Eine falsche Kritik am Geld des Staates wird im Internet praktisch, erfindet sich ihr eigenes Geld und macht Karriere als Spekulationsobjekt
Bitcoin – „freies Geld“ für freie Bürger
Irgendein japanischer John Doe hatte mal eine Kritik am Geld. Nicht die, dass man als Ottonormalmensch immerzu zu wenig davon hat und lang und mühsam für es arbeiten muss, um es sich zu verdienen. Dass es mit seinen Kursschwankungen für den privaten Zahlungsverkehr nicht verlässlich funktioniert, ja ‚uns allen‘, die wir mit dem Geld zahlen und tauschen wollen, gar nicht richtig gehört, weil lauter Instanzen von der Zentralbank bis zum Spekulanten eingemischt sind und es missbrauchen – so lautete seine Kritik, und die Lösung war ganz einfach: Er erfindet im Internet an den verteufelten Instanzen vorbei ein freies Geld für freie Bürger und tauft es auf den Namen Bitcoin. Wenige Jahre später erklären einem die Börsenprofis aus Funk und Fernsehen, was für ein spannendes Anlageobjekt der Bitcoin mit seinen Kurssprüngen doch ist, von dem man als Ottonormalmensch allerdings besser die Finger lassen sollte. Wer hingegen genug Geld übrig hat, auf das er zum Bezahlen gerade nicht angewiesen ist, kann mit der Spekulation auf dieses seltsame Etwas, das der Finanzkritiker da in die Welt gesetzt hat, mit etwas Glück stinkreich werden. Offenbar ist das Geld doch für etwas anderes da, als die Kritiker des Staatsgeldes meinen. Die Karriere des Bitcoin von der digitalen Ausgeburt einer falschen Kritik am Geld des Staates hin zum Spekulationsobjekt erklärt unser Artikel.
Aus der Zeitschrift
Siehe auch
Systematischer Katalog
Gliederung
- Das vorläufig Letzte aus der Welt kryptographischer Verschlüsselungen
- 1. Der Ausgangspunkt: Institutionalisierter Vertrauensmissbrauch im eingerichteten Geldverkehr und seine Behebung im Internet
- 2. Der Bitcoin, wie man sich ihn verdient und was man mit ihm hat: Eine selbstgemachte Fiktion von Geld als Geldersatz, die Selbstbeglaubigung ihres Funktionierens als Methode des Geldverdienens, eine Apotheose der eigenen Freiheit & Privatheit
- ‚Coins‘ und ihre Verkettung: Ein „Austauschmittel“ als optimales Mittel seines eigenen Austauschs
- Statt Vertrauen in eine ‚dritte Partei‘ generelles Misstrauen wegen „Mehrfachverwendung“ der digitalen Geldware: ‚Blockchain‘
- ‚Mining‘: Der Ersatz der Staatsbank durch eine Tauschgesellschaft, die ihr „Tauschmittel“ und sonst nichts produziert
- Programmierte Knappheit statt Willkür bei der Geldschöpfung: Garantien für die Wertbeständigkeit eines Dings ohne Wert
- 3. Eine heiße Frage als Intermezzo: Wenn überhaupt etwas – was ist ein Bitcoin eigentlich wert und warum und wann genau ist er das?
- 4. Die Krone der Schöpfung aus dem Internet: Die Wertschätzung der Geldfiktion in der Welt des wirklichen Geldes
- 5. Fazit