Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Deutsche Professoren, setzen, sechs!
Hochschulen vergeben zu viele gute Noten

In dem „wissenschaftspolitischen Kommentar“ zu seinem „Arbeitsbericht Prüfungsnoten an Hochschulen im Prüfungsjahr 2010“ stellt der Wissenschaftsrat, ein Gremium aus Politikern und hochrangigen Wissenschaftlern, fest, dass „sich die Zensuren an Universitäten, Fachhochschulen sowie staatlich anerkannten Hochschulen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“ haben (SZ et al., 10.11.12).

Anlass zur Freude? Lernen immer mehr Studenten immer mehr in ihrem Studium? Haben sich vielleicht die Lehr- und Lernbedingungen an den Hochschulen stark verbessert?

Von wegen! Der Wissenschaftsrat freut sich nicht über die Meldung, die er da verkündet, sondern er klagt über „zu gute Noten an Unis“.

Aus der Zeitschrift

Deutsche Professoren, setzen, sechs!
Hochschulen vergeben zu viele gute Noten

In dem wissenschaftspolitischen Kommentar zu seinem Arbeitsbericht Prüfungsnoten an Hochschulen im Prüfungsjahr 2010 stellt der Wissenschaftsrat, ein Gremium aus Politikern und hochrangigen Wissenschaftlern, fest, dass sich die Zensuren an Universitäten, Fachhochschulen sowie staatlich anerkannten Hochschulen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben (SZ et al., 10.11.12).

Anlass zur Freude? Lernen immer mehr Studenten immer mehr in ihrem Studium? Haben sich vielleicht die Lehr- und Lernbedingungen an den Hochschulen stark verbessert?

Von wegen! Der Wissenschaftsrat freut sich nicht über die Meldung, die er da verkündet, sondern er klagt über zu gute Noten an Unis.

Für dieses Urteil muss er freilich keine einzige wissenschaftliche Arbeit gelesen haben. Mit dem Kenntnisstand der Studenten oder deren Beitrag zur Forschung hat diese Kritik nichts zu tun.

„Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Wolfgang Marquardt, zeigte sich alarmiert. ‚Der Trend zu besseren Noten darf so nicht weitergehen‘, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Der Bericht des Gremiums stellt … eine ‚schleichende Noteninflation‘ fest. In den meisten Fällen werde die Notenskala kaum noch ausgeschöpft. ‚Unterschiede werden häufig nur noch nach dem Komma gemacht‘, sagte Marquardt.“ (SZ)

Unterschiede nach dem Komma sind dem Vorsitzenden des Wissenschaftsrates einfach zu gering. Die Notenskala ist schließlich dazu da, dass sie ausgeschöpft wird, also die im Lehrbetrieb erworbenen Kenntnisse auch klar und deutlich als Leistungsunterschiede definiert und dokumentiert werden. Mit dieser Kritik klärt das hohe Gremium darüber auf, worauf es in der wissenschaftlichen Ausbildung ankommt: Nur wenn eine klare Hierarchie der studentischen Leistungen hergestellt wird – mit allen negativen Konsequenzen für diejenigen deren Notendurchschnitt für die Zulassung zu weiterer Bildung nicht reicht –, und nur, wenn die Absolventen der Studiengänge als hervorragende, durchschnittliche oder bloß mäßige Vertreter ihrer Zunft deutlich gekennzeichnet, auf den Arbeitsmarkt entlassen werden, ist der Auftrag der höchsten Bildungseinrichtung erfüllt.

Eine schöne Auskunft über den Stellenwert des Wissens an unseren Unis: Es ist zum Konkurrieren da, also gerade soviel wert, wie man im Vergleich zu anderen bewertet wird.