Die EU schlägt sich mit den Folgen ihres Wirtschaftskriegs gegen Russland herum
Im September 2022 sieht sich die EZB als Hüterin des Euro genötigt, die amerikanische Zinswende nachzuvollziehen. Die Begründungen, die sie für ihren Schritt anführt, sind denen der Fed zunächst sehr ähnlich.
Wie die Fed beobachtet auch die EZB in ihrer Währungszone seit längerem steigende Preise für Waren, Dienstleistungen und Kapitalgüter, die sie als den Fortgang der Wirtschaft gefährdende Geldentwertung identifiziert und zu bekämpfen hat. Wie diese weiß auch die europäische Zentralbank gute Gründe für die „überreichliche Geldversorgung“ der Gesellschaft, zu der sie durch ihre „Politik des leichten Geldes“ maßgeblich beigetragen hat. Auch sie hat durch die Pandemie hindurch den Unternehmen und Staaten mit Kredit zu niedrigsten und sogar negativen Zinsen und durch den Aufkauf von Anleihen dazu verholfen, die Zahlungsfähigkeit zum Weiterbetrieb der Wirtschaft zu erhalten, die die phasenweise stillgestellte Wirtschaft selbst nicht mehr erzeugt. Mit ihren sehr „akkommodierenden“ Zinssätzen hat die EZB geholfen, die Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone immerhin wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu bringen. Das unerwünschte, aber kapitalistisch notwendige Ergebnis heißt eben Inflation, die schon vor dem Ukraine-Krieg angezogen hat.