Teil III
Vom Scheitern zur Selbstzerstörung – Das Reich der Psychologie
Aufgrund des Moralismus, mit dem sich die Individuen in Staat, Konkurrenz und Privatleben einrichten, ist die bürgerliche Welt voller Charaktermasken. Das sind Leute, die sich immerzu frei entscheiden und sich auf ihre Entscheidungen einiges einbilden, obgleich sie sich dabei immerzu Zwecken dienstbar machen, die sie nicht einmal kennen und die sie heftig in Abrede stellen, wenn man sie ihnen sagt. Leute, die mit dem Gestus der Souveränität durch die Landschaft des Imperialismus marschieren, weil sie ihre Subjektivität unterstreichen, unabhängig davon, welchen Inhalt sie dieser Subjektivität durch ihr Denken und Handeln geben. Die ihre Subjektivität pflegen, indem sie getrennt von allem, was sie zu tun gezwungen sind und worauf sie sich einlassen, sich explizit als Mittel eines Erfolgs herrichten, der durch ihre Taten gar nicht zustandekommt – also einen Erfolg jenseits ihrer gewöhnlichen Beschäftigung anstreben („Selbstbewusstsein“, „Anerkennung“, „Selbstverwirklichung“), der sie zufrieden stimmt.
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Systematischer Katalog
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Gliederung
- Mitmachen als Methode
- § 9. Der Charakter
- 1. Das Leben ein Kampf
- 2. Wie man sich einen Charakter bildet
- 3. Wie sich ein Charakter betätigt
- 4. Alternativen der Verstellung: Guter und schlechter Charakter
- 5. Ignoranz als Menschenkenntnis
- 6. Charakterologie am Ideal der Realitätstüchtigkeit
- § 10. Psychologische Selbstkritik: Die Techniken der Selbstbehauptung
- 1. Inhaltslose Selbstkritik: „Ich bin ein Versager“
- 2. Die unverschämte Selbstsicherheit des beschädigten Ich
- 3. Psychologie im Alltag
- 4. Psychologisches Training
- 5. Die bürgerliche Psychologie: ein wissenschaftlicher Parasit der Selbstbehauptung
- § 11. Verrücktheit und Normalität
- 1. Selbstbehauptung als Zweck: Sich auszeichnen
- 2. Selbsterniedrigung als Dienst: Vom Glück des Christenmenschen
- 3. Total verrückt
- 4. Psychiatrie
- § 12. Die Vollstreckung psychologischer Selbstkritik: Selbstmord