Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Ein umweltschützerischer Irrsinn der besonderen Art – Emissionshandel:
Das Recht auf Luftverschmutzung wird vermarktet, um die Emission von Klimaschutz zu stimulieren
Nach zwei Jahrzehnten globaler Umweltschutzdiplomatie auf den diversen Gipfeln und Weltklimakonferenzen – von Rio über Kyoto nach Den Haag – hat sich die internationale Staatengemeinschaft darauf verständigt, dass die Abgase des kapitalistischen Wirtschaftswachstums in letzter Instanz auch noch das Weltklima durcheinander bringen. Deutschland will eine Reduktion ausgerechnet durch den Handel mit Emissionsrechten erreichen.
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Systematischer Katalog
Ein umweltschützerischer Irrsinn der
besonderen Art – Emissionshandel:
Das Recht auf Luftverschmutzung wird
vermarktet, um die Emission von Klimaschutz zu
stimulieren
„Startschuss“ in der Europäischen Gemeinschaft für die
„Rettung des Erdklimas“ gemäß dem Kyoto-Protokoll. Am 31.
März ist Stichtag für die Meldung der nationalen
Allokationspläne an Brüssel für den „Handel mit heißer
Luft“, der vom 1. Januar 2005 an europaweit in Schwung
kommen und zur Verringerung der Treibhausgase führen soll
gemäß der guten Idee, die so simpel ist und deren
Durchführung so schwierig: Der Handel mit den
Verschmutzungsrechten basiert auf dem Kauf und Verkauf
von Kohlendioxid-Zertifikaten. Firmen, die durch
umweltfreundliche Technologien Kohlendioxid
(CO2) einsparen, können
CO2-Zertifikate verkaufen und damit bares Geld
machen. Umweltsünder müssen sich hingegen das Recht zum
erhöhten CO2-Ausstoß teuer erkaufen.
(Tagesthemen, 24.3.04) Der
deutsche Abgasplan – gerade noch fristgerecht geschafft!
Dank des Kanzlers Machtwort ist im „Klimastreit“ zwischen
Trittin und Clement um die standortgemäße
Mengenausstattung und Zuteilung von kostenlosen
Verschmutzungszertifikaten an die verschiedenen
Abteilungen des umweltversauenden Gewerbes der
„Kompromiss“ gefunden, der deutsche Arbeitsplätze vor zu
viel ungesunder CO2-Minderung schützt und
trotzdem dem Weltklima nützt. Mit einem nationalen
Emissionsbudget, das in etwa dem Ausstoß an
Treibhausgasen entspricht, den Industrie und
Energiewirtschaft im Moment so hinkriegen, beteiligt sich
der „Klimaschutzvorreiter“ ab nächstem Jahr an dem
grenzübergreifenden Handelsprojekt zur Säuberung der
Atmosphäre. Ab 2007 wird dann die Versorgung der
industriellen Luftverschmutzer mit kostenlosen
Emissionsrechten politisch verknappt, damit „die gute
Idee“ dem „Reduktionsweltmeister“ bis 2012 die noch
fehlenden 1,6% CO2-Minderung einspielt.
Der Vorlauf zur „guten Idee“ …
Nach zwei Jahrzehnten globaler Umweltschutzdiplomatie auf den diversen Gipfeln und Weltklimakonferenzen – von Rio über Kyoto nach Den Haag – hat sich die internationale Staatengemeinschaft darauf verständigt, dass die Abgase des kapitalistischen Wirtschaftswachstums in letzter Instanz auch noch das Weltklima durcheinander bringen. Die Internationale der politischen Umweltschützer wägt ab: zwischen der Größe der zu erwartenden Gefahr, der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens, einer möglichen nationalen Betroffenheit, dem Aufwand zur „Bremsung des Klimawandels“ und den langfristigen Folgekosten eines „Weiter so“ mit der klimaschädlichen Verschmutzung. Sie kommt zu dem Schluss: Die „Aufheizung der Erdatmosphäre durch den Treibhauseffekt“ ist hausgemacht, und die weltweiten CO2-Emissionen sind als Hauptverursacher für den globalen Umweltschaden dingfest zu machen. Darüber haben die umweltschützerischen Standortnationalisten, die ein Wirtschaftssystem behüten und fördern, in dem die Atmosphäre als eine kostenlose natürliche Abgasdeponie und das Wetter als ein globaler Verdünnungs- und Verteilungsmechanismus fest einkalkuliert sind, zu einer gemeinsamen Verhandlungsmaterie gefunden. Sie „ringen“ und „feilschen“ um die Minderung des „klimaschädlichen CO2, das keine Grenzen kennt“, entlang der klaren Richtschnur: Das vereinbarte Klimaschutzziel muss sich erstens unschädlich für das eigene Wirtschaftswachstum umsetzen lassen, und zweitens muss der Beitrag zur „Rettung des Weltklimas“ Konkurrenznationen mehr „wehtun“ und abverlangen als dem eigenen kapitalistischen Standort. Am Ende steht das „historische Kyotoprotokoll“, das bis zum Jahre 2012 den Abbau der klimaschädigenden Treibhausgase um weltweit durchschnittlich 5,2% – bezogen auf das Basisjahr 1990 – vorsieht. National aufgeschlüsselt als Vorgaben von minus 21 bis plus 10 Prozent. So werden die Anforderungen der globalen Ökologie mit den jeweiligen nationalen Emissionsbedürfnissen versöhnt. Für die Umsetzung fiel die Wahl hinsichtlich der effektivsten Reinigungsmethode der Atmosphäre auf den „marktorientierten Ansatz“: Vor allem die maßgeblichen globalen Klimazerstörer, die kapitalistischen Weltwirtschaftsmächte, sollen vordringlich die säubernden Heilkräfte von Preis, Markt und weltweiter Konkurrenz um Verschmutzungsrechte ausnützen, um ihre Reduktionsverpflichtungen zu erfüllen. Die Europäische Union macht sich zum Motor der völkerrechtlich verbindlichen Ratifizierung und raschen Inkraftsetzung des Protokolls. Erklärtermaßen mit dem Kalkül, aus der vertraglich vereinbarten weltweiten Reduktion von CO2-Emissionen Kapital zu schlagen, indem „wir“ auswärts gerne dabei helfen, das Wirtschaftswachstum vom emissionsträchtigen Energieverbrauch zu „entkoppeln“ durch den Export von umweltfreundlicher, energieeffizienter Technologie made in Europe, speziell in Germany. In ihrem klimapolitischen Ehrgeiz lässt sich die EU auch nicht dadurch bremsen, dass der „weltweit größte Luftverschmutzer“ (Trittin) sich aus dem Kyoto-Prozess verabschiedet, mit dem Hinweis, dass die Weltmacht Amerika sich auf kein Umweltschutzabkommen verpflichten lässt, das nicht definitiv ihre Handschrift trägt, das also „der amerikanischen Wirtschaft schadet“. Im Gegenteil. Sie „isoliert“ Amerika, natürlich um es wieder ins globale Umweltschutzboot zu holen, und schafft einseitig Fakten. Die EU-Mitgliedsstaaten setzen für sich das bislang nicht ratifizierte Kyoto-Protokoll in Kraft und verabschieden die „Emissionshandels-Richtlinie“, die verpflichtend zum nächsten Jahr die Einführung „des Emissionshandels als Instrument zur Erreichung der Klimaschutzziele“ vorschreibt.
… durch Ökonomisierung der Ökologie mehr Klimaschutz zu stimulieren …
Jetzt wird es also ernst mit der Reduzierung der
Treibhausgase. Wie das passieren soll, darin besteht
durch die Bank Einigkeit bis hin zum kritischen
Umweltschutzgeist: Die Ökologie muss ökonomisch
werden.
(Die Welt) Die
Stifter segensreicher Arbeitsplätze mit Grenzwerten für
Emissionen zu drangsalieren, „Umweltsündern“ mit
Bußgeldern für unerlaubten Schadstoffausstoß zu drohen,
womöglich gar mit der Schließung ihrer Dreckschleuder,
diese klassische umweltpolitische Festlegung eines
Preises für die geschäftsdienliche Umweltzerstörung, um
sie zu bremsen, das ist Klimaschutz von vorgestern,
Ökologie mit der Brechstange und wenig hilfreich fürs
verlangte Umdenken auf Unternehmerseite. Ja, diese rein
negative Kalkulation mit den Kosten für Luftverschmutzung
zwingt das freie Unternehmertum bloß dazu, seinen ganzen
Erfindungsreichtum darauf zu verschwenden, wie sich unter
Umgehung oder Einhaltung der ganzen Umweltvorschriften
die wachsenden gasförmigen Abfälle der Gewinnproduktion
zum Schaden des Klimas billig entsorgen und verdünnen
lassen. Der ökologische Königsweg hat demgegenüber darauf
zu zielen, der gebotenen umweltpolitischen
Restriktion endlich den Charakter einer
Belastung zu nehmen, dadurch nämlich,
dass er sie zum Geschäftsartikel macht. Mit dem
Preis für Luftverschmutzung soll der
umweltzerstörerische Geschäftssinn in Zukunft als sein
Bereicherungsmittel frei kalkulieren können:
Klimaschutz muss sich endlich „rechnen“! Anders als mit
diesem Paradigmenwechsel in der Umweltpolitik
ist
der tüchtigen Spezies, die aus Geschäftsgründen
systematisch die Atmosphäre verdreckt, eine wohldosierte
Rücksichtnahme auf ihre allgemeinen natürlichen
Geschäftsgrundlagen nicht abzuringen. Für eine Erfolg
versprechende Reduktion brauchen deshalb die
klimaschädlichen Emissionen eine marktwirtschaftliche
Zirkulationsform mit einem eigenen Gemeinsamen Markt,
einem Tauschwert, der sich frei nach Angebot und
Nachfrage an einer extra dafür eingerichteten Börse
bestimmen soll, die höheren Abteilungen von „Futures und
Optionen“ eingeschlossen. Die Luftverschmutzung kriegt
als zertifiziertes Recht auf Luftverschmutzung
Eigentumsform und wird zum geldwerten
Handelsartikel hinorganisiert: Durch eine
„marktkonforme“ Umweltpolitik, die jede Emission an einen
staatlichen Berechtigungsschein bindet und die einzig in
der Weise noch restriktiv auf die industriellen Betreiber
der Dreckschleudern einwirkt, als sie die
kostenlose Zuteilung von Verschmutzungsrechten
begrenzt. Ohne administrative Beschränkung kommt
also auch diese wunderbare Versöhnung von Ökologie und
Ökonomie nicht aus. Ökonomisch gesehen entsteht der
Vorteil des Anlagenbetreibers, der Emissionen
einspart und deswegen Zertifikate zu verkaufen hat, auf
Kosten desjenigen, der sich die überschüssigen
Rechte kaufen muss, weil für seinen Schadstoffausstoß die
zugeteilten Berechtigungsscheine nicht ausreichen. Und
verschmutzungsmäßig kann man es drehen, wie man will: Es
bleibt ein Nullsummenspiel, wenn die einen durch
Emissionsminderung „bares Geld“ verdienen, weil auf der
Nachfrageseite zusätzlicher Verschmutzungsbedarf
rechtemäßig abgedeckt werden muss gegen einen „Ablass für
Abgas“. Im Zeitalter von „puts and calls“ scheint das
niemand zu stören. Da lässt sich die Sache durchaus so
behandeln, dass die verlangte umweltschützerische
Restriktion zum Gegenstand eines schwunghaften
Börsenhandels und meistbietender Versteigerung von
Emissionszertifikaten gemacht wird. Ein munterer Wettlauf
um Schadstoffreduktion? Alles nur eine Frage, ob der
Börsenwert des Emissionsrechtepapiers genügend hoch ist,
dass auch in den „Umweltsündern“ die Geschäftsgier
erwächst, vom neuen emerging market der Rechte für
Verschmutzung zu profitieren, und schon sind
Investitionen in die Umweltfreundlichkeit der
kapitalistischen Produktion einfach nicht mehr
aufzuhalten. In der Hinsicht, mit wenig
Investitionsaufwand viele geldwerte Emissionsrechte als
Bereicherungsmittel freizusetzen, setzt der deutsche
Chefökologe voll auf den kostenbewussten findigen
Unternehmergeist, was der Entlastung des kapitalistischen
Geschäfts von den leidigen Umweltschutzkosten insgesamt
nur gut tut: Emissionshandel führt automatisch dazu,
dass Klimaschutz dort stattfindet, wo er am billigsten
ist.
(Trittin) Darauf
läuft die ökologische Großtat der politisch gestifteten
Konkurrenz um Emissionsrechte also raus: Am Ende soll das
Nullsummenspiel den Umweltschutz dort stattfinden lassen,
wo er das Kapital am wenigsten kostet.
Ganz „automatisch“ ist diese verheißungsvolle Synthese
von Ökonomie und Klimaschutz dann doch nicht zu haben.
Dafür muss die Marktpreisbildung für die Tonne
Kohlendioxid-Ausstoß schon noch in die richtige Richtung
„gelenkt“ werden durch eine sehr raffinierte Zuteilung
von Zertifikaten mit Hilfe des 80-seitigen Machwerks
eines nationalen Allokationsplans und seiner „Makro“- und
„Mikro“-Unterabteilung. Die Stiftung eines
„elektronischen Marktplatzes“ und die Schaffung von 116
sicheren Arbeitsplätzen bei der Deutschen
Emissionshandelsstelle (DEHST), die „Guthaben ausgibt,
Konten führt und Überziehungen ahndet“, sind dabei noch
die leichtere Übung, um den nationalen Schadstoffausstoß
im Hinblick auf die Emissionsminderung in einen
international konkurrenzfähigen privatwirtschaftlichen
Besitzstand an handelbaren Emissionszertifikaten zu
überführen: Wie viele kostenlose Verschmutzungsrechte
braucht es gesamtwirtschaftlich? Wer muss wie viele aufs
Konto überwiesen kriegen, damit ein flotter Freihandel zu
einer „punktgenauen Landung auf dem gewünschten
Klimaschutzziel“ (FAZ) führt?
In dieser Hinsicht für die richtige Angebotspolitik zu
sorgen, verlangt Fingerspitzengefühl auf Seiten der
rotgrünen Emissionshandelsminister, denn: Gibt es
Emissionsrechte im Überfluss, kommt ein Handel gar nicht
zustande
(Trittin), was
wirklich niemand wollen kann, weil es dann logischerweise
mit der Schadstoffreduktion durch den Emissionshandel
auch nichts wird. Eine „bedarfsgerechte Zuteilung“, die
alles abdeckt und dadurch den Marktpreis zu Lasten des
Klimas ruiniert, kommt deshalb genauso wenig in Frage wie
eine zu knappe Angebotspolitik, die den Preis für die
Luftverschmutzung in die Höhe treibt. Schließlich soll
das verheißungsvolle umweltschützerische Handelsprojekt
sich nicht zu einer „Wachstumsbremse“ und „Strafsteuer
für deutsche Arbeitsplätze“ und ihre
auswanderungslustigen Stifter auswachsen. Je restriktiver
gleichwohl die kostenlose Zuteilung gehandhabt wird,
desto mehr Geschäftswert könnte das Zertifikat an der
Börse entwickeln, was vom „Anreiz“ zur „ökologischen
Modernisierung“ her gedacht bestechend erscheint.
Umgekehrt wäre es natürlich am besten, alle industriellen
Luftverschmutzer, auf deren ökonomischen Erfolg der Staat
Wert legt, hätten überschüssige Emissionsrechte zu
verkaufen. Aber dann wäre ja das neue Wirtschaftsgut:
Zertifikate überhaupt nicht knapp und sein Börsenwert im
Eimer – wer wollte sich dann noch am Emissionshandel
bereichern? Höchst komplex dies alles, sicher ist da nur,
dass dem abnehmenden Grenznutzen der Emissionsminderung
ein zunehmender Grenznutzen der Luftverschmutzung
gegenübersteht und dort, wo beide Kurven sich schneiden,
logischerweise das Optimum der Versöhnung von Ökologie
und Ökonomie angesiedelt sein muss. Kein Wunder, dass
sich Greenpeace über „die Kastration des
Emissionshandels“ durch „Kohle-Clement“ „entsetzt“ zeigt.
… und die Allokation als nationales Konkurrenzmittel zu organisieren
Dass der zu verteilende nationale „Zertifikatskuchen“
nicht zu knapp bemessen zu sein braucht, dafür nutzen die
rotgrünen Umweltschützer vernünftigerweise die –
inzwischen auch von der EU–Kommission „akzeptierten“ –
deutschen Erfolge beim Klimaschutz, um daraus nationales
Emissionskapital zu schlagen: „Mit der Kommission wurde
vereinbart, dass diese bei der Aufstellung der nationalen
Allokationspläne die schon erzielten deutschen Erfolge
beim Klimaschutz akzeptiert. Deutschland erhält damit die
Möglichkeit, 1990 als Basisjahr für die Allokation der
Emissionsrechte zu wählen (early action
).“
(BMU, Pressemittelungen Nr.
291/02)… Für Deutschland ein günstiges
Ausgangsjahr zum Bewerten der Klimaziele – konnten doch
der Zusammenbruch der DDR-Industrie und die in den
folgenden Jahren erfolgten Sanierungen und
Modernisierungen voll in die deutsche Klimaschutzbilanz
mit eingerechnet werden.
(Tagesschau.de, 25.03) Klimapolitisch
gesehen war die billionenschwere kapitalistische
Abwicklung der ehemaligen DDR und ihre Entwicklung zu
einer freiheitlichen marktwirtschaftlichen
„Sonderwirtschaftszone“ in jedem Fall ein voller Erfolg.
Dank dieser „early action“ – in der gehässigen
Fachsprache der Konkurrenten auch „wallfall-profit“
genannt – hat das wieder vereinigte Deutschland seine
Kyoto-Vorgaben fast schon erfüllt und damit viel „heiße
Luft“, die seine Wirtschaft so dringend zum Atmen
braucht, für die nationale Grundausstattung mit
Emissionszertifikaten frei. So ist politisch schon mal
Vorsorge dafür getroffen, dass sich die deutsche
Industrie und Energiewirtschaft von Anfang an auf der
richtigen, nämlich Angebotsseite des neuen Gemeinsamen
Markts tummeln können, nach dem Motto: Wo soll man
Emissionsrechte kaufen, wenn nicht dort, wo eingespart
wird, also in Deutschland.
(Trittin)
Und falls sich im industriellen Zweig bis zum Ende der Freihandelsperiode die anvisierte Reduktion nicht abzeichnet, dann kann man immer noch auf einen nationalen Emissionssektor, der logischerweise vom Handel ausgespart ist, zurückgreifen als flexiblen Reduktionspuffer: „Bei der Aufteilung des Emissionsbudgets hat sich die Bundesregierung von der Überlegung leiten lassen, … im Gewerbe/Handel/Dienstleistungs-Sektor einen mäßigen und bei den privaten Haushalten einen etwas stärkeren Rückgang zu induzieren.“ (Nationaler Allokationsplan, S.21) Im Bereich der privaten Emission von Treibhausgasen, bei Autofahrern, Häuslebesitzern etc., lässt sich mit klassischer Umweltpolitik, also mit gesetzlichen Vorschriften, mit kostenwirksamen (Wärmeschutz)Verordnungen, mit Ökosteuer u.Ä. durchaus eine klimafördernde Minderung „induzieren“, die für die Handelsausstattung der produktiven Großverbraucher des Klimas mit den nötigen Verschmutzungsrechten dringend gebraucht wird.
*
Jetzt heißt es für die rotgrünen Umweltpolitiker nur noch
aufpassen, dass die „Umweltsünder“ der
ausländischen Standorte von Seiten ihrer
Standorthüter keine „Schlupflöcher“ in deren
Allokationsplänen eingeräumt bekommen. Deshalb besteht
der „Klimaschutzvorreiter“ gleichzeitig mit der
fristgerechten Überstellung seines „großzügigen“
nationalen Emissionsplans an Brüssel gegenüber seinen
europäischen Emissionshandelspartnern, bei denen
bekanntlich die Umsetzung der nationalen Reduktionsziele
noch schwer zu wünschen übrig lässt, umso energischer auf
Einhaltung der gemeinsam vereinbarten
Klimaschutzverpflichtungen und auf Ablieferung von
entsprechend ehrgeizig aufgestellten Abgasplänen. Und er
stellt zweitens unter dem Motto: Wir können nicht
alleine vorangehen und so tun, als könnten wir die Welt
retten
, (Müntefering) die
deutsche Grundversorgung mit Verschmutzungsrechten unter
eine generelle „Revisionsklausel“. So ist das Florieren
des neuen verheißungsvollen emerging markets noch mit
etlichen politischen Risiken behaftet. Nicht zuletzt,
weil der Erfolg des europäischen Alleingangs, den dicken
Standort jenseits des Atlantiks auf die „Rettung des
Weltklimas“ gemäß dem Kyoto-Protokoll zu verpflichten,
immer noch aussteht.