Friedliche Eroberung?

Völker, die Grenzen niederreißen wollen, sind kriegsbe­reit. Gewöhnlich folgen sie ihrem Staat, dessen Interesse sich mit der Macht eines anderen Staates nicht verträgt. Dieses Interesse nehmen sie als Recht; für es zu kämpfen ist ihre Pflicht.

Im Fall der DDR liegen die Dinge etwas anders. Das Volk der DDR will  zu einem erheblichen Teil  die Grenzen des eigenen Staates niederreißen. Sie galten ihm als die Schranke, die sich mit seinem Interesse nicht verträgt. Gegen den erklärten Willen ihrer Obrigkeit ist es vielen DDR-Bürgern gelungen zu fliehen und sich ei­nem anderen Staat zu unterstellen. Dieser Staat, die Bundesrepublik, hat mit ihrer Einbürgerung sein Recht darauf bekräftigt, die Grenzen der DDR zu beseitigen.

Jetzt ist sie weg, die Grenze zur DDR deren Macht, sie zu sichern, gebrochen. Das Ganze hat den Namen "fried­ liche Revolution" bekommen zu Unrecht.

Aus dem Buch
1989 | 336 Seiten | vergriffen
Systematischer Katalog
Länder und Abkommen
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