Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Für die maßgeblichen Weltaufseher steht das Urteil fest:
Ein „Vorposten der Tyrannei“ in Afrika! Warum Mugabe weg muss
In Zimbabwe wird gewählt – und alle Welt nimmt lebhaften Anteil daran. Freilich, was da genau an Programmen zur Wahl steht, welche Parteien mit welchen Wahlversprechen antreten, und all das, was sonst demokratische Beobachter an Wahlen interessant und wichtig finden – das wird kaum zur Kenntnis genommen und schon gar nicht der ausführlichen Behandlung für würdig erachtet. Was interessiert, das sind die zwei Führer, die sich gegenüberstehen – Tsvangirai contra Mugabe –; und mit der Nennung der Namen ist alles gesagt: Der eine hat es verdient, endlich gewählt, der andere, endlich abgewählt zu werden.
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Systematischer Katalog
Länder & Abkommen
Gliederung
- Er enteignet weiße Farmer und ruiniert damit sein Land!
- Er betreibt unverbesserlich bad governance!
- Er tritt nicht ab, sondern hält halsstarrig an der Macht fest!
- Er bündelt auch noch mit den Falschen!
- Er ist ein antiweißer Rassist und schlechtes Vorbild für Schwarzafrika!
- Ein Exempel für die imperialistische Ausrichtung Afrikas
Für die maßgeblichen Weltaufseher
steht das Urteil fest:
Ein „Vorposten der Tyrannei“ in
Afrika! Warum Mugabe weg muss
In Simbabwe wird gewählt – und alle Welt nimmt lebhaften Anteil daran. Freilich, was da genau an Programmen zur Wahl steht, welche Parteien mit welchen Wahlversprechen antreten, und all das, was sonst demokratische Beobachter an Wahlen interessant und wichtig finden – das wird kaum zur Kenntnis genommen und schon gar nicht der ausführlichen Behandlung für würdig erachtet. Was interessiert, das sind die zwei Führer, die sich gegenüberstehen – Tsvangirai contra Mugabe –; und mit der Nennung der Namen ist alles gesagt: Der eine hat es verdient, endlich gewählt, der andere, endlich abgewählt zu werden. Dafür zieht man nicht die Wählermassen in Simbabwe zu Rate, das Urteil steht vorher fest und ist eher ein gebieterischer Auftrag der westlichen Welt an die Volksmassen in diesem Land. Deswegen weiß man auch unabhängig vom genauen Ausgang der Wahl, dass dem einen korrekterweise der Sieg zusteht, der andere dagegen sich nur mit Wahlfälschung und Gewalt an der Macht halten kann. Denn der eine ist unser Mann in Harare, der andere aber unser schon längst überfälliger Gegner an der Macht. Ein Blick auf die verheerenden Zustände im Land genügt doch, – so die Auskunft – um diesen Mann als Machthaber zu disqualifizieren.
Ganz so einfach ist es aber doch nicht.
Jedes Mal, wenn wieder einmal öffentlich zur Sprache
kommt, dass irgendwo in Afrika durch Brandrodung oder
Monokultur ganze Landstriche verödet sind, Bewohner wie
die Fliegen an AIDS oder Hunger sterben, die Währung
verfällt, verfeindete Mannschaften sich bekämpfen,
Wahlergebnisse manipuliert und Oppositionelle gewaltsam
eingeschüchtert werden, steht für die politisch
Zuständigen in den Metropolen und ihre Öffentlichkeit
fest: Da handelt es sich um Fehlentwicklungen. Also
stellt sich für die Begutachter die Frage nach den
Schuldigen, und regelmäßig landen sie nach der
Feststellung, welche widrigen Umstände –
Klimakatastrophen, veränderte Weltmarktpreise,
ungefestigte politische Strukturen – oder welche Fehler –
der Entwicklungshilfe, der internationalen
Finanzinstitutionen – da eine Rolle gespielt haben, bei
der politischen Führung vor Ort. Stets wird die dafür
kritisiert, dass sie mit Korruption und Inflation, mit
Bevölkerungselend und alltäglicher Gewalt noch nicht
aufgeräumt und endlich die geordneten Zustände
herbeiregiert hat, welche die Begutachter und Betreuer
für angemessen halten. Wie entschieden die Kritik
ausfällt, das ist damit freilich noch nicht ausgemacht.
Die Zustände in der Mehrheit der Länder unterscheiden
sich wenig, die Urteile über sie schon. Ob einer
herrschenden Clique mit dem Verweis auf die schwierigen
Gegebenheiten gewisse mildernde Umstände, ein – natürlich
so gut wie nie ausreichendes – Bemühen um Besserung oder
gar erste bescheidene Erfolge auf dem schwierigen Weg zu
mehr Demokratie, Haushaltsdisziplin und
Wirtschaftswachstum konzediert werden; ob man ziemlich
umstandslos den jeweiligen afrikanischen Staatschef und
seine Mannschaft für die verheerenden Zustände haftbar
macht und politisches Versagen konstatiert; oder ob man
sich einig wird, dass es sich nicht bloß um Verfehlungen,
sondern um einen generellen Fall von „bad governance“
handelt : Das liegt nicht an den jeweiligen
Verhältnissen, sondern fällt in die Entscheidungsfreiheit
der praktischen und theoretischen auswärtigen Betreuer
solcher Zustände. Was Simbabwe angeht, so hat sich die
maßgebliche westliche Welt seit langer Zeit und mit
seltener Einigkeit darauf festgelegt: Da handelt es sich
um einen besonders eklatanten Fall von ‚schlechter
Regierung‘, der nach ausländischer Intervention schreit:
Zimbabwe is the most important and urgent issue in
Africa
, erklärt Amerikas UNO-Botschafter. (Guardian
Weekly, 25.4.08) Und dieser Fall hat einen Namen: Mugabe.
Der Mann, allenfalls unterstützt von einer kleinen Clique
Gleichgesinnter, klammert sich skrupellos und brutal an
die Macht und hat nichts anderes im Sinn, als mutwillig
sein ganzes Land und dessen Bevölkerung zugrunde zu
richten. Eine unsinnige Vorstellung, aber eine eindeutige
Feindansage. Fragt sich, womit sich Mugabe das verdient
hat.
Er enteignet weiße Farmer und ruiniert damit sein Land!
Die Affäre liegt zwar schon etliche Jahre zurück, wird aber unentwegt in Erinnerung gerufen:
„Land, daran konnte es keinen Zweifel geben, musste gerechter verteilt werden, um koloniales Unrecht zu korrigieren. Doch Mugabe nutzte Land als Waffe, nicht um das Wohl der Simbabwer zu fördern, sondern um seine Herrschaft zu sichern. Einerseits katapultierte er sein Reich damit zurück in eine archaische Wirtschaftsordnung, in der Kleinbauern ohne Saatgut, Dünger oder Gerät überleben müssen. Andererseits etablierte er eine schwarze Feudalklasse in den Reihen der ZANU-PF, die Land und Farmen als Statussymbol betrachten, aber keine Kenntnisse in kommerzieller Landnutzung besitzen.“ (SZ, 12./13.4.)
Der Fingerzeig auf die parteiliche Vorgehensweise und
unbefriedigenden Ergebnisse der Enteignungen und
Landumverteilungen für die Masse der Bauern sowie auf
ihre negativen ökonomischen Konsequenzen für das Land
soll für sich sprechen. Die Frage, wem statt den alten
antikolonialen Kämpfern und den Kleinbauern Mugabe das
Land denn nach Meinung der Kenner hätte geben sollen und
was sich die Kritiker unter einer Landumverteilung zum
Wohl der Simbabwer
mit Saatgut, Dünger und Geräten
usw. denn statt dessen vorstellen, ist von daher müßig.
Wenn ungebührliche Herrschaftssicherung und
‚kommerzielle‘ Ignoranz angeklagt werden, wird ohnehin
etwas anderes für unerträglich gehalten als das bleibende
Elend im Land: Der Mann hat sich an den weißen Farmern
vergriffen – und das gegen den erklärten Willen von deren
altem Mutterland Großbritannien. Freilich, so weit her
ist es mit dem Rückfall in irgendwelche archaische
Zeiten, die die Kolonialverhältnisse schlagartig in
fortschrittlichem Licht erscheinen lassen, dann doch
nicht. Das gnädig konzedierte koloniale Unrecht
besteht nämlich im neuen Staat zunächst einmal bruchlos
fort in Gestalt der alten Eigentumsverteilung: Noch Ende
der 90er Jahre ist ein Drittel der hochwertigen
landwirtschaftlichen Nutzfläche in den Händen von wenigen
tausend weißen Großfarmern mit einer Betriebsgröße von
2000 Hektar, die das Land kommerziell, nämlich für ihr
Tabakexportgeschäft nützen, während der größte Teil der
Kleinbauern auf ertragsarmen Mini-Böden zurechtkommen
muss. Denn die ehemalige Kolonialmacht gibt zwar bei den
Verhandlungen über die Unabhängigkeit der zentralen
Parole der ZANU bei ihrem Kampf gegen das weiße
Siedlerregime formell Recht und erklärt sich bereit, bei
einer Landreform die Hälfte der anfallenden
Entschädigungen zu finanzieren. Allerdings besteht sie
darauf, dass der Status quo erst einmal 10 Jahre erhalten
bleibt und danach Enteignungen nur mit Zustimmung der
Farmer und Großbritanniens erfolgen dürfen. Mit der so
zementierten Mitzuständigkeit in der entscheidenden
Landfrage stellt London zugleich klar, wie viel die neu
gewonnene Souveränität Simbabwes wert ist. Nach den 10
Jahren und dem Ablauf des entsprechenden
Stillhalteabkommens stellt sich dann schnell heraus, dass
weder die Farmer noch London gewillt sind, irgendeine
substantielle Änderung hinzunehmen und dass es gar keine
einvernehmlich Weise gibt, wie der Gegensatz zwischen den
gewichtigen ökonomischen und politischen Ansprüchen an
die neue Führung des Landes und deren Interesse, mit
Landvergabe ihren Anhang und ihre bäuerliche Basis zu
stärken, zu regeln wäre. Es ist eben nicht nur die
Quintessenz der ideologischen Begutachtung, sondern
praktischer Standpunkt der Ex-Kolonialmacht und der nach
wie vor ökonomischen Herren im Land, dass es für das
„Wohl der Simbabwer“ das beste ist, unter der neuen
Herrschaft im Prinzip gefälligst alles beim Alten zu
belassen und die Massen irgendwie anderweitig ruhig zu
stellen. Die neue schwarze Herrschaft spart der alten
Kolonialmacht den Aufwand für die Beaufsichtigung der
Schwarzen und beschränkt sich ansonsten darauf, das Land
so zu verwalten, dass dessen Funktion für die alten
weißen Eigentümer weiterhin garantiert ist; diese
Mannschaft stellt mit ihren Eigentumsprivilegien und
Geschäftsfreiheiten schließlich nicht nur die wesentliche
ökonomische Quelle der Herrschaft dar, sie repräsentiert
auch die imperialistischen Ansprüche an das Land; beides
verpflichtet die neuen Herren, diese Interessen
bedingungslos zu respektieren und zu schützen. So in etwa
ist die Sache gedacht.
Insofern kann Mugabe gegenüber der alten Kolonialmacht
nichts richtig machen. Damit, dass er auf dem Standpunkt
beharrt, hier seien im Interesse der Herrschaft
Korrekturen fällig und ausgemacht, dass er ab Mitte der
90 Jahre dazu übergeht, eine 5 % Steuer auf die
Tabakgeschäfte der Farmen zu erheben, und trotz der
britischen Einwände und trotz der Widerstände der Farmer
schließlich anfängt, Land nach eigenen Kriterien zu
enteignen und zu verteilen, steht für England das Urteil
fest: Hier wird Recht verletzt. Mugabe nimmt zwar
aufgrund seiner nationalen Aufbauvorstellungen durchaus
Rücksicht auf die Tabakfarmer als ökonomische Ressource
des Landes. Dass er sie als solche aber auch fordert und
ins Verhältnis zu den sonstigen Herrschaftsbedürfnissen
setzt, das findet England im Verein mit seinen
Schutzbefohlenen im Land unerträglich. Es verweigert
daher mit der Begründung, Mugabe missbrauche die für eine
Entschädigung der weißen Farmer vorgesehenen Gelder zu
politischen Zwecken, 1998 endgültig die vormals
zugesagten Zahlungen und geht dazu über, ihn zu ächten.
Dass der daraufhin der mit dem britischen Widerstand
wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung, die endlich
die Früchte des Befreiungskampfes ernten will, Recht gibt
und eigenmächtige Landbesetzungen duldet, ist dann der
Beweis dafür, dass er Übergriffe entweder selbst in
Auftrag gibt oder aber diese Horden nicht im Griff hat,
was im Resultat auf das Gleiche hinausläuft. Da fordern
nicht Befreiungskämpfer ihren Lohn und Bauern neue
Lebensgrundlagen, sondern da vergehen sich kriminelle
Banden wider alle marktwirtschaftliche Vernunft und
rechtsstaatliche Ordnung
an den im Land verbliebenen
britischen Staatsbürgern und eigentlichen Stützen des
Landes.
Weil Mugabe auf seiner Sicht der Eigentumsfrage besteht, steht ein für alle Mal fest:
Er betreibt unverbesserlich bad governance
!
Denn jetzt geht es ums Prinzip, was einem afrikanischen Herrscher wie Mugabe in Sachen Machtausübung zusteht und auf welche Adressen er dabei Rücksicht zu nehmen hat.
So sehen das auch die übrigen Aufsichtsmächte, die sich dem Standpunkt Großbritanniens anschließen. Einmal in den Rang eines rückständigen antikolonialen Störenfrieds erhoben, dienen alle Friktionen, die die bleibende Einbindung des Landes in den Weltmarkt mit sich bringt, alle keineswegs ungewöhnlichen Querelen mit dem IWF als Bestätigungen des Generalvorwurfs, die Herrschaft sei nicht nur unfähig, sondern unwillig und verweigere sich all den auswärtigen Forderungen, die selbstverständlich auch dem Land aufhelfen würden. Dass Mugabe sein Land für den Weltmarkt attraktiv machen will, indem er den Exportsektor von Steuerlasten verschont – eine Selbstverständlichkeit und ein einziger Auftrag, die Staatskosten auf das unbedingt Nötigste zu beschränken. Wenn er mit der Vorstellung von einem nützlicheren Volk ein nach den Maßstäben der Entwicklungspolitik ziemlich vorbildliches Ausbildungs- und Gesundheitswesen aufzuziehen versucht, dann ist das folglich Missbrauch von Staatsgeldern, statt dass der Staatshaushalt sich an der wachsenden internationalen Verschuldung orientiert, die solche Ausgaben nicht verträgt, dient also nur dem Machtegoismus des Despoten. Sobald die Regierung zur Haushaltssanierung nicht bloß nach IWF-Vorgaben Gesundheits- und Erziehungswesen privatisiert, sondern auch ein paar Steuern bei den Großverdienern eintreibt, ist das selbstverständlich schon wieder ein Anschlag; so war Haushaltskonsolidierung nicht gemeint. Wenn Simbabwe mit der Begründung, es gelte die mit dem Kongo geschlossenen Vereinbarungen zur Sicherung der Rohstoffversorgung zu garantieren, militärisch in dem Land interveniert, ohne vorher in London oder Washington um Erlaubnis gefragt zu haben, dann ist das nur ein weiterer Beweis für die eigenständigen Herrschaftsambitionen des Staatschefs, also für den Missbrauch von Macht und Geld, und deshalb für den IWF Anlass, ihm weiteren Kredit zu verweigern. Hier geht es schließlich nicht um einen Preis, der für „unsere Sicherheit“ zu zahlen ist, sondern hier ruiniert ein unbelehrbarer Machthaber sein Land. Die Oberimperialisten sind eben ein für alle Mal entschlossen, in solchen, ihnen durchaus geläufigen Bemühungen um staatliche Machtentfaltung nur noch die Anmaßung eines unbotmäßigen allzu selbstherrlichen Souveräns zu sehen.
Also fordert man seine Erledigung und macht sich praktisch daran, den Störenfried kleinzumachen.
Er tritt nicht ab, sondern hält halsstarrig an der
Macht fest
!
Dass Mugabe die Feindseligkeiten genauso prinzipiell
nimmt, wie sie gemeint sind, und sich mit der
Entschiedenheit und den nicht eben angenehmen Mitteln,
mit denen Machthaber so etwas durchzufechten pflegen,
gegen die westlichen Einwände, Schikanen, Sanktionen und
von außen beförderten Angriffe auf seine Machtstellung
wehrt, disqualifiziert ihn dann erst recht. Der in diesem
Fall einige Westen unterstützt materiell und ideell
massiv die Opposition, weil die ehemals von den Farmern
favorisiert worden ist, sich dem Ausland andient und auf
jeden Fall auf den Sturz Mugabes hinarbeitet. Und auf
diesen Dienst kommt es den Sponsoren an. Die
Entwicklungshilfe wird umgewidmet; sie geht nicht mehr an
die Regierung, sondern an diverse NGOs, die
Nahrungsmittel vorzugsweise in den Hochburgen der
Opposition verteilen. Wenn Mugabe das verbieten lässt,
steht schon einmal der Vorwurf des ‚Genozids‘ im Raum.
Wenn der Chef des oppositionellen ‚Movement for
Democratic Change‘ seine Massen mit Blick auf die
Weltöffentlichkeit gegen den Diktator aufmarschieren
lässt oder das umliegende Ausland zu Sanktionen gegen
Simbabwe auffordert, dann gilt das als friedlicher
Einsatz für den unerlässlichen ‚Change‘. Wenn Mugabe mit
der Staatsmacht und seinem organisierten Anhang
dagegenhält, dann beweisen schon die Mittel, dass hier
pure Gewalt unterwegs ist. So werden die inneren
Machtauseinandersetzungen, die unter den wüsten
Staatsverhältnissen in solchen Ländern nicht nach dem
hier gewohnten Sittenkodex politischer Konkurrenzkämpfe
um die Wählerschaft und um demokratische Machtteilung
verlaufen, parteilich interpretiert, begrüßt oder
verurteilt und praktisch vorangetrieben, um am Ende dann
erbittert festzustellen, dass der halsstarrige
Greis
nicht einfach abzuwählen ist.
Weg muss er aber, weil sein Fall weit über Simbabwe hinausreicht. Am Fall Mugabe werden nämlich imperialistische Zuständigkeitsfragen prinzipieller Natur ausgetragen.
Er bündelt auch noch mit den Falschen!
Mugabe sucht und verschafft sich machtvollen Rückhalt
gegen die Anfeindungen der versammelten
Oberimperialisten. Kreditsperre und westliche Sanktionen,
verheerend angesichts der Importabhängigkeit des Landes,
veranlassen ihn, sich der Volksrepublik China
zuzuwenden
. Damit ist sein Sündenregister um einen
gewichtigen Posten länger: Da haben sich zwei gefunden!
Mugabe macht sich zum Einfallstor der unliebsamen
imperialistischen Konkurrenz, und die ermöglicht mit
ihren Waffen- und sonstigen Lieferungen, dass das längst
überfällige Regime sich halten kann, und konterkariert –
so die öffentliche Lesart – damit auch hier die
Bemühungen der Weltordnungsverantwortlichen, überall für
‚good governance‘ zu sorgen. Simbabwe als ein weiteres
Einfallstor für chinesische Ansprüche in Afrika; die
imperialistische Aufsteigernation gewinnt Einfluss auf
eine unbotmäßige afrikanische Herrschaft, statt dass die
sich gefälligst wieder dem Einfluss der zuständigen
Mächte unterordnet: Das hat gerade noch gefehlt!
Er ist ein antiweißer Rassist
und schlechtes
Vorbild für Schwarzafrika!
Zudem bietet Mugabe, wenn er sich als Galionsfigur gegen
den Westen aufspielt, allen möglichen, nicht nur
afrikanischen Staaten ein schlechtes Vorbild und
diplomatische Gelegenheit, ihrerseits Vorbehalte gegen
die Aufsichtsmächte geltend zu machen und
Eigenständigkeit zu demonstrieren. So wird Simbabwe gegen
den Widerstand des Westens in die
UNO-Menschenrechtskommission gewählt, und auf dem letzten
EU-Afrikagipfel lassen sich die afrikanischen
Staatsmänner nicht von Gordon Browns Drohung abschrecken,
er werde dem Treffen fernbleiben, wenn Mugabe erscheint.
Und – mindestens so gewichtig – Südafrika demonstriert
mit seiner Weigerung, die vom Westen geforderten
Sanktionen gegen Simbabwe zu verhängen, dass es sich
nicht einfach für die westlichen Ordnungsansprüche
funktionalisieren lassen will. Das versteht der Westen
genau so, wie es gemeint ist, und dringt auf Klarheit: An
der Entschlossenheit, nicht auf Mugabes
antikolonialistische Rhetorik hereinzufallen
, wird
Südafrikas Anspruch auf eine Rolle als afrikanischer
Regional- und Ordnungsmacht geprüft. So dient der Fall
Mugabe den Weltaufsehern auch dazu, die afrikanischen
Staaten mit dem Anspruch auf Unterordnung zu
konfrontieren und sie diplomatisch vor die Gretchenfrage
zu stellen, wie sie es damit halten. Dementsprechend
gehässig fällt das Urteil über den Staatschef Simbabwes
und seine Einwände aus: Wenn Mugabe die
Vorherrschaftsansprüche des Westens anklagt und
Großbritannien des Neo-Kolonialismus bezichtigt, dann
beweist er damit seinen Gegnern, dass er ein
unverbesserlicher Rassist
ist. Schließlich ist er
ja Schwarzer, redet also ‚als Schwarzer‘ verächtlich über
die Weißen, die solche Anklagen selbstredend nicht
verdient haben. Und auch nicht zu dulden gewillt sind.
Mugabe ist also einsortiert als
Ein Exempel für die imperialistische Ausrichtung Afrikas
Als solches muss er erledigt werden.
Das versteht die imperialistisch geschulte Öffentlichkeit genau und macht sich ihren Vers darauf. Das beherrscht sie: Auf das Elend in solchen Ländern zeigen; die Brutalität der Machtausübung, die anderswo durchaus immer wieder einmal für nützlich oder geboten angesehen wird, hier für sich sprechen lassen; die Opfer bedauern und in ihrem Namen nach besserer Herrschaft rufen; und mit all dem eine einzige verlogene Botschaft loswerden: Das alles kommt daher, weil dort ein antiwestlicher, gegen uns, das heißt gegen unsere guten Herrschaftsprinzipien gerichteter Potentat am Werk ist. Mit Weltmarkt und imperialistischem Zugriff auf Afrika und andere Regionen hat das alles nichts zu tun. Man sieht doch, wie verheerend regiert wird, wenn sich einer gegen die imperialistischen Vormächte etwas herausnimmt!