, nur dann gewährleistet sehen, wenn es als regionale Supermacht jede andere Macht in seiner Umgebung durch seine autonom betätigte Kriegsgewalt in die Kapitulation hineingebombt oder dahin gebracht hat, einem ähnlichen Schicksal durch vorauseilendes Wohlverhalten zuvorzukommen. Das ist die Existenzfrage Israels.
Dem steht und stellt sich die Macht Iran entgegen, die darin eine – wenn es nach Israels Führung geht: unbedingt zu erledigende letzte – Bedrohung für Israels Existenz darstellt. Dieser Staat hat das Programm und er hat die Potenzen, diesen Anspruch Israels herauszufordern, indem er ihn wirkungsvoll beschränkt – bzw. umgekehrt: Mit der Eroberung der Macht durch die schiitisch-islamische Revolution vor 45 Jahren wird die Bekämpfung Irans und seine Beseitigung als Hindernis für den unteilbaren Status Israels als regionale Supermacht zum Dreh- und Angelpunkt, im Prinzip: zum eigentlichen Gehalt des Regionalimperialismus Israels. Der Bekämpfung der iranischen Verbündeten in der Region und der Herrichtung aller anderen zu Bestandteilen einer antiiranischen Regionalfront gilt der Ehrgeiz dieser Nation, mit dem sie sich auch allen anderen Staaten widmet, denen sie die Unhaltbarkeit einer regionalen Lage beibringen will, in der die Islamische Republik noch eine autonom definierte Rolle spielt. Darum kulminiert auch Israels Iran-Feindschaft in der Frage des iranischen Atomprogramms: Schon die Aussicht auf eine effektive Relativierung der atomaren Abschreckungsfähigkeit Israels, die als permanente Grundlage jedes israelischen Drauf- und Um-sich-Schlagens fungiert, widerspricht seiner selbstverordneten existenziellen Notwendigkeit totaler Kriegs- und Eskalationsfreiheit.
Den Angriff der mit Iran eng verbündeten Hamas nimmt Israel zum Anlass, nicht nur diesen Gegner zu vernichten, sondern dessen Vernichtung zum Auftakt für die gleichzeitig beherzt angegangene Beseitigung auch aller anderen zu nehmen, die zur von Iran angeführten Anti-Israel-Koalition in der Region zählen. Also macht Israel Ernst mit der von Netanjahu schon seit Jahren vertretenen Parole, dass Iran hinter 95 % aller Bedrohungen steckt: Die räumt es jetzt an x Fronten nach- und nebeneinander ab, was, ebendieser imperialistischen Vernunft folgend, den großen bösen Hintermann als zu bekämpfende Hauptgefahr selber endgültig abschussreif macht; unter der Parole der „grundlegenden Neugestaltung der Region“ definiert Netanjahu die Vernichtungskriege gegen die Hamas, die Hisbollah etc. zu Nebenfronten der Hauptfront Iran, an der jetzt endlich der entscheidende Sieg in Reichweite, also anzupacken ist.
Schon von alldem her kann Trump also zu Recht auf die autochthone israelische Iran-Feindschaft rechnen.
Zweitens ist er sich sicher, dass Israels Militanz verlässlich als sein Mittel funktioniert, weil eben die Potenz Irans als zivile und militärische Macht, die für Israel unbedingt zu beseitigen ist, es für Israel zugleich unmöglich macht, deren militärische Beseitigung ohne amerikanische Hilfe anzugehen. Eine gemeinsame militärische Koordination und Planung gibt es seit jeher auf der Ebene der Kriegshandwerker, die periodisch an neue Lagen ebenso angepasst wird wie an neue Kriegsmittel. Die stellt von Anfang an die Basis dafür dar, dass beide Mächte darum ringen, wie die Gefahr, die von Iran ausgeht, zu definieren, einzudämmen und zu beseitigen sei.
Die Neuerung, die Trump in dieses schöne Freundschaftsverhältnis einführt, ist die Absage an jeden Hauch einer Verpflichtung Amerikas auf die Erfüllung israelischer Rechtsansprüche in Sachen antiiranischer Existenzsicherung. Er beendet alles, was ihm vorkommt wie eine Ausrichtung des Verhältnisses der USA zu Iran an der Allianz mit Israel, und setzt dagegen den umgekehrten Imperativ, dass sich die Allianz der USA mit Israel gegen Iran ausschließlich daran auszurichten hat, wie die USA ihre Feindschaft gegen Iran definieren. Den israelischen Fanatismus, neben einer Macht Iran keinesfalls existieren zu können, verurteilt er nicht, sondern subsumiert ihn seinem Fanatismus, dass wegen der eindeutigen Abhängigkeitsverhältnisse auch innerhalb dieser Allianz seine großartige Nation ein Recht auf volle Kooperation ohne Rücksicht auf die Forderungen ihres Partners hat, ein Recht, das sie auch einlösen kann, sobald sie sich das nur ernsthaft vornimmt.
Auf dieser Basis beginnt Trump ziemlich bald nach seinem offiziellen Amtsantritt seine Atomdiplomatie mit Iran.
4. Ein schönes Stück Diplomatie: Bilaterale Verhandlungen über beidseitig Unverhandelbares
Denn die iranische Führung zeigt sich beeindruckt: zum einen von den Erfolgen Israels bei der Vernichtung ihrer regionalen Partner, angefangen von der Hamas über die Hisbollah bis zum nach Russland geflohenen Assad, an dessen Entmachtung Israel auf unterschiedliche Weise tatkräftig mitgewirkt hat; zum andern von der offen erpresserischen Haltung Trumps, der mit einer qualitativen Verschärfung der Sanktionen und mit Krieg droht. Und zugleich von der unter anderem am großen Russland wie auch am kleinen Syrien von Trump unter Beweis gestellten Freiheit gegenüber allen überkommenen Feindschaften: Die unterzieht er nämlich alle weltöffentlich einer vom MAGA-dogmatischen Standpunkt ausgehenden Revision. Auf die Leitfrage, ob diese Feindschaften sich für Amerika wirklich lohnen, folgt in etlichen Fällen die negative Antwort: Da hat sich Trumps geliebtes Land von den ehemals in Washington amtierenden ‚Establishments‘ mit ihrer antiamerikanischen Weltordnungs- und Menschenrechts-Politik auf eine Ideologie – „Marxists!“ – oder – noch schlimmer! – auf die Rechtsansprüche anderer Nationen, Gegner wie Partner bzw. „Partner“, verpflichten lassen, statt ihnen mit der Unterordnung unter die amerikanische Macht die elementare Bedingung ihrer eigenen nationalen Bemühungen vorzugeben. Auch gegenüber Iran verkündet Trump das Angebot, dass dessen bedingungslose Kapitulation gegenüber Amerika nicht das Ende aller nationalen Aspirationen Irans als aufstrebende Macht sein muss, sondern bloß die unbedingt zu erfüllende Prämisse für deren viel bessere und erstmals überhaupt realistische Umsetzung sein kann. Also lässt sich Irans Führung auf die in Oman geführten Verhandlungen und damit auf eine Diplomatie ein, die an Widersprüchlichkeit schwer zu überbieten ist.
Denn beide Seiten gehen jeweils mit einem Standpunkt als Minimalforderung in die Gespräche, der nicht verhandelbar ist, was in der objektiven Beschaffenheit von deren Gegenstand liegt, die im beiderseitigen ‚Mangel an Flexibilität‘ ihren angemessenen diplomatischen Ausdruck findet. Schließlich geht es um nicht weniger und um nichts anderes als das von beiden Seiten als entscheidend definierte Mittel der Souveränität Irans – also um diese selbst. Trump verlangt von den iranischen Führern das Eingeständnis, dass sie an ihrem Atomprogramm nur um den Preis totaler Beschädigung, also mit dem absehbaren Ergebnis festhalten können, es doch aufgeben zu müssen. Er verlangt eben die Kapitulation, also nicht weniger als die Anerkennung der eigenen Machtlosigkeit gegenüber der Übermacht Amerikas, als Voraussetzung und damit Ergebnis aller Verhandlungen und Abmachungen, auf die sich allenfalls zu einigen wäre. Irans Regierung verlangt umgekehrt, dass Amerika anzuerkennen hat, dass sie so souverän ist, ihr Atomprogramm – gerade wegen seines fortgeschrittenen Stadiums an der Grenze zum Atomwaffenprogramm – und die mit ihm verbundene Drohung als absoluten strategischen Besitzstand behaupten und damit ihren Bestand als regional bedeutsame Macht gegen jeden Angriff schützen zu können. Diese Anerkennung stellt für sie die nicht zu unterschreitende Untergrenze dafür dar, dass sie sich auf Verhandlungen und Einigungen über alles Mögliche einlässt, worüber allenfalls zu verhandeln, worauf sich allenfalls zu einigen wäre.
Freilich macht sich dieser Widerspruch für beide Seiten so asymmetrisch geltend, wie ihre Feindschaft im Allgemeinen ist.
Die iranische Seite hat sich durch knapp anderthalb Jahre israelischen, von den USA unterstützten Vernichtungskriegs gegen ihre Verbündeten, kombiniert mit den verschärften Sanktionen der USA samt den vagen Aussichten auf einen Deal, in ein Dilemma eigener Art hineinbewegen lassen. Das Atomprogramm ist nun im doppelten Sinne das letzte Mittel ihrer Souveränität: Den asymmetrischen Regionalkrieg in erster Linie gegen Israel, in zweiter Linie gegen die amerikanische Präsenz vor Ort, den er überhaupt nur mit seinen Verbündeten führen konnte, hat Iran – Durchhalteparolen hin, Racheschwüre her – an entscheidenden Fronten verloren; insbesondere der Libanon und Syrien sind ihm abhandengekommen. Iran ist nun in großem Maße auf seine eigenen militärischen Mittel zurückgestutzt – und damit auf die Potenz, den Übergang zu einer militärischen Ausweitung seines Atomprogramms zu machen, mit dem die iranische Führung sich eine Abschreckungswaffe neuer Wucht verschafft. Zum anderen will sie gerade aus der glaubwürdigen Androhung der Perspektive, sich diese nukleare Letztversicherung für die eigene souveräne Existenz zu verschaffen, den entscheidenden Hebel für ihre Diplomatie machen. Das bedeutet nichts anderes, als die Perspektive ins Auge zu fassen, sich dieses Souveränitätsmittel zum Preis glaubwürdiger Alternativen für die Existenzgarantie von Iran als Macht dann doch aus der Hand nehmen zu lassen. Beides gehört für diese Politik untrennbar zusammen: Die Möglichkeit, den derzeitigen und den perspektivischen Stand eigener Nuklearpotenzen als Verhandlungsmasse einzusetzen, beruht auf der glaubwürdigen Fähigkeit, gegen den Willen der USA an dem Programm festzuhalten und es nur nach eigenem Gutdünken auch auszubauen. Und umgekehrt sind alle praktischen Maßnahmen in dieser Hinsicht auf die Diplomatie des Tauschs berechnet, der dem Land die immer größeren und immer schwerer auszuhaltenden Kosten des Atomprogramms und der damit einhergehenden Feindschaft Amerikas ersparen und die autonome Garantie der eigenen Souveränität durch verlässliche Garantien – ausgerechnet! – der Gegenseite ersetzen soll.
Kein Wunder, dass in der politischen Klasse Irans ein offenes Räsonieren darüber anhebt, wie man sich am besten auf die Mischung aus immer massiveren Drohungen und vagen Angeboten aus Washington bezieht: Dieses Hin und Her ist einerseits Ausdruck ebendieses objektiven Widerspruchs, und es ist zugleich ein passendes Stück Diplomatie. Denn so wird den Kontrahenten signalisiert, dass Iran nicht aus Mangel an Alternativen in die Verhandlungen geht, sondern gerade auf Basis der Gewissheit, dass es sie gibt und dass er darum auch den geforderten Preis für sein Entgegenkommen verlangen kann. Aber es bleibt dabei, dass alle Alternativen, die Teheran wirklich hat, solche der äußersten Selbstbehauptung angesichts von längst eingetretenen, permanent weiter hergestellten und angedrohten Schädigungen seiner Macht sind, also eine Einigung mit dem übermächtigen Gegner alternativlos ist.
Für Amerika bedeutet die gleiche diplomatische Absurdität zwar auch einen Widerspruch: Die amerikanischen Unterhändler werden damit konfrontiert, dass die Bereitschaft Irans, sich auf Verhandlungen über das Herzstück seines Selbstbehauptungsprogramms einzulassen, nicht identisch damit ist, dass er sich auch auf jede Forderung einlässt, die ihm als Prämisse für einen konstruktiven Fortgang der Gespräche und eine mögliche Übereinkunft präsentiert wird; sie müssen erfahren, dass das Angebot, für dessen Unterbreitung sie von ihrem Chef nach Oman geschickt worden sind, unannehmbar ist, sie verlangen ja die Abstandnahme des Kontrahenten von allem, womit er verhandeln könnte, als Vorbedingung dafür, dass Amerika sich überhaupt darauf einlässt, die Forderungen zu prüfen, die er stellt. Aber die USA und ihre Diplomaten können damit ganz gut leben, denn ihnen stehen ja durchaus Alternativen zu Gebote, die ganz anderer Art sind als die Dilemmata des Iran: Ihr israelischer Verbündeter steht stärker als je zuvor gegenüber seinen Gegnern da; er drängt mehr denn je auf die Beseitigung seines letzten großen und eigentlichen Gegners; und die USA selbst sind mit massiven Truppen vor Ort, die für alles zur Verfügung stehen und zugleich gegenüber Iran für sakrosankt erklärt worden sind. Die Entfaltung der amerikanischen Überlegenheit, mit der sich Iran als seiner existenziellen Bedrohung längst herumschlägt – das ist ihre Alternative, und ebendie stellen sie in aller Gelassenheit auch Iran als die seine vor Augen, für den Fall, dass...
5. Trump lässt Ernst machen: Israels „Rising Lion“ und Amerikas Stellung und Beitrag dazu
Exakt dieser Fall tritt dann auch ein, oder genauer: wird von Trump ausgerufen. Nach einigen Ultimaten und dem Ablauf einer offiziell verkündeten 60-tägigen Frist ist der Punkt erreicht, an dem er „Israel nicht mehr zurückhalten kann“. Also schlägt Israel zu. Dafür hat es gleich zwei triftige Gründe:
Der eine ist Iran selbst, also Israels Feindschaft zu ihm, seine Definition von Existenzsicherheit, die von Iran so unerträglich bedroht wird, sowie die Fortschritte, die es an allen Nebenfronten dieser Hauptfront in den letzten Monaten in so beeindruckender Weise erzielt hat, dass sein Führer permanent begeistert von dem „new Middle East“ redet, den er seine Armee gerade schaffen lässt.
Der andere ist der große Alliierte, genauer gesagt die neue Linie, die der unter dem wiedergewählten Trump auch in Bezug auf den Vorderen Orient, die dort ansässigen Gegner und die dort ansässigen Verbündeten Amerikas verfolgt. Mit großem Verdruss nämlich musste Israel zur Kenntnis nehmen, dass Trump und seine Mannschaft sich nicht nur so manche diplomatische Spitze gegen die israelische Regierung schuldig waren – einschließlich gewisser Mäkeleien an den Zuständen im Schlachthaus Gaza –, sondern dass von Trumps bilateraler Erpressungsdiplomatie mit Iran eben auch und ausdrücklich Israel ausgeschlossen ist und sein soll. Und dass diese Diplomatie nicht auf das Resultat zielt, den Iran als nach innen funktionierenden Staat zu erledigen, sondern dass der im Gegenteil sogar nach außen womöglich so machtvoll auftreten darf, wie es die aus seiner Gesellschaft herausgewirtschafteten Mittel erlauben – solange er dabei die unbedingte Überlegenheit Amerikas und dessen unverletzliche Interessen anerkennt und sich daran ausrichtet. Israel muss registrieren, dass Trump nicht nur mit dem Abräumen des iranischen Atomprogramms Ernst macht, sondern auch mit dem kategorialen Unterschied zwischen diesem amerikanischen Anliegen und der Entmachtungsambition, die Israel in Verfolgung seiner Regionalmachtsräson gegen Iran praktiziert.
Die Unzufriedenheit Trumps mit dem Stand und Gang der diplomatischen Dinge ist für Israel daher die große, unbedingt zu ergreifende Gelegenheit, im Sinne seines antiiranischen Kampfprogramms tätig zu werden. Es mobilisiert seine gewaltigen Luftkriegspotenzen und verlangt sich selbst die Abarbeitung eines Kriegsszenarios ab, das sich auf die Vernichtung des Atomprogramms Irans keinesfalls beschränken soll. Die Zerstörung der nach den Angriffen vom letzten Jahr verbliebenen Komponenten der iranischen Luftabwehr, Angriffe auf die Raketenabschusseinrichtungen, soweit sie ausspioniert worden sind, Angriffe auf ökonomisch bedeutsame Anlagen, schließlich Angriffe auf zentrale Einrichtungen der iranischen Staatsmacht: das alles geht zum Teil Angriffen auf Atomanlagen voraus, zum Teil begleitet es diese oder folgt ihnen nach – die sind für Israel eben nur ein Teil des abzuarbeitenden umfassenden Zerstörungsprogramms. Worin das besteht, macht der Name der Aktion – „Rising Lion“ – genauso klar wie die begleitende Kriegspropaganda: Mit der Mischung aus den von Gaza hinlänglich bekannten Evakuierungsaufrufen an die Bevölkerung insbesondere von Teheran – „Teheran will burn!“ – und Ermunterungen, das Regime in Teheran endlich zu stürzen, verdeutlicht Israels Führung, dass es ihr darum geht, den gegen Israel gerichteten Regionalmachtwillen Irans zu brechen, nicht zuletzt und womöglich am nachhaltigsten durch einen per Zerstörung und Kriegsnot provozierten Volksaufstand, der Irans Souveränität von innen beseitigt.
Dafür strapaziert Israels Führung nicht nur ihr offensives militärisches Potenzial in einem solchen Maße, dass die Militärführung zwischendurch sogar den ebenfalls zum Feld des Endkampfes um Existenz und Nichtexistenz des Judenstaats erklärten Gaza-Krieg deeskaliert und den ohnehin schon komplett zerstörten Landstreifen zu einer Front minderer Wichtigkeit erklärt. Die tapferen in Netanjahus Kriegskabinett versammelten Führer muten ihrer Nation auch Gegenangriffe Irans zu, die auf israelischem Boden erstmals Zerstörungen anrichten, die Israels Kriegsdoktrinen eigentlich nur für seine Gegner vorsehen. Aber was sein muss, muss eben sein: eine Zerstörungsorgie, die Iran so umfassend beschädigt, dass der jeder möglichen Ausweitung in Israels Sinne wehrlos gegenübersteht. Und die zugleich so schnell und effizient vonstattengeht, dass sie Trump damit als Alternative zu der von ihm vorher favorisierten Diplomatie beeindruckt und nicht etwa als misslungener Einstieg in den nächsten unbestellten „dumb war“ enttäuscht. Und tatsächlich nimmt Trump Israels „Rising Lion“ so, wie die Operation von Israel gewollt wird und wie sie vorher – das wird dann hinterher öffentlich – gemeinsam geplant war. Denn auch für die USA läuft die Sache nach Plan und zur Zufriedenheit ihres Präsidenten:
Zwar sind Amerikaner keine Minute lang unbeteiligt: Von der gemeinsamen Kriegsplanung, der Ausstattung Israels mit den Ergebnissen der amerikanischen Satellitenspionage und Luftaufklärung über die intensive Hilfe beim Abfangen iranischer Raketen, Marschflugkörper und Drohnen bis hin zur Luftbetankung israelischer Kampfjets durch Tankflugzeuge der amerikanischen Air Force [3] ist Israels Luftkrieg von Beginn an ein Gemeinschaftswerk. Insofern sind die sowohl von der israelischen als auch von der amerikanischen Regierung ausgereichten Behauptungen, hier hätte der tüchtige Judenstaat mal wieder gezeigt, was er ganz alleine vermag, zu einem Gutteil Propaganda.
Aber eben nicht nur: Denn erstens sind es nun einmal ausschließlich Israels Kampfflugzeuge, die das Zerstörungswerk der ersten zehn Tage anrichten; insofern ist dieses eben doch Ausweis der enormen autonomen Luftkriegsfähigkeiten Israels. Mit denen erledigt es für Trumps Amerika einen guten Teil der „Drecksarbeit“, was die erste Kriegsphase für Amerika zwar nicht kostenlos, aber lohnend macht: Insbesondere zerstört Israels Luftwaffe die iranische Luftabwehr so umfassend, dass nach wenigen Tagen der israelische Verteidigungsminister stolz verkünden kann, Israel habe die volle Lufthoheit über dem westlichen Teil des Territoriums Irans bis nach Teheran errungen – und das stellt ja auch für die US Air Force die höchst praktische Vorarbeit dafür dar, die israelisch eroberte Lufthoheit als die eigene zu benutzen. Und zweitens – und vor allem – ist die Inszenierung eines völlig autonomen israelischen Zuschlagens auch politisch mehr als eine bloße Propagandalüge, nämlich amerikanische Praxis. Trump lässt während der fortgesetzten Angriffe Israels mehrfach verlauten, Iran könne jederzeit an den Verhandlungstisch zurückkehren, und sein Außenminister betont parallel dazu, dass Amerika nur dann, aber dann auf jeden Fall in aller Unbarmherzigkeit in den Krieg gegen Iran einsteigen werde, wenn sich der an den amerikanischen Truppen in der Region vergreift. Auf diese komplementäre Weise geben sie Iran zu verstehen, dass er Israels Krieg nicht als Abrücken Amerikas von seiner neuen strategischen Leitlinie nehmen soll, die ‚lediglich‘ in der Beseitigung einer autonomen Atommacht Iran besteht. Darauf steigt Irans Führung tatsächlich ein: Sie unterlässt es, Angriffe auf US-Einrichtungen zu befehlen, weil sie sich die Kosten einer direkten Konfrontation mit den USA ersparen will. Auf diese Weise fügt sie sich praktisch der US-amerikanischen Definition, dass es sich bei dem Luftkrieg doch bloß um eine israelisch-iranische Angelegenheit handelt, auch wenn sie das mit der Forderung verknüpft, dass Amerika seinen kleinen Alliierten zur Räson bringen soll, bevor sie wieder darüber nachdenkt, die Atomgespräche erneut aufzunehmen.
Dafür ist Trump sogar zu haben. Allerdings erst nach der Vollendung des Krieges, so wie er ihn definiert und von Israel unter amerikanischer Anleitung und Hilfe führen lässt.
6. Trump macht selbst Ernst – und Schluss: Amerikas „Midnight Hammer“ geht auf Irans Atom- und Israels antiiranischen Zerstörungsambitionen nieder
Am 22. Juni greift dann die amerikanische Luftwaffe doch selber ein und zerstört bzw. beschädigt mit den bunkerbrechenden Bomben, über die sie monopolistisch verfügt, die Teile des iranischen Atomprogramms, die ihrer technischen Beschaffenheit wegen besonders wichtig sind – es geht v.a. um die Anlagen, mit denen das radioaktive Material auf einen militärisch nutzbaren Reinheitsgrad angereichert wird und die zugleich wegen ihrer Lage tief unter der Erde für die konventionellen israelischen Zerstörungspotenzen unerreichbare Ziele darstellen. Die unmittelbare praktische Leistung besteht in der entscheidenden Dezimierung der iranischen Nuklearpotenzen, wobei es getrost den Diskussionen der Trump-Mitmacher und -Anhänger einerseits, der neidischen Trump-Gegner in den USA andererseits zu überlassen ist, darüber zu rechten, um wie viele Monate oder Jahre das iranische Atomprogramm damit tatsächlich zurückgeworfen wurde. Die übers unmittelbar Praktische hinausgehende Leistung von „Midnight Hammer“ besteht darin, was die USA auf diese Weise nach allen Seiten hin überdeutlich klarstellen:
Iran hat praktisch nicht nur einen Gutteil seiner mit viel Aufwand erworbenen nuklearen Potenzen verloren, was ihn ökonomisch beschädigt und mit Blick auf deren militärische Anwendung schwächt, sondern er hat erfahren müssen, dass er nicht in der Lage ist, diese Potenzen wirksam zu schützen, wenn Amerika beschließt, dass es mit ihnen nicht leben will. Das ist insofern von weitergehender politischer Bedeutung, als ihm damit selbst bei der Perspektive eines Wiederaufbaus seiner Atomanlagen die glaubwürdige Drohung mit einem von außen nicht angreifbaren, insofern erst wirklich autonomen Atomprogramm genommen ist – und genau das ist das entscheidende, wenn nicht gar einzig wirkliche Stück Verhandlungsmasse gewesen, mittels dessen Teheran aus den Atomgesprächen mit den USA etwas anderes hat machen wollen als eine diplomatische Inszenierung seiner Kapitulation. Umgekehrt hat Trump – nicht nur der iranischen Führung – bewiesen, dass er – nicht nur – in diesem Fall Diplomatie nur darum betreibt und sogar bevorzugt, weil er seiner überlegenen Nation die Kosten einer kriegerischen Alternative ersparen will, die er aber, ohne zu zögern, einzugehen bereit ist, wenn er sie für nötig und lohnend erachtet. Und dafür, dass Amerika sie definitiv lohnend machen kann, sorgt auch in diesem Fall die Tatsache, dass es auf Basis seiner einzigartigen Gewaltpotenzen Verbündete benutzen kann, ohne auf sie angewiesen zu sein.
Israel bekommt von Trump vorgeführt, wie er den Segen der einzigartigen Allianz definiert: Seine Militärmacht lässt er Israel dabei helfen, sich in einen Krieg mit Iran zu begeben, der es selbst überfordert und in nie gekannter Weise beschädigt, und der nicht zuletzt darum für die USA so schön lohnend ist, weil er die Kostenseite der amerikanischen Bilanz aufs Allererfreulichste drückt. Er führt Israel nicht nur die Grenzen des Schutzschirms vor, den die USA zur Verfügung stellen, sondern auch die Grenzen der israelischen Kriegsfähigkeiten selber, und dies gleich doppelt: Trumps USA lassen die israelische Armee erst bis an den Rand ihrer Fähigkeiten gehen, um dann selber zuzuschlagen, also klarzustellen, worüber Israel nicht, die USA aber sehr wohl verfügen. Gerade das orchestrierte Nacheinander von „Rising Lion“ und „Midnight Hammer“ führt – nicht nur – Israel praktisch vor, bis wohin seine qualitative Überlegenheit gegenüber allen anderen Staaten in der Region reicht, wo sie aufhört – und wo die ganz anders geartete Überlegenheit Amerikas überhaupt erst anfängt. Dem Anspruch auf Autonomie, mit dem Israel traditionell versucht, den großen Verbündeten auf die Hilfe für Israels ausgreifende Gewaltaktionen zu verpflichten, die die benötigen, hat Trump schon vorher ein ums andere Mal eine diplomatische Absage erteilt – die untermauert er nun praktisch dadurch, dass er diese Hilfe nicht etwa verweigert, sondern sie in einer Weise praktiziert, die aus ihr das Gegenteil macht: Amerikas Zuschlagen ist ersichtlich nicht die Assistenz bei einem ansonsten in jeder Hinsicht als israelische Aktion in Gang und in Szene gesetzten Krieg, sondern die Usurpation der Hoheit über das Kriegsgeschehen, die den israelischen Krieg im Nachhinein zu dem macht, was er für Trump die gesamten, für Israel sehr langen und sehr teuren ersten zehn Tage schon war: eine Assistenzarbeit für die Bearbeitung der amerikanischen Causa Iran. Den Versuch Israels, das Resultat der amerikanischen Angriffe als gute Gelegenheit für eine eigenmächtige Verlängerung des Krieges praktisch auszunutzen, lässt Trump auflaufen – und scheut dabei auch nicht vor der Demütigung Netanjahus zurück, seinen Militärs den Abbruch der bereits begonnenen Angriffsflüge zu befehlen.
Iran und Israel werden also praktisch damit konfrontiert, dass die USA den Krieg auf eine Ebene eskalieren, auf der sie beide nichts zu bieten haben. Für Iran ist jede Gegenwehr, für Israel jede offensive Eskalation verunmöglicht. Damit ist der Kriegszweck für Trump erreicht. Also muss der Krieg auch für die beiden anderen beendet sein. Und er ist es.
7. Trumps Frieden macht aus dem Israel-Iran-Krieg Amerikas 12-Tage-Krieg: „CONGRATULATIONS TO EVERYONE!“
„CONGRATULATIONS TO EVERYONE! It has been fully agreed by and between Israel and Iran that there will be a Complete and Total CEASEFIRE (in approximately 6 hours from now, when Israel and Iran have wound down and completed their in progress, final missions!), for 12 hours, at which point the War will be considered, ENDED! Officially, Iran will start the CEASEFIRE and, upon the 12th Hour, Israel will start the CEASEFIRE and, upon the 24th Hour, an Official END to THE 12 DAY WAR will be saluted by the World. During each CEASEFIRE, the other side will remain PEACEFUL and RESPECTFUL. On the assumption that everything works as it should, which it will, I would like to congratulate both Countries, Israel and Iran, on having the Stamina, Courage, and Intelligence to end, what should be called ‚THE 12 DAY WAR.‘ This is a War that could have gone on for years, and destroyed the entire Middle East, but it didn’t, and never will! God bless Israel, God bless Iran, God bless the Middle East, God bless the United States of America, and GOD BLESS THE WORLD!“ (Trump via Social Media, 23.6.25)
Mit seiner Aktion erobert Amerika so vollständig die Hoheit über den Krieg, dass es frei dessen Ende dekretieren kann. Wie frei, das zeigt nicht nur die Lässigkeit, mit der Trump per Social Media die Erlaubnis zu einem planmäßigen Abschluss der von beiden Seiten gegeneinander geführten, schon begonnenen taktischen Operationen erteilt, sondern auch die Großzügigkeit, mit der er der iranischen Führung zugesteht, dass sie den offiziellen Kriegseintritt der USA nicht unbeantwortet lassen kann und die amerikanische Al Udeid Air Base in Katar angreift. Er dankt den Iranern ausdrücklich dafür, dass sie vorher über den Angriff informiert haben, will also kein Foulspiel, sondern den verständlichen Versuch erkennen, das Eingeständnis der Niederlage gesichtswahrend zu inszenieren, und ist nicht weiter böse. Im Gegenteil: Trump gratuliert sich, Iran, Israel und dem Rest der Welt dazu, dass sie die Auseinandersetzung der vorangegangenen knappen zwei Wochen als das nehmen, was sein Militär aus ihnen gemacht hat: den 12-Tage-Krieg.
Der ist ein Generalexempel dafür, wie Trump das Prinzip amerikanischer Weltmacht und damit das Verhältnis von Krieg und Frieden in der Ära MAGA definiert und praktiziert.
Ausdrücklich kommt Amerika unter seiner Führung auf die überhaupt nicht neue bzw. neu herzustellende Grundlage alles amerikanischen Bezugs auf die Staatenwelt und Umgangs mit ihr zurück: auf die erdrückende Überlegenheit der amerikanischen Gewaltmittel gegenüber jedem anderen Staat. Das lässt er seine Air Force demonstrieren, indem sie an einen laufenden Waffengang, der ja seinerseits schon eine ziemlich großkalibrige Anwendung moderner militärischer Zerstörungsmittel ist, anknüpft und von einem Moment zum nächsten das Kriegsgeschehen so eskaliert, dass beide ursprünglichen Kriegsparteien komplett überfordert sind. Das ist der praktische Beweis dafür, dass kein mit Gewalt herbeigeführter ‚Stand der Beziehungen‘ zwischen wem auch immer Bestand hat, wenn Amerika mit ihm nicht leben will, und dass es umgekehrt jeden solchen Stand sanktionieren kann, den sein Präsident für gut und nützlich hält. Anhand der Anerkennung des von der US-Luftwaffe unternommenen ganz einzigartigen Kriegsschlages als Kriegsende und damit der so hergestellten Kriegsergebnisse verlangt Amerika die Unterwerfung der beiden Kriegsgegner unter seine Übermacht. Das bedeutet für die israelische Seite die Nötigung, weitere Angriffshandlungen zu unterlassen, obwohl sie mit ihrem Kriegsprogramm noch lange nicht am Ende ist. Und die Mannschaft in Teheran hat sich mit den hergestellten Schäden insbesondere an ihrem Atomprogramm als neu gültiger, total verschlechterter Grundlage für ihre weiteren Bemühungen abzufinden, mit den USA zu irgendeinem Deal zu kommen, der ihr Überleben sichert.
So: pur mit seinem überlegen errungenen Sieg setzt Trump dem iranischen Atomprogramm und allem Gezerre darum ein Ende und es damit ins Unrecht; und genauso ist es diese machtvolle Aktion, die die Ambitionen Israels zu einem weitergehenden Entmachtungskrieg ins Unrecht setzt – was die andere Seite davon ist, dass es dieselbe Aktion ist, die die israelischen Militärschläge bis dahin praktisch ins Recht setzt. Mit der überlegenen Gewalt des amerikanischen Militärs exekutiert und zelebriert Trump seinen Standpunkt des totalen Ineinsfallens von Macht und Recht: In keiner Hinsicht und in keine Richtung versteht er den amerikanischen Militäreinsatz als Wiederherstellung eines ordentlichen überstaatlichen Rechtszustands zwischen den Staaten, der durch ihre gewaltsame Auseinandersetzung verletzt worden wäre. Amerikas Eingreifen ist nicht die Bestrafung für illegale Übergriffigkeit beider Seiten gegeneinander und damit gegen ein überwölbendes Ordnungsregime mit dem zentralen Paragrafen eines Gewaltverbots, das Amerika als für dessen globale Geltung zuständige Ordnungsmacht im Sinne eines Richters über den ordentlichen, quasi rechtmäßigen Verkehr zwischen den Staaten durchsetzt. Die israelischen Glanzleistungen betrifft das sowieso nicht: die eignet sich Trump ja als schönen Beitrag dafür an, worauf er in Sachen Denuklearisierung Irans besteht. Aber auch die ziemlich wuchtigen iranischen Gegenangriffe, mit denen Israel überzogen worden ist, nimmt er den Teheraner politischen und militärischen Kommandeuren nicht im Nachhinein als verbrecherische Aggression übel, das tut er ja noch nicht einmal in Bezug auf den iranischen Angriff auf den US-Militärstützpunkt in Katar.
Denn dass der Verkehr der Staaten eine permanent gegensätzliche Angelegenheit ist, zu der sich sowieso nur qualifiziert, wer über genügend Gewaltmittel als Drohpotenzial verfügt; dass diese Gegensätze periodisch in die kriegerische Anwendung der Gewaltmittel münden; dass es also im Frieden wie erst recht im Krieg auf Stärke ankommt – davon geht Trump als Natur- und Grundtatsache des Verhältnisses der Staaten und ihrer Völker aus; darüber richtet er nicht, daran findet er nichts zu korrigieren. Er verlangt dabei – strikt derselben Logik folgend –, dass alle in ihren Gegensätzen die totale Überlegenheit Amerikas anzuerkennen, also praktisch in Rechnung zu stellen haben. Was genau das heißt, erfahren sie spätestens dann, wenn der Präsident Amerikas beschließt, dass sie zu weit gegangen sind, sich also verkalkuliert haben, und Amerika praktisch die Unterwerfung erzwingt, die zu verweigern sie sich unvorsichtigerweise getraut haben. Sich selbst und dem Rest der Welt macht Trump das nach freiem Ermessen an schönen Perspektiven klar, die verbaut werden, oder an irgendeinem potenziellen Nutzen, um den Amerika da jeweils gebracht wird, weil sich Mächte vor Ort in ihren wechselseitigen Gegensätzen übernehmen und womöglich dann noch – wenn sie sich für Verbündete Amerikas halten – dessen Hilfe dafür verlangen, die Kriegsziele zu verwirklichen, die außerhalb ihrer eigenen Fähigkeiten liegen.
Aber das sind dann jeweils bloß die Anwendungsfälle, manchmal die Bebilderungen für den viel prinzipielleren Standpunkt Trumps: Unterwerfung unter Amerika ist die einzige, aber unumstößliche ‚Regel‘ des allseitigen und immerwährenden Kampfes der Nationen um Bereicherung an- und um Macht gegeneinander. Das und nur das macht Trump geltend, unter seiner Führung stellt Amerika den minderen Staaten, also allen anderen, den Anspruch auf ein übergeordnetes Rechts- und Normensystem, das ordentlichen Gewaltgebrauch legitimiert und unordentlichen verbietet, weder zur Verfügung noch in den Weg.
Für Trump ist es daher kein Abzug von dem schönen amerikanischen Siegfrieden – was ein Pleonasmus ist –, zu dem er allen gratuliert, dass Israel und Iran ersichtlich nicht davon abrücken, was sie auf dem Programm haben: Der israelische Außenminister kündigt einen „enforcement plan“ an, der darauf hinausläuft, in der einen oder anderen Form die antiiranische Entmachtungsprogrammatik Israels voranzutreiben. Dazu stellt sich Trump wie gehabt: als Drohszenario gegen Iran, mit dem er winkt angesichts dessen, dass Irans Führung ihrerseits das erzwungene Kriegsende als Auftakt dafür nimmt, nicht klein beizugeben. Dass der iranische Außenminister zu den israelischen Drohungen verkündet: „Iran is not Lebanon“, geht Trump nichts bzw. nur so viel an: Ein Motiv dafür, sich dem amerikanischen Verbot eines iranischen Atomprogramms zu widersetzen, sollte das für Iran nicht sein. Sonst lässt er einfach noch einmal – und gleich noch viel heftiger – auf Iran einschlagen.
Dem Ende der gewaltträchtigen Konflikte ist diese „region plagued by conflict“ (Trump) damit also eher nicht näher gekommen, was freilich sowieso niemand der Akteure im Programm hat. Aber Trump vielleicht dem Friedensnobelpreis; jedenfalls wenn es nach Netanjahu geht. Und das ist doch auch schön. Und definitiv sehr gerecht.
[1] Der Joint Comprehensive Plan of Action wurde 2015 zwischen Iran, den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland abgeschlossen. Dazu und vor allem zum Standpunkt und den Konsequenzen seiner Kündigung durch Trump während der ersten Amtszeit siehe den Artikel „Anmerkungen zur Kündigung des Atomabkommens mit Iran durch D. Trump“ in Heft 2-18 dieser Zeitschrift.
[2] Zu Logik und Geschichte der wundervollen amerikanisch-israelischen Staats- und Völkerfreundschaft siehe u.a. den Artikel ‚Eiserne Schwerter‘ und ‚die Gefahr eines regionalen Flächenbrands‘: Ernstfall für die Freundschaft zwischen der regionalen und der globalen Supermacht in Heft 1-24 und das Kapitel III. im Artikel Israel 2019: Imperialistische Musterdemokratie in zionistischer Mission in Heft 4-19 des GegenStandpunkt.
[3] Zwar verfügt Israel über eigene Luftbetankungsflugzeuge, aber die sind von ihrer Qualität und vor allem Anzahl her für die ‚üblichen‘ begrenzten Luftkommandoaktionen geeignet und angeschafft, nicht für eine wochenlange riesige Luftkriegskampagne, für deren Durchführung die USA Dutzende Luftbetankungsflugzeuge in die Region verfrachtet haben. Freilich belegt das wiederum die andere Seite: Es sollten schon die israelischen Flugzeuge sein, die von Israel aus die paar Tausend Kilometer nach Osten fliegen und darum die groß dimensionierten Luftbetankungsmanöver notwendig machen.