Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
„GENUG ZU ESSEN FÜR ALLE. ES IST MÖGLICH. – Mit Ihrer Spende“

Wer hätte es gedacht, dass in einer Welt jederzeit voller Supermarktregale, immer produktiverer Landwirtschaft und unbenutzter Arbeitskraft im Überfluss (und in der Marktwirtschaft wird mit Reichtum in ganz anderen Dimensionen angegeben!) die Ernährung der Menschheit „möglich“ ist!

Aus der Zeitschrift

„GENUG ZU ESSEN FÜR ALLE. ES IST MÖGLICH. – Mit Ihrer Spende“,

sagt das preisgekrönte „Plakat des Monats“ der Welthungerhilfe.

Wer hätte es gedacht, dass in einer Welt jederzeit voller Supermarktregale, immer produktiverer Landwirtschaft und unbenutzter Arbeitskraft im Überfluss (und in der Marktwirtschaft wird mit Reichtum in ganz anderen Dimensionen angegeben!) die Ernährung der Menschheit „möglich“ ist! Selbstverständlich ist das „möglich“!

Wer zum Spenden von Geld aufruft, dem ist auch geläufig, warum das Mögliche nicht wirklich ist: Wer das Geld nicht hat, um sich das Lebensnotwendige zu kaufen, kriegt nichts zu beißen. Das hat seinen Grund darin, dass das Lebensnotwendige in der Welt der Marktwirtschaft überhaupt für keinen anderen Zweck produziert wird als für den Verkauf. Wenn aber alles nur zum Gelderwerb hergestellt wird, und gar nicht erst produziert wird, wenn es sich nicht verkaufen lässt, dann gibt es auch nicht „genug zu essen für alle“.

Die Hungernden haben deshalb kein Geld für den Kauf des Lebensnotwendigen, weil sie Geld nur verdienen können, wenn sie sich nützlich machen für Leute, die über Geld verfügen und deren Dienste für ihre Geldvermehrung gebrauchen können. Vom Standpunkt des Geschäfts sind die Hungernden schlicht überflüssig.

Diese Systemnotwendigkeit der marktwirtschaftlichen Armut hält keiner für befassenswert. Die Spender erklären mit ihren Almosen die Gründe des Elends für belanglos – sie können mit ihrem Gewissen im Reinen sein. So feiert die Anmache, „Mit Ihrer Spende“ könne der globalen Marktwirtschaft der Hunger weggekauft werden, in Gestalt der Welthungerhilfe gerade 50jähriges Jubiläum – und keiner lässt sich dadurch beirren, dass nach einem halben Jahrhundert Spendensammeln immer noch inmitten wachsenden Reichtums gehungert wird. Damit ist alles dafür getan, dass private Mildtätigkeit bis in alle Ewigkeit das Schicksal der zahlungsunfähigen Hungernden begleitet.