Information & Technologie
Der „Wachstumsmarkt der Zukunft“ – Das Internet

Mit Hilfe des Internet verkürzt das Kapital seine Zirkulationszeit; damit werden neue Standards des Konkurrierens gesetzt; die „IT-Branche“ boomt, weil sie zum Spekulationsgegenstand der Aktienprofis wird, die das Urteil „Wachstumsmarkt“ wahrmachen und der Branche einen Kredit verschaffen, der unmittelbar die nächste Spekulation begründet usw. Auch der Staat verschafft sich durch Versteigerung von Mobilfunk-Lizenzen Haushaltsmittel über den IT-Markt; und schließlich verhelfen auch die „Normalos“ dadurch, dass sie ihr Erspartes an die Börsen tragen, den Geldhaien zu immer mehr Reichtum: Neue Aktienkultur heißt das…

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Information & Technologie
Der „Wachstumsmarkt der Zukunft“ – Das Internet

Dass aus dem Kommunizieren selbst jemals etwas anderes würde als die einfache Sache, die der lateinische Name benennt, schafft auch der Kapitalismus mit seinen eindrucksvollen technischen Fortschritten nicht. Ist das Mitteilungsbedürfnis allerdings erst einmal so richtig als Sphäre lohnender Geschäftemacherei erschlossen, kann dafür keine der hergebrachten Formen, in denen die Menschheit ihren gedanklichen Verkehr sprachlich abwickelt, vor ihrer Revolutionierung sicher sein. Mobil zu telefonieren, überall und zu jedem Zeitpunkt und möglichst auch noch an jedem Punkt des Globus selbst für Mitteilungen erreichbar zu sein und andere erreichen zu können: Das ist mittlerweile Standard in der Abteilung, die früher Fernmeldewesen hieß. Dieser Standard hat sich im Zusammenspiel von Geschäfte verheißender Weckung und Befriedigung des Bedürfnisses, sich mitzuteilen, nicht nur dermaßen flächendeckend herausgebildet, dass ein Handy-Verbot inzwischen auch schon für Grundschulen im Raum steht. Auch das rasante Tempo ist beeindruckend, in dem die kapitalistischen Konkurrenten den Stand der Technik für ihr Geschäft und gegen das der anderen zu instrumentalisieren suchen und ihn darüber beständig vorantreiben. So sind neben Milliardensummen auf der Erde inzwischen auch etliche Satelliten im Weltraum einfach fehlinvestiert und werden im Zuge der Abwicklung des Konkurses der Firma, die sie hinaufschießen ließ, wieder abgeschossen. Das Konkurrenzprodukt, dessen Lizenzen gerade zur Versteigerung anstehen, schafft nicht nur das globale Telefonieren billiger, sondern erlaubt vor allem auch die schnelle Übermittlung von Daten und kombiniert das mobile Telefonieren so mit der zweiten Abteilung, in der sich die Paarung von Geschäftssinn und Technologie über die Zeichen machende Phantasie und ihre herkömmlichen Medien erfolgreich hergemacht hat und von der im Folgenden die Rede ist:

Das Internet

Wie immer fängt es ganz klein an

Der schon länger zurückliegende technische Fortschritt, wie er durch den Computer bewirkt wird, besteht darin, dass das Rechengerät mit seinen gedankenlosen binären Schaltkreisen die kompliziertesten Gedanken als numerische Datenfolge codiert und gemäß festgelegter Regeln mechanisch mit ihnen verfährt. Allerdings ist diese Maschine, die mit ihrer Verarbeitung von Daten den Geist von mancher Anstrengung der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses entlastet, ebenso wie die Ausstattung ihres Innenlebens ein Geschäftsmittel von Produzenten, die mit ihrer Produktion gegeneinander konkurrieren, und das wirft Probleme auf – für alle die nämlich, die die mit der Digitalisierung eröffneten Möglichkeiten auch real und praktisch nutzen wollen. Professoren und Studenten, die mit den vielen ‚Informationen‘ in ihrer Wissenschaft konstruktiv umgehen wollen; Militärs, die scharf auf – auch noch nach einem Krieg – funktionierende Strukturen ihrer ‚Kommunikation‘ sind; Unternehmen, denen für ihre interne wie externe Planung an einer effektiven Verarbeitung ihrer ‚Daten‘ liegt: Sie stoßen sich an gewissen Schranken, die der Stand der Technik, vor allem aber manche Eigenheiten des kapitalistischen Konkurrierens ihrem Interesse gegenüber aufwerfen. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist der Datentransport von Rechner zu Rechner störungsanfällig, aufwendig, wegen Inkompatibilität von Hard- und Software der konkurrierenden Hersteller nur beschränkt oder nicht möglich, nicht selten passen sogar die neuen Kästen aus ein und derselben Werkstatt nicht zu denen der Vorgängergeneration, und schon beim Transfer der Daten über die Grenze zum nächsten Bundesstaat vermehren sich bisweilen die Probleme…

Ein technologischer Durchbruch verspricht da Abhilfe, den die US-Regierung mit viel Geld und Manpower aus allen Winkeln der forschenden Elite schon seit längerem auf den Weg gebracht und dauerhaft betreut hat. Der besteht darin, dass Fortschritte auf allen Gebieten der Mikroelektronik bei Computer-Hardware und Übertragungswesen sowie ganz viel Ingenieurskunst aus der Abteilung Software schließlich und endlich eine Methode zur Vereinheitlichung der Weise des Kommunizierens zwischen den disparaten Werkzeugen und Methoden zur Datenverarbeitung zustandebringen. Diese Vereinheitlichung liegt beschränkt vor in Gestalt von Computer-Netzwerken, Datenbanken und dezentralisierten Rechnern, die den Zugriff auf erstere gestatten, und diese Netze werden nun im Internet, dem Netz der Netze, miteinander verknüpft. Auf Basis eines maschinen- bzw. herstellerunabhängigen Übertragungsprotokolls erlaubt diese Verknüpfung dann den unmittelbaren Austausch und die direkte Nutzung von allem, was sich digitalisieren lässt. Mit seiner Codierung und Transformierung in Bit-Ketten macht das Medium Ernst mit dem Begriff Information in der ganzen Abstraktheit, in der Gedanken nun einmal gefasst werden, wenn sie als Daten verarbeitet werden: Was immer sich einer ausdenkt und ins Netz stellt, ist in diesem als im Prinzip von Jedermann zu jeder Zeit abrufbares Ding vorhanden. Informiert ist, wer sich Zugang zu gespeicherten Datensätzen verschafft und sich die mit dem Befehl ‚download‘ aneignet. Ob und was überhaupt er dann weiß, hängt von dem, wie gut und worüber er sich informiert hat, gar nicht ab.

Nachdem sich im planmäßigen Zusammenwirken von Universitäten, Forschungszentren, Militär und anderen staatlichen Stellen auch noch der erforderliche Einheits-Standard für die Sprache des kommunikativen Verkehrs herausmendelt, existiert mit dem Internet ein nahezu störungsfreier ‚Kanal zur Übermittlung von Nachrichten‘. ‚Sender‘ und ‚Empfänger‘ können dabei im Prinzip – nämlich durch Vernetzung der unterschiedlichen nationalen Netze – weltweit verstreut sein und in Echtzeit miteinander kommunizieren, als wären sie unmittelbar beieinander.

Erfreulicherweise geht dieser Durchbruch mit der Entwicklung der nötigen Werkzeuge zu seiner praktischen Realisierung Hand in Hand. Es gibt auch die entsprechend leistungsfähigen und ausgerüsteten PC sowie zusehends leistungsfähigere Modems, Telefonleitungen etc., die den dezentralen, von einem Hauptrechner sowie hersteller- und betriebssystem-unabhängigen Datenverkehr wahr werden lassen, und so kann – nach der Ausgliederung aller die nationale Sicherheit betreffenden Abteilungen aus dem, was dem globalen Zugriff offen steht – das Angebot auch wahrgenommen werden. Die Teilnehmer in dem Diskurs namens Wissenschaft sind vorneweg und toben sich unter sich, aber öffentlich zugänglich, aus. Nach der Erfindung einer leicht bedienbaren Benutzeroberfläche sind ihre Produkte und alles andere, was Bibliotheken und – zusehends mehr: – auch Privatmenschen an Ergüssen ins Netz stellen, unter www global zugänglich. Eine kleine Nebenbedingung allerdings muss der technische Erfolg schon auch noch erfüllen, damit aus dem Internet ein Erfolgsschlager wird:

Die „Kommerzialisierung des Netzes“

Auf den vergleichsweise kleinen Club von Wissenschaftlern, die sich viel zu sagen haben, und Esoterikern, für die dasselbe gilt, bleiben die Surfer im Netz nicht beschränkt. Botschaften beliebigen Inhalts in Form von Daten dem weltweiten Zugriff verfügbar zu machen und seinerseits über sie verfügen zu können: Das stößt bei allen, für die der dumme Spruch Zeit ist Geld praktische Maxime ihres Tuns ist, auf reges Interesse. Vom Schneller & Besser im Verkehr von Daten, das mit dem Kommunizieren online winkt, versprechen sich erstmal alle produzierenden Kapitalisten Vorteile, denen an der Verkürzung der Umschlagszeit ihres Kapitals liegt, weil sie es dann schlicht öfter profitbringend vorschießen können; ferner die vielen Geschäftsleute aus dem Gewerbezweig des Handels, die zur Verminderung ihres Aufwands bei der Betreuung des Angebots auf seinem Weg zur Nachfrage über Vieles gut informiert sein und notorisch schneller als die Konkurrenz reagieren müssen; und schließlich auch die Gewerbetreibenden, die mit der Ware Geld handeln und bei denen der Geschäftserfolg bloß davon abhängt, dass sie sich zur rechten Zeit fürs Richtige entscheiden: Sie alle bilden die Geschäftsabteilung Nr. 1 des Internet.

Also liegt der hoheitliche Stifter des Internet überhaupt nicht daneben mit seiner Vermutung, dass die Optimierung des Datenverkehrs nicht nur dem Fortschritt der Wissenschaft, sondern auch dem des Geschäfts zugute kommen wird. Die Lizenzen, die die US-Regierung zur Betreuung und zum weiteren Ausbau des Netzes anbietet, werden ihr gerne abgekauft, weil auch Großunternehmen wie AT&T, MCI und IBM das kapitalistische Rechnungswesen gut genug kennen und mit der nunmehr ebenfalls von Rechts wegen gestatteten „kommerziellen Datennutzung“ ihr Geschäft machen wollen. Auch sie verrechnen sich bei ihrer interessierten Begutachtung der Rolle von Zeit und Raum im kapitalistischen Geschäftsleben nicht und begründen die Geschäftsabteilung Nr. 2 des Internet. Und so wird das Internet erstmal geschäftlich genutzt:

Für Banken, Broker und alle anderen, die mit dem weltweiten Geldverschieben rund um die Uhr verdienen, kommt es entscheidend darauf an, möglichst immer und sofort über die nötigen „Informationen“ und „Daten“ zu verfügen, die die Grundlage ihrer Spekulation ausmachen. Deren erfolgreicher Ausgang hängt ja entscheidend vom möglichst rechtzeitigen Reagieren auf die Kursentwicklung bei Geldern und anderen papierenen Werten ab. Also steigt dieser Erwerbszweig selbstverständlich in das Netz ein, das das einschlägige Bescheidwissen zeitgleich an jedem Ort der Welt ermöglicht und dem spekulativen Kommunizieren so billig und bequem Flügel verleiht.

Dort, wo das kapitalistische Produzieren oder Vertreiben von Waren ohnehin bereits auf dem Umgang mit Hard- und Software beruht, entdeckt das Interesse nach Senkung lohnender Kosten die neuen technischen Möglichkeiten im Umgang mit digitalisierter Information für sich und macht sich daran, zusammen mit dem Umgang mit Daten auch den mit Arbeitskräften und den Plätzen zu revolutionieren, an denen die tätig sind. Furore macht in Forschungs- und Produktentwicklungsabteilungen multinationaler Unternehmen der über die Zeitzonen der Welt verteilte 24-Stunden-Arbeitstag, bei dem es zu Schichtbeginn in Europa nahtlos dort weitergeht, wo das Team in Fernost aufgehört hat. Unspektakulärer, dafür aber nachhaltiger sind die Modifikationen, die die Kommunikation via Internet an den Arbeitsplätzen für Datenverarbeitung nach sich zieht. Denn selbstverständlich ist auch für Firmen im heimischen Standort Zeit praktisch wie bares Geld, hängt doch die kalkulierte Rentabilität des von ihnen verausgabten Kapitals mit von der Geschwindigkeit ab, in der es – nebst dem erzielten Überschuss – zu ihnen zurückfließt. Wo immer daher der Datenverkehr via Internet sich zur Verkürzung von Zirkulationszeit bzw. Umschlagsdauer des verauslagten Kapitals verwenden lässt, wird der Produktionsprozess – vom Einkauf der Rohstoffe über die Lagerhaltung bis zur Entsorgung des anfallenden Schrotts – entsprechend rationalisiert. Im Verkehr mit anderen Unternehmen oder auch nur firmenintern ersetzt der Gebrauch des Netzes viel vom bisher betriebenen zeitlichen wie kostenmäßigen Aufwand auf den verschiedenen Ebenen der betrieblichen Planung, zugleich eröffnet die effektivierte Lager- und Buchhaltung ganz neue Möglichkeiten, dem Ideal einer Produktion just-in-time näher zu kommen.

Private wie öffentliche Dienstleister, die viel Daten zu verwalten haben, können dies nun dank des neuen Transportmediums schneller und billiger, und so verschwinden im Zuge der Neuorganisierung von Arbeitszeiten und -tätigkeiten auch noch bei Banken, Versicherungen und Behörden viele alte, wachsen aber auch ganz neue Arbeitsplätze. Letztere immer öfter praktischerweise gleich in den eigenen vier Wänden, weil sich Bildschirm, Kasten und Tastatur ja sehr problemlos outsourcen lassen. Telearbeit heißt der neue Beruf dann.

Weil – wie immer beim kapitalistischen Fortschritt – der neue technische Standard für den Umgang mit Daten und deren Nutzung den ‚moralischen Verschleiß‘ des alten besorgt, wächst zwangsläufig die Zahl der Teilnehmer am Netz. Der sich allmählich verallgemeinernde Zwang, sich eine Gelegenheit zur Optimierung der eigenen Geschäftskalkulation nicht entgehen zu lassen, ist die positive Geschäftsgrundlage aller, die mit der Bereitstellung des neuen Kommunikationsmediums ihre eigene Rechnung verfolgen. So wächst zusammen mit dem Netz alles, was zur erfolgreichen Teilnahme an demselben nötig ist, also das Plus bei Produzenten von Hard- und Software ebenso wie bei allen Dienstleistern, die den Zugang zum und die Nutzung vom Internet mit seinen diversen Unterabteilungen geschäftsmäßig betreuen. Und in der Sicherheit, dass die Nachfrage nach dem Angebot durch die Geschäftsleute der Abteilung Nr. 1 ohnehin nur wachsen wird und kann, entsteht eine eigene Sphäre Information und Technologie und wächst die Abteilung Nr. 2.

Die neuen Märkte in der „www.Welt“

Vom Standpunkt der Profiteure des Wachstums in der Abteilung „IT“ aus verhält es sich mit der Nutzbarmachung ihrer Verdienstquelle wie überall im kapitalistischen Erwerbsleben: Wo sie an der Nutzung des Netzes durch andere verdienen, steigt trivialerweise ihr Verdienst mit der Masse der Nutzer. Für sie ist es schlicht der Gebrauch des Mediums abstrakt, unabhängig vom Wofür und Wozu, an dem sie verdienen, also setzen sie alles daran, das Kommunizieren, das das Netz ermöglicht, als ihre Verdienstquelle auszuschlachten, und darüber kommen die neuen Errungenschaften zustande, für die das Netz inzwischen berühmt ist. Mit dem Angebot nämlich, ohne die üblichen Schranken von Raum und Zeit kommunizieren zu können, wecken sie bei Geschäftsleuten ein Bedürfnis, die daran verdienen, von anderen produzierte Waren an den nächsten oder letzten Abnehmer zu verkaufen – auf die ersten beiden Abteilungen pflanzt sich die Geschäftsabteilung Nr. 3 des Internet: Kaufleute steigen ins Netz ein, weil ihnen dieses zusätzlich zu den bestehenden Wegen als neuer Verkehrsweg zum Kunden offeriert wird. Von dem rechnen sie sich für sich etwas aus, verdoppeln sich in virtuelle Kaufhäuser, Reisebüros, Groß- und Einzelhändler für pharmazeutische und andere Produkte und spekulieren auf mehr Umsatz, weil sie ihr Zeug nun auch noch so feilbieten. Ihre Konkurrenten aus denselben Branchen wollen sich die ansonsten üblichen Handels- und andere Kosten gleich sparen und gründen sich als e-commerce-Unternehmen, womit sie zwar die Schranken von Raum und Zeit auch nicht ganz, womöglich aber schneller und billiger überwinden.

Womöglich, denn den Absatz, den sie sich ausrechnen, müssen sie ja anderen wegnehmen, die umgekehrt genau Dasselbe mit ihnen versuchen. Dass man ganz viel ganz schnell verkaufen kann, ist ja erstens keine Sicherheit, dass man deswegen auch mehr verkauft. Zweitens schon gleich nicht, wenn alle Konkurrenten auf denselben schlauen Einfall setzen, und drittens hängt der Geschäftserfolg, auf den alle zusammen spechten, von einer nicht ganz unwichtigen Voraussetzung ab: Die geschätzten Besitzer der Zahlungskraft, die die Kaufleute mit ihrer Selbstpräsentation auf den web-sites umwerben, müssen das famose Medium schon in etwa so interessant finden, wie sie selbst dies tun. Ihr kommerzieller Erfolg hängt ab von der Bekannt- und Interessantmachung des Netzes beim und fürs nichtkommerzielle breite Publikum, aufs Drin! von Boris möglichst massenhaft kommt es an. Darüber wird das Internet schon wieder zur Präsentation eines Angebots, das sich zwar niemand bestellt hat, das aber doch sehr nachgefragt wird, kaum ist es auf der Welt.

Vom subjektiven Treiben in einer „modernen Wissens- und Informationsgesellschaft“

Viel hat es im Grunde gar nicht dazu gebraucht, um den Fimmel von Freaks in Kalifornien und einiger Studiosi hierzulande zur Massenkultur einer – anerkennend! – so geheißenen @-Generation auszubauen. Erstens neu und zweitens und vor allem interessant reichen da als Attribute vollkommen aus, um den Kommunikationskanal auch für die gewöhnlichen Leute schmackhaft zu machen. Die sind zwar noch nie ausgerechnet durch ihren Durst nach viel Wissen und Information über die Welt, mit der sie sich herumzuschlagen haben, aufgefallen. Doch auch wenn sie verlängerte Öffnungszeiten für Bibliotheken und Zeitungsarchive gar nicht verlangt haben: Dass man in denen, aber vor allem auch sonst überall blättern kann, wo einen Suchmaschinen gratis hinführen, finden sie, wenn man es ihnen oft genug sagt, durchaus interessant. Diese Maschinen braucht es, weil es in der Natur dieses Angebots von Information liegt, dass man sich in ihm ohne Datenspezialisten nicht zurechtfindet. Aus der Not erwächst selbstverständlich eine geschäftliche Tugend, und die Summen, die die werbungs-finanzierten Pfadfinder für den Dschungel der Informationen kassieren, in dem das Wissen der Wissensgesellschaft wuchert, machen einen großen Teil des Geschäfts in der Abteilung Nr. 2 aus. Und je mehr Leute das interessant finden oder glaubhaft versichert bekommen, wie interessant es ist, sich zum Erwerb von Information von Yahoo und anderen an die Hand nehmen zu lassen, desto weniger wollen sich der Sache verschließen, die von so allgemeinem Interesse und öffentlicher Wichtigkeit ist. Drin ist in! ist nun mal das Überzeugungsargument jeder Mode, also will man, wie bei allen anderen, auch bei dieser eher nicht out sein. Zumal einem dann auch die besonderen Gebrauchswerte nicht durch die Lappen gehen, die das Netz erst so richtig zum Objekt eines allgemein verbreiteten Privatinteresses und den Umgang mit einem Arbeitswerkzeug zum wirklichen Freizeitvergnügen werden lassen. Was sind schon Optionen wie http://www.britannica.com oder gegenstandpunkt.com gegen das Erlebnis, sich die Phänomenologie der ganzen kapitalistischen Welt und alles, was einen an der speziell und im Leben überhaupt so interessiert, fürs private Zugreifen aufbereiten zu lassen, als wäre alles eigens für einen da. Virtuell, im Blättern durch Bildschirmseiten, liegt den Statisten der Globalisierung die Welt zu Füßen, hinterher stückchenweise auch reell, dank Post oder UPS und sofern die Scheckkarte gedeckt ist. Und man steht nicht nur im Mittelpunkt der Welt, sondern kann sich auch selbst zu selbigem machen: Richtig gebraucht, wird das Netz zur riesigen Bühne für alle, die sich schon länger auf die Kunst der Selbstdarstellung verlegt haben, also für so gut wie alle normalen Bürger. Die können nun ihr privates Innenleben und alles, was sie in dem so treibt, dem Rest der Welt ausbreiten, und weil sie das können, tun sie es dann auch glatt. Mit einer eigenen homepage, auf der jeder, der will, vorbeischauen kann, macht man sich für alle anderen wichtig und kommt sich darüber selbst gleich sehr wichtig vor. Sicher – im Unterschied zu allen wirklich Großen und Erfolgreichen, die einem im Netz und außerhalb Dasselbe vormachen, bleibt die positive Resonanz der Weltöffentlichkeit eher nachhaltig aus. Aber dafür spendet beateuhse.de gegen zusätzliches Entgelt den nötigen Trost und hält den Reiz des Mediums aufrecht. Wem der Button download auf Dauer doch zu fad wird und wer lieber etwas ganz Spezielles und wirklich Privates erleben will, richtet sich sein Schlaf- oder Badezimmer zur weltöffentlichen Peep-Show her oder besucht bei anderen die entsprechenden virtuellen Etablissements. Die sind inzwischen ebenso wenig Einzelfall wie das Analphabetentum, das sich mit smilies oder auch dreidimensional via e-mail verbreitet. Auch das kommt nicht von ungefähr, denn ohne eine Einladung zum chat hinterher im eigens dafür bereitgestellten room wickeln die TV-Anstalten weder Frau Christiansen noch eine Halbzeitpause beim Fußball ab. Praktisch überall, wo etwas läuft, kann man selbst mit dabei sein, und ist es auch prompt. Sogar Politikern kann man unter www seine Meinung sagen.

IT – demokratisch auch noch

Die neue demokratische Kultur, die bei diesem erfolgreichen Zusammenwirken von öffentlicher Weckung und privater Befriedigung des Bedürfnisses nach Information zustandekommt, ist nicht in Abrede zu stellen. Sie gibt allen schon länger verbreiteten Vermutungen Recht, wonach in diesem Zeitalter der globalisierten Information und der Demokratisierung von Wissen neben dem Kommunizieren auch die Demokratie, in der es stattfindet, riesige Fortschritte zu verzeichnen hat. Die Sachverständigen werden schon wissen, was sie dem gepriesenen Herrschaftswesen da als Bonus anrechnen und warum. Also werden dessen Fortschritte dann auch darin bestehen, dass alles, was ohnehin an gediegenen staatsbürgerlich-demokratischen und sonstigen privaten Meinungen zirkuliert, nunmehr eben schneller zirkuliert. Dass sich die Bürger jetzt ihre Meinungen nicht nur abholen, sondern sich mit diesen auch noch auf allen Foren, die man ihnen eigens dazu anbietet, inter-aktiv zu Wort melden können, wann und wie immer sie wollen. Ihre Meinung zählt! – neuerdings eben genau so, und wenn Bürger dann irgendwann einmal sogar per Mausklick wählen dürfen, ist das Maximum an praktizierter Bürgernähe erreicht, zu dem es die Demokratie bringt. Und weil der Zugang zu immer mehr Wissen auch noch weltweit ist, blüht die Demokratie nicht nur dort auf, wo es sie bereits gibt. Wie man hört, sollen nicht nur bei der WTO-Tagung in Seattle die guten Menschen dieser Welt überhaupt nur übers Internet erfahren haben, dass und wo sie sich aufstellen können und warum sie das sollen. Das Ende des Herrschaftswissens ist mit dem Internet nämlich auch angebrochen, so dass selbst die Sektenbekämpfer und Menschenrechtsfeinde in China über kurz oder lang mit ihrer Sorte Gehirnwäsche gegen die demokratisierenden Potenzen, die dem Kommunizieren online innewohnen, einfach keine Chance mehr haben.

Der Boom in der „IT-Branche“

Ist in den Kreisen der Geschäftsleute die Spekulation, sich von einer neuen Methode des Verkehrs mit der zahlungsfähigen Nachfrage ein Plus auszurechnen, einmal in der Welt, trägt sie sich mit der Macht eines die Modalitäten ihres Konkurrierens bestimmenden Sachzwangs weiter: Wenn schon so viele drin! sind und sich abzeichnet, dass es immer mehr werden, ist es von Nachteil, selbst nicht mit dabei zu sein, weil einem dann die Vorteile mit Sicherheit entgehen, die die anderen womöglich haben. So begründet der Erfolg, den das Netz schon hat, seinen eigenen Weitergang, und auf diesem Wege verallgemeinert sich die übers Netz ausgetragene Konkurrenz um die zahlungskräftige Nachfrage von Privaten und Geschäftsleuten allmählich zum Standard des Konkurrierens: Weil den zu ignorieren sich spätestens dann keiner der Konkurrenten mehr leisten kann, wenn der Gebrauch des Internet endgültig Standard ist, müssen immer mehr und zuletzt alle dem Trend rechtzeitig, zumindest nicht als Letzter, entsprechen wollen, und auf diese sturzvernünftige Manier setzen sich im Kapitalismus dann die standardbildenden technischen Errungenschaften durch, die aus ihm, wenn sie dann einmal da sind, nicht mehr wegzudenken sind. Daher ist es – vorläufig jedenfalls noch! – gar nicht groß von Bedeutung, ob die Verbilligung von Handel, Lager usw., die der Umgang mit den vernetzten Kunden ja erstmal nur verspricht – via Internet kaufen, was das Zeug hält, müssen die Massen ja schon auch noch –, tatsächlich das Wachstum stiftet, das alle Beteiligten sich ausrechnen. Und außerdem müssen die Unternehmen, die sich durch ihr klasseninternes Kommunizieren Einsparungen von Zirkulationszeit und -kosten und darüber die Beförderung ihres Wachstums erhoffen, zur Erfüllung ihrer Hoffnungen darauf setzen, dass sich auch alle anderen Klassenbrüder von der Idee Wachstum durch Internet überzeugen lassen. Aber auch da ist die schlichte praktische Tat die beste Überzeugung und setzt die Maßstäbe, die dann über kurz oder lang für alle gelten. DaimlerChrysler z. B. und andere Großfirmen, die sich um den Absatz ihrer Produkte konstruktiv sorgen, gehen zur effektiveren Abwicklung ihres Einkaufs bei ihren Zulieferern und des Vertriebs ihrer Waren ins Netz – und das ist ein extrem überzeugendes Argument für viele andere Anbieter wie Konkurrenten, in derselben Weise nachzuziehen. Denn wer sich bei den diversen portals, die die Firmen zur Verschärfung des Preiswettbewerbs einrichten, nicht blicken lässt und es unterlässt, seine Angebote im Geschäftsverkehr business-to-business einzureichen, hat, wenn der nur noch so abgewickelt wird, in dem ganz bestimmt nichts mehr zu gewinnen. Was er umgekehrt von seinen Investitionen in die eigene Wachstumszukunft hat, auf die er gar nicht verzichten kann, wird er dann, wie immer, schon sehen. Wie bei den Kollegen vom e-commerce, so ist auch in dieser Abteilung nur sicher, dass das Konkurrieren ums Wachstum für alle aufwendiger wird.

Was das geschätzte private Publikum betrifft, so gilt für dieses dasselbe Prinzip in anderer Form. Für ihre an den Tag gelegte Aufgeschlossenheit gegenüber allem Neuen und Interessanten werden die Privatmenschen netterweise dadurch belohnt, dass sie auf den Umgang mit Bildschirm und Tastatur demnächst selbst dann nicht mehr verzichten können, wenn sie es wollen. Auch sie werden nämlich vom Standard des Kommunizierens betroffen, weil der eben nicht nur für ihre bunte Bilder-Welt oder zum Zwecke der Erbauung am eigenen Ego erfunden wurde. Der ist demnächst die neue gesamtgesellschaftlich herrschende Methode, alles, was sich digitalisieren lässt, von A nach B zu schicken. Er wird darüber also auch für sie eine Notwendigkeit, an der sie in demselben Maße nicht mehr vorbeikommen, in dem sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Ob sie in Rosenheim wohnen und dort nach Arbeitsplätzen suchen oder in Hamburg nach Karten fürs Konzert, ob sie das Bulletin der Bundesregierung lesen oder einfach nur ein bisschen Geld von einem Konto auf ein anderes verschieben wollen: ‚Endverbraucher‘ heißt die an ihnen so sehr geschätzte Eigenschaft, dass zu ihrer Nutzung kein Weg direkt genug sein kann und daher für sie bei allem, was sie in dieser Eigenschaft sind und wollen, am Internet auch kein Weg mehr vorbeiführt.

Daher kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Branche Information & Technologie eine Wachstumsbranche ist. Es wachsen ja mit dem Netz nicht nur viele Verrücktheiten, sich im Virtuellen die Zeit totzuschlagen, und nicht nur viele Hoffnungen und Berechnungen, sich selbige – den Umschlag des eigenen Kapitals betreffend – wachstumsfördernd zu verkürzen oder sonst wie Kosten zu sparen. Es wachsen mit all dem vor allem die Geldsummen, die ganz real an die Geschäftsabteilung Nr. 2, an Produzenten von Hardware des jeweils neuesten Standes der Technik, an Telefongesellschaften, an Provider, an Software-Firmen, an Werbeunternehmen und an alle anderen Dienstleister gezahlt werden, die sich am Betrieb des Netzes und seiner immer expansiveren Nutzung zu schaffen machen. Was man so hört, ist es ziemlich viel, was da von Produzenten, Zulieferern, Händlern und Banken fürs Beschleunigen und Verbilligen der bisherigen Wege vom Angebot zur Nachfrage oder für die Erfindung neuer Wege oder auch nur für die dazugehörende Werbung weggezahlt wird. Die Summen, die die Geschäftsleute der Abteilung Nr. 1 und Nr. 3 als Investition in die Zukunft ihres Wachstums verbuchen, auf das sie spekulieren, und die die der Abteilung Nr. 2 einkassieren, reichen jedenfalls dazu aus, dass der – neben der extraktiven und der verarbeitenden Industrie – in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eingehende tertiäre Sektor inzwischen im Wesentlichen die weißen Kästen mit allen ihren stofflichen und menschlichen Anhängseln umfasst.

Die anderen „Neuen Märkte“ und ihr ganz spezielles Wachstum

Der Boom der Branche „Information und Technologie“ steht außer Frage, ist aber ein Witz im Vergleich zu dem, den die Profis auf den globalisierten Börsenparketts hinlegen. Auf dem verfügt man nämlich über eine ganz eigene Wahrnehmung des Umstands, dass die mit der produktiven Vermehrung ihres realen Kapitals befassten Geschäftsleute viel in die Beseitigung von Schranken investieren, die sie in der Sphäre der Zirkulation ausfindig gemacht haben. Deren Engagement genauso wie das aller anderen, die ihrer Firma ein e- oder WWW voranstellen, ist für Leute, die ihr Geld nicht so umständlich, weil nur durch Anlegen wachsen lassen wollen, ein einziges Indiz – dafür nämlich, dass sie mit ihrem Einstieg in diese Branche ihrem Kapital das Wachstum bescheren können, auf das es ankommt: Das Geschäft Nr. 4 mit dem Internet kommt zustande, indem sich Spekulanten das Geschäft Nr. 1 bis 3 zur Quelle des Wachstums ihres Geldvermögens herrichten. Das klingt komplizierter, als es ist, denn natürlich folgt auch die Spekulation auf diesen Zukunftsmarkt demselben bewährten Muster, nach dem an Börsen nun einmal spekuliert wird: Geldanleger spekulieren auf das Wachstum in der Branche IT, indem sie sie für kreditwürdig erklären und mit dem Kredit, den sie haben, sowie mit der Berechnung, dass viele andere es ihnen gleichtun werden, in Technologie-Werte einsteigen. Mit ihrer Spekulation verschaffen sie der Branche dann den Kredit, der bei ihnen und allen anderen unmittelbar die nächste Spekulation derselben Art begründet, usw.

Die Sicherheit, dass die gesamte Branche ein Renner ist und wächst, gestattet da einiges. Die vielen famosen Einfälle z. B., die in NEMAX und anderen Indices Karriere an den Börsen machen. Eine vision ist da sehr oft der Ausgangspunkt, eine – und zwar irgendeine – Idee, wie sich das Netz auch noch oder ganz anders nutzen ließe. Was dem Besitzer der Idee fehlt, ist nur das Kapital, das er bräuchte, um mit ihr zu verdienen. Marktfähig wird sein Einfall, weil ihm andere leihen, was er nicht hat. Ihm wird oft und gerne geholfen, mit etlichen Mio. Kredit, den irgendwelche Geldanleger der Gesellschaft eigens zu diesem Zweck in Risiko-Kapital und andere -fonds investiert haben und die darauf spekulieren, dass andere Spekulanten auf die Anteile spekulieren, die sie mit ihrem Kredit erwerben. So wird die Idee zu einer Firma, die sehr modern klingt, und deren oberster Geschäftszweck mit dem ihrer Krediteure zusammenfällt und darin besteht, als Kredit zu wachsen, um darüber noch mehr Kredit auf sich ziehen zu können. Börsenfähigkeit heißt daher das anvisierte Unternehmensziel, dem man sich durch kreditfinanzierten Einkauf bei anderen Konkurrenten, die dieselbe Karriere hinter sich haben, oder gleich durch deren Übernahme annähert. Beides verschafft einem die Größe, ohne die man für Börsianer nicht kreditwürdig ist. Gewisse Gesetze gibt es da außerdem noch zu beachten. Hat die Firma dann über ihren Gang an die Börse ihren Gründungsgewinn einkassiert und verfügt in Gestalt ihrer Aktien über die Mittel – Kriegskasse heißen die im Jargon – zum Einsacken ihrer nächsten Konkurrenten, staunen auch abgebrühte bürgerliche Beobachter der Szene manchmal nicht schlecht über die Kennzahlen, die diese munteren Unternehmen in ihren Bilanzen ausweisen: Was ihre reale geschäftliche Abteilung betrifft, akkumulieren sie sehr oft ziemlich wenig, noch öfter auch nur Verluste – aber mit ihren Börsenwerten könnte man – rein rechnerisch, versteht sich – glatt ganze Staatshaushalte aufkaufen! Von einem Geschäft, das da ganz nach den Gepflogenheiten des Kapitalismus mit Kredit vorfinanziert wird, ist also wenig in Sicht – was Wunder, ist die Geschäftsidee doch nur auf die Welt gekommen, um mit Kredit auf mehr Kredit zu spekulieren. Außer Frage steht dabei, dass selbst dort, wo jetzt Gewinne gemacht werden und demnächst vielleicht noch mehr, es nie so viel Geschäft geben wird, die Kreditansprüche mit echt verdientem Geld zu bedienen, die das Versprechen zukünftigen geschäftlichen Erfolgs formell auf sich gezogen hat. Ausschließlich Kredit in seiner Eigenschaft als fiktives Kapital wird da also akkumuliert, was jedoch einschließt, dass mit dem Geld, das morgen oder irgendwann verdient werden soll, ein bereits heute gültiges Geschäftsmittel auf der Welt ist, weswegen bloß zettelmäßig begründete Ansprüche auf Reichtum mit Kurspreisen versehen an den Börsen der Welt zirkulieren und zu Werten addiert werden, die real nicht vorhanden sind, aber selbstverständlich wachsen.

Letzteres tun sie dank des Vertrauens, das die Spekulanten aller Welt pauschal in den unaufhaltsamen Siegeszug des neuen Kommunizierens und in die Sphäre „Information und Technologie“ setzen, dann in einem Maße, dass die Rede von der Technologielastigkeit gewisser Indices schon ein wenig euphemistisch ist. Die Summen von Geldkapital, die sich da in diesen Neuen Märkten tummeln, sind jedenfalls so beeindruckend, dass an den Börsen das traditionelle Aktiengeschäft so alt aussieht, wie die betreffende Abteilung der Ökonomie inzwischen heißt. Mindestens genauso beeindruckend ist die Risikofreudigkeit der Geldanleger und ihre spekulative Laune beim Ein- und Wiederausstieg in die diversen Papiere und aus ihnen heraus. Aber was sollten sie auch anderes tun angesichts der einzigen ihrem Kredit hinterlegten „Sicherheit“, dass dem Neuen dieser Märkte eine Zukunft ganz bestimmt beschert ist? Also machen sie vorderhand einfach weiter; sind zwischenzeitlich ein wenig irritiert, wenn die Aufpasser auf die Gesundheit des Weltfinanzwesens von Sorgen berichten, die sie sich wegen einer gewissen Überbewertung gewisser Papiere um ihren Dollar oder Euro machen; und dann wieder beruhigt, wenn auch alle anderen spekulierenden Kollegen nicht weiter beunruhigt sind.

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Freilich reicht bei so viel Phantasie, die in den Börsen ist, dann auch ganz wenig, um dem Realismus des Geschäftssinns wieder zum Durchbruch zu verhelfen. Auch wenn den Zetteln, die die vielen Spekulanten in ihren Händen halten, weder jetzt noch in Zukunft der Wert gegenübersteht, den sie in ihrem Preis beziffern: Auch fiktives Kapital ist Kapital, auch Kreditzettel, die eine reale Geschäftsbasis bloß der Form nach fingieren, sind Kredit und damit Geld wert. Genau das, wieder Zettel, aber diesmal in ihrer bekannten und verlässlichen Form der hoheitlich garantierten Materiatur allen Werts oder zumindest solche, die ganz bestimmt „sicher“ sind, will man dann haben, wenn der Staat in seiner Eigenschaft als Justizorgan dem Repräsentanten und Wachstumsriesen der gesamten Branche wegen unlauteren Wettbewerbs an den Karren fährt. Möglichst viel von dem Betrag, der gestern noch notiert wurde, wollen sich heute dann ziemlich Viele ziemlich schlagartig sichern. Und es fallen dabei nicht nur die Kurse von Microsoft, sondern High-Tech-Werte insgesamt sind plötzlich ein gutes Zehntel weniger wert, weil die Befürchtung, beim Spekulieren auf die Zukunft der Sphäre womöglich auf die falsche vision gesetzt zu haben, selbstverständlich überall um sich greift, wenn es den dicksten und vermeintlich sichersten Brocken trifft. Daher fallen einige Kurse noch mehr, andere etwas weniger als der Durchschnitt, bis sich bei denselben, die sich gerade Sorgen um den Bestand ihrer Vermögenswerte machen, mehrheitlich die Einsicht durchsetzt, dass die nach der Durchstreichung etlicher Nullen nun wieder irgendwie konsolidiert sein müssen. Also hören sie auf, sich ins Geld oder sonst einen sicheren Hafen zu retten, und machen sich an die nächsten Runden ihrer Spekulation auf Wachstum nebst anschließender Entwertung der Werte, die auf Zetteln notiert sind. Weil sie dabei ganz unter sich und allein mit ihren diversen Portfolios befasst sind, in den einschlägigen Warenkörben, mit denen die Geldentwertung offiziell beziffert wird, einfach keine Aktien oder sonstige Wertpapiere liegen, ist von einer Inflation weit und breit nichts in Sicht.

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Einen kleinen bemerkbaren Crash immerhin hat die Spekulation auf den Wachstumsmarkt Internet schon hinter sich. Mag sich der bürgerliche Sachverstand auch damit beruhigen, dass die etlichen Milliarden, die da auf einen Schlag vernichtet wurden, im Wesentlichen nur „Buchgeld“ darstellten und deswegen die Entwertung des Kredits letztlich dann doch nicht so verheerend ausgefallen sei, wie im Grunde genommen eigentlich schon zu befürchten stand: Davon, dass allein wegen ihrer schieren Masse von der Spekulation auf die IT-Branche ein wenig mehr als der Lebensstandard der Spekulanten auf Börsenwerte abhängt, gibt diese Sorte von Entwarnung auf ihre Weise ja schon auch Zeugnis, wenn sie vermeldet, wen es bloß getroffen hat. Der Kredit jedenfalls, den die Nation – an ihren Börsen wie überhaupt – genießt, hat dem Vernehmen nach durch diese größere Korrektur nicht Schaden genommen, und dieser Umstand bewegt die öffentlichen Sorgenträger dann sogleich zu einer bemerkenswerten Erfolgsmeldung. Kaum der Sorge ledig, ob nicht die Entwertung fiktiven Kapitals auch die von Börsen- und anderen Werten außerhalb dieser Sphäre nach sich ziehen könnte, greift – so oder ähnlich – die Parole um sich: Deutsche Börsen trotzen Abwärtstrend. Im selben Moment, in dem man die segensreichen Errungenschaften einer globalisierten Wirtschaft und einer weltweiten Börsenspekulation in Echtzeit zu spüren bekommt, ist von Globalisierung keine Rede mehr. Da hält der Standpunkt des nationalen Abrechnens Einzug und werden Vermögensverluste bilanziert – die in New York und Asien eingetretenen nämlich, denn dort sind Spekulanten und mit ihnen Nationen ärmer geworden, hier dagegen nicht. Zumindest längst nicht im demselben Maß, und allein das reicht den nationalen Bilanzführern dazu, einen Sieg des deutschen Standorts im globalisierten Finanzgeschäft zu vermelden. Die Spekulation auf die Wachstumsmärkte der Zukunft kann globalisiert sein, wie immer sie will: Buch geführt wird über die, die an der Akkumulation fiktiven Kapitals verdienen und die, die bei ihr Schaden nehmen, nach dem einzig sachgerechten Kriterium, nämlich in welchem national denominierten Kredit sich das Resultat ihres Spekulierens wie niederschlägt, wo also zu viel Kapital fiktiv akkumuliert wurde und daher gerechterweise vernichtet wird und wo nicht. Und da hat der Standort Deutschland diesmal nicht nur Glück gehabt. Der an den Tag gelegte Widerstand der deutschen Börsen gegen einen weltweiten Trend zeigt ja nur, dass diese Nation nun wirklich endlich an der Reihe ist, mit Information und der Technologie dazu reich zu werden:

Die angesichts der Lage einzig senkrechte Wachstumspolitik

Die politischen Hüter des deutschen Standorts, in dessen Netzen und um die herum sich das alles abspielt, betrachten das Treiben auf den Börsen und anderen Märkten mit Wohlgefallen. Dass mit den in hoheitlichem Boden verlegten Kabeln, Lizenzen für Funkverkehr usw. viel privates Geschäft gemacht wird, ist hierzulande seit längerem im öffentlichen Interesse, daher auch, dass es das Internet und ein www mit dem Standortkürzel ‚.de‘ gibt. Dass eine privatisierte Telefonbehörde das „Schwergewicht“ im DAX ist, Software und Informationstechnologie überhaupt die Renner sind, ist für sie gleichfalls erfreulich. Mit dem Umstand, dass das gute Geld, das sie zum Zwecke seiner Vermehrung in die Zirkulation werfen, die dazu bisher üblichen produktiven Zwischenstufen zusehends für weniger zielführend erachtet, leben sie ja schon länger. Wenn sie jetzt verfolgen, wie ausgezeichnet die in Sachen Solidität des Geldes doch so sensiblen Agenten des Kreditüberbaus mit demselben Umstand leben können, werden in Anbetracht des Vertrauens, das da auf den Geldmärkten herrscht, alle ihre Bedenken in die weitere Haltbarkeit des aufgetürmten Kredits, die ihnen im Hinblick auf ausbleibendes reales Wachstum kommen mögen, schon ein wenig relativiert. Selbst wenn also das Spekulieren auf Erträge, die auf dem IT-Markt erwirtschaftet werden sollen, in dem Wissen expandiert, dass es diese Erträge ganz bestimmt nicht geben wird: Den Markt jedenfalls gibt es, und weil er wächst und in Zukunft mit Sicherheit noch wachsen wird, ist es der Wachstumsmarkt der Zukunft. Und weil das so ist, begründen die mit dem Internet laufenden Geschäfte Nr. 1- 4 gleich die Geschäfte Nr. 5 und Nr. 6: Die staatliche Versteigerung der eingangs erwähnten Lizenzen für den Funkverkehr auf dem letzten Stand der Technik, der den omnipräsenten Zugang zum Netz via Telefon gestattet, ist der Anstoß, die Konkurrenz der Telefongesellschaften auf ganz neuer Stufenleiter voranzubringen. Über Fusionen mit Inhabern dieser Lizenzen versuchen sie, das Geschäft mit dem Kommunizieren online von der Parkbank aus zu dem Ihren zu machen, indem sie sich in einzelnen Ländern, aber natürlich auch Staaten übergreifend, dem Ideal nach möglichst gleich als Monopol aufstellen. Und was den Staat als Geschäftssubjekt betrifft, so hat inzwischen allein das Recht zum exklusiven Gebrauch der neuen Technik einen so eindrucksvollen Marktwert, dass der Souverän, der es verleiht, die von ihm einkassierten Summen glatt als Sanierungsbeitrag für seinen Haushalt betrachten darf.

Ihre Einschätzung der Zukunft des IT-Marktes gewinnen die verantwortlichen politischen Standorthüter selbstverständlich nicht nach reiflicher Überlegung. Sie haben sich in bewährter Manier ganz an denen orientieren, die sich in Sachen Wachstum auskennen, und da verhält es sich – erstens – in ihrem eigenen Standort eben so, dass in dem tertiären oder Dienstleistungssektor mit der weißen Wirtschaft sehr viel Geschäft gemacht wird. Womit und wofür genau, ist ihnen genauso gleichgültig wie denen, die ihre Wachstumsperspektiven weniger in Röhren oder Erdgas, dafür mehr in Kabeln und Telefon sehen. Und wenn schon alle produktiven und Geldkapitalisten gleichermaßen davon ausgehen, dass sich die bekannten Probleme beim Absatz von Waren durch die Beschleunigung der Absatzwege erledigen lassen – warum sollten dann ausgerechnet sie daran zweifeln? Also verbuchen sie einen merklichen Rückgang des Industrieanteils an der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung auf der einen, stellen dem eine ungefähre Verdreissigfachung des Wertschöpfungsanteils durch den Faktor ‚K‘ – K wie Kommunikation – auf der anderen Seite gegenüber, und sind zufrieden, wenn alles zusammengerechnet irgendwie dann doch mehr ergibt als im Jahr zuvor. Zumal die Hüter des deutschen Standorts – zweitens – von einem Blick über den Teich und hinein in das Vorbild aller kapitalistischen Standorte darüber belehrt werden, dass sie eindeutig auf dem richtigen Weg sind: 92 Monate Boom in den USA, ohne Inflation, dafür mit Überschüssen in der Staatskasse – das ist schon sehr beeindruckend. Der größte Schuldner der Welt – und er schwimmt in echten Dollars. Seine Arbeitslosen schwimmen in Jobs und seine Arbeiter in Aktien, auf Pump zwar, aber wer lebt heutzutage nicht vom Kredit. Und was das Schönste ist: Das alles hat dieser Standort seiner Abteilung new economy zu danken! Freilich schon auch dem, dass, wie ein Hamburger Nachrichtenmagazin herausgefunden hat, der Reichtum, der dort einen Konsumentenrausch nach dem anderen stiftet und den sich die Nation zu ihrem BIP zusammenrechnet, aus einem langanhaltenden Börsenboom herrührt und zusammen mit den Aktienkursen vor allem die Zahl der Armen und Schuldner im Land gewachsen ist. Aber was soll’s, dann wächst der Kapitalismus in seinen Standorten heute eben so, mit viel kreditierten Investitionen in Hochtechnologie und noch mehr in den spekulativen Überbau dieses Sektors, und weil er so wächst, weiß ein deutscher Kanzler auch sofort, was er seinem Standort schuldig ist: Das Vorbild USA gilt es einzuholen, besser noch: zu übertreffen!

So präsentiert sich der Kanzler auf der CEBIT der Weltöffentlichkeit und verkündet eine riesige Internet-Offensive, die der von ihm regierte Standort demnächst hinlegen wird. Exakt so, wie es – einige Zeit ist das allerdings schon her – der amerikanische Vize-Präsident vorgemacht hat, stellt auch er 5- bzw. 2-Jahrespläne für seine Nation vor. In denen sollen alle Schulen sowie die Hälfte der Deutschen vernetzt und die Anzahl der IT-Unternehmen – das sind die mit den visions – verdoppelt werden – weil eben das Internet als Markt zu vernachlässigen eine Todsünde wider die wirtschaftliche Vernunft, wider das eigene Interesse wäre. Alles in seiner Macht Stehende will er also dafür tun, dass demnächst wirklich keiner mehr ohne Maus und Handy auskommt, und sozial und menschlich, wie er ist, kann er das auch noch als Kampf gegen eine erneute Klassentrennung ausdrücken. Nachdem von derjenigen, die mit der Verfügungsmacht über Geld einhergeht, in einer entwickelten Wissensgesellschaft ohnehin weit und breit nichts mehr zu sehen ist, kann die neue, die es zu verhindern gilt, nur an der Verfügung über – richtig: – Wissen hängen. Die wiederum hängt – schon wieder Volltreffer: – an einem kleinen Netzstecker: Jeder, der in Zukunft in diesem Bereich nicht kommunikationsfähig ist, wird nicht mehr, sondern deutlich weniger berufliche und damit Lebenschancen haben. Dies ist der Grund, warum die Politik (…) eine Partnerschaft mit der deutschen Wirtschaft anstrebt. An der Sache mit den Lebenschancen mag man, wie die Dinge liegen, nicht zweifeln, dafür aber umso mehr am vom Kanzler bemühten Grund für diese Zukunftsvorsorge. Die Chancen nämlich, deren Besserung er im Kopf hat und an deren Zukunft er wirklich glaubt, betreffen nicht die im Standort um Arbeit Konkurrierenden, sondern die Konkurrenz des Standorts gegen andere, und ausdrücklich auf die ist Schröders Initiative gemünzt. Da hat ihm irgendjemand gesteckt, dass es, um mit Amerika wenigstens gleichzuziehen, in Deutschland viel zu wenig Potential gibt, softwaremäßig betrachtet. Es gibt zwar auch hier viele, die sich aufs Programmieren verstehen, flüssig JAVA sprechen und sogar Zeit hätten, sich nützlich zu machen. Aber die sind ja nicht zufällig arbeitslos. Mit dem, was sie sind – zu alt, zu unflexibel – und können – immer nur das, was gerade erfolgreich überholt worden ist –, kann man sie ja schon jetzt nicht mehr brauchen, für die Zukunft also erst recht nicht. Anderswo dagegen gibt es genau die. Von denen sind zwar auch schon einige hier. Aber von denen könnte man hier und jetzt womöglich noch mehr gut gebrauchen – also nichts wie her mit ihnen: Green-Cards für Inder und Osteuropäer – weil Deutschland die Software-Produktivkraft, die die im Kopf haben, sich nicht durch die Lappen gehen lassen will. Weil ein deutscher Kanzler eben frei und unbehindert über den menschlichen Stoff verfügen können möchte, den sein Standort möglicherweise gut brauchen kann, und keinesfalls möchte, dass die USA die besten Leute allein bekommt- soweit des Kanzlers Beitrag in Sachen Demokratisierung des Wissens durchs Internet. Weil es die USA sind, die er – wie weiland Genosse Nikita, nur eben an der Front Internet – im Verein mit seinen europäischen Kollegen in 10 Jahren überholen will, ist jeder von diesen ‚Besten‘, der hier ist, schon allein deswegen ein Vorteil, weil der sich dann zumindest nicht mehr für den Konkurrenten nützlich machen kann. Wie und wodurch er sich hier nützlich machen kann, wird er dann sehen.

Wo so auch noch der politische Vorstand des Standorts nicht nur allen Recht gibt, die auf Wachstum durch „IT“ setzen, sondern mit seinem für die Wachstumszukunft von Deutschland wie Europa unbedingt nötigen Import sogar von Indern auch noch eine Aufwallung des gesunden Volksempfindens in Kauf nimmt, kann eines gar nicht ausbleiben:

Auch noch die „Aktienkultur in Deutschland“ wächst

Das Volk ist ja so dumm auch wieder nicht. Knapp bei Kasse, wie es notorisch ist, hat es immer ein offenes Ohr für Alles, was diesem leidigen Zustand Abhilfe verheißt. Und da war erstens von den politisch Verantwortlichen, von deren gesetzgeberischen Verfügungen nicht unmaßgeblich abhängt, von wie viel Lohn, Lohnersatz- und Rentenzahlungen man zu leben hat, schon seit längerem zu hören, dass – insbesondere, was Letztere betrifft – der Besitz von Aktien in Anbetracht der absehbaren Notlagen im Alter für alle Minderbemittelten wie geschaffen sei. Sich eine Handvoll dieser süßen Papiere zu kaufen, sie so lange liegen zu lassen, bis man alt ist, und nach ihrem Verkauf dann prima vom Profit zu leben: Das ist weder eine dumme noch sonst überhaupt eine Spekulation, sondern bringt in jedem Fall viel mehr an Besitz und vor allem an Sicherheit, als man sich von einem Staat, der an allen unproduktiven Kosten zu sparen hat, jemals erwarten darf. Zweitens hat das Volk erfahren, dass alles, was die Lohn- und Rentenexperten über diese soliden Reichtum versprechenden Papiere erzählen, haargenau stimmt: Haufenweise werden Leute mit Aktien reich. Und zwar drittens, wie seiner Aufmerksamkeit auch nicht entgeht, indem sie sich diese sagenhaften Technologie-Werte anschaffen, von denen alle reden. Da zählen die aufmerksamen Leute dann 1 bis 3 zusammen und wissen, was sie zu tun haben: Sie nehmen eine Gelegenheit, von der alle Welt sagt, sie wäre eine und zwar auch für sie, einfach wahr.

So bricht ein Aktien-Wahn aus, womit die öffentlichen Experten von Bild-Zeitung bis Spiegel selbstverständlich nichts gegen diese Blüte des kapitalistischen Irrsinns selbst gesagt haben wollen. Sie äußern lediglich Befremden darüber, dass und wie sich da Leute in einer Sphäre am Vermehren des abstrakten Reichtums versuchen, die für sie gar nicht vorgesehen ist. Bloß eine schnelle Mark wollen sie machen, wissen dabei nicht einmal, was ein Halbleiter ist – wo doch bekannt ist, dass Banken und Fondsgesellschaften bei Börsengängen im Grunde gar nichts verdienen wollen und Analysten generell erst in Physikbüchern nachsehen, bevor sie ihre Kaufempfehlungen herausrücken. Pure Gier also, die die Massen in die Banken und dazu treibt, etwas zu zeichnen, dessen Namen sie nicht einmal richtig schreiben können. Klar, dass sie das dann gleich mehrfach überzeichnen – was zwar sehr erwünscht, weil genau im Interesse des Erfinders wie auch aller professionellen Spekulanten ist, in ihrem eigenen aber natürlich gar nicht liegen kann. Die Quittung bekommen sie dann auch prompt: Die Firma kassiert ihren satten Gründungsgewinn, die Banken verdienen mit, die so genannten institutionellen Anleger verdoppeln ihr eingesetztes Vermögen in einem Tag – und die Laien des Spekulierens dürfen bei t-online gleich noch einmal versuchen, reich zu werden, und mit dazu beitragen, dass zwar schon wieder nicht ihre, dafür aber höchstwahrscheinlich die Spekulation aller anderen aufgeht.

Das hat also noch gefehlt – Geschäftszweig Nr. 7 des Internet: Die Armen, die immer ärmer werden, verhelfen den Reichen nicht nur mit ihrer Arbeit, sondern auch noch an den Börsen dazu, immer reicher zu werden. Und auch das demnächst womöglich nur noch via Internet, denn um exakt so zu bleiben, wie er ist, nimmt der Kapitalismus die spektakulärsten Revolutionen in Kauf – und rationalisiert selbst noch seine Börsenparketts weg!