7. Kapitel
Die freiwillige Kapitulation: Von der Selbstkritik des Antiimperialismus zur Selbstaufgabe der Weltmacht Nr. 2
Michail Gorbatschow ist dem Westen, mitten in dessen euro- und weltraumstrategischen Rüstungsprogrammen, so entgegengetreten, als wollte er die Friedensbeteuerungen ernst nehmen und auf die Probe stellen, mit denen die NATO-Mächte ihr Streben nach definitiver Überlegenheit über ihren sowjetischen Feind begleiteten; und er ist unversöhnlich abgewiesen worden. Dieses Ergebnis hätte zu ein paar Einsichten über die Unzufriedenheit des Westens mit der „geteilten Welt“, über seinen globalen Machtanspruch also, über dessen Probleme und über die für passend erachteten Mittel einer „Problemlösung“, Anlaß geben können; aber dazu war das „neue Denken“ des Kremlchefs dann doch nicht neu genug. Gorbatschow sah sich durch die Intransigenz des Westens veranlaßt, die alte Rolle, die die Sowjetunion sich immer zugeschrieben hatte: die der Weltfriedensmacht, ganz im traditionellen Sinn zu radikalisieren. Dabei kam allerdings dann doch etwas noch nie Dagewesenes heraus: eine Politik, die dem Westen seine weltkriegsbereite Feindschaft dadurch „abkaufen“ wollte, daß sie alles vom sowjetischen Standpunkt aus Erdenkliche unternahm, um der westlichen Militanz ihren Grund – und das hieß in letzter Konsequenz: ihr Objekt zu nehmen.
Aus dem Buch
Systematischer Katalog
Länder und Abkommen
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- Die schwindende Opposition der Sowjetunion gegen SDI: Aus MSZ Nr. 6 1989.
- Die neue Militärpolitik: Aus MSZ Nr. 3 1990.
- Die Rote Armee: Aus MSZ Nr. 1 1991.