Die unhaltbare Lage eines Transitlands zwischen West und Ost
Wie der Westen und Russland Weißrussland in die Krise gestürzt haben
Seit Anfang des Jahres häufen sich Meldungen aus Weißrussland über den drohenden Staatsbankrott und den Zusammenbruch der dortigen Lebensverhältnisse. Nachdem die westliche Fachwelt dem „reformunwilligen“ Diktator und seinem vorsintflutlichen System bis dato zähneknirschend „einen bescheidenen, doch stabilen Wohlstand“ bescheinigen musste, registriert sie diese Nachrichten nun mit unverhohlener Schadenfreude: Selten hat man so eine nützliche und gerechte Krise erleben dürfen, schließlich bringt sie den „letzten lebenden Diktator in Europa“ und seine bisher unangenehm „stabile“ Herrschaft ins Schleudern und berechtigt die Anhänger von „Reformen“ zu den schönsten Hoffnungen. Andererseits bleibt die ärgerliche Tatsache bestehen, dass Russland bei der anstehenden „Lösung“ einfach nicht auszumischen ist.
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Systematischer Katalog
Länder & Abkommen
Gliederung
- Der Ausgangspunkt: ein Transitland mit einem trotz des Siegeszugs von Demokratie & Marktwirtschaft abweichenden Programm
- Weißrussland als Objekt der russischen Strategie, sich als kapitalistische Macht aufzustellen und zu behaupten
- Der Westen begrüßt das „Tauwetter“ und ist für „Hilfe“, d.h. Kredit zu haben, aber die Bedingungen dieser Hilfe führen zum Zerwürfnis
- Warum eine Zollunion manchmal ein Verstoß gegen die Demokratie sein kann
- Eine Geldkrise eigenen Typs: Die staatlich dekretierte Eigenschaft des weißrussischen Rubel als nationales Kaufmittel wird durch den Devisenmangel untergraben
- Westliche Hoffnungen auf den näher kommenden Sieg der Demokratie
Die unhaltbare Lage eines
Transitlands zwischen West und Ost
Wie der Westen und Russland
Weißrussland in die Krise gestürzt haben
Seit Anfang des Jahres häufen sich Meldungen aus
Weißrussland über den drohenden Staatsbankrott und den
Zusammenbruch der dortigen Lebensverhältnisse. Nachdem
die westliche Fachwelt dem reformunwilligen
Diktator und seinem vorsintflutlichen System bis dato
zähneknirschend einen bescheidenen, doch stabilen
Wohlstand
[1] bescheinigen musste,
registriert sie diese Nachrichten nun mit unverhohlener
Schadenfreude: Selten hat man so eine nützliche und
gerechte Krise erleben dürfen, schließlich bringt sie den
letzten lebenden Diktator in Europa
und seine
bisher unangenehm stabile
Herrschaft ins
Schleudern und berechtigt die Anhänger von
Reformen
zu den schönsten Hoffnungen. Andererseits
bleibt die ärgerliche Tatsache bestehen, dass Russland
bei der anstehenden Lösung
einfach nicht
auszumischen ist.
Für die historische Ironie dieser Lage haben die hiesigen
Tyrannenbekämpfer selbstredend keinen Sinn: Immerhin sind
da die anfänglichen Wiedervereinigungsbestrebungen zweier
Brudervölker
, die an ihrer dann doch inkompatiblen
Staatsraison gescheitert sind, zu einer modernen
imperialistischen Beschlagnahme mit den Mitteln des
Weltmarkts mutiert. Und es ist ausgerechnet Russland, das
Lukaschenko die Reste seines realsozialistischen
Wirtschaftsprogramms zerlegt und ihm beibringt, wozu
zwischenstaatliche Schulden marktwirtschaftlich und
politisch gut sind.
Die weißrussische ist eine sehr übersichtliche Krise, nämlich das Derivat des west-östlichen Energiegeschäfts: Auf dessen Basis hat sich Lukaschenko einerseits den Versuch geleistet, auch unter radikal geänderten Bedingungen Elemente der realsozialistischen Hebelwirtschaft in seinem Machtbereich zu retten, und konnte sich das – für den hiesigen Geschmack schon viel zu lange – leisten. Andererseits begründet genau diese Abhängigkeit die Angreifbarkeit seines Staatsprogramms – und zwar aus beiden Himmelsrichtungen. Das genannte Geschäft ist schließlich von Beginn an der Stoff für einen Streitfall auf höchster Ebene: Wegen seiner Bedeutung als Transitland beanspruchen sowohl der Westen wie auch Russland Kontrollrechte und ringen um die strategische Zugehörigkeit des Landes und die Unterordnung seiner eigensinnigen Herrschaft.
Auf der einen Seite hat Russland in den letzten Jahren
die Geschäftsbedingungen seiner Öl-und Gasexporte zu
Lasten Weißrusslands modifiziert. Auf der anderen Seite
gehen die Erträge aus dem weißrussischen Geschäft mit dem
Westen zurück, parallel zu den Schwankungen der
Energiepreise, auch als Resultat der europäischen
Anstrengungen, die ärgerliche Abhängigkeit
von
russischen Energielieferungen zu reduzieren sowie
schließlich aufgrund der Wirkungen der westlichen
Wirtschaftssanktionen gegen das Land. Zur Saldierung
einer ins Negative umgeschlagenen Handelsbilanz benötigt
Weißrussland seit 2006 Kredit. Nachdem es sich wegen
seiner Zerwürfnisse mit Russland dort nicht weiter
verschulden will, bei den westlichen Finanzmärkten aber
wegen seiner Rolle als „Schurkenstaat“ bzw. „Diktatur“,
also untaugliches Spekulationsobjekt keine nennenswerte
Kreditwürdigkeit besitzt, sieht es sich auf den IWF
verwiesen. Der gewährt zwar Anfang 2009 einen
Beistandskredit, knüpft ihn aber an Bedingungen, die auf
die Kündigung seines Sonderwegs hinauslaufen. Daher
führen die Verhandlungen nach Auslaufen des
Beistandsprogramms zu längeren Streitigkeiten, enden
ergebnislos, und Weißrussland gerät in weitere
Zahlungsschwierigkeiten.
Wie die weißrussischen Instanzen in verzweifelter
Verständnislosigkeit erklären, besteht überhaupt kein
Mangel an weißrussischen Rubeln, davon gäbe es wirklich
genug, das Problem bestehe aber darin, das Geld zu
konvertieren
(RIA,
28.6.11), – und stehen damit vor dem negativen
Urteil über die Kreditwürdigkeit ihres gesamten Ladens,
zu dessen Bewirtschaftung sie aber an der Beschaffung
auswärtiger Zahlungsmittel nicht vorbeikommen. Sie
verweisen ebenso verständnislos auf die eigentlich
stabile Industrie und soliden Geschäftsbeziehungen, die
sie in beiden Himmelsrichtungen unterhalten: Das Land
bestückt 11 % des Weltmarkts für Düngemittel, hat von der
Sowjetunion zwei große Raffinerien geerbt, liefert in die
EU in erster Linie Erdgas, Benzin und petrochemische
Produkte, in den „postsowjetischen Raum“, d.h. vor allem
nach Russland, Industrieanlagen, LKWs, Traktoren,
Konsumgüter und Lebensmittel. Mit einem
Außenhandelsumsatz (die Summe aus Ex- und Importen) von
über 100 % des BIP ist das Land als sehr offene
Volkswirtschaft zu bezeichnen
, resümiert die
österreichische Raiffeisenbank die weißrussische
Erfolgsbilanz.[2] Aber dem Devisenbedarf, der
sich aus der auswärtigen Verschuldung und den
Importnotwendigkeiten der nationalen Industrie addiert,
ist der weißrussische Außenhandel nicht gewachsen. Soweit
ist das weißrussische Modell trotz seines anderen Wegs
dann doch in den freiheitlichen Weltmarkt eingebunden,
dass es durch die Verweigerung neuen Kredits in seinem
ökonomischen Fortbestand gefährdet wird.
Der Ausgangspunkt: ein Transitland mit einem trotz des Siegeszugs von Demokratie & Marktwirtschaft abweichenden Programm
Der 1995 in Wahlen an die Macht gekommene zweite Präsident des zum eigenen Staat ausgerufenen Weißrussland unterscheidet sich von seinen Kollegen in der GUS in der einen entscheidenden Hinsicht, dass ihm angesichts der materiellen Folgen der Auflösung der Sowjetunion und der allseitig beschlossenen Einführung der Marktwirtschaft jedes Verständnis für den Nutzen der sogenannten Reformen abhanden kommt. Gute Gründe für Weißrussland kann er am Vollzug dieses Programms einfach keine entdecken, stattdessen nur den Zusammenbruch der materiellen Reproduktion. Er verlegt sich daher auf ein Programm zur Rettung der ökonomischen Grundlagen der neuen Nation und macht einiges von den zuvor eingeleiteten Reformen rückgängig, um den industriellen Niedergang zu bremsen.
Das Privatisierungsprogramm wird wegen seiner
zerstörerischen Wirkungen gebremst und 1998 endgültig
beendet.[3] Die
früheren volkseigenen Betriebe erhalten die Rechtsform
eines Republikanisch-Unitarischen (republikeigenen)
Unternehmens
,[4] und anstelle freier Preise
verhängt der Staat wieder ein Preisgefüge, das den
Bestand der weißrussischen Industrie und die elementare
Versorgung der Bevölkerung garantieren soll:
„Lukaschenko bemüht sich darum, Sozialleistungen und Sozialpolitik aufrechtzuerhalten und zu unterstützen. Die staatliche Festlegung von Löhnen und Preisen wird als das wichtigste Instrument der staatlichen Preispolitik betrachtet... 2004 blieb die Politik darauf ausgerichtet, den Lebensstandard anzuheben durch Lohnerhöhungen, höhere Renten und Unterstützung für Unternehmen sowohl aus dem Haushalt wie durch außerhaushaltliche Fonds. Ausgedehnte Subventionen sind nötig, um den Landwirtschaftssektor aufrechtzuerhalten, der von Kolchosen aus der Sowjetzeit dominiert wird.“ (bertelsmann-transformation-index.de 2006)
Der Staat übernimmt die Kontrolle über den Außenhandel –
der findet jetzt auch unter den neuen Staatsgeschöpfen in
der GUS unter der Maßgabe einer Abrechnung in Devisen
statt – und erlässt eine Reihe von Maßnahmen zur
Devisenbewirtschaftung, wie etwa die
Zwangsumtauschpflicht von Deviseneinnahmen, sowie eine
Regulierung der Importe. Seit Dezember 1995 ist der
Kauf von Devisen nur für ‚essentielle‘ Importe
zulässig, vor allem Energieträger, industrielle
Grundstoffe, pharmazeutische Erzeugnisse, einige
Nahrungsmittel
.[5]
Seit diesem Bruch mit der Transformationspolitik wird das
weißrussische Wirtschaften mit Elementen der früheren
Kommandowirtschaft
gesteuert:
„Auf der Ebene der Gesetzgebung plant die Regierung insgesamt 19 Parameter der sozialökonomischen Entwicklung. Der größere Teil davon sind quantitative Kennziffern (Wachstum der Produktionszahlen), aber es gibt auch drei qualitative (Arbeitsproduktivität, Energieintensität des Bruttoinlandsproduktes/BIP und Rentabilität der Industrieproduktion).[6]
Alle Parameter der Wachstumsplanung werden durch eine Verordnung des Präsidenten und einen anschließenden Regierungsbeschluss quasi-gesetzlich festgeschrieben. Die Regierung versucht nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten, alle Kennziffern miteinander in Einklang zu bringen, was jedoch aufgrund objektiver und subjektiver Gründe oftmals unmöglich ist.
Diese vorgegebenen Kennziffern liegen den Geschäftsplänen zu Grunde, die jedes Unternehmen (ungeachtet der Eigentumsform) auszuarbeiten verpflichtet ist und die vom Ministerium bestätigt werden... Ein Geschäftsplan kann einen Verlust vorsehen (mehr als ein Drittel der Staatsunternehmen arbeiten konstant mit Verlusten), doch auf jeden Fall soll der Plan positiv sein – eine Verringerung des Verlustes sowie Wachstum im Vergleich zum Vorjahr vorsehen (wenn es einen Wachstumsrückgang gab). Privaten Unternehmen werden die Wachstumsvorgaben auf informelle Weise nahe gebracht – in Form von Empfehlungen der örtlichen Machtorgane.“[7]
Und wenn aufgrund objektiver und subjektiver
Gründe
die schönen Kennziffern nicht miteinander
in Einklang zu bringen
sind, benützt die Staatsmacht
ihre Kommandogewalt und schiebt Geldmittel hin und her:
„Für die stabile Funktionsweise der belarussischen Volkswirtschaft ist die Unterstützung der Staatsunternehmen in Form steuerlicher, kredittechnischer und anderer Vorteile von großer Bedeutung. Staatliche Unterstützung wird im Rahmen von Komplex- sowie Spezialprogrammen realisiert, die durch Kredite staatlicher Banken (in der Praxis Emissionen der Zentralbank), Haushaltsmittel (Umverteilung), Staatsanleihen oder Vorzugspreise für russische Energielieferungen finanziert werden... Insgesamt, so inoffizielle Schätzungen von Vertretern des Wirtschaftsministeriums, erhält etwa die Hälfte aller Industrieunternehmen staatliche Unterstützung in der einen oder anderen Weise. Der größere Teil der Subventionen entfällt auf die erfolgreicheren Unternehmen, welche damit Investitionsprogramme finanzieren. Die größere Zahl von Unternehmen, die Staatshilfen erhalten, sind jedoch solche, die mit Verlusten arbeiten oder kurz davor stehen. Außer Industriebetrieben erhalten auch Bauunternehmen und Landwirtschaftsbetriebe staatliche Hilfen.“ (ebd.)
Diese staatlichen „Hilfen“ stammen aus einem originellen
Kreislauf, in dem neben dem staatlichen ein formell
privates Bankwesen operiert, das von der Nationalbank zur
Vergabe verlustreicher Kredite
genötigt, aber in
Gestalt von Staatsanleihen auch befähigt wird:
„Die Regierung übt nach wie vor eine enorme Kontrolle über den Bankensektor aus, der im Mai 2003 aus 28 Geschäftsbanken bestand, und beeinflusst die Kredit-Allokation. Die Geschäftsbanken sind zwar nominell unabhängig, werden aber häufig von der Regierung unter Druck gesetzt, um ausgewählte Industriezweige mit verlustreichen Krediten zu versorgen und Staatsanleihen zu kaufen.“ (bertelsmann)
Das Ganze wird in Gestalt eines Rechnungswesens
abgewickelt, das mit der Auflistung allseitiger
Verluste
den westlichen volkswirtschaftlichen
Sachverstand an den Rand des Wahnsinns treibt. Einerseits
erbringt die weißrussische „volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung“ eine nach hiesigen Maßstäben unhaltbare
innere Verschuldung:
„Das BIP müsste um die überfälligen, nicht bereinigten Außenstände solcher Unternehmen nach unten revidiert werden, die zwar Waren geliefert oder Dienstleistungen erbracht haben, welche aber von den Abnehmern nicht bezahlt wurden und aller Voraussicht nach auch nie bezahlt werden. Eine Schätzung zufolge machte die Gesamtsumme derartig notleidender Verbindlichkeiten säumiger Zahler per 1.7.10 circa 7.400 Mrd. BYR aus, umgerechnet also 2,45 Mrd. $.“ [8]
Statt aber auf lohnender Anlage zu bestehen und alle
Verlustbetriebe zu liquidieren, organisiert die Regierung
bloße Geldtransfers
:
„Kennzeichnend für den bisherigen Verlauf des Jahres 2010 waren großangelegte von der Regierung initiierte Maßnahmen zur Bereitstellung von Liquidität durch die Zentralbank für Refinanzierungsoperationen. Auf diese Weise erhielten die Unternehmen im staatlichen Sektor der Wirtschaft Zugang zu neuen billigen Kreditressourcen. Außerdem legte die Nationalbank verstärkt Direktkredite an Regierungsstellen heraus, mit denen diverse Regierungsprogramme ... finanziert wurden... Mit 34,3 % wuchs das Volumen der durch den (vom belarussischen Staat dominierten) Geschäftsbankensektor neu herausgelegten Kredite an staatliche Betriebe und Organisationen. Bei diesen zinsverbilligten Darlehen sind die Grenzen zu bloßen Geldtransfers fließend.“ (gtai, Wirtschaftstrends Belarus, Jahreswechsel 2010/11)
Andererseits aber ist dieses Konstrukt nicht nur
stabil
, sondern produziert auch noch ein Wachstum:
„Belarus ist für Experten, Wissenschaftler, Politiker und andere ‚Prognostiker‘ eine ‚harte Nuss‘. In den vergangenen zehn Jahren wurden der belarussischen Wirtschaft jedes Jahr der Zusammenbruch, ein Absturz, eine Krise, eine Währungsabwertung oder gar der Bankrott vorausgesagt. Unterdessen weist das Land ein stetiges Wachstum der Wirtschaft und des Lebensniveaus auf, obwohl es keine eigenen Energieressourcen besitzt, unter periodischen Liquiditätskrisen leidet (und einer anhaltend negativen Handelsbilanz, die entweder mit Anleihen oder ausländischen Investitionen finanziert werden muss), der staatliche Sektor dominiert und unreformierbar scheint, die Wirtschaft durch ein hohes Maß an Offenheit gekennzeichnet ist (der Anteil des Exports am Bruttoinlandsprodukt beträgt etwa 80 Prozent) und Privatisierung, Restrukturierung und andere notwendige Reformen kaum Fortschritte machen.“ (Rakowa)
Wie kann sein, was nicht sein darf?!
Die vom Dogmatismus der einzig segenbringenden
Marktwirtschaft getrübte Wahrnehmung stößt sich am
Widersinn eines Geldwesens, das durch staatliches
Kommando einerseits in Kraft gesetzt und andererseits
ständig relativiert und durchkreuzt wird, in dem
Unternehmen mit planmäßigen Verlusten
und
dauerhaften Nicht-Zahlungen
vor sich hin
produzieren, d.h. die staatlich angeordneten
Versorgungsleistungen erbringen, deren rechnerisches
Minus wiederum von den staatlichen Instanzen und
vermittelt über darauf verpflichtete Geldinstitute
irgendwo aufgeschrieben und verrechnet wird. Eine
allseitige Be- und Abrechnung in Geldziffern, die aber
dann doch nicht über die Produktion entscheidet,
die nicht der privaten Bereicherung dient – eine
solche Absurdität der Wirtschaftslenkung mit Hilfe eines
kastrierten Geldes lässt sich organisieren. Die
Absurdität geht, weil das alles durch eine Staatsmacht
für gültig erklärt wird, die ein zwar dem
kapitalistischen Wirtschaften nachempfundenes, aber in
der Zielsetzung dann doch auf eine andere staatliche
Prioritätensetzung verpflichtetes Kommando über die
Produktion exekutiert: Ein in Geldrechnungen
eingekleidetes Bündel von Direktiven, das Was und Wie der
nationalen Versorgung betreffend – weder eine rationelle
Planwirtschaft noch eine echte Marktwirtschaft.
Dieses Gesamtkunstwerk hat Lukaschenko eine inzwischen 17jährige üble Nachrede eingebracht.
„Trotz seiner Kommandowirtschaft ist es Belarus gelungen im Großen und Ganzen die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen von 1991 aufrechtzuerhalten. Daher hat Belarus weder ein mitreißendes Wirtschaftswachstum, begleitet von einer Modernisierung seiner Wirtschaft, erlebt noch dramatische und unkontrollierte Einbrüche...
Verglichen mit den anderen post-sowjetischen Staaten weist Belarus ein relativ hohes Niveau der sozialökonomischen Entwicklung auf. Laut ‚Transition Report‘ der EBRD (European Bank for Reconstruction and Development) von 2004 lebten im Jahr 2000 weniger als 2 % der Bevölkerung in Armut. Ein Wert von 34.3 im GINI Index von 2001 bezeichnet einen niedrigen Grad der Einkommensunterschiede. Darin widerspiegelt sich allerdings auch die Tatsache, dass in Belarus die Transformation noch nicht eingeleitet worden ist, und dass bei der Regierung eine sozial-verträgliche Politik ideologisch an erster Stelle steht.“ (bertelsmann)
Kaum Armut und noch gar keine ordentlichen Einkommensunterschiede – in so einer Wirtschaft muss Ideologie am Werk sein. Die Transformationswächter der Bertelsmann-Stiftung wissen auch welche:
„Die Behörden entmutigen private Unternehmen mit Hilfe einer Kombination von hohen Steuern, exzessiven Regulierungen und willkürlicher Staatseinmischung.“
Man hat es in Weißrussland eben mit einem systematischen Kampf gegen die naturgegebenen Rechte des Privateigentum zu tun, der auch beim Privatisieren vor Enteignung nicht zurückschreckt:
„Belarus ist das einzige Land auf der Welt, in dem die Regierung das Recht hat, eine ‚Goldene Aktie‘ einzuführen (vergleichbar mit einer Enteignung in westlichen Ländern), nachdem eine Firma als Aktiengesellschaft eingetragen und privatisiert worden ist. Die Bildung von Monopolen und Oligopolen ist gesetzlich geregelt, wie z.B. im ‚Gesetz der Republik Belarus über natürliche Monopole‘, das am 16.12.2002 angenommen wurde. Die staatlichen Akteure sind nicht an einer Privatisierung interessiert.“ (bertelsmann)
Obwohl marktwirtschaftliche Experten dem auf die Art befehligten Wirtschaftswesen seit Jahren seine Unfähigkeit bescheinigen, ist es offensichtlich dazu imstande zu „funktionieren“ – solange, wie an seine Erträge und das dort umlaufende Geld nicht ein ganz anderes Maß angelegt und negativ beschieden wird: die Maßgabe, Devisen, weltmarkttaugliches Geld zu erwirtschaften.
Dieser Anspruch ist auch im weißrussischen Modell präsent, zwar untergeordnet, aber als Geschäftsinteresse etabliert, einerseits in Gestalt auswärtiger Geldinstute, die auch unter den verhängten Beschränkungen[9] die vergleichende Bewertung des nationalen Rubels mit kapitalistischen Geldern betreiben, andererseits in Gestalt einzelner Niederlassungen von Auslandskapital und schließlich als Sammelsurium von Kleinbetrieben und Existenzen, die unter diesen Bedingungen dem privaten Gelderwerb nachgehen dürfen. Deren Bedarf, die weißrussischen Geldzettel in auswärts gültige Geldware umzutauschen, ist im Prinzip von der weißrussischen Nationalbank anerkannt und wird zu einem staatlich vorgegebenen Kurs bedient.
Vor allem aber ist und bleibt das weißrussische Ensemble existentiell angewiesen auf den grenzüberschreitenden Handel in Richtung Westen und in Richtung GUS, ist also gezwungen, sich im Außenverhältnis nach den Kriterien kapitalistischen Außenhandels zu behaupten, d.h. Devisen für seine Importe zu verdienen. Was unter diesen Bedingungen an weißrussischer Industrie und Landwirtschaft durch Lukaschenkos Programm aufrechterhalten worden ist, beruht schließlich immer noch zu großen Teilen auf den zu Zeiten der Sowjetunion organisierten Lieferbeziehungen.[10] Das weißrussische Modell unterliegt also, wenn auch nicht flächendeckend im Inneren,[11] so dennoch in Gestalt seiner außenhändlerischen Selbstbehauptung dem kapitalistischen Leistungstest auf seine Überlebensfähigkeit: Abgerechnet wird – auch im Handel mit Russland und der GUS – in Devisen, und in dem Verhältnis muss das Land eine internationale Zahlungsfähigkeit vorweisen.
Das ist Weißrussland über die Jahre hinweg gelungen aufgrund seiner Rolle im russischen Geschäft mit den interessanten, nämlich strategischen Rohstoffen des Energiesektors. Auf der Grundlage war erstens die innere Versorgung mit Energie zu deutlich niedrigeren als Weltmarktpreisen garantiert, und zweitens konnte Weißrussland aus dem Zwischengeschäft mit Transport, Weiterverarbeitung und -verkauf von russischem Öl und Gas, mit Herstellung und Verkauf petrochemischer Produkte, synthetischen Fasern, Düngemittel etc. Devisen-Überschüsse im Westgeschäft erzielen.
Dieser Ertrag hängt aber wiederum weniger von den internen weißrussischen Hebelkünsten ab als vielmehr von auswärtigen Instanzen: von der westlichen Sanktionspolitik, von einem krisenhaft modifizierten Energiemarkt, von Russland, von den Finanzmärkten und vom IWF. Das weißrussische Zwischengeschäft wird auf der einen Seite durch amerikanische und europäische Wirtschaftssanktionen geschädigt, dann durch in der Krise zeitweilig sinkende Energiepreise und den Rückgang der Nachfrage in Europa,[12] und auf der anderen Seite durch die steigenden Preise, die Russland für seine Energielieferungen verlangt.
Weißrussland als Objekt der russischen Strategie, sich als kapitalistische Macht aufzustellen und zu behaupten
Russland handhabt und modifiziert seine Beziehungen zu
Weißrussland nach seiner Interessenlage in der neuen
Weltordnung. D.h. es subsumiert sie zunehmend unter seine
Strategie, sich als europäische Energiemacht zu
etablieren – womit es sich mehr vorgenommen hat als eine
Ausdehnung vorteilhafter Geschäfte. Immerhin stellt es
sich damit gegen das erklärte Programm des Westens auf,
das an vorderster Stelle Europa, aber auch das gesamte
russische Umfeld aus der unerträglichen
Abhängigkeit
vom Geschäft mit Russland befreien
möchte und Russland selbst von der unseligen Tradition,
seine Nachbarn zu bevormunden
. Die Transitländer
in Richtung Europa werden folgerichtig zum Kampfobjekt im
Ringen mit dem westlichen Gegenprogramm und dem
expliziten politischen Bekenntnis von USA, NATO und EU,
keine (russischen) Einflusszonen in ihrer so schön und
neu geordneten Welt zu dulden – was sich
selbstverständlich nicht gegen Russland richtet.
Zunächst kann das neue Russland mit dem abweichenden Programm Weißrusslands daher immerhin soviel anfangen, dass unter Putin der weißrussische Antrag, sich mit Russland wieder zu vereinigen, um in dieser Allianz die durch die Auflösung der Union eingetretenen Schäden zu reparieren, begrüßt und zur Gründung einer Bündnispartnerschaft benützt wird: Die politische und strategische Zuverlässigkeit Weißrusslands, seine Brauchbarkeit für russische Interessen wird mit einer Energieversorgung zu russischen Inlandspreisen, d.h. weit unter Weltmarktniveau entgolten.
Im Folgenden wird dann allerdings Weißrussland dazu
genötigt, sich seine Vorstellung von Solidarität unter
Brudervölkern abzugewöhnen. Es muss den russischen
Beschluss hinnehmen, die Energiepreise für die
GUS-Partner an Weltmarktpreise
, d.h. die Preise
für Westeuropa anzunähern
, auch wenn Lukaschenko
sein Recht auf brüderliche Preise
renitent
einklagt, z.B. eine Weile darauf besteht, dass Russland
doch gefälligst seine Bündnistreue in die
Energierechnungen einzupreisen hätte.[13] Nachdem sich Russlands
Etablierung als kapitalistische Macht auf dem Weltmarkt
im Wesentlichen auf das Energiegeschäft beschränkt,
wollen die russischen Instanzen nicht mehr einsehen, dass
sich der Nachbarstaat mit der Handelsspanne zwischen
billigen Import- und weitaus höheren Exportpreisen,
nationalökonomisch betrachtet also auf Kosten
Russlands, einrichtet.
Darüber hinaus ist aber das gesamte Energiegeschäft mit
den Transitländern ja auch noch das Material für die
strategische Auseinandersetzung mit dem Westen. Im Ringen
um die Vorherrschaft über diese Länder, die der Westen in
der Ukraine mit Hilfe der orangenen Revolution erst
einmal für sich entscheidet, operiert Russland mit
Angeboten niedriger und Androhungen höherer Preise, um
die Nachbarn prorussisch auszurichten. Damit handelt es
sich den Vorwurf der westlichen Mächte ein, Gas- und
Ölpreise auf unzulässige Weise als politische
Waffe
einzusetzen, der dazu verwendet wird, Russland
als Partner auf dem Weltmarkt zu disqualifizieren und ihm
die Aufnahme in die WTO zu verweigern. Russland reagiert
darauf schließlich mit marktwirtschaftlichen
Waffen – eben dem Beschluss, die Preise für die
Transitländer schrittweise an die westeuropäischen
anzunähern und die folgerichtig bei denen auflaufenden
Schulden als Rechtstitel gegen sie zu verwenden.
Im Ergebnis dieses west-östlichen Kräftemessens muss sich
auch der Bündnispartner Weißrussland in die neue Rolle
als Schuldner gegenüber Russland als
Gläubiger hineinfinden, deren Unausweichlichkeit
dem uneinsichtigen Lukaschenko mehrmals durch die
Unterbrechung der russischen Gas- oder Stromlieferungen
beigebracht wird.
Auf die Weise ist dann auch der weißrussische Präsident notgedrungen zu der Einsicht vorgestoßen, dass es das Russland, mit dem Lukaschenko sein Weißrussland vereinigen möchte, nicht mehr gibt. Die geplante Union wird mehr oder weniger stillschweigend ad acta gelegt, stattdessen sieht sich Lukaschenko vor der Notwendigkeit, sein eigenen Programm gegen das heutige Russland zu behaupten, von dem man zugleich wegen der fundamentalen Bedeutung des Energiegeschäfts gar nicht wegkommt.
Russland setzt nämlich weitere Streitfälle mit Weißrussland auf die Tagesordnung, nachdem die Auseinandersetzung mit dem Westen, wer sich die Kontrolle über die Transitländer verschaffen kann, weiter vorankommt und sich die westlich orientierte Regierung der Ukraine umgehend als Störfall im Energiegeschäft bemerkbar macht. Reziprok arbeitet Russland einerseits daran, sich von den Transitländern durch alternative Transportrouten wie die Ostseepipeline unabhängig zu machen, was für die andere Seite die Minderung des Transitgeschäfts und die Entwertung der entsprechenden politischen Rolle zur Folge hat. Andererseits bringt es – ganz marktwirtschaftlich – die Schulden der Transitländer als Rechtstitel in Anschlag, um sich Transportnetze und Betreibergesellschaften in der Ukraine und Weißrussland anzueignen. In Weißrussland gelingt die Erpressung, 2006 wird der weißrussische Netzbetreiber Beltransgaz zwecks Schuldentilgung zur Hälfte an Russland übereignet. Die russische Führung will sich zumindest in Gestalt von russischen Eigentumstiteln die Kontrolle über den Energietransit sichern, um sich sowohl vom ständigen Gezerre mit Lukaschenko unabhängig zu machen – der mehrmals das Ende der Völkerfreundschaft verkündet, aber mangels Alternativen zu seinen Freundschaftsschwüren zurückkehrt – wie auch von jeder zukünftigen Herrschaft in Weißrussland. Der Westen setzt ja unübersehbar alle Mittel in Bewegung, um auch in Weißrussland einen Machtwechsel durch eine bunte Revolution in Gang zu bringen.
Die Annäherung der Energiepreise an Weltmarktpreise ist es, die die weißrussische Handelsbilanz und in deren Folge das gesamte weißrussische Rechnungswesen ins Schleudern bringt:
„2007 erlebte das Land einen energiewirtschaftlichen Schock – die Preise für importiertes Erdgas stiegen um mehr als das Doppelte, und gleichzeitig führte Russland eine Abgabe in Höhe von 30 Prozent auf Erdölexporte nach Belarus ein, was die Profitabilität der erdölverarbeitenden Industrie, die bis zu 40 Prozent der belarussischen Exporte erzeugt, nachteilig beeinflusste.“ (Rakowa)
Weißrussland sucht händeringend nach alternativen Lieferanten und findet die auch, allerdings im Kreis der halben und ganzen Schurkenstaaten, Venezuela und Iran; es untermauert die neuen Beziehungen auch mit Waffengeschäften. Das bringt ihm wiederum von der westlichen Seite neue Wirtschaftssanktionen und die entsprechenden Verluste ein.[14]
Ende 2007 gerät Weißrussland in Zahlungsschwierigkeiten, und Lukaschenko, der der weiteren Verschuldung bei Russland auskommen will, unternimmt eine Wende und versucht, sich mit der anderen Seite ins Benehmen zu setzen, um sich die nötige internationale Zahlungsfähigkeit zu verschaffen:
„Im Zuge der ‚pragmatischen Wende‘ der russischen Handelspolitik gegenüber Belarus und anderen GUS-Mitgliedern orientiert sich Moskau seit dem 1.1.07 auch in Belarus an den Marktpreisen für Kohlenwasserstoffe. Als Folge klaffen in dem osteuropäischen Land wachsende Handels- und Staatshaushaltsdefizite... Das Land, dessen Regierung mehr als ein Jahrzehnt lang möglichst wenig mit dem Westen zu tun haben wollte und Kapitalzuflüssen von dort zeitweise offen ablehnend gegenüberstand, sucht seit Ende 2008/Anfang 2009 Annäherung an die EU, den zweitgrößten Handelspartner Belarus, und hofft, für westliche Investoren attraktiver zu werden.“ [15]
Der Westen begrüßt das „Tauwetter“ und ist für „Hilfe“, d.h. Kredit zu haben, aber die Bedingungen dieser Hilfe führen zum Zerwürfnis
Im Westen nimmt man die Wendung freudig als Gelegenheit zur Kenntnis. Immerhin hat man sich am Beharrungsvermögen von Lukaschenkos Herrschaft trotz einer Politik der Ächtung, trotz Handelssanktionen und trotz aller Förderung einer Opposition seit Jahren die Zähne ausgebissen. Erstens, weil sich die weißrussische Bevölkerung in ihrer überwiegenden Mehrheit angesichts der marktwirtschaftlichen Lebensumstände in den Nachbarländern Russland und Ukraine nie so recht vom Sinn einer bunten Revolution überzeugen ließ, und zweitens, weil der Westen nicht an die ökonomische Grundlage von Lukaschenkos Modell rühren konnte, solange sie Russland aus seinen Berechnungen aufrechterhielt.
Der Westen nützt die weißrussische Geldklemme, offeriert Kredite wie eine Hilfe gegen russische Ansprüche und dazu die geballte Beratung seiner Wirtschaftsexperten. Nachdem das Land auf den westlichen Finanzmärkten aufgrund der Vorgeschichte über keine Kreditwürdigkeit verfügt, gerät es mit seinem Finanzbedarf gleich unter die Aufsicht der internationalen Finanzagenturen IWF und Weltbank.[16]
Unter deren Protektion gelingt zwar die Emission von weißrussischen Eurobonds, aber die Märkte werden skeptisch, nachdem sich zwischen dem IWF und seinem neuen Reformobjekt Unstimmigkeiten einstellen.
Weißrussland zeigt zwar Reformbereitschaft
,
offeriert auswärtigen Investoren Steuerprivilegien
und freie Wirtschaftszonen
, lockert die
Preisregulierung, ändert das Immobilienrecht – Bis
dahin war es zum Beispiel praktisch unmöglich,
Wohnflächen in kommerziell genutzte Immobilien
umzuwandeln
– schafft die Goldene Aktie
ab,
die dem Staat in (teil-)privatisierten Unternehmen
Sonderrechte gegenüber allen übrigen Aktionären
einräumte
(gtai,
3.6.2010), und will mit den Experten von Weltbank
und IWF in allen zu regelnden Fragen zusammenarbeiten.
Aber das ist nicht genug. Kaum ist die wunderbare neue
Freundschaft angekündigt, stößt sie auch schon an
Schranken: Der IWF knüpft die Gewährung eines
Beistandskredits im Januar 2009 an die Bedingung, dass
Minsk im Rahmen eines Pilot-Projekts fünf
Privatisierungstender und -auktionen
veranstaltet
.[17] Der Verkauf weißrussischer
Unternehmen, der wie ein Erfolgsrezept zur Behebung der
staatlichen Zahlungsnöte gehandelt wird, ist aber ein
Angriff auf das Kernstück der Lukaschenko-Wirtschaft, und
die Unvereinbarkeit der Standpunkte stellt sich im Streit
um die Bewertung und die Anzahl der zu
privatisierenden Unternehmen heraus. In der Frage, was
unter Privatisierung zu verstehen sei, reden die Partner
gründlich aneinander vorbei. Der Westen setzt auf die
Finanznot des weißrussischen Staats –
„Laut einer Schätzung von Pavel Lyashenka, Leiter des belarussischen Büros der US-amerikanischen transnationalen Rechnungsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, benötigt der belarussische Fiskus allein als Folge der Heraufsetzungen der Preise für Erdgas sowie der Erhebung von Ausfuhrzöllen für Erdöl und Öl-Derivate durch Moskau jährliche Einnahmen aus Privatisierungen in Höhe von 1,5 Mrd. bis 2 Mrd. US $.“ –
und beklagt sich deshalb, dass sich der Zugriff auf die weißrussische Ökonomie an staatlichen Bedingungen und Vorbehalten bricht:
„Im Februar 2010 hatte Präsident Lukaschenko die französischen Insolvenz- und Privatisierungsberater von Rothschild & Cie. damit beauftragt, die jeweiligen aktuellen Verkehrswerte der zu privatisierenden Unternehmen zu ermitteln. In Minsk bezweifeln Beobachter jedoch, dass der belarussische Staatschef den Rothschild-Managern und -Experten die Daten der Staatsbetriebe offen legen lässt, damit sie fair bewertet werden können. Minsk hatte sich bisher beharrlich geweigert, genaues Zahlenmaterial über die für den Verkauf vorgesehenen staatlichen Unternehmen zu veröffentlichen.
Das Vorhaben, insgesamt 519 Staatsbetriebe in Privathand zu überführen, ist jedoch längst Makulatur. Möglich erscheinen nach derzeitigem Stand bis Ende 2010 Verkäufe von insgesamt höchstens 150 Betrieben. Das Staatsvermögens-Komitee hat in vielen Fällen die Verkehrswerte der zu privatisierenden Objekte unrealistisch hoch taxiert. Zahlreiche Betriebe sind marode und für potenzielle ausländische Investoren nicht interessant. Noch immer gilt das rechtliche, institutionelle und gesellschaftliche Umfeld in Belarus als nicht eben günstig für Kapitalengagements, trotz einiger Fortschritte im Bemühen der Regierung in Minsk, die Bedingungen Investoren freundlicher zu gestalten.“[18]
Die auswärtigen Berater haben zu monieren, dass es
Weißrussland mangels kapitalistischer Sitten überhaupt an
einem Umfeld fehlt
“, das eine
marktwirtschaftliche Bewertung
gestatten würde:
„In Belarus wird die marktwirtschaftliche Bewertung eines Unternehmens sowohl durch entsprechende rechtliche Bedingungen als auch durch das Fehlen der notwendigen Marktbedingungen (das Fehlen eines Fondsmarktes, die Überlastung der Unternehmen mit Sozialausgaben, ihre rückläufige Wettbewerbsfähigkeit und ihre Abhängigkeit vom russischen Markt) erschwert. Außerdem stellt der Bilanzwert im Verhandlungsverlauf den gesetzlichen Mindestwert dar. Allerdings schließt dieser Wert oft die gesamte Summe der zuvor getätigten staatlichen Investitionen ein, selbst wenn diese nicht zu einem Wachstum der finanziellen Indikatoren geführt haben. Obwohl also der GKI und andere Organe heute befugt sind, Unternehmen mit einem Nachlass auf den Anfangspreis zu verkaufen, kann dieser Verkaufspreis noch um ein Vielfaches künstlich überhöht sein.“ (Rakowa)
Auf der anderen Seite ist der belarussische Präsident
nach wie vor nicht gewillt, Unternehmen zu
Marktpreisen zu verkaufen, die er für ‚aus der Luft
gegriffen‘ hält
. (Rakowa)
Interessierte Investoren treffen auf weitere unerträgliche Zumutungen. Sie
„zogen sich wieder zurück, weil sie die von der belarussischen Regierung formulierten Konditionen für unannehmbar hielten. Neben sehr hohen Anfangspreisen gab es weitere Bedingungen, welche eine Privatisierung faktisch unmöglich gemacht haben. Zu nennen sind zeitaufwendige Verfahren der Abstimmung mit unterschiedlichen staatlichen Behörden, die Möglichkeit der Intervention der Regierung in die operative Unternehmenstätigkeit und gesteigerte Investitionsforderungen...
So ist im Bereich der Preisbildung – einer für das Geschäftsklima wichtigen Reformrichtung – die umfassende staatliche Regulierung erst 2011 aufgehoben worden. Gleichwohl sollen Unternehmen nach wie vor Kalkulationen erstellen und ihre Preise begründen. Tun sie das nicht, müssen sie mit hohen Strafen rechnen – bis zu 30 Prozent des Wertes der verkauften Waren und Dienstleistungen...
Weitere Reformen erfordern Veränderungen in der Steuer- und in der Außenhandelsgesetzgebung; unter Unternehmern herrscht große Unzufriedenheit über die Mietrechtsreform und die Regulierung der Löhne...
Die Privatisierungsgesetzgebung ist hinsichtlich von Forderungen und Erwartungen an den Investor intransparent und selektiv. Abgesehen vom Preis gibt es eine informelle Liste mit etwa 25 Bedingungen, die ein Investor zu erfüllen bereit sein soll. Dazu gehören die Erhaltung von Arbeitsplätzen, die Aufrechterhaltung des Produktionsvolumens und die Nutzung einheimischer Rohstoffe und Investitionszusagen.“ (Rakowa)
Intransparent
– sind die unübersehbaren und völlig
unzumutbaren Einschränkungen für die Menschenrechte des
Kapitals.
Am Streit um die Bewertung der zu privatisierenden
Unternehmen und um die Konditionen stellt sich heraus,
welche reichlich konträren Interessen die beiden Seiten
damit verfolgen: IWF-Berater und Investoren gehen mit der
allergrößten Selbstverständlichkeit davon aus, dass mit
dem Eigentum an weißrussischen Unternehmen auch die
komplette Dienstbarkeit des Objekts für ihre
Geschäftsrechnungen und die dafür erforderliche
unternehmerische Handlungsfreiheit geliefert wird. Die
weißrussische Seite denkt an einen Kapitalzuschuss, der
ihre Zahlungsfähigkeit verbessert, der aber gleichzeitig
die Funktionen, die ein Betrieb im Rahmen ihrer
Wirtschaftsweise so zu erfüllen hat – von der
Planerfüllung bis zum Kindergarten – respektiert und
weiterhin erfüllt. Denn für Minsk zählt – wie es
Lukaschenko verkündet – nicht die Eigentumsform
,
sondern das Wichtigste ist, dass sie effektiv zum
Wohle der Gesellschaft arbeitet.
Und das beinhaltet
nach seinem Dafürhalten eine weitreichende Verpflichtung
des Business
:
„Indem ich grünes Licht für die Entwicklung des Unternehmertums gebe, muss ich zugleich von der anderen Seite der Medaille sprechen – der sozialen Verantwortlichkeit des privaten Business… Wir wollen eine wilde soziale Spaltung vermeiden, ein ‚fett Werden‘ der einen auf Kosten der Verelendung der anderen... Die dynamische Entwicklung des Landes setzt nicht nur die entsprechenden wirtschaftlichen Freiheiten voraus, sondern auch die soziale Verantwortlichkeit des Business.“ [19]
Eine eigenwillige nationale Anspruchshaltung gegenüber dem Kapital, die die internationalen Subjekte des „Business“ in jedem Sinne für unzumutbar erachten.
Daher platzt das gesamte Programm[20], und Weißrussland wird
weiter in die Schuldenfalle befördert. Nach einem Bericht
des IWF über seine prekäre Finanzlage
im März 2011
verliert Weißrussland die Reste seiner kurzfristigen
Kreditwürdigkeit im Westen und kassiert
„Verschlechterungen der Bewertung des Landes und der größten kommerziellen Banken durch unabhängige Ratingagenturen. Im März 2011 wurden belarussische Schuldverschreibungen in die Kategorie der sogenannten Schrottanleihen (Junk Bonds) eingestuft, und die Emission von Eurobonds wird äußerst teuer. Stabilisierungskredite zu erhalten ist unmöglich ohne politische und ökonomische Reformen, die ihrerseits die sozialökonomische und politische Stabilität im Land gefährden könnten.“ (Rakova)
Für diese Bewertung haben die Rating-Agenturen weitere Anhaltspunkte von Seiten der westlichen Politik erhalten.
Warum eine Zollunion manchmal ein Verstoß gegen die Demokratie sein kann
Den letzten Beitrag zur Beendigung der Tauwetterperiode zwischen Weißrussland und dem Westen liefert wiederum Russland, das Lukaschenko im Herbst 2010 mehr oder weniger brachial zum Eintritt in die russisch-kasachische Zollunion nötigt: Um sich die russischen Energielieferungen zu weiterhin deutlich unter dem europäischen Niveau liegenden Preisen zu erhalten, muss er der Erhebung von Exportzöllen an den Außengrenzen der neuen Zollunion und ihrer Übertragung an das Ursprungsland zustimmen. D.h. Exportzölle auf weißrussische Exporte, die auf russischen Lieferungen beruhen, müssen jetzt an Russland ausgezahlt werden – das ergibt ein weiteres Minus in der weißrussischen Zahlungsbilanz.
Diese neue Bindung an Russland stellt laut EU das letzte
und sträfliche Vergehen gegen die europäische „Hilfe“
dar; damit verstößt Lukaschenko gegen die Prinzipien
ihrer gutgemeinten östlichen Partnerschaft
. Ein
schönes Dokument des EU-Imperialismus: Die EU definiert
ihr eigenes historisches Instrument einer Zollunion, die
längst in einem europäischen Wirtschaftsblock mit einem
weitaus durchgreifenderen Reglement über die nationalen
Bestandteile aufgegangen ist, als Verstoß gegen die guten
Sitten – wenn es die Nachbarschaft zu ihrem Nutzen
einrichtet.[21] Der Klartext: Europa kann
es nicht dulden, dass Russland sich zur Fundierung seiner
Machtentfaltung ein Wirtschaftsbündnis zimmert![22]
Daher werden die Wahlen im Herbst 2010 im Westen zum Wendepunkt erklärt, zurück zur Politik entschiedener Sanktionen und zum Anleiern einer bunten Revolution. USA, EU, OSZE etc. befinden, dass die Wahlen verkehrt waren – trotz der allgemeinen Anerkennung der Tatsache, dass Lukaschenko auch ohne Fälschung die Stimmen mehrheitlich auf sich vereint hat. Über die Notwendigkeit, Fälschungen überhaupt noch irgendwie beweisen zu müssen, ist der Westen in seinem Fall hinaus. Wenn das Urteil über die Unbrauchbarkeit einer politischen Linie gefällt ist, dann verdient der Herrscher den Wahlsieg grundsätzlich und völlig jenseits aller nachgezählten Wählerstimmen nicht. Und das Urteil fällt umso heftiger aus, nachdem der Versuch, die Erpressung von Seiten Russlands auszunützen und Lukaschenko mit Kredit etc. umzudrehen, gescheitert ist. Das erbittert den Westen und verschärft den Kampf um „Demokratie“ entsprechend.
Neue Sanktionen werden aufgelegt: Einreiseverbote und die Beschlagnahme auswärtiger Konten werden auf einen größeren Kreis des weißrussischen Herrschaftspersonals ausgedehnt, und zugesagte Hilfsgelder zur Unterstützung der Opposition umgewidmet.[23] Den passenden Anlass liefern Verhaftungen und Verurteilungen, nachdem sich die weißrussischen Vorkämpfer für Demokratie nach der Wahl an einem Sturm auf das Parlamentsgebäude versuchen. Die von der Opposition veranstaltete Randale wird im Westen entweder als Machwerk von Lukaschenkos Geheimdienst oder „friedliche Demonstration“ definiert. Auch wenn sich Lukaschenkos Sicherheitskräfte mit einem eher außerparlamentarischen Versuch zum Sturz der Regierung herumschlagen – die Unterscheidung, wer da „Gewalt“ ausübt und wer „friedlich“ zu Werke geht, steht längst vorher fest.
Mit diesem Streit um die Beschlagnahme Weißrusslands haben in einer eher ungewöhnlichen Kooperation der Westen, Russland und schließlich die Weltfinanzmärkte Lukaschenko und sein abweichendes Modell in die Krise befördert.
Eine Geldkrise eigenen Typs: Die staatlich dekretierte Eigenschaft des weißrussischen Rubel als nationales Kaufmittel wird durch den Devisenmangel untergraben
Mit Schulden und Kreditverweigerung im Westen, Importbedarf gegenüber Russland, mit dieser polit-ökonomischen double-bind-Lage gerät Weißrussland in eine Zahlungskrise, die, weil sich der Devisenbedarf auch im Inneren an vielen Stellen eingepflanzt hat, auf sämtliche Verhältnisse durchschlägt.
In dem Maß, in dem bei den weißrussischen Geldinstituten Devisen knapp werden, weil die weißrussische Nationalbank sie aufkauft, bleibt der Devisenbedarf einer Bevölkerung, die sich im kleinen Grenzverkehr sowohl mit Westwaren wie mit russischen Produkten ausstattet oder Zwischenhandel betreibt, auf der Strecke. Auf der Grundlage blüht der halb-legale oder schwarze Devisen-Handel auf und berechnet steigende Preise für ausländische Währung.[24] Die weißrussische Nationalbank sieht sich genötigt, diesen Preisanstieg nachzuvollziehen, um im Inneren überhaupt noch Devisen aufkaufen zu können. Nachdem die Nationalbank die ihrerseits festgelegte Rubel-Dollar-Parität nicht mehr halten kann und – nach der Abwertung vom 1.1.2009 um ca. 20 % – ihren Rubel im Winter 2011 erneut abwertet, im Mai ganz dem freien Handel anheimstellt und eine Abwertung gegenüber dem Dollar um 56 % registrieren muss, setzt die Bevölkerung erst recht alle Mittel in Bewegung, um ihre Ersparnisse zu retten, sie entweder in ausländische Währung umzusetzen oder alle erhältlichen Waren aufzukaufen. Umgekehrt überführt der Warenhandel die durch die Abwertung verteuerten Importe – erlaubt oder nicht erlaubt – in eine allgemeine Teuerung und hält seine Ware mit der Berechnung auf weitere Abwertungsschritte und weitere Preissteigerungen zurück. Die weißrussischen Läden leeren sich schlagartig, und die Bevölkerung vollzieht praktisch das auswärtige Urteil über die Untauglichkeit des nationalen Geldes nach; de facto werden nun auch innerhalb Weißrusslands Euro oder Dollars für notwendige Lebensmittel verlangt.
Der Geldhandel, der sich in der allgemeinen Zahlungsklemme zum Aktivisten der Spekulation macht und ausländische Geldware verteuert, versperrt damit dem inneren Bedarf den Zugang zu den nötigen Devisen: Industriebetriebe erhalten wegen der ausbleibenden Devisenzuteilung die nötigen Zulieferungen nicht mehr, 600 000 Beschäftigte werden in Zwangsurlaub geschickt, und die Zahl von Weißrussen, die in Russland Arbeit suchen, nimmt massiv zu. Die Regierung operiert mit Preisbeschränkungen und Appellen an die allgemeine Vernunft. Das ändert aber nichts daran, dass in Gestalt der entsprechenden Notprogramme, Rationierungen und Importbeschränkungen das gesamte Innenleben der Nation dem Urteil der „Märkte“ über die mangelnde Kreditwürdigkeit und internationale Zahlungsunfähigkeit Weißrusslands unterworfen wird.
Die weißrussische Führung klappert zur Zeit die verschiedensten Adressen mit der Bitte um neuen Kredit ab. Der Westen in Gestalt des IWF lehnt im Sommer 2011 neue Anfragen aus Weißrussland ab und stellt Weißrussland weiterhin vor die Alternative, Staatsbankrott oder freiwillige Kapitulation und Aufgabe seiner Staatsraison. China überbrückt die aktuelle Zahlungsklemme Weißrusslands mit einem Kredit, der aber nicht dazu hinreicht, Weißrussland aus seiner grundsätzlich prekären Lage zwischen Russland und dem Westen auszulösen. Die Euroasiatische Wirtschaftsgemeinschaft unter Führung von Russland stellt Kredit in Aussicht, aber nur unter der Bedingung, dass entscheidende Anteile der weißrussischen Industrie russischen Interessenten zum Kauf angeboten sowie weitere Anpassungen an die Bedingungen der Zollunion durchgesetzt werden.[25] Jetzt ist es also Russland, das seinen slawischen Brüdern die Notwendigkeit marktwirtschaftlicher Reformen vorbuchstabiert. Und zum Ärger der westlichen Finanzagenturen sind russische Unternehmen willens und v.a. auch zahlungsfähig, um weißrussische Kombinate oder Anteile von ihnen aufzukaufen. Daher mischen sich IWF und Weltbank wieder ein, sprechen sich jedenfalls nachdrücklich gegen eine Privatisierung durch russische Nutznießer aus, die eindeutig unter die Kategorie feindliche Übernahme fallen würde:
„Der IWF und die Weltbank haben Weißrussland nach etlichen Verzögerungen Kredite versprochen. Auf diese Weise soll den weißrussischen Betrieben dabei geholfen werden, sich gegen die Übernahmeversuche russischer Unternehmer wehren zu können. Moskau knüpfte die Vergabe von Krediten an eine Bedingung: staatliche Unternehmensbeteiligungen im Wert von mindestens 7,5 Milliarden US-Dollar zu privatisieren. Dazu gehören der Pipelinebetreiber Beltransgas, Kalidüngerhersteller Beloruskalij und andere führende Unternehmen. Nicht zufällig wurde Minsk von der Weltbank empfohlen, nicht die führenden, sondern die mittleren Unternehmen zu privatisieren.“ (RIA, 4.7.11)
So weit ist der Kampf um die ökonomische Macht in Weißrussland mittlerweile gediehen: Russland und der Westen konkurrieren darum, wer als Gläubiger und Kreditgeber Weißrusslands die Notlage Weißrusslands entscheidend ausnützen, sich den Zugriff auf das Land oder wesentliche Trümmer verschaffen und sich zum Subjekt der dortigen Verhältnisse aufschwingen kann.
Westliche Hoffnungen auf den näher kommenden Sieg der Demokratie
Auf der anderen Seite eskaliert der Kampf um die politische Macht. Die bislang eher unbedeutende fünften Kolonne des Westens, die Demokratie-Bewegung, erfährt nun eine Stärkung durch die krisengeschädigte Bevölkerung und bekommt weiteren Zulauf – regelmäßige Demonstrationen werden von den einschlägigen NGOs organisiert und von Lukaschenkos Polizei abgeräumt.
Die Hoffnungen in Europa auf ein baldiges Ende des letzten lebenden Diktators nehmen daher wieder zu. Die Öffentlichkeit besichtigt in vorauseilender Gründlichkeit die kommenden Etappen, dass unter den Bedingungen der Krise die bisherige Einheit von Volk und Führung in Weißrussland aufbrechen und/oder dass sich in der weißrussischen Führung Figuren finden lassen, die in einem Linienwechsel in Richtung Westen die einzig tragbare Alternative entdecken. Allerdings ist die Vorfreude getrübt, denn leider sind es ja nicht „wir“, die die Machtmittel zur definitiven Entscheidung der Lage auf unserer Seite haben.
Deutsche Kommentatoren finden das unerträglich:
„Die EU verurteilt die Regierung Lukaschenko regelmäßig, sie erteilt Einreiseverbote, hat aber wenig Einfluss. Demokratische Parteien in Weißrussland selbst, die sich Zulauf erhofft hatten, sind marginalisiert, ihre Führer sind inhaftiert oder geflüchtet. Stattdessen ist es Russland, das Minsk steuert und unter Druck setzt – als Geldgeber, als Wirtschaftspartner, als Mitglied der Zollunion. Moskau kreist wie ein Geier über dem kleinen Nachbarn und wartet auf dessen Ausverkauf.“ (Cathrin Kahlweit, SZ, 22.7.11)
Woanders wie z.B. über Griechenland kreisen offenkundig
ganz andere Vögel, vermutlich Friedenstauben. Jedenfalls
stehen die politischen Vordenker im Falle Weißrussland
ganz eng an der Seite des bedauernswerten armen Volks. So
sehr, dass sie ihm schon vorausschauend bei den
schmerzhaften Reformen
assistieren, die sie ihm
aufzuhalsen versprechen:
„Der Westen kann in der Lage nicht viel tun. Er hat im Gegensatz zu Moskau wenig Möglichkeiten, den Sturz des Regimes zu beschleunigen... Die jetzige Doppelstrategie der EU mit Sanktionen gegen Repräsentanten des Regimes und Offenheit für die Bevölkerung (etwa Visa-Erleichterungen) ist sinnvoll. Gleichzeitig sind aber schon jetzt Überlegungen für die Zeit nach Lukaschenko nötig. Die unausweichlichen Wirtschaftsreformen werden so schmerzhaft sein wie das, was Polen und Balten nach dem Ende der Sowjetunion erlebt haben. Dabei werden die Weißrussen dringend Hilfe brauchen, die sie dann auch schnell bekommen sollten.“ (FAZ, 15.7.11)
Auch wenn der Westen in dem Fall Russland leider nicht so
einfach ausbooten kann, lässt sich doch auf den Umsturz
spekulieren. Für diesen edlen Zweck wird das in Not
geratene und darüber hoffentlich grundsätzlich mit seiner
Führung entzweite Volk schon einmal in Anspruch genommen.
Es soll und muss wegen seiner materiellen Sorgen dabei
behilflich sein, den Diktator abzusägen und einen uns
genehmen Sachwalter an die Macht zu bringen. Der muss
dann seine Pflicht tun und gegen dasselbe Volk die
nötigen schmerzhaften Reformen
durchziehen, die
das unglaublich vernünftige und naturnotwendige
Abwrackunternehmen zur Einführung von Kapitalismus jetzt
endlich auch in Weißrussland auf die Tagesordnung setzt.
Und deshalb braucht der seit ungefähr 20 Jahren
überfällige Verelendungsprozess der Weißrussen eine
glaubwürdige Perspektive namens „westliche Hilfe“. Einer
solchen Führung muss man die nötigen Mittel stiften,
damit sie es schafft, ihrem Volksmaterial die
Unterscheidung zwischen einer diktatorischen
Misswirtschaft und einer freiheitlichen „Rosskur“
beizubringen. Das ist das politische Kunstwerk, das die
Öffentlichkeit gerne von den Führern Europas sehen
möchte.
[1] Jörg Forbrig: Abgewirtschaftet: Europas letzter Diktator ringt um den Machterhalt, Belarus-Analysen Nr.1, 25.5.11
[2] Die Bank, ein
Pionier des neuen Bankgeschäfts im Osten, ist heute
noch beeindruckt vom ansehnlichen Wachstum, das dieser
Staat zustande gebracht hat: Im Gegensatz zu
Entwicklungen in anderen CEE-Ländern ist die
weißrussische Wirtschaft noch immer weitgehend in
Staatsbesitz. Rund 75 % des BIP werden von Staatsfirmen
erwirtschaftet und 70 % des Bankensektors werden von
staatlichen Banken abgedeckt. In den fünf Jahren vor
der Wirtschaftskrise erlebte Weißrussland (Belarus) mit
einem Wachstum von durchschnittlich 7,5 % p. a. eine
starke Wachstumsphase. Sowohl interne Faktoren wie die
hohen Investitionen und die stabile private
Konsumnachfrage als auch externe Faktoren wie die
starke Nachfrage nach den Exportgütern des Landes
trugen maßgeblich hierzu bei.
(Finanzplatz Weißrussland, Raiffeisenbank
Österreich)
[3] Angesichts der
mangelnden Bereitschaft, unrentable Betriebe und damit
die produktive Basis des Landes flachzulegen, ist die
westliche Fachwelt prompt verstimmt: Konkurse
unrentabler Unternehmen wurden im vergangenen Jahr
vermieden, obwohl zum 1. Dezember 1995 immerhin 18
weissrussische Unternehmen als Verlustbetriebe
eingestuft wurden... Ordnungspolitisch ist Belarus
immer noch weit davon entfernt, überzeugende Beweise
einer Transformation zu liefern.
(Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung,
Berlin, Institut für Weltwirtschaft an der Universität
Kiel, Institut für Wirtschaftsforschung Halle:
Frühjahrsbericht über die Wirtschaft der Republik
Belarus, in: Kieler Diskussionsbeiträge Nr. 274/1996,
IWH Forschungsreihe Nr. 5/96)
[4] German Trade and Invest (gtai), die frühere Bundesstelle für Außenhandelsinformationen: In Belarus wird wieder über Privatisierung nachgedacht. Drei Viertel der Wirtschaft bislang in Staatshand (9.6.2010)
[5] bertelsmann-transformation-index.de 2006
[6] Die Sortierung von
quantitativ
und qualitativ
zeugt von der
verbreiteten Unfähigkeit, Gebrauchswert und Tauschwert
resp. Geld zu unterscheiden: Kennziffern, die die Menge
sachlicher Produkte festschreiben, die ein
Kombinat herstellen soll, gelten als „bloß“
quantitativ, aber die Ziffern, die einen in Geld
bemessenen Überschuss über den Vorschuss vorgeben,
versieht die Fachfrau mit dem Kompliment „qualitativ“.
Ein Indiz dafür, wie sehr der Siegeszug des
Kapitalismus den wissenschaftlichen Sachverstand für
sich eingenommen und vernebelt hat. Ein Kollege
erläutert die aktuelle Krise Weißrusslands mit der
Erkenntnis über die notwendige Ineffizienz: Eine
nicht-reformierte Wirtschaft mit dominierendem
Staatssektor und dirigistischen Lenkungsmethoden kann
nicht effektiv sein. Sie verbraucht mehr als sie
produziert, der Import übersteigt den Export, ein Minus
in der Aussenhandelsbilanz ist die Folge.
(Walerij Karbalewitsch: Krise des
Sozialmodells, in: Belarus-Analysen Nr.1, 2011)
Bei der Herstellung eines LKW mehr
zu
verbrauchen als zu produzieren, ist ein Kunstwerk, das
auch in Lukaschenkos Reich nicht gelingt. Eine ganz
andere Frage ist das zum Beweis angeführte Minus in
der Außenhandelsbilanz
, nämlich eine der
Preise im Import und Export, mit denen eine
Nation zurechtzukommen hat.
[7] Elena Rakowa: Planwirtschaft mit marktwirtschaftlichen Elementen, in: Das Parlament, Beilage: Aus Politik und Zeitgeschichte, 14.6.2011
[8] gtai: Wirtschaftstrends Belarus, Jahreswechsel 2010/11
[9] Der Bankensektor besteht zu 70 % aus staatlichen Geldinstituten, dazu kommen auswärtige Banken, v.a. die russische Sberbank und die österreichische Raiffeisenbank.
[10] Gerade wegen seines Reformmangels ist Weißrussland für Russland ein außergewöhnlich stabiler Handelspartner: Im Unterschied zu den anderen Staatsgründungen der GUS blieben die Zulieferungen und diversen Arten der Kooperation mit russischen Betrieben ein berechenbarer Faktor. Außerdem bekommen es beide Seiten auf dem Weltmarkt in erster Linie mit dem Wirtschaftsblock der EU zu tun, der seinerseits nicht im mindestens daran denkt, sich für die neuen Handelspartner zu „öffnen“, sondern auf deren Unterordnung unter seine Konditionen besteht. Während die EU-Vorschriften und in vielen anderen Ländern geltende Normen (v. a. auf der Grundlage der DIN) ebenso wie die von der EU im Außenhandel erlassenen Kontingentierungen und andere „nichttarifäre“ Hemmnisse vielen russischen und weißrussischen Produkten den Zugang zum Europa beherrschenden Binnenmarkt versperren, wickeln weißrussische und russische Firmen ihren Handel auf Basis der GOST-Normen der UdSSR ab und können aneinander verdienen.
[11] Z.B. hat der weißrussische Staat in der Krise die staatlichen Landwirtschaftsbetriebe dadurch erhalten, dass er ihre Energie-Schulden übernimmt, d. h. diese Schulden den letztlich russischen Lieferanten bezahlt und sich dafür weitere Anteile zurechnet. Der Betrieb kann weiterwirtschaften wie vorher, der weißrussische Staat verzeichnet auf seiner Seite eine nominelle Aufstockung seiner Eigentumsanteile, hat aber eine sehr reelle Belastung der Staatskasse, die die Öl und Gasrechnung in Devisen begleichen muss
[12]
Ausschlaggebend dafür, dass das im Gesamthandel
aufgelaufene belarussische Warenhandelsdefizit 2009
weiter zunahm, war die starke Verringerung des
Aktivsaldos des osteuropäischen Landes mit den Ländern
außerhalb der GUS. Dieses Aktivum schrumpfte zwischen
2008 und 2009 von 4,81 Mrd. auf 1,62 Mrd. $.
(gtai, Wirtschaftstrends Belarus,
Jahreswechsel 2010/11)
[13] Wir hatten
eine Übereinkunft, dass wir Gas zum Preis, wie er auf
dem russischen Markt üblich ist, kaufen und unsere
Produkte zu den Preisen des weißrussischen Marktes
verkaufen. Die Möglichkeit, Energie in Russland zu
Preisen zu kaufen, die unter dem Weltmarktniveau
liegen, haben wir in erster Linie durch unsere
strategische Position ausgeglichen, wegen der wir für
die Russen sehr interessant waren, und durch unser Heer
und die Rüstungsindustrie. Russland hat niemanden im
Westen, der es verteidigt, und unser Heer erfüllt die
Funktion eines Schutzschildes, wenn es nötig sein
sollte, da wir eine gemeinsame Streitmacht geschaffen
haben. Darüber haben wir mit Boris Jelzin ein
Übereinkommen geschlossen und es mit Wladimir Putin
ratifiziert, und so gab es ein Gleichgewicht. Die
Erhöhung der Preise für russische Energie kostet WR
zusätzliche 2,5 Mrd. Dollar.
(Interview Lukaschenkos mit El País am
2.12.07)
[14] Die USA bestrafen die Kontakte zum Iran:“Weißrussland nutzt seit dem 20. Dezember dieses Jahres anstatt des US-Dollars den Euro als Verrechnungswährung bei den Exporten von Erdölprodukten. Das teilte der staatliche Petrochemiekonzern Belneftechim mit. Grund für den Übergang zum Euro seien US-Sanktionen gegen Belneftechim, hieß es. Das amerikanische Finanzministerium ließ am 13. November alle unter US-Jurisdiktion stehenden Bankkonten von Belneftechim in den USA sowie in Deutschland, Lettland, der Ukraine, Russland und China sperren. Über den Belneftechim-Konzern erfolgen alle weißrussischen Exporte von Ölprodukten.“ (RIA, 29. 12. 07)Die EU hatte zuvor schon ‚Verletzungen der Rechte der Beschäftigten‘ (FAZ. 22.12.06) in Weißrussland ausgemacht und das Land aus ihrem System der Handelspräferenzen für Schwellenländer ausgeschlossen:“Und wie dankt uns die EU? Man verhängt Wirtschaftssanktionen gegen uns und entzieht Weißrussland die Zollpräferenzen. Wir werden einen Verlust von 300 Millionen Dollar hinnehmen müssen.“ (Lukaschenko, in: Die Welt, 25.1.07)
[15] gtai: „Belarussischer Staatschef fordert Einwerbung von mehr Auslandskapital“, 03.06.2010
[16] Der IWF
bescheinigt Weißrussland eine schwierige
wirtschaftliche Lage
: Weißrussland wurde durch
die internationale Krise schwer getroffen.
Gegensätzliche Bewegungen der terms of trade, der
zurückgehende Bedarf der Handelspartner und
Schwierigkeiten beim Zugang zum Handel und zu anderen
externen Finanzierungsquellen
– das ist der
höfliche Ausdruck für die westlichen
Wirtschaftssanktionen – haben zu einem Rückgang
seiner Währungsreserven geführt.
(IWF-Presserklärung vom 31.12.2008) In
großer Freude über die Ankunft des verlorenen Sohnes
verbessert die Weltbank rasant das „Ranking“ des
Betonkopfs: “Die Weltbank hat in ihrem neuesten ‚Ease
of Doing Business‘ Länder-Ranking Belarus als einen der
fünf reformfreudigsten Staaten weltweit eingestuft. Im
Doing Business 2010 Report
der Weltbank, der den
Zeitraum Juni 2008 bis Mai 2009 abdeckt, verbesserte
sich Belarus auf Rang 58 unter insgesamt 183 gelisteten
Staaten.“ (gtai, 3.6.2010)
[17] gtai: In Belarus wird wieder über Privatisierung nachgedacht. Drei Viertel der Wirtschaft bislang in Staatshand, 9.6.2010
[18] a.a.O.
[19] www.president.gov.by/press116442.html
[20] Ein
Privatisierungsplan für annähernd 100 staatliche
Unternehmen, welchen die Regierung im Jahre 2008
verabschiedet hatte, hat bisher lediglich die
Überführung zahlreicher Staatsbetriebe in
Aktiengesellschaften oder andere Rechtsformen zur Folge
gehabt. Zu einem Wechsel der Eigentumsverhältnisse ist
es bisher nicht gekommen. Ein Vorhaben zum Verkauf von
fünf wenig attraktiven Staatsunternehmen endete 2010
mit einem Fiasko.
(gtai:
„Konturen der Privatisierungspolitik in Belarus bleiben
vorerst noch unscharf. Russisches Interesse an
Kapazitäten zur Erdölverarbeitung / Minderheitspaket an
BelarusKali im Fokus“, 8.12.2010)
[21] Die hiesigen
Kommentare gehen in bemerkenswerter Deutlichkeit zur
Sache: “Die Hoffnung (auf einen friedlichen
demokratischen Wandel) schwand im Dezember, als der
letzte in Europa lebende Diktator zu geheimen
Verhandlungen nach Moskau reiste, um mit russischen
Regierungsvertretern günstige Öl- und Kredit-Abkommen
zu unterzeichnen. Als Gegenleistung verpflichtete er
sich, mit seinem Land der russisch-kasachischen
Zollunion beizutreten – ein Schritt, der alle
Demokratisierungsversprechen wie kindische Träume
zerplatzen ließ.“ (Tomasz Kurianowicz in der FAZ
vom 25.1.11) Der Autor hat offenkundig nicht den
geringsten Zweifel, dass das Publikum seine kühne
Gleichsetzung von ‚Zollunion‘ mit einem Verstoß gegen
Demokratie mitmacht; für die jahrelang geschulte
Parteilichkeit genügt da die Benennung des Subjekts
dieser Zollunion. Ein kanadischer Professor konstatiert
ebenso unbefangen, dass herzliche Beziehungen mit
Moskau
das europäische Programm der „Östlichen
Partnerschaft“ untergraben
: “Besonders in
den Augen der Europäer hat Belarus einen Schritt
rückwärts gemacht, indem es die EU-Politik gegenüber
dem Regime – die Östliche Partnerschaft – untergrub.
Seit einem unerwarteten Treffen zwischen Lukaschenko
und dem russischen Präsidenten wurden die herzlichen
Beziehungen mit Moskau wiederhergestellt und Belarus
scheint in den russischen Einflussbereich zurückgekehrt
zu sein.“ (Belarus-Analysen Nr.1, 25.5.11) Gute
Beziehungen mit beiden Seiten sind undenkbar!
Gute Beziehungen, wie sie sich Europa vorstellt, haben
den Sinn, Russland aus Europa hinauszuwerfen, die
europäische Zuständigkeit auf Kosten Russlands zu
erweitern.
[22] Auch im Fall der
Ukraine wird der Chef der EU-Kommission deutlich, um
das Missverständnis gar nicht erst aufkommen zu lassen,
man könnte den Vorteil eines Freihandels mit beiden
Seiten anpeilen: José Manuel Barroso schließt eine
doppelte Mitgliedschaft der Ukraine in einer Zollunion
(mit dem nördlichen Nachbarn Russland, Weißrussland
sowie Kasachstan) und einer Freihandelszone mit der EU
aus. Dies sei, so der Kommissionspräsident, unmöglich.
Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch spricht
sich für eine solche Doppelmitgliedschaft aus. Die
Zollunion wäre nicht hinderlich für einen freien
Warenverkehr zwischen der Ukraine und der EU, so
Janukowitsch. Beide würden die Integrationsprozesse im
eurasischen Raum sogar fördern. Die Ukraine strebt nach
einem Assoziierungsabkommen mit der EU.
(www.shortnews.de, 18.4.11)
[23] Wenn Lukaschenko Deutschland und Polen beschuldigt, einen Umsturz herbeiführen zu wollen, erklären das hiesige Kommentare für lächerlich und Lukaschenko für hysterisch; denn schließlich läuft der geplante Umsturz hierzulande unter der Bezeichnung Demokratie.
[24] “Bis zur Abwertung gab es in dem Land vier verschiedene Devisen-Wechselkurse. Der erste war der offizielle. Ihn legte die Nationalbank fest. Der zweite, der Kurs in den Wechselstuben. Allerdings beeilten sich die Banken nicht, sogar zu dem Kurs Dollars zu verkaufen. Dollars kaufen konnte man auf dem Schwarzmarkt. Dort war der Kurs noch höher. Doch am teuersten war nach Auskunft von Experten der Dollar auf dem Interbanken-Markt. Dort lag der Kurs dreimal so hoch wie der offizielle.“ (Interview mit einem Wirtschaftsfachmann, Leonid Saiko, Wremja vom 24.5.11)
[25] Gedacht wird da
an echte Konkurrenzbedingungen
anstelle von
künstlichen Preisen
und staatlichem
Hereinregieren, d. h. russische Firmen und die
Niederlassungen westlicher Firmen in Russland sollen
den – früher auf manchen Gebiete führenden –
weißrussischen Firmen Konkurrenz machen dürfen.
Russland macht also fortschreitend seine Interessen als
Sachwalter eines kapitalistischen Standorts gegen den
Nachbarstaat geltend.