Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Die Bomber nach Bagdad kehren um:
Gründe für einen fälligen, vorläufig aufgeschobenen Krieg mit eindeutig verteilten Rollen
Die UNO beschließt, die Wirtschaftssanktionen gegen den Irak erst dann zu überprüfen, wenn die Waffeninspekteure weitestgehende Vollmachten erhalten, worauf Saddam Hussein das Ende der Inspektionen fordert. Für die USA ist das ein Grund zum sofortigen Zuschlagen, das in letzter Minute noch durch Saddams bedingungslose Unterwerfungserklärung abgewandt wird. Indem die USA dem Irak gegenüber auf einem Kontrollregime mit nicht erfüllbaren Bedingungen bestehen, machen sie deutlich, worum es ihnen tatsächlich geht: Die Macht dieses Staates soll gebrochen werden.
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Systematischer Katalog
Die Bomber nach Bagdad kehren um:
Die Bomber nach Bagdad kehren um:
Gründe für einen fälligen, vorläufig aufgeschobenen Krieg
mit eindeutig verteilten Rollen
Am 2. November erfährt die Welt von einer neuen Untat
Saddam Husseins. Als Antwort auf den UN-Beschluß, eine
Überprüfung der Wirtschaftssanktionen erst dann
vorzunehmen, wenn die Waffeninspekteure der Unscom alle
Freiheiten erhalten, die sie für ihre Arbeit benötigen,
meldet er wieder einmal seinen Anspruch auf Beendigung
der Inspektionen an. Die Quittung folgt prompt. Der
Weltsicherheitsrat verurteilt die Reaktion einmütig als
Verbrechen, die USA bereiten den Krieg vor, die UNO zieht
ihre UNSCOM-Mannschaft aus dem Irak ab, damit die
Kollegen von der amerikanischen Luftwaffe freie Bahn
haben. 15 Minuten vor Abschuß der ersten Rakete
akzeptiert Präsident Clinton ein Unterwerfungsschreiben
der irakischen Regierung als bedingungsloses Einlenken
des Irak und stoppt den Marschbefehl. Das amerikanische
Außenministerium teilt mit, man habe mit 10000 Toten
gerechnet
.
10000 Iraker dürfen vorerst weiterleben. Weshalb und wie lange: Das hängt offenbar voll und ganz von den Berechnungen derer ab, die in dieser imperialistischen Affäre Regie führen.
1. Die irakische Kritik an der
Unscom gilt einem Standpunkt der USA, den die
seit Jahren im UN-Sicherheitsrat erfolgreich durchsetzen:
Den Auftrag der Suchkommandos so zu definieren, daß ein
Ende ihrer Anwesenheit nicht abzusehen ist. Die Bilanz
stimmt sie nämlich durchaus nicht zufrieden: Die Unscom
hat im Laufe ihrer Arbeit zwar mehr militärisches
Potential zerstört als die chirurgischen
Einschnitte
der US-Bomber 1991, und die
Internationale Atomenergiebehörde hat dem Irak
inoffiziell attestiert, praktisch atomwaffenfrei
zu sein; ein „Restzweifel“ aber bleibt. Er bezieht sich
weniger auf die vollzogene Entwaffnung – Raketen,
Sprengköpfe, Munition plus Fabriken sind überwiegend
vernichtet – als auf die Möglichkeit weiterer
Rüstungsproduktion. Der Job der Waffeninspekteure
konzentriert sich dadurch buchstäblich aufs
Inspizieren. Wonach sie suchen, veröffentlicht
der neue Bericht von Unscom-Chef Butler: Es bestehe der
begründete Verdacht, der Irak stelle B- und C-Waffen
her. Objekt der Inspektion ist die diesbezügliche
Fähigkeit der Nation. Da Biologie und Chemie
aber bekanntlich auf jedem Bauernhof zu Hause sind,
VX-Kampfgas in jeder Suppenküche hergestellt und aus
jedem Scheuermittel ein Nervengift werden kann, gerät das
Feld der Untersuchung recht groß: Ein Land voller
„dual-use“-Möglichkeiten will kontrolliert sein. Diese
Aufgabe ist flächendeckend und endlos: Da die Absicht zur
Herstellung solcher Waffen keine eindeutige Gestalt
besitzt, ist ihre Existenz weder zu be- noch zu
widerlegen. Nur wird die Suche nicht wegen Sinnlosigkeit
abgeblasen: Genau so ersetzt der unausräumbare
Verdacht den Nachweis. Die gleichfalls unwiderlegbare
These, der Bombenbau könne nach einem Abzug von IAEA &
Unscom ungehindert und aufs Neue starten, schließt die
Beweiskette.
Aus der räumlich und zeitlich unbegrenzten Definition des
Untersuchungsauftrages erschließt sich sein
Grund: Die USA haben im Staat Irak einen
prinzipiell feindlichen Willen
ausgemacht. Das in Aussicht gestellte Dauergastpiel der
Unscom-Fahnder formuliert und bekräftigt den
fortgesetzten Anspruch auf bedingungslose
Kapitulation. Deswegen gibt es auch kein Angebot,
die Kooperation werde sich in absehbarer Zeit auszahlen:
Eine Lockerung des Handelsverbots setzt den
Abschluß der Unscom-Arbeit voraus, den es gemäß
der amerikanischen Definition dieses Auftrags nicht geben
kann. Die bloße Tatsache, daß sich der irakische Staat
beim Inspizieren als noch vorhandene Macht bemerkbar
macht, belegt den Eingangsverdacht westlicher
Offizieller, daß Mr. Saddam mehr auf seine Fähigkeit
achtet, Waffen des Terrors zu produzieren, als auf die
Aufhebung der Sanktionen, die der UN-Sicherheitsrat erst
beenden wird, wenn er dessen Entwaffnung komplettiert
hat
(IHT, 9.11.98). So
werden die Maßnahmen gegen Saddam Hussein zum Beweis
seines bösen Willens.
2. Das Staatsprogramm des Irak besteht nun seit einigen Jahren darin, die Feindschaftserklärung, auf die Amerika den Rest der Welt verpflichtet, loswerden. Die Mittel dafür sind nach 8 Jahren Abrüstung und Embargo begrenzt; die Verweigerung der „Zusammenarbeit“ mit der UNSCOM soll ein solches Mittel sein. Sie soll aufzeigen und einen Einspruch dagegen deutlich machen, daß die Konditionen, die das Land zu erfüllen hat, keine erfüllbaren Bedingungen, sondern Modalitäten seiner Knebelung sind. Der unfreundliche Akt unterstreicht die Forderung, am Ende der Waffenkontrollen einen Unbedenklichkeitsbescheid zu erhalten, der die Rückkehr in den Kreis geschäftsfähiger Staaten erlaubt. Er ist ein Appell an den UN-Sicherheitsrat, gegen die USA den offiziellen Wortlaut der Kontrollresolution durchzusetzen, wonach dem Irak erfüllbare Bedingungen für die Aufhebung der Santionen gestellt werden und ein Ende der Kontrollmaßnahmen in Aussicht gestellt wird. Formell zielt der Irak damit auf den Unterschied von UNO als Herrn des Verfahrens und USA als Vollstrecker; faktisch setzt er damit, wie schon im Februar, auf eine Spaltung der weltpolitischen Konkurrenten, genauer: auf den Antiamerikanismus der anderen Mitglieder des Weltsicherheitsrats. Die Anfrage, ob sich eine Macht findet, die aus ihrem Interesse heraus für ihn spricht – davon ist der Versuch abhängig –, fällt diesmal jedoch negativ aus. Das Bemühen, sich der Feindschaft der USA zu entledigen, bekräftigt sie nur. Die einseitige Kündigung der Rüstungsinspektionen erneuert die Logik des Verdachts: Wer keine Waffen im Keller hat, braucht die Suche nicht zu fürchten; wer sie dagegen scheut, hat zweifelsohne welche. Die aber stehen ihm, nun erst recht, nicht zu. Also gehören sie ihm weggenommen.
3. Der versuchte Entzug
radikalisiert die Feindschaftserklärung der USA.
Mit jedem Ungehorsam des Feindes sehen sie nämlich ein
Stück ihrer Glaubwürdigkeit verloren.
Folgerichtig: Denn gemessen am Anspruch auf
bedingungslose Kapitulation beweist jeder eigenmächtige
Akt Saddams ein Versagen ihrer Macht. Die
Weltordnungsmacht wirft sich deshalb rückwirkend
Versäumnisse vor. Das Überwachungsregime
erscheint wie ein Zugeständnis an den Willen des Feindes,
wie das Zugeständnis einer Kooperation mit der lokalen
Obrigkeit bei deren Abrüstung. Dieser „Zusammenarbeit“
wird jetzt eine Absage erteilt: Niemand sollte
versuchen, eine nutzlose Unscom zu erhalten, und die
Unscom kann nicht ohne die Kooperation mit dem Irak
arbeiten, die aber ungeachtet aller Versprechen nie
vorankam
(ein US-Sprecher,
9.11.). Was endgültig vorankommen muß, ist die
Demontage Saddam Husseins; die nehmen die USA jetzt in
die Hand. Wo sie gestern schon wußten, daß ‚Saddam
letztlich nur die Sprache der Gewalt versteht‘, gibt es
ab heute nichts mehr zu verstehen; man muß ihm
die Fähigkeit zur Antwort nehmen. Die Gewalt,
die die USA jetzt androhen, dient nicht der Erzwingung
von Einsicht, sondern der Zerstörung des Gegners. Die
Angriffsziele zur Wiederherstellung ihrer
Glaubwürdigkeit sind aus 8 Jahren „nutzloser“
Pfadfinderarbeit der Unscom ja bekannt.
Mögliche Ziele eines ‚open-ended bombing‘ würden Mr.
Saddams ethnische Basis in Tikrit, seine Revolutionären
Garden, sein Innenministerium und die Geheimpolizei,
seine Waffenfabriken, seine Paläste und
Kommunikationswege einschließen
(IHT). Die Verlautbarung des Pentagon
macht es hochoffiziell, daß Bombenteppiche auf
Wohnviertel selbstverständlich im Programm sind, wenn ein
Staat fertig gemacht wird; sie stellt klar, daß das
Menschenmaterial der Herrschaft zu deren
Inventar gehört und darum dieselbe Zerstörung
verdient wie alle anderen Souveränitätsmittel. Als
Machtbasis des Staates wird das Volk – zumindest der
Teil der Menschen, die als geborene Gesinnungsträger
ihres Führers in Tikrit geortet werden – für sein
Untertanendasein direkt haftbar gemacht. Wo Mr.
Saddams ethnische Basis
wohnt, trifft die Luftwaffe
bestimmt keinen Falschen; dieser Stamm ist nicht besser
als sein Herr.
Das aktuell öffentlich gewälzte Bedenken, ein
Militärschlag gegen den Irak werde das Regime
stärken
, klingt absurd, ist es aber nicht: Es
signalisiert, daß die USA mehr ins Auge fassen als „nur“
eine „Strafaktion“; sie denken daran, die ewig
unerledigte Amtsenthebung des irakischen Führers diesmal
nachzuholen. Die These Mrs. Albrights, nur eine nicht
von Saddam geleitete Regierung werde dem Irak eine
friedfertige Politik bescheren
, spricht das eigene
imperialistische Mißvergenügen deutlich aus: In der
Person Saddam, die einfach nicht verschwindet,
verkörpert sich der amerikanische Anspruch auf Brechung
eines irakischen Staatswillens, der immer noch
Bedingungen stellen kann. Das dieser Tage
kolportierte Gerücht, Saddam plane seine Scheinablösung
durch Tarik Aziz, bezeugt nur die Höhe der Meßlatte: Der
Mann kann tun und lassen, was er will – es stört immer;
nicht einmal sein Abgang würde die US-Forderung
bedingungsloser Kapitulation erfüllen – weil
er ihn „inszeniert“. Das müssen schon die
USA erledigen. So steht der wachsende Unmut über den
hartnäckigen „Verbrecher in Bagdad“ für die Sperrigkeit
eines Staates, dem sie dauerhafte Feindschaft
ansagen, ohne damit eine dauerhafte
Friedenslösung zu installieren. Dafür treiben sie
den Militäraufmarsch am Golf voran.
4. Dabei achten die USA darauf, die
„Fehler“ der Zurückhaltung
, die sie sich für ihre
vergangenen Kriegsszenarien nachträglich bescheinigen,
nicht zu wiederholen. Kein Ultimatum! Eine Anordnung, der
bis zu einem Tag X zu folgen wäre: Das ist schon
zuviel Respekt für die Souveränität des Feindes.
Keine Chance für Vermittler! Eine Neuauflage eifriger
„Abwendungsdiplomatie“ fällt aus. Den kleinen Triumph
gönnen die USA der Konkurrenz diesmal nicht: Sich als
diplomatisch aktive Trittbrettfahrer ihrer
Gewaltmaschine einzumischen und ihre
Kriegsdrohung kurz vor zwölf in eine politisch
handhabbare Erpressung zurückzuführen – das kommt nicht
wieder vor. Weder der arabischen Welt noch erst recht den
rivalisierenden Verbündeten soll ein Einfallstor geboten
werden, unter der schützenden Hand des US-Aufmarschs
konterkarierende Initiativen und Ambitionen anzumelden.
Keine Verhandlungen! Das sollen sich die Mit- und
Möchtegern-Weltordner merken: What is not needed, is
negotiations with Saddam Hussein
(US-Sprecher Rubin). Keine Werbung für
den Krieg! Diesmal werden nur Bomber und Soldaten
verschickt, Frau Albright bleibt daheim: Denn Zustimmung
wird unterstellt, nicht eingeholt. Der Schulterschluß der
restlichen Welt ist gefragt: Kommt er, wird er
begrüßt
; kommt er nicht, schließen die USA
einseitige militärische Aktionen nicht aus
(Cohen, 3.11.). Damit ist die
Vorgabe für alle Interessenten gemacht.
Die Konkurrenz zeigt, wie beeindruckt sie ist.
Ihre Interessen am Golf decken sich mit denen der USA
zwar genausowenig wie vor 9 Monaten, nur liegt die Hürde
für ein alternatives Handeln jetzt höher. Das definitive
Verhandlungsverbot wirkt dabei durchaus willensbildend.
Nicht, daß keiner an eine Diplomatie gedacht hätte, den
Irak erneut mit „sanfteren Methoden“ als der stets
schießbereite Ami in die Knie zu zwingen – nur lassen die
USA diesen politischen Extraprofit ihrer Kriegsdrohung
diesmal nicht zu; nicht, daß kein EU-Staat an die
Geschäfte gedacht hätte, die er in einem resozialisierten
Irak gerne machen würde – nur fällt das unter
Kollaboration mit dem Feind: Jeder Zweifel am US-Krieg
gegen deren Menschheitsfeind Nr.1 steht automatisch
im Gegensatz zu diesem Ordnungsanspruch, müßte
bereit sein, ihn auszutragen, und fähig, ihn
durchzustehen. Das erscheint allen mindestens eine Nummer
zu groß. Keine abweichende Stimme meldet sich. Diesmal
heißt es: Saddam ist zu weit gegangen; auf neuerliche
Rettung in letzter Sekunde
darf er nicht hoffen.
Der Brite schießt sowieso wieder mit; der Franzose nicht,
hat aber keine Vermittlerambition mehr und würde eine
unilaterale US-Aktion nicht verurteilen
; auch der
deutsche Außenminister steht fest an der Seite unserer
amerikanischen Freunde
. Niemand erteilt der UNO einen
Auftrag zur Vermittlung und die sich selbst auch nicht:
Allein der Irak hat die Möglichkeit, die Lage zum
Besseren zu wenden
(Kofi Annan,
12.11.).
Damit bleibt für den Krieg vorläufig nur ein Hindernis:
Das Wetter. Experten rechnen mit einem Militärschlag
bis zum 18.11.: Da ist im Irak Neumond
.
5. Dann lenkt der Irak doch
bedingungslos ein. Und das bringt die USA in ein Dilemma:
Saddam erfüllt die Sprachregelung ihrer Drohung.
Ihr Verteidigungsminister am Vorabend des Marschbefehls:
Wir wollen natürlich keinen Krieg. Die Entscheidung
liegt allein an Saddam Hussein. Er muß die
Waffenkontrolleure ungehindert weiterarbeiten lassen
.
Der Irak sucht den Angriff zu verhindern, indem er dessen
Begründung – nicht den Grund – beim Wort nimmt
und fragt: War es so gemeint? Ein schwieriger Test, weil
er die USA vor Alternativen ihrer
weltordnerischen Glaubwürdigkeit stellt: Entweder sie
ziehen die Eskalation der Feindschaft unbeeindruckt
durch, fliegen auf Bagdad und probieren die Lösung des
‚Problems Saddam‘; dann ist der Titel ihrer
Kriegserklärung futsch und sie haben den Sicherheitsrat
gegen sich. Oder sie kehren zum Unscom-Regime zurück, das
sie gerade überwinden wollten; dann haben sie Wort
gehalten, Gesicht gewahrt, die Welt auf ihrer Seite, aber
Saddam regiert immer noch. Beide Möglichkeiten
sind in den USA präsent und Gegenstand einer hitzigen
Debatte
ihrer Führer, die den Flugbefehl bereits
erteilt haben: Den gewichtigen patriotischen Zweifeln
seiner Mitstreiter – Saddams Brief, ein neuerlicher
Bluff
, dessen Echtheit während der Luftangriffe zu
prüfen
sei; Amerika erleide durch den ständigen
Auf- und Abmarsch seiner Truppen einen Verlust
militärischer Glaubwürdigkeit
– erteilt der Präsident
beileibe keine Absage, als er den Krieg stoppt. Alle
Bedenken gegen ein erneutes „Zögern“, alle Ziele
amerikanischer Irak-Politik bleiben in Kraft; sie werden
aber dem Gesichtspunkt subsumiert, daß ein
Flächenbombardement jetzt und gegen ein
wahrscheinliches ‚Nein‘ der Konkurrenten nicht opportun
erscheint.
Womit Clinton zugleich die ab sofort gültige Linie
verkündet. Sollte Saddam doch wieder Bedingungen stellen,
dann wird „ohne Vorwarnung“ zugeschlagen, und
zwar mit UNO-Placet, dessen Existenz er
vorsorglich schon heute behauptet. Wann die Geduld der
USA mit dem Feind endgültig zu Ende ist, welche Untat
seines Führers die nächste Irak-Krise
provoziert:
Das geht außer den obersten Herren über Krieg und Frieden
selbstverständlich keinen etwas an.
6. So ergibt sich aus der aktuellen Bewältigung des amerikanischen Leidens an Saddam Hussein bei Redaktionsschluß folgender Zwischenstand:
Die USA machen keinen Hehl mehr daraus, daß ihre
Kontrollbedürfnisse darauf berechnet sind, vom Irak nicht
erfüllt werden zu können; daß also das ganze
Kontrollwesen eine komplizierte Inszenierung des Willens
der USA ist, die Macht des Irak zu brechen. Nach dem
überraschenden Besuch
in einer Rüstungsfabrik
verlangt Unscom-Chef Butler die Herausgabe von
Dokumenten über verbotene Waffenprogramme
(22.11.); Herr Aziz aber
sagt, solche Dokumente existierten nicht
. Die
Logik des unausräumbaren Verdachts wird auf die nächste
Stufe gehoben: Die irakische Weigerung,
verbotene Chemiewaffen zuzugeben, und nicht
vorhandene Papiere offenzulegen, belegt die
ungebrochene kriminelle Energie der irakischen Regierung.
Außerdem stellt die Weltordnungsmacht klar, daß ihr beim fälligen Schuldspruch des Irak und dem verschärft in Aussicht gestellten Todesurteil gegen Saddam niemand ins Handwerk pfuscht: Von der Pflicht der imperialistischen Konkurrenz zur Zustimmung geht sie aus. Der einvernehmlich zugestandene Krieg ist bloß aufgeschoben.