Ob mit oder ohne "10-Stufen-Plan", das Programm der BRD ist klar:
"Investitionen für Deutschland" (Bundeskanzler Kohl)

DDR-Bürger  und zwar solche, die dafür sind, wie die anderen, die dagegen sind  können es sich immer nicht so recht vorstellen oder wollen es jedenfalls lieber nicht; umgekehrt gehen BRD-Bewohner so fest davon aus, daß sie sich allenfalls über die mangelnde Sichtbarkeit der entsprechenden Fortschritte wundern: Die stückweise Aneignung des ehemaligen SED-Staats durch die west­deutsche D-Mark-Demokratiel äuft. Sie läuft nicht per Ausverkauf von Meißener Porzellan und ostdeutschen Fußballspielern, sondern über Maß­nahmen, die "Kapitalhilfe" heißen, ,,Hilfe" ganz groß ge­schrieben. Sie läuft auch nicht über wohlmeinende Rat­schläge an die DDR-Bürger, wie sie ihren Staat "refor­mieren" sollten, geschweige denn über eine Beratschlagung mit ihnen - das wäre ja Bevormundung, die keiner will, und außerdem läßt es eine zielstrebige demokrati­sche Politik auf so unsichere Sachen wie "Dialog" und dergleichen nie ankommen. Es werden Fakten geschaf­fen, die jeder einkalkulieren, nach denen sich also jeder richten muß, der mit der DDR in Zukunft noch Staat ma­chen will; Fakten also, die Notwendigkeiten stiften. Das Ziel dabei ist sehr klar; und daß es paradox ist, sieht die westdeutsche Bundesregierung als politische Herausfor­derung: Die bundesdeutsche Staatsräson, die auf Ab­schaffung der Eigenstaatlichkeit der DDR zielt, soll zur faktischen Geschäftsgrundlage der DDR-Staatsgewalt werden; und zwar so sehr, daß der ihre eigene Fortexi­stenz zum Hindernis für ihr Weitermachen wird. Einen Sachzwang für die vollständige Resignation einer souveränen Staatsgewalt herstellen: Wie geht sowas?

Aus dem Buch
1989, 2024 | 264 Seiten | ab 12 € inkl. MwSt. zzgl. Versand
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