Unser Programm
Was von der Zeitschrift GegenStandpunkt demnächst zu erwarten ist, hat mit einem originellen Konzept nichts zu tun. Die Redaktion hat sich nicht vorgenommen, alles ein wenig anders zu sehen, sich mit einem interessanten Gesichtspunkt hervorzutun und einen Beitrag zum schwarz-rot-goldenen Zeitgeist abzuliefern.
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Systematischer Katalog
Unser Programm
Was von der Zeitschrift GegenStandpunkt demnächst zu erwarten ist, hat mit einem originellen Konzept nichts zu tun. Die Redaktion hat sich nicht vorgenommen, alles ein wenig anders zu sehen, sich mit einem interessanten Gesichtspunkt hervorzutun und einen Beitrag zum schwarz-rot-goldenen Zeitgeist abzuliefern.
GegenStandpunkt behauptet und beweist, daß alles anders ist, daß die amtierenden Fachleute für Wirtschaft, Politik und Moral verkehrtes Zeug in Umlauf bringen. Vorsätzlich fahrlässig liefern sie Deutungen über das Geschehen in der deutschen Nation und deren Rolle in der „neuen Weltordnung“, die nur für vorbehaltlos parteiliche Gemüter verdaulich sind. Denen wird mithin genug an Erbauung geboten, so daß sich diese Zeitschrift auf ihre Sache verlegen kann. Die liegt in der Erklärung des real existierenden Kapitalismus; einem Bedürfnis, das sich aus Umfragen hat ermitteln lassen, entspricht sie nicht.
Die Themen sind – wie in der vorliegenden Nummer 1 – durchaus dieselben, wie sie die ARD, der Spiegel und die Bild-Zeitung betreuen. Bis auf eine Ausnahme. Wir haben vor, bisweilen auch von einem Gegenstand zu handeln, den es gar nicht (mehr) gibt. Was es mit dem realen Sozialismus auf sich hatte, verdient nämlich ein paar Zeilen. Schon allein deswegen, weil Leute, die mit Schaum vor dem Mund die Leichenfeier des toten Kommunismus als open-end-Veranstaltung anlegen, eine gewaltige Lüge in Umlauf bringen. Sie machen glauben, daß untergegangene System wäre ein Produktionsverhältnis zwischen Unterdrückern und Unterdrückten, Spitzeln und Bespitzelten gewesen.
Diesem Gerücht, das Angebot und Nachfrage im ökonomischen und politischen Leben der alten DDR auf Stasi reduziert, treten wir auch noch anders entgegen. Wir würdigen die Leistung der BRD, wie sie in der Stasi-Kampagne ohne Stagnation und sehr effizient erbracht wird. Die in diesem Heft veröffentlichte Analyse eines nationalen Volkssports wird notgedrungen fortgesetzt.
„Stories“ in dem Sinn werden nicht daraus. Genausowenig ergibt die Verfolgung des Projekts Europa interessante Enthüllungen über die, die dahinterstecken. Outing ist bei uns nicht in, weil wir selbst an Kohl und Genscher nichts anderes interessant finden als den Charakter, den sie sich als Vertreter deutscher Politik und deutschen Geldes zugelegt haben.
Ihre Gegenspieler in Europa und in Übersee erfahren dieselbe Behandlung. Unsere Zeitschrift befaßt sich mit der Krise in den USA, aber ohne die Brille von Nationalisten, die sich jede Woche neu zwischen Schadenfreude und Gefahrenszenarios entscheiden müssen. Wir haben das nicht nötig, weil die Weltwirtschaft ebenso wie die deutsche nicht einmal in unserer Einbildung die unsere ist. Dienen können wir auch denen nicht, die von uns einen Marxismus erwarten, der mit Marx nichts zu tun hat. Krisen und Kriege gehören nämlich zum Kapitalismus, sie sind nicht Zeichen seines Versagens und schon gleich gar nicht der Auftakt zu seinem Untergang.
Den besorgen immer noch die Proletarier, wenn schon nicht aller Länder, so doch die im einen oder anderen Land. Eine Mission erfüllen sie dadurch nicht, wohl aber einen guten Zweck. Es würde schon etwas bringen, für die Proletarier und die Redaktion. Die sieht sich deshalb veranlaßt, den Umgang der Lohnarbeiterklasse mit Lohn und Leistung, der eigenen Nation und den Ausländern aufmerksam zu verfolgen. Daß aus der Lohnfrage inzwischen so etwas wie eine Ausländerfrage geworden ist, steht also auch in den nächsten Heften.
Erst dann, wenn diese wirklich weltbewegenden Affären der imperialistischen Konkurrenz und des nationalen Aufbruchs zufriedenstellend geklärt sind, wird sich die Redaktion auch wieder dem höheren Blödsinn und anderen Bestandteilen der Umwelt zuwenden, die das Leben im Imperialismus ohne Opposition so lebenswert machen.