3. Der Lohn, die Arbeit, das Proletariat: Sozial verstaatlicht
Die Arbeiterbewegung hat es weit gebracht. Der bürgerliche Staat unterdrückt sie nicht mehr, sondern er betreut seine arbeitende Klasse, überantwortet sie nicht der Willkür der Kapitalisten, sondern reguliert die Bedingungen ihrer Arbeit und ihrer Existenz in der umfassendsten Weise. Klassenkämpfe sind dadurch so gut wie überflüssig geworden: Alle gerechten Ziele, für die Arbeiter je gekämpft haben, hat die Staatsgewalt zu ihrer Sache gemacht, ist selbst zum Agenten aller vernünftigen proletarischen Interessen geworden. Sie garantiert die Herrschaft des Rechts und hat in dem dadurch abgesteckten Rahmen dem sozialen Gedanken die ihm zukommende Geltung verschafft. Sie gewährleistet den sozialen Charakter der Marktwirtschaft und damit den sozialen Frieden zwischen Lohnarbeit und Kapital. Heute sind sich alle politisch Verantwortlichen darin einig, dass ehrliche Lohnarbeit Anerkennung und sozialen Schutz verdient, und quellen geradezu über vor lauter Fürsorglichkeit für die „kleinen Leute“. Die Geschichte der Arbeiterbewegung ist, wie es aussieht, zu einer Erfolgsgeschichte geraten.
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Systematischer Katalog
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Gliederung
- a) Der Sozialstaat reguliert das Vertragsverhältnis zwischen Kapital und Arbeit per Arbeitsmarkt und Tarifautonomie
- (1) Der freie Arbeitsmarkt: Wie und warum der Staat für den Willen zur Arbeit Partei ergreift
- (2) Die Tarifautonomie: Wie der Staat den Lohn reguliert
- b) Der Sozialstaat reglementiert den kapitalistischen Verschleiß der Arbeitskraft
- (1) Die Arbeitszeitordnung: Was von der Lebenszeit bleibt
- (2) Der Arbeitsschutz: Was beim Einbau des subjektiven Faktors in den Produktionsprozess zu beachten ist
- c) Der Sozialstaat verstaatlicht den Lohn und finanziert damit Bedingungen für die Subsistenz und die Reproduktion einer nationalen Arbeiterklasse
- (1) Brutto und Netto: Wie der Staat den nationalen Lohn sozialisiert
- (2) Familie und Bildungswesen: Was der Staat für den Nachwuchs an nationalem Arbeitskräftepotential tut
- (3) Linderung der Wohnungsnot: Was sich der Staat die Koexistenz von proletarischer Armut und Grundeigentum kosten lässt
- (4) Das Gesundheitswesen: Wie der Staat den massenhaften Verschleiß von Arbeitskraft therapiert
- (5) Sozialversicherung gegen Arbeitslosigkeit: Wie der Staat überflüssige Arbeitskraft aufbewahrt
- (6) Die Altersrente: Quittung für ein ausgefülltes Arbeitsleben
- (7) Das Kriterium der „Lohnnebenkosten“ – oder: Warum Sozialkassen grundsätzlich „leer“ sind
- (8) Die Tugend der Solidarität und ihre Grenzen: Wie der Staat seine Arbeiterklasse als Ensemble von Interessensgegensätzen durchkonstruiert
- d) Der Sozialstaat legt seiner Gesellschaft den unausbleiblichen Pauperismus zur Last