Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Eine Inflation der 3. Art
Kaum hat der Bundesgesundheitsminister die Zuzahlungen für Arzneimittel für die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen ab Juli 97 erhöhen lassen, steigen doch tatsächlich die Lebenshaltungskosten im Monat Juli drastisch…
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Systematischer Katalog
Länder & Abkommen
Eine Inflation der 3. Art
Es gibt eine Inflation, die die marxistische Theorie als notwendige Begleiterscheinung des staatlich behüteten und in Schwung gehaltenen Kapitalismus auf den Begriff bringt. Doch lassen wir das…
Daneben gibt es eine Inflation, die prinzipiell immer dann um sich greift, wenn die Löhne zu hoch sind. Denn dann müssen die Unternehmer für den „Produktionsfaktor Arbeit“ zuviel bezahlen, und es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als durch flächendeckende Preiserhöhungen wieder auf ihre alten Profite zu kommen… Dieser Sachzwang heißt „Lohn-Preis-Spirale“ und funktioniert nie andersherum, daß steigende Preise Lohnerhöhungen erzwingen würden.
Inzwischen hört man jetzt von einer Inflation, die ihre
Urheber total überrascht. So richtig kalt erwischt hat
nämlich die Bundesregierung die Berechnung der
Teuerungsrate des Monats Juli, die ihr ihr eigens für
solche Rechenaktionen gegründetes statistisches Bundesamt
Anfang August vorgelegt hat: Kaum hat der
Bundesgesundheitsminister die Zuzahlungen für
Arzneimittel für die Versicherten der gesetzlichen
Krankenkassen ab Juli 97 erhöhen lassen, steigen doch
tatsächlich die Lebenshaltungskosten im Monat Juli
drastisch – und zwar prozentual am stärksten bei Rentnern
und Sozialhilfeempfängern. Bei denen soll sich nämlich
irgendwie ein knappes Einkommen unglücklich mit einem
relativ hohen Medikamentenbedarf treffen. 1,9 Prozent
soll die Teuerung betragen haben, was bekanntlich knapp
unter der psychologisch wichtigen 2 Prozent-Marke
liegt. Psychologisch ist die deshalb so wichtig, weil
spätestens dann bei der Bundesbank die
Alarmglocken
klingen und sie sich fragen muß, ob
sie zwecks Inflationsbekämpfung
nicht die Zinsen
erhöhen muß.
Bleibt eines im Dunkeln: Wenn die Bundesbank jetzt die Zinsen erhöht, senkt dann der Seehofer wieder die Zuzahlungen für Medikamente?