Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Was ein „Probepanzer“ für die Türkei so alles kann
Kurze Aufregung bei den Grünen über Panzerlieferung an die Türkei
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Systematischer Katalog
Länder & Abkommen
Was ein „Probepanzer“ für die Türkei so alles kann
Im weltweiten Geschäft mit Rüstungsgütern mischt Deutschland an ganz oberer Stelle mit, die Türkei gehört zu seinen bewährten guten Kunden. Seit 30 Jahren liefert Deutschland dem NATO-Partner am Bosporus Waffen. Kampfpanzer des Typs Leopard I, Panzerhaubitzen, Artilleriegranaten, Geschütze, Phantom-Kampfjets und – nicht zu vergessen – preisgünstige Secondhandware aus NVA-Beständen, Panzerfäuste, Kalaschnikows und Schützenpanzer. Letztere werden ab und an auf Pressefotos beim Einsatz gegen Kurden gesichtet. Dann werden die Rüstungslieferungen für einige Monate ausgesetzt, man mahnt von der Türkei Besserung an, und wenn die kleine Aufregung sich wieder gelegt hat, laufen die Exporte wieder. Wie gesagt, die Türkei ist ein guter Kunde – so gut, dass sie sich die Fähigkeit, ihren Feinden eine Panzerschlacht auf höchstem technischen Niveau liefern zu können, 14 Mrd. Mark kosten lässt.
Mitte Oktober erschüttert ein Erdbeben – nein, nicht die
Türkei, sondern – die bundesdeutsche Öffentlichkeit. Ein
Panzer, mit dem sich die türkischen Interessenten
persönlich von der Güte deutscher Wertarbeit überzeugen
dürfen, bevor sie die ganze Partie abnehmen, macht
plötzlich Furore. Keineswegs routinemäßig wie sonst
alles, wird er wird nämlich gegen den Willen von
Außenminister Joschka Fischer
verschickt. Gar nicht
einvernehmlich, vielmehr nur denkbar knapp
, mit
drei gegen zwei Stimmen
ergeht der Beschluss, mit
ihm und 999 anderen die Türkei vollzustellen, und da
zeichnen sich schlagartig sehr unfriedliche Konsequenzen
ab: Die Panzer stürzen die rot-grüne Koalition
in
eine tiefe Krise
. Sie überrollen
– nein,
nicht Kurden oder sonstwen, sondern – nichts Geringeres
als die ohnehin schon in einer chronischen
Profilneurose
befindliche grüne Partei. Sie walzen
den Koalitionsvertrag platt
, und als ihre schutzlosen
Opfer haben sie Vertreter der deutschen Politik im
Visier, grüne Empfindlichkeiten
in erster Linie.
Für den grünen moralischen Rigorismus
leisten sie
aktive Sterbehilfe
, insbesondere was die
Menschenrechte
betrifft, die mit einem so schweren
Gerät nur beleidigt werden. Das tut sehr weh,
beschädigt
nämlich nicht nur den grünen
Außenminister
, sondern mit dem zusammen
selbstverständlich auch die Glaubwürdigkeit
der
ganzen Bundesregierung
, so dass der Panzer mit
seinem feinen Glattrohr zwei hochexplosive Fragen
aufwirft: Wie steht Deutschland da?
, und kommt es
zum Bruch der Koalition?
Die verpuffen aber dann
doch nach dreieinhalb Tagen, denn so ein Panzer gibt
gottlob auch klare Antworten. Darüber zum Beispiel, dass
mit ihm ganz viel Arbeitsplätze gesichert
werden.
Oder darüber, dass die Panzerlieferung unumkehrbar
ist.
Man kann auch, wenn man es richtig macht, in der
Menschenrechtsfrage
vieles mit ihm bewegen
.
Also wird er geliefert, damit dann auch die anderen
geliefert werden und der türkische Staat mit seinen
Bürgern endlich netter umgehen kann. Das
Koalitionsklima
erholt sich rapide, und auf dem
Feld der Ehre bleiben tapfer gefallene Grüne zurück. Tja,
was so ein deutscher Panzer alles kann. Und am Ende kann
er glatt auch noch schießen.