Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Neues aus der Wissenschaft:
Rätsel unseres Gehirns

„Denn welche Argumente ins Bewusstsein kommen, hängt ab von unbewussten Prozessen… Und wie jemand rational abwägt, ist seinerseits wieder neuronal determiniert… Daher kommt die Neurobiologie am Ende zu der Aussage: Jemand hat so entschieden, weil er mit einem Gehirn ausgestattet ist, das in diesem Moment so entscheiden konnte und nicht anders.“ Fragt sich nur: Welches Hirn hat da mal wieder nicht anders gekonnt und der Neurobiologie diese Aussage eingegeben? Und was ist, wenn ein Nachbar-Hirn nicht anders kann als zu entscheiden, dass der Begriff der Determination unmöglich determiniert sein kann?

Aus der Zeitschrift

Neues aus der Wissenschaft:
Rätsel unseres Gehirns

Wenn man Philosophen, Psychologen, Juristen, Neuro- und andere Biologen auf einem Kongress zum Thema ‚moderne Hirnforschung‘ diskutieren lässt, erfährt man hinterher Folgendes aus der Zeitung:

„Das ‚neue Menschenbild‘, an dem die Hirnforschung mit großem Aplomb arbeitet, sorgt seit geraumer Zeit für Unruhe. Denn auf den Monitoren der Labore erscheint das Selbstbewusstsein nur als Produkt der neuronalen Biochemie, hochkomplex zwar, aber nichtsdestoweniger eingebunden in die lückenlosen Kausalketten der Materie. Dass der gegenwärtige Forschungsstand mit seinen vielen offenen Fragen keine Grundlage dafür bietet, einen Umbau des Rechtssystems ins Auge zu fassen, darüber waren sich die anwesenden Juristen einig. Unterschiedliche Auffassungen herrschten allerdings bei der Frage, was zu geschehen hätte, falls einmal die empirischen Lücken geschlossen, die logischen Unstimmigkeiten beseitigt wären und ein deterministisches Menschenbild sich durchsetzen würde.“ (FAZ, 22.6.05)

Tja, was sollen wir tun, wenn sich herausstellt, dass wir determiniert sind? Unser Vorschlag an alle juristisch geschulten Neurobiologen: Wir warten einfach die nächste hochkomplexe, aber lückenlose Kausalkette der Materie ab.

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Während in der interdisziplinären Forschergemeinde die Entscheidung in der Frage noch offen ist, ob Wille und Bewusstsein determiniert sind, weiß ein Forscher immerhin über den Weg der Entscheidungsfindung schon genau Bescheid:

„Denn welche Argumente ins Bewusstsein kommen, hängt ab von unbewussten Prozessen… Und wie jemand rational abwägt, ist seinerseits wieder neuronal determiniert… Daher kommt die Neurobiologie am Ende zu der Aussage: Jemand hat so entschieden, weil er mit einem Gehirn ausgestattet ist, das in diesem Moment so entscheiden konnte und nicht anders.“ (Hirnforscher Roth, in: Die Zeit, 14.7.)

Fragt sich nur: Welches Hirn hat da mal wieder nicht anders gekonnt und der Neurobiologie diese Aussage eingegeben? Und was ist, wenn ein Nachbar-Hirn nicht anders kann als zu entscheiden, dass der Begriff der Determination unmöglich determiniert sein kann? Zweifellos ein weites Forschungsfeld für Hirne, die ohnehin nicht anders können, als falsche Fragen zu stellen…

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Denn, zwei Wochen später, in der ARD kommt auch noch ein Film zum Thema! Auf die Frage: Sind Verbrechen biologisch programmiert, und ist die verbrecherische Veranlagung neurologisch nachweisbar? (SZ, 27.7.) dürfen die Hirnströme eines Verbrechers vor laufender Kamera die Antwort geben: Wie bei vielen anderen Verbrechern arbeitet bei ihm der Teil des Gehirns nur schwach, in dem das Mitgefühl verwaltet wird. (ebd.)

So müssen wir im fortgeschrittenen Alter ein ums andere Mal erfahren, dass wir determiniert sind und gar nichts dafür können. Warum hat man uns das nicht früher gesagt?!