Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Die letzte Funktion des Lohns:
Lohn zahlt Investition – Die Belegschaft verdient sich ihren Standort durch Lohnverzicht
Die Leistungen des ‚Standortsicherungsvertrages‘, den Opel als Bedingung der Möglichkeit des Verzichts auf Werkschließungen ausgehandelt hat.
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Die letzte Funktion des Lohns:
Lohn
zahlt Investition – Die Belegschaft verdient sich ihren
Standort durch Lohnverzicht
General Motors erwägt aus Rentabilitätsgründen die Schließung von OPEL-Werken in Deutschland. Das ist eine Herausforderung für den Gesamtbetriebsrat der Adam Opel AG, der den deutschen Standort erhalten wissen will. Damit OPEL seinen Laden in Deutschland nicht dicht macht, läßt er sich was einfallen und handelt einen „Standortsicherungsvertrag“ aus:
„Die Mitarbeiter akzeptieren als Gegenleistung zu Arbeitsplatzsicherung und Investitionszusagen, für die kommenden vier Jahre auf jeweils 1,25% der von den Tarifparteien ausgehandelten Lohnerhöhungen zu verzichten…“ (SZ, 21.1.98)
und noch auf einiges mehr, Arbeitszeitregelungen und Lohnkosten betreffend. Die Einsparung wird auf 40 Millionen DM je Jahr und ein Prozent der Lohnsumme beziffert (FAZ, 21.1.98). Der deutsche Prolet rechnet mit spitzem Bleistift: Er verzichtet auf Geld, damit das Unternehmen vielleicht bereit ist, mit der eingesparten Lohnsumme ihn billig zu beschäftigen, wenn es sich denn für es rechnet. Und damit es das tut, läßt man den Anlaß des ganzen Bemühens – Beschäftigungssicherung – in eine Teilmengenberechnung aufgehen: Der Personalvorstand von OPEL
„… machte aber deutlich, daß die Investitionen sich nur mit Produktivitätsfortschritten rechnen. Er rechne damit, daß allein im Werk Rüsselsheim in den kommenden Jahren 3000 bis 4000 Arbeitsplätze wegfallen werden.“ (SZ, 21.1.98) „Wie viele Mitarbeiter im Jahr 2002 bei OPEL beschäftigt sein werden, blieb offen.“ (FAZ, 21.1.98)
Auf die Gegenleistung zum Lohnverzicht wird das Unternehmen gar nicht erst festgelegt. Die Rechnung soll ja aufgehen – für den Betrieb. Deshalb wird die Verschlankung der Belegschaft vom Betriebsrat gleich mit unterschrieben – die finanziert die Belegschaft durch ihren massenweisen Abgang in die Altersteilzeit (mit 15 – 20% weniger Nettoeinkommen) sowie durch ihre nicht betriebsbedingten Kündigungen mit. Das sind doch mal Investitionen, die sich lohnen: Die Proleten spekulieren auf mögliche Beschäftigungssicherung irgendwann, und das Unternehmen spart sich heute schon Geld.