Leserbrief
Fragen zu BIP, Wachstum, Arbeitszeit und Produktivität
Gern möchte ich Sie einiges fragen über die Bedeutung von BIP und Wirtschaftswachstum, und ihre Zusammenhänge mit Arbeitszeit und Produktivität.
Es gibt einige gängige Definitionen für ‚BIP‘, die Ihnen bestimmt bekannt sind:
- die Summe der Wertschöpfung aller Sektoren,
- der Gesamtwert aller produzierten Waren und Dienstleistungen oder
- die Summe aller Einkommen.
Bei Marx liest man im Band 1 des ‚Kapital‘ dagegen folgendes über die Bestimmung der Wertgröße einer Ware...
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Korrigendum
In der Druckausgabe, S. 57 steht ein fehlerhafter Satz. Der Satz heißt richtig:
In der ist es so, dass der ökonomische Nutzen, das Eigentum an den zum Verkauf geschaffenen „Gütern und Dienstleistungen“, und der Arbeitsaufwand, der mit den hergestellten Gütern und Diensten das Eigentum daran hervorbringt und ihren Geldwert begründet, sich auf verschiedene ökonomische Figuren verteilen.
Leserbrief
Fragen zu BIP, Wachstum, Arbeitszeit und Produktivität
Gern möchte ich Sie einiges fragen über die Bedeutung von BIP und Wirtschaftswachstum, und ihre Zusammenhänge mit Arbeitszeit und Produktivität. Hierüber zerbreche ich mir nämlich ständig den Kopf.
Nur als Vorbemerkung: ich komme aus Holland, also Entschuldigung im Voraus für Schreibfehler. Ich hoffe es ist alles einigermaßen verständlich.
Erstens, es gibt einige gängige Definitionen für ‚BIP‘, die Ihnen bestimmt bekannt sind:
- die Summe der Wertschöpfung aller Sektoren,
- der Gesamtwert aller produzierten Waren und Dienstleistungen oder
- die Summe aller Einkommen.
Bei Marx liest man im Band 1 des ‚Kapital‘ folgendes über die Bestimmung der Wertgröße einer Ware:
Wenn also mit Bezug auf den Gebrauchswert die in der Ware enthaltene Arbeit nur qualitativ gilt, gilt sie mit Bezug auf die Wertgröße nur quantitativ, nachdem sie bereits auf menschliche Arbeit ohne weitere Qualität reduziert ist. Dort handelt es sich um das Wie und Was der Arbeit, hier um ihr Wieviel, ihre Zeitdauer.
Daraus könnte man schließen, dass genau wie die Wertgröße einer Ware durch die (gesellschaftlich durchschnittlich notwendige) Arbeitszeit bestimmt ist, die Wertgröße der Summe der jährlich produzierten Waren (BIP) grob durch die insgesamt geleistete Arbeitszeit bestimmt ist.
Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass es in den meisten Ländern um das Wachstum dieser Wertsumme (das Wachstum des BIP) geht. Bei Marx liest man weiter in Bezug auf das Wachsen einer Wertgröße:
Bleibt die Produktivkraft, sage aller zur Produktion eines Rocks erheischten nützlichen Arbeiten unverändert, so steigt die Wertgröße der Röcke mit ihrer eignen Quantität. Wenn 1 Rock x, stellen 2 Röcke 2 x Arbeitstage dar usw.
Daraus könnte man schließen, dass diese Wertsumme aller produzierten Waren (BIP) in erster Instanz dadurch wächst, dass die in der Bevölkerung geleistete Arbeitszeit wächst. So heißt es auch in einer Jahrhundert-Übersicht vom niederländischen Zentralbüro für Statistik (CBS):[1]
Das BIP pro Einwohner kann dadurch wachsen, dass mehr Menschen arbeiten, oder dadurch, dass die arbeitenden Menschen mehr Stunden arbeiten.
(frei übersetzt)
Obwohl die Bevölkerungsanzahl in Holland im Laufe der Zeit gestiegen ist (und es also mehr Menschen gibt, die Arbeitszeit leisten können), wirft sich dennoch bei mir die erste Frage auf: Wie kann diese jährlich neu produzierte Wertsumme (BIP) ständig weiter wachsen, da die jährlich zu leistende Arbeitszeit doch begrenzt ist durch die Anzahl und Lebenszeit der Menschen?
Zweitens, die vorher erwähnte Jahrhundert-Übersicht vom niederländischen Zentralbüro für Statistik (CBS) gibt die folgende „Antwort“ auf die von mir gestellte Frage:
Außerdem kann das BIP pro Einwohner wachsen durch eine Steigerung der Arbeitsproduktivität, d.h. wenn pro Arbeitsstunde mehr Wert geschöpft wird [mehr Wertschöpfung stattfindet]. … Es hat sich in den letzten 60 Jahren herausgestellt, dass vor allem die Steigerung der Arbeitsproduktivität zum Wachstum des BIP pro Einwohner geführt hat. [Denn] die Arbeitszeit pro Einwohner hat sich nach dem Krieg fast nicht geändert.
(frei übersetzt)
Das verstehe ich nicht und es scheint auch zu kollidieren mit dem, was Marx im Band 1 des ‚Kapital‘ schreibt:
„Dagegen trifft ein Wechsel der Produktivkraft die im Wert dargestellte Arbeit an und für sich gar nicht. Da die Produktivkraft der konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen Form abstrahiert wird. Dieselbe Arbeit ergibt daher in denselben Zeiträumen stets dieselbe Wertgröße, wie immer die Produktivkraft wechsle.“
Kurzum:
Ich verstehe, dass das einzelne Kapital ständig versucht, sich einen immer größeren Anteil der jährlich produzierten Wertsumme (BIP) anzueignen, und also ständig versucht, seinen Anteil auf Kosten von anderen Kapitalen und auf Kosten von ‚v‘ zum Wachsen zu bringen, um sein Vermögen schneller wachsen zu lassen. Aber ich verstehe nicht, wie diese jährlich produzierte Wertsumme (BIP) selbst über ein gewisses Maximum (das Maximum an Arbeitszeit, die eine Bevölkerung leisten kann) hinauswachsen kann, und außerdem immerzu weiter darüber hinaus wachsen kann.
Und zweitens, wenn dies durch die Steigerung der Produktivität passiert, wie?
Ich hoffe, dass Sie mir bei der Klärung helfen können.
Antwort der Redaktion
Bevor man die Verhältnisse zwischen verschiedenen Sachen bestimmt, muss man sie ordentlich unterscheiden. Das gilt auch in der Frage des – periodisch von Staats wegen ermittelten – BIP und der Erklärung des Werts, die bei Marx zu finden ist.
Das BIP steht für die Wirtschaftsleistung eines Landes oder, wie es höchstoffiziell heißt, für die Wertschöpfung
. Diese wird im Prinzip so ermittelt, dass die Umsatzerlöse, die die am Standort tätigen Unternehmen im Laufe eines Jahres erzielt haben, zusammengerechnet werden; abzüglich der darin enthaltenen Vorleistungen, die andere Unternehmen erbracht und mit denen die ihre Umsätze gemacht haben – damit nichts doppelt gezählt wird. Hinzu kommen Posten wie der Wert von „selbsterstellten Anlagen“ und „Lagerbestandserhöhungen“, berechnet zu Marktpreisen, etc. pp. Die amtliche Statistik addiert so die Umsätze der Agrarbetriebe, der Industrie und des Handels; die wie auch immer errechnete ‚Wertschöpfung‘ des Finanzgewerbes und die der sogenannten ‚Nichtmarktproduzenten‘ aus den Sektoren Staat und private Organisationen ohne Erwerbszweck
(Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.4, 2015). [2]
Von allen technischen Finessen der Berechnung einmal abgesehen heißt das: Das Bruttoinlandsprodukt misst den geldwerten Ertrag des geschäftlichen Treibens am Standort. Das ist die Leistung ‚der Wirtschaft‘, auf die es dem Staat ankommt. Von Interesse ist allem voran das Wieviel, der Umfang, in dem Geld eingenommen worden ist, in welchen Branchen diese Wertschöpfung stattgefunden hat und um wie viel diese Wirtschaftsleistung im Verhältnis zum Vorjahr gewachsen ist. In Bezug auf das Wirtschaftswachstum unterscheidet die Statistik dann noch einmal zwischen einem nominalen und einem realen Wachstum – d.h. sie differenziert danach, ob die erwirtschaftete Geldsumme gewachsen ist, weil tatsächlich mehr produziert worden ist oder nur deswegen, weil die Preise der Güter gestiegen sind.
So genau es die Statistiker dabei mit den Umsatzziffern nehmen, so gleichgültig stellen sie sich gegen alle näheren ökonomischen Bestimmungen der erzielten und von ihnen addierten Umsätze: Dass es sich um die Gelderlöse von lauter Einzelunternehmen handelt, die gar kein Gemeinschaftsprodukt erwirtschaften, sondern ihre Umsätze in Konkurrenz gegeneinander erzielen, ist ohne Belang; es werden die Umsätze von Unternehmen, die Arbeitskräfte Waren zu möglichst geringen Lohnstückkosten herstellen lassen, mit Umsätzen von Unternehmen zusammengezählt, deren eigentümliche Leistung darin besteht, produzierte Waren zu Geld zu machen; addiert wird das Wertprodukt von Finanzunternehmen, die bei aller Welt Schulden machen, um Schulden anderer Firmen zu finanzieren, und die mit Schuldpapieren Handel treiben; usw. Bezogen auf das Problem, das der Leserbriefschreiber hat, heißt das fürs Erste: Vom Wert, der von den Unternehmen ‚geschöpft‘ wird, wollen die Fachleute des BIP wirklich nicht mehr wissen als das abstrakte Wieviel und von seiner Entstehung nichts anderes als das in Umsatzzahlen gefasste Ergebnis. Wie dieses Ergebnis von „der Wirtschaft“ zustande gebracht wird, der sie es als Leistung zuschreiben, welche Rolle der Arbeit dabei zukommt, das geht sie überhaupt nichts an.
Gerade in dieser Gleichgültigkeit gegen die ökonomische Natur des Werts entspricht die amtliche Statistik dem staatlichen Interesse am Reichtum der Nation: Die im Land erwirtschaftete Geldmenge bestimmt Freiheiten und Schranken des Regierens, sie ist die entscheidende Maßzahl für die gesellschaftliche ‚Planung‘ im Kapitalismus, für steuer- und haushaltspolitische Entscheidungen aller Art sowie für den Leistungsvergleich mit anderen Ländern.
Dividiert man das BIP durch die Zahl der Einwohner, erhält man die übliche Maßzahl für den Wohlstand einer Nation. Die im BIP gemessene Wertschöpfung geteilt durch die Zahl der Beschäftigten oder Erwerbspersonen – bzw. durch die Zahl der durch diese geleisteten Arbeitsstunden –, ist das offizielle Maß der Arbeitsproduktivität einer Nation. Diese ‚Produktivität‘ hat überhaupt keinen anderen Inhalt als die Rechenoperation, welche das in Geld bemessene Endergebnis aller Wirtschaftstätigkeit äußerlich auf die Zahl der irgendwie tätig Gewesenen resp. die Stunden ihrer Tätigkeit bezieht. Wie äußerlich und der Sache nach willkürlich die Beziehung ist, die diese Maßzahl zwischen der Wertschöpfung und den daran wie auch immer Beteiligten herstellt, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Statistiker bei nächster Gelegenheit das BIP ins Verhältnis zu den Maschinenstunden oder zur wirtschaftlich genutzten Bodenfläche setzen, um entsprechende ‚Produktivitäts‘zahlen zu erhalten.
„Arbeitsproduktivität“ ist damit überhaupt nicht als eine eigene Größe bestimmt, die als solche am zustande gebrachten Ergebnis irgendetwas erklären könnte, sondern eine aus diesem Ergebnis abgeleitete Größe. Wird sie als Grund, als Quelle des Anstiegs des BIP bei gleichbleibender Anzahl der Berufstätigen oder der geleisteten Arbeitsstunden in Anschlag gebracht, wie in den Analysen, die dem Leserbriefschreiber zu denken geben, so ist das nichts als eine platte Tautologie. Mathematisch ausgedrückt: Der Quotient wird als Multiplikator verbucht. Und das aus einem alles andere als mathematischen Grund: Der Staat will in der Wertschöpfung pro Erwerbsperson eine griffige Maßzahl für die ökonomische Ergiebigkeit und seinen Rückschluss auf die Leistungsfähigkeit seiner Klassengesellschaft haben.
Wenn im Zusammenhang mit dem BIP von Arbeitsproduktivität die Rede ist, ist also weder von der Produktivität der Arbeit noch überhaupt von Arbeit die Rede. Arbeit meint hier ja offenbar alles, womit sich Geld verdienen lässt, Erwerbstätigkeit überhaupt, also die Tätigkeit von Arbeitskräften, die ihre Dienste für den Profit eines Unternehmens abliefern, ebenso wie die Tätigkeit von Managern, die Arbeitsplätze und deren Entlohnung so gestalten, dass das Unternehmen wächst und sie auf ihre Kosten kommen.
Deswegen ist es verfehlt, die beiden Zitate, deren Aussagen der Leserbriefschreiber nicht zusammenbringt – bloß weil in beiden die Wörter ‚Wertschöpfung‘, ‚Arbeit‘ und ‚Produktivität‘ vorkommen –, unmittelbar ins Verhältnis zu setzen und danach zu fragen, wie das eine zum anderen passt.
Marx – da hat der Leserbriefschreiber mit seiner Nachfrage andererseits durchaus recht – behandelt genau die Wirtschaftsweise, deren Ergebnisse die BIP-Statistik nur begriffslos zusammenzählt, ohne sich auch nur einen Moment lang über deren Eigenart zu wundern: eine Wirtschaftsweise, die es tatsächlich fertig bringt, das Produkt der gesellschaftlich verrichteten Arbeit auf eine einzige „Dimension“, ein einziges Maß, nämlich das Geld herunterzubringen. Nur hält er – und da halten wir es mit ihm – die Frage nach der Entstehung dieses Ergebnisses überhaupt nicht damit für erledigt, dass es eben Umsatzziffern sind, die die gesellschaftliche Arbeit resp. ihren Nutzen gültig und verbindlich messen, also ihren ökonomischen Sinn und Zweck angeben. Er will wissen und hat dankenswerterweise erklärt, was der Wert, an dem die BIP-Rechner nichts als die Summe interessiert, seiner ökonomischen Natur nach für ein Ding ist und wie Arbeit und Produktivität ökonomisch bestimmt sind, wenn betriebliche Umsatzziffern ihr eigentliches Produkt sind. Er stellt und beantwortet für volkswirtschaftliche Gesamtrechner wirklich abwegige Fragen wie: Wie, inwiefern, in welcher – ökonomisch ja offenbar allein entscheidenden – Hinsicht „repräsentiert“ das Geld die ganze Vielfalt der Güterwelt vom Nahrungsmittel bis zum technisch perfektionierten Produktionsmittel, den ökonomischen Sinn und Zweck aller irgendwie nützlichen oder als notwendig anerkannten Berufstätigkeiten von der Unternehmensleitung bis zur Kinderbetreuung? Was für einen Zusammenhang stellt es her als abstrakter gemeinsamer Nenner nicht bloß zwischen ganz disparaten Jobs, sondern sogar zwischen Rationalisierungsexperten und wegrationalisierten Angestellten? Was sagt das über den „Reichtum der Nationen“, den ökonomischen Lebensprozess der modernen Gesellschaften, wenn alles, was dafür getan wird, und alles, was dabei herauskommt, im Geld nicht bloß eine eigentümliche universelle Maßeinheit besitzt, sondern seinen wesentlichen Inhalt, seinen wahren „Inbegriff“?
Wir wollen nicht mit einer Kurzfassung der „Kritik der politischen Ökonomie“ von Marx aufwarten. Dienen können wir allenfalls mit ein paar erläuternden Hinweisen zu den Fragen, die in dem Leserbrief aufgeworfen werden bzw. die wir ihm entnehmen; nämlich
- zum realen ökonomischen Zusammenhang im Allgemeinen zwischen Berufstätigkeit und Wertschöpfung, überhaupt zwischen Arbeit und Geld;
- zu den Widersprüchen, die im Kapitalismus mit der Produktivkraft der Arbeit und ihrer Steigerung verbunden sind;
- zum in mehreren Hinsichten widersprüchlichen Verhältnis zwischen dem von Staats wegen gültigen Geld und dem Wert, der darin realisiert ist.
Zu 1.
Der bürgerliche Verstand kennt einen quasi ursächlichen Zusammenhang zwischen Arbeit und Geld: Geld will durch Arbeit verdient sein – überhaupt heißt alles „Arbeit“, womit Geld verdient wird. Über den moralischen Konnex – Gelderwerb ohne verdienstvolle Tätigkeit gehört sich irgendwie nicht – geht die Einsicht allerdings nicht wirklich hinaus. Dabei ist sogar noch darin der fundamentale sachliche Zusammenhang enthalten: Gelderwerb ist Dienst an einem fremden Interesse mit dem einzigen Ziel und dem Ergebnis, im Gegenzug ein Stück Macht über fremde Dienste in die Hand zu bekommen. Erwerbsarbeit stiftet nicht einfach einen gesellschaftlichen Nutzen, sondern etwas Nützliches, was sich im Austausch, im Verkauf, als Mittel zum Erwerb fremder Produkte bewähren muss. Sie schafft nicht einfach einen Gebrauchswert, sondern – das ist das ökonomisch Entscheidende – das Eigentum daran, um durch dessen Veräußerung Zugriff auf Dinge zu bekommen, die im Eigentum anderer sind. Produziert wird insofern, ökonomisch gesehen, nicht ein Gut oder eine Dienstleistung, sondern die im Verkauf realisierte Macht über fremde Dienste. In dieser Macht sind alle bestimmten Inhalte und Merkmale des Produkts, das der ursprüngliche Gegenstand des geschaffenen Eigentums ist, folglich auch der produktiven Tätigkeit, die in die Herstellung dieses Gegenstandes gesteckt worden ist, ausgelöscht. Sie ist rein als Quantum mit der Arbeit gleichgesetzt, die das Eigentum an den Produkten begründet, auf die im Austausch der für fremden Gebrauch hergestellten Güter zugegriffen wird. Dabei ist – ein grundlegendes Paradox dieser Produktionsweise – die Gleichsetzung der verrichteten Arbeiten als pure Quantitäten die neue Qualität, die hier die Arbeitsprodukte und ihre Quelle, die produktive Arbeit, als ihre entscheidende ökonomische Bestimmung bekommen. Die Gleichsetzung bezieht sich auf dasjenige abstrakte „Moment“ am Arbeitsprozess, worin dieser überhaupt quantifizierbar ist, nämlich seine Dauer; dies aber gar nicht so, dass die nötigen Stunden und Minuten für sich ermittelt und dem Tauschhandel zugrunde gelegt würden, sondern genau andersherum so, dass nur das Quantum Arbeitszeit als Quelle der Macht des Eigentums am Produkt zählt, was sich im Warenhandel als Zugriffsmacht auf ein Produkt anderer Eigentümer praktisch bewährt – es handelt sich eben um eine nur in der Praxis vollzogene Gleichsetzung. Schon damit verbietet sich die quantitative Gleichsetzung des Werts mit der Zahl der Arbeitsstunden, die doch seine Quelle sind.
Diese Absurdität, die der Ökonomie des Eigentums eigen ist, realisiert sich im Geld. Denn in dem liegt die private Macht über fremde Dienste als Ding von bestimmter Größe vor. In dieser Gestalt, als Geldquantum, existiert die Macht des Eigentums zugleich getrennt von ihrer Quelle, der Arbeit für ein fremdes Bedürfnis; verselbständigt gegen das wirkliche Produkt, das zwecks Austausch geschaffene nützliche Ding; als ein Stück Eigentum ohne die Sache, die für den Tausch, also als Träger eines Quantums Eigentum: als Wert produziert worden ist. Dem Geld ist nicht mehr anzusehen, dass es nichts weiter als das eigentliche, im Verkauf realisierte, verselbständigte Arbeitsprodukt ist; folglich auch nicht, wie viele Arbeitsstunden – seien es tatsächlich erbrachte, seien es durchschnittlich nötige – in dem Produkt stecken, dessen Wert in der bestimmten Geldsumme realisiert ist. Diese Summe erscheint als getrennt existierende Größe, die zur geleisteten Arbeit bloß im funktionellen Verhältnis der redlichen Vergütung steht. Tatsächlich ist das Geld, um es nochmals zu sagen, das eigentliche Produkt der gesellschaftlich notwendigen Arbeit im Kapitalismus und als solches der Inbegriff einer Produktionsweise, in der es auf den nützlichen Inhalt der Produktion allein als Vehikel für die Schaffung privater Eigentumsmacht, auf die Arbeit allein als Quelle eines Quantums derartiger Macht, also allein als unterschiedslose quantitative Größe ankommt: als Größe, über deren wirklichen Umfang nicht etwa ihr wirkliches Quantum, sondern der Verkauf ihres Produkts entscheidet.
Zu 2.
In dieser Zweckbestimmung und diesem Resultat der Arbeit für Geld ist bereits der Widerspruch zwischen der materiellen Effektivität, der technischen Produktivität der Arbeit und der Menge des damit zu erwerbenden Geldes enthalten. Dass die Arbeit für ein in Geld zu realisierendes Quantum Eigentum produktiver, für den Arbeitenden also, bezogen auf sein Produkt oder seinen besonderen Dienst, leichter und in kürzerer Zeit abzuwickeln ist, bedeutet eben gar nicht, dass der Produzent sich damit mehr Geld, also eine größere Zugriffsmacht auf fremde Arbeitsleistung verschafft. Praktisch sorgt die Konkurrenz derer, die etwas Nützliches zu verkaufen haben, über kurz oder lang dafür, dass produktivere Arbeit das Produkt verbilligt: Die einen gehen mit ihrer Ware, die sie mit geringerem Arbeitsaufwand herstellen, preismäßig in die Offensive, um mit vermehrtem Absatz doch mehr zu verdienen; die anderen scheiden aus dem Wettbewerb aus oder müssen nachziehen und egalisieren am Ende den Vorteil, den die Vorkämpfer des technischen Fortschritts aus ihrem vermehrten Absatz gezogen haben. Was sich auf diese sachzwanghafte Weise durchsetzt, ist eben der prinzipielle Widerspruch zwischen dem wirklichen materiellen Reichtum, den eine Geld produzierende Gesellschaft hervorbringt, und dem Zweck, der Privatmacht des Eigentums, für den er produziert wird, resp. der Form, in der er seiner ökonomischen Natur nach erst real existiert, nämlich als Geld: Als Quelle dieses Reichtums zählt, wie gesagt, allein der Aufwand an Arbeit überhaupt, Arbeitsaufwand im denkbar abstraktesten Sinn, definiert allein durch seine Menge, die aber noch nicht einmal wirklich gemessen durch das dafür allein einschlägige Mengen-Maß, die Zeitdauer, sondern durch den Verkaufserlös.
Dieses negative Verhältnis zwischen Produktivkraft der Arbeit und geschaffenem Wert ist allerdings noch nicht einmal die halbe Wahrheit über die kapitalistische Produktionsweise. In der ist es so, dass der ökonomische Nutzen, das Eigentum an den zum Verkauf geschaffenen „Gütern und Dienstleistungen“, und der Arbeitsaufwand, der mit den hergestellten Gütern und Diensten das Eigentum daran hervorbringt und ihren Geldwert begründet, sich auf verschiedene ökonomische Figuren verteilen. Die Arbeit leisten bezahlte „Arbeitnehmer“; der Eigentumswert, den sie schaffen, gehört dem „Arbeitgeber“, der sie bezahlt und seine eigene Nutzenrechnung aufmacht. Was für ihn zählt, ist nicht der hervorgebrachte Wert als solcher, also der in einen Gelderlös einmündende Arbeitsaufwand, sondern die Differenz zwischen Erlös und Geldaufwand zur Bezahlung des benötigten Arbeitsquantums. Der widersprüchliche Effekt der Produktivkraft der Arbeit und ihrer Steigerung durch technischen Fortschritt stellt sich dementsprechend anders dar: als Mittel der „Arbeitgeber“, den benötigten Arbeitsaufwand und dadurch die Lohnkosten im Verhältnis zum Gelderlös fürs geschaffene Produkt zu drücken. Der Widerspruch, dass das mit geringerem Zeitaufwand hergestellte Gut weniger wert ist, löst sich insoweit in Wohlgefallen auf, wie dem Unternehmen eine umso stärkere Absenkung der Lohnkosten pro Stück gelingt – was tatsächlich nicht bloß Zweck, sondern auch Bedingung jeglichen technischen Fortschritts in der Welt des Kapitals ist. Auf der Grundlage wird die Verbilligung der Produkte bei Steigerung des Gewinnanteils am Verkaufserlös überhaupt erst wirklich zum flächendeckend und permanent zum Einsatz gebrachten Konkurrenzmittel. Und nebenbei, paradox genug, wird auf der Grundlage auch erst die Dauer der Arbeit als Bestimmungsgrund des geschaffenen Werts zum Gegenstand einer praktischen Kalkulation, also planmäßig wahr gemacht: Gerade weil es den „Arbeitgebern“ um ihren Anteil am produzierten Wert geht, können sie von der Arbeit, die sie immer produktiver machen, deren Wertschöpfung also in steigender Proportion ihnen zufällt, gar nicht genug kriegen…[3]
Zu 3.
Der Reichtum, um dessen Mehrung sich im Kapitalismus alles dreht, ist nicht der wirkliche materielle Nutzen, den die Gesellschaft sich verschafft, und schon gar nicht die freie Zeit, die sie durch technischen Fortschritt zwecks Erleichterung der notwendigen Arbeitsmühe gewinnen könnte, sondern der durch Arbeitsaufwand und in Abhängigkeit von dessen Menge geschaffene Wert – und auch nicht das so geschaffene Eigentum selbst, sondern der Anteil daran, der bei den „Arbeit gebenden“ kapitalistischen Unternehmen bleibt; also der zu erlösende Geldüberschuss im Verhältnis zum Kapitalvorschuss. Das hat Folgen für das Geld als das verbindliche Maß des gesellschaftlichen Reichtums – ein dank seiner Irrationalität ungemein präzises, für jede Multiplikation und Bruchrechnung taugliches Maß, weil es sich gegen seinen Entstehungsprozess, die Arbeit, deren eigentliches Produkt es ist, verselbständigt und von der Arbeitsmenge trennt, als deren einziges Maß es gleichwohl fungiert.
- Den Kapitalisten, unter deren Regie und als deren Eigentum der gesellschaftliche Reichtum entsteht, dient das Geld als Vorschuss im Verhältnis zum Überschuss, auf den es ihnen ankommt, also als Realisierung und als Messlatte ihrer Bereicherung: des Profits, um den sie konkurrieren. Diese Konkurrenz tragen sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln aus; unter anderem mit Kampfpreisen zur Ruinierung von Konkurrenten ebenso wie mit allen Preissteigerungen, die sie „am Markt“ durchzusetzen vermögen. Die Folge sind systematische Verschiebungen im Verhältnis zwischen Wert schaffendem Arbeitsaufwand und Gelderlös aus dem Warenverkauf. Um nur den wichtigsten Faktor zu benennen: [4] Der „Ausgleich der Profitraten“ in der Konkurrenz der Kapitalisten über alle Branchen hinweg bewirkt eine systematische Ungleichung zwischen Eigentum schaffendem Arbeitsaufwand und zu realisierendem Gelderlös – eine direkte Konsequenz der Subsumtion des Geldausdrucks der Wert schaffenden Arbeit unter die kapitalistische Benutzung dieser Arbeit für die Rendite aufs eingesetzte Kapital.
- Während die systematischen Verschiebungen im Verhältnis zwischen Schaffung und Realisierung von Warenwerten, die aus dem „Ausgleich der Profitraten“ folgen, sich in der Tendenz noch irgendwie ausgleichen, bewirkt ein anderer notwendiger Beitrag zur kapitalistischen Produktion, unter normalen Umständen jedenfalls, eine Tendenz zu insgesamt steigenden Preisen im Verhältnis zur notwendigen gesellschaftlichen Arbeitszeit. Das Geld der Gesellschaft läuft durch die Hände des Bankgewerbes; und in dessen Händen dient es als Geschäftsmittel eigener Art: als Kredit, der den „Arbeit gebenden“ Firmen die Freiheit verschafft, mit Kapitalvorschuss über die Schranken des von ihnen schon verdienten Kapitals hinaus zu wirtschaften. Diese Freiheit wird üblicherweise auch dazu genutzt, produzierte Waren tendenziell zu verteuern: Kredit wird gegeben und verwendet, um nicht bloß mehr Produktionsmittel zu kaufen und einzusetzen, sondern je nach Konkurrenzlage auch höhere Preise dafür zu zahlen – und selbstverständlich erst recht höhere Preise zu verlangen; in der Sicherheit, dass bei kapitalistischen Kunden die Beschaffung von Geldkapital kein Problem ist; ansonsten auf Kosten der ökonomisch ohnehin ohnmächtigen End-Kundschaft. So geht – wie gesagt: in normalen Zeiten – wirkliches Kapitalwachstum, das die im Geld existierende Verfügungsmacht der „Arbeitgeber“ über Waren wie über „Arbeitnehmer“ steigen lässt, Hand in Hand mit einem bloß nominellen Wachstum, das – noch so ein schönes marktwirtschaftliches Paradox – den Wert der Geldeinheit mindert, in der der Wert des als Eigentum geschaffenen Reichtums der Gesellschaft verbindlich gemessen wird.
- Dasselbe Geld dient – wie Marx schon zu Anfang seiner Erklärung des Geldes anmerkt – nicht bloß als der gegen seine Entstehung in der Warenproduktion festgehaltene Wert des Eigentums an nützlichen Erzeugnissen, sondern als „allgemeine Ware der Kontrakte“: als realer Wert, der gar nicht aus Arbeit entsteht, sondern etwa aus Kreditverträgen, die im Handel an den Börsen eine permanent neue Bewertung erfahren, oder auch aus dem Handel mit Grundstücken, auf denen ein monopolistischer Besitztitel liegt.
- Wiederum dasselbe Geld dient dem Staat bedarfsweise als Kredit, den er gar nicht durch irgendeine kapitalistische Leistung produktiv macht und noch nicht einmal durch Abzüge vom Gelderwerb seiner Bürger als produzierten Wert beglaubigt, sondern allein kraft seiner Hoheit als werthaltiges Zahlungsmittel zirkulieren lässt.
Und so weiter. Jede dieser Verwendungsweisen des Geldes erfüllt eine Notwendigkeit der kapitalistischen Produktionsweise; jede beruht auf der Natur des Geldes, den Eigentumswert zu repräsentieren, den das Kapital durch zweckmäßig eingesetzten Arbeitsaufwand produzieren lässt. Und jede trennt das Geld weiter von der Entstehung des Werts, den es realisiert und repräsentiert.
*
Um es kurz zusammenzufassen: Die Errechnung des BIP folgt dem Interesse an einer Kennziffer, der die politischen Macher des nationalen Kapitalismus eine Auskunft über das Wieviel der geleisteten Wertschöpfung, ein Maß des Erfolgs ihrer Herrschaftssphäre bei der Reproduktion und Mehrung des ganz selbstverständlich in Geld gemessenen und verfügbaren gesellschaftlichen Reichtums entnehmen können; deswegen finden die beamteten Statistiker auch gar nichts dabei, finden es vielmehr sehr sachgerecht, jeden zulässigen Gelderwerb unterschiedslos als Bestandteil dieser Gesamtleistung zu verbuchen, mit allen anderen zu addieren, die Summe wieder durch die Zahl der Erwerbstätigen zu dividieren usw. Der Verfasser des Leserbriefs stößt darauf, dass die Zusammenzählung der in der Gesellschaft erzeugten und ausgegebenen Geldsummen mit der Marx’schen Erklärung der Entstehung des kapitalistischen Reichtums aus der Benutzung produktiver Arbeit in quantitativer Hinsicht nicht zusammenpasst, und kommt darüber ins Grübeln. Wir können da nur mit dem Hinweis weiterhelfen, dass der Begriff des Werts – gewissermaßen qualitativ – etwas anderes ist als die brutal abstrakte ökonomische Leistungsbilanz, die die statistischen Ämter ihrem staatlichen Auftraggeber jährlich präsentieren.
Für den Nachvollzug der Ableitung dieses Begriffs, wie sie bei Marx zu haben ist, verweisen wir – zusätzlich zum Original – auf ein paar Lesehilfen, die in unserer Gegenstandpunkt-Werkstatt entstanden sind:
- Die Mikroökonomie. Von der Erklärung des Werts über die Erfindung des Grenznutzens zum mathematischen Lob des Marktes, München 1987
- Peter Decker, Karl Held: Der Anschluss. Abweichende Meinungen zur deutschen Einheit; darin: Die politische Ökonomie einer friedlichen Eroberung, München 1990
- Wolfgang Möhl, Theo Wentzke: Das Geld. Von den vielgepriesenen Leistungen des schnöden Mammons, München 2007
- Der Wert. Brief an unsere Leser, die Marx’sche „Arbeitswertlehre“ und die Leistung des Finanzkapitals betreffend, in: GegenStandpunkt 2-10, München 2010
- Margaret Wirth, Wolfgang Möhl: Arbeit und Reichtum, München 2014
- Peter Decker et al.: Das Finanzkapital, München 2016
[1] CBS: „Terugblikken, een eeuw in statistieken“ (2010), cbs.nl
[2] Diese Art, das BIP zu ermitteln, heißt Entstehungsrechnung
, ungeachtet dessen, dass in ihr nur in Geld bezifferte Resultate der Wirtschaftstätigkeit völlig gleichgültig gegen deren Entstehung zusammengezählt werden. Auf sie nimmt der Leserbrief mit den ersten beiden BIP-Definitionen Bezug – Summe der Wertschöpfung
und Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen
. Daneben gibt es noch zwei weitere Arten, das BIP zu berechnen, von denen die eine Verteilungsrechnung heißt; auf sie spielt der Leserbrief mit seiner dritten Definition an. Sie präsentiert das BIP als Summe aller Einkommen
, differenziert das BIP nach Einkommensarten, weist außerdem aus, was an den Staat abgeführt und in den Unternehmen abgeschrieben wird, und leistet sich bei all dem den Scherz, den nicht unbeträchtlichen Posten „Unternehmens- und Vermögenseinkommen“, den die deutsche Statistik mangels verlässlicher Aussagen dazu nicht aus den Unterlagen der Behörden ermitteln kann, aus der Subtraktion der Arbeitnehmerentgelte von der aus der Entstehungsrechnung übernommenen Nettowertschöpfung zu errechnen; beide Posten, wieder addiert, ergeben das Volkseinkommen. Diese Berechnungsweise setzt sich von vornherein darüber hinweg, dass die Einkommen in der Marktwirtschaft überhaupt nicht und von niemandem – und schon gar nicht aus einem großen Topf – „verteilt“ werden, sondern verschiedenen Quellen entspringen (die BIP-Statistik nennt da selber Arbeit, Unternehmenstätigkeit und Vermögen); ein jedes wird verdient als privat erworbene und verfügbare Geldsumme, deren Erwerb in einem praktisch bestimmenden ausschließenden Gegensatz zum Gelderwerb anderer steht und direkt oder indirekt auf deren Kosten geht. Es ist schon ein sehr erhabener Standpunkt vonnöten, um das real existierende Erwerbsleben als Geldverteilung zu deuten. Nämlich der Standpunkt des Staates, der den privaten Gelderwerb in den verschiedenen Abteilungen seiner Klassengesellschaft daraufhin besichtigt, was er jeweils zum gesamten Geldaufkommen beiträgt, aus dem er sich bedient; mit speziellem Blick auf die Arbeitnehmereinkommen, die ihm nicht nur als Steuerquelle und Finanzquelle für seinen Sozialstaat dienen, sondern bei all dem auch noch den Unterhalt seiner lohnarbeitenden Klasse hergeben sollen. Die dritte Berechnungsart, die sog. Verwendungsrechnung – die der Leserbriefschreiber unter den Tisch fallen lässt – gliedert das BIP danach auf, wie viel Geld in den privaten Konsum gegangen ist, was der Staat ausgegeben hat und in welcher Höhe die Investitionen der Firmenwelt zu veranschlagen sind. An den verschiedenen, großenteils unvereinbaren Zwecken der tatsächlichen Verwendung produzierter Güter und – was damit gar nicht zusammenfällt – ihres Werts interessiert die staatliche Statistik vorrangig der Unterschied zwischen einer produktiven Verausgabung des verdienten Geldes für Investitionen, die das Wachstum des BIP befördern, und einer in dem Sinne unproduktiven Verausgabung. Festzuhalten bleibt bei all dem: Für die Ermittlung des gesamtwirtschaftlichen inländischen Wertprodukts selber ist die Entstehungsrechnung einschlägig.
[3] Im verbleibenden Widerspruch zwischen Steigerung der Rendite des eingesetzten Kapitals auf Kosten der neu geschaffenen Wertmasse findet Marx im Übrigen den Grund für die Tendenz, dass mit den Errungenschaften und Fortschritten des Kapitals die Rate des Profits sinkt – ein Phänomen, mit dem die bürgerlichen Theoretiker des 19. Jahrhunderts theoretisch genauso wenig fertiggeworden sind wie ihre Nachfolger im 21., die sich angesichts schwacher Wachstumsraten den Kopf über eine womöglich schwindende Innovationskraft des besten aller Wirtschaftssysteme zerbrechen.
[4] Dessen Erklärung ist bei Marx im 3. Band des ‚Kapital‘ nachzulesen.