Aus der Reihe „Was Deutschland bewegt“
EZB und Wohnungsmarkt: Aktuelle Hindernisse im immerwährenden Kampf ums Zurechtkommen
Die Masse der Erwerbsbürger zerbricht sich nicht nur verantwortungsvoll den Kopf über die aktuell angesagten politischen Schicksalsfragen, sondern hat daneben auch noch handfestere Sorgen. In ihrem Alltag geht sie einem ziemlich aufwändigen und nie enden wollenden Zweitberuf nach: Sie übt sich in der Kunst, ihr knapp bemessenes Geld einzuteilen – genau und nur so funktioniert die systemgemäße Armut der Lohnabhängigen. Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit ist allerdings nicht die Tatsache, dass der Lebensstandard der Bevölkerung darin besteht, sich inmitten wachsender Warenberge auf das Notwendige zu beschränken. Für Bedenken, bisweilen sogar vorübergehende Empörung, sorgen hingegen Probleme, die den bemühten Lebenskünstlern dabei begegnen.
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EZB und Wohnungsmarkt: Aktuelle Hindernisse im immerwährenden Kampf ums Zurechtkommen
Die Masse der Erwerbsbürger zerbricht sich nicht nur verantwortungsvoll den Kopf über die aktuell angesagten politischen Schicksalsfragen, sondern hat daneben auch noch handfestere Sorgen. In ihrem Alltag geht sie einem ziemlich aufwändigen und nie enden wollenden Zweitberuf nach: Sie übt sich in der Kunst, ihr knapp bemessenes Geld einzuteilen – genau und nur so funktioniert die systemgemäße Armut der Lohnabhängigen. Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit ist allerdings nicht die Tatsache, dass der Lebensstandard der Bevölkerung darin besteht, sich inmitten wachsender Warenberge auf das Notwendige zu beschränken. Für Bedenken, bisweilen sogar vorübergehende Empörung, sorgen hingegen Probleme, die den bemühten Lebenskünstlern dabei begegnen. Zwei davon sind derzeit im Angebot:
Die permanent steigenden Mieten sorgen dafür, dass mittlerweile mehr als ein Drittel des Einkommens allein schon für die Notwendigkeit draufgeht, zu wohnen. Diverse Mieterinitiativen sehen darin eine Überbelastung erreicht, die sie zum Hilferuf an die öffentliche Gewalt nötigt, der überzogenen Profitgier einen Riegel vorzuschieben und den Schutz des Eigentums durch verordnete Rücksichtnahme auf das Wohnbedürfnis der kleinen Leute zu ergänzen. Die verantwortlichen Politiker kümmern sich um das Problem und quittieren diesen fordernden Glauben an ihre Gutherzigkeit, indem sie den Anstieg keinesfalls aufhalten oder – um Gottes willen – gar rückgängig machen, sondern mit einer Mietpreisbremse – der Möglichkeit nach, unter bestimmten Umständen und selbstverständlich nur auf „angespannten Wohnungsmärkten“ – verlangsamen. Weder die Forderungen von unten noch die Initiativen von oben tasten zwar den Grund der Wohnungsnot an. Die rücksichtsvolle politische Maßnahme sorgt – trotz aller absichtsvoll eingebauten Lücken und Schlupflöcher – aber dennoch für einen Aufschrei bei den Immobilienbesitzern. Die verteufeln die „Investorenbremse“ als „Rückkehr zur sozialistischen Wohnungspolitik“ und kontern den Angriff auf ihren empfindlichen Geschäftssinn mit der handfesten Drohung, die Mieten bereits im Voraus kräftig zu erhöhen und Modernisierungen und Wohnungsbau künftig einzustellen. Die Verursacher des verschärften Einteilungsproblems stellen damit nachdrücklich klar, wovon der Mensch als Mieter die ohnmächtig abhängige Variable ist: Das Wohnen hat sich der unbedingten Freiheit ihres Geschäfts unterzuordnen oder findet womöglich gar nicht statt.
Zum anderen machen die nicht mehr vorhandenen Zinsen alle privaten Sparbemühungen zunichte. Zwar ist mit Zinsen noch nie ein „Kleinsparer“ reich geworden. Deren Wegfall blamiert jetzt allerdings das – schon immer zynisch-unverschämte – Versprechen von Politikern und Finanzdienstleistern, mit Verzicht zur rechten Zeit ließe sich die todsicher kommende Altersarmut lindern. Stattdessen werden die Sparer in nobler Abstraktion vom Ausgangspunkt mit der Aufforderung, mal nicht so konservativ, sondern mehr risikobewusst zu denken, in die Welt der Spekulation des großen Geldes verwiesen. Die begleitenden Warnungen zu diesen schlauen Lebenstipps stellen ihrerseits dann wieder klar: So oder so stecken die privaten Haushalte in der hilflosen Abhängigkeit von den Finanzinstanzen, die mit ihren nennenswerten Vermögen über das ökonomische Leben der Nation verfügen, weil sie wirklich daran verdienen.
Und die, apropos Miete, für ihre Geschäftsbelange eine Lösung finden, wenn sie nicht mehr wie gewohnt durch Zinsen reicher werden: Der Immobilienmarkt verspricht ihnen herrliche Renditen...