Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Bush in Afrika:
Im Kampf gegen Hunger, Krankheit, Terror und überhaupt – die Weltmacht hilft dem Schwarzen Kontinent!
Wer wie Afrika Objekt strategischer Interessen Amerikas ist, dem wird bei der „Bewältigung seiner Probleme“ geholfen: – mehr „Freihandel“, um das riesige Wachstumspotential (im Boden) seiner Bestimmung für das Wachstum „der Welt“ zuzuführen; – Nächstenliebe und Gen-Food für die Hungerleider als Vehikel für Exportlizenzen von US-Gen-Konzernen; – ein Wall gegen AIDS, um US-Pharmakonzerne vor Übergriffen auf die Eigentumsordnung und westliche Geschäftssphären vor AIDS zu schützen; – vorbildliche afrikanische Gewalt unter Ami-Aufsicht gegen zerfallende Staaten als Rückzugsgebiete von Terroristen.
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Systematischer Katalog
Länder & Abkommen
Bush in Afrika:
Im Kampf gegen Hunger, Krankheit,
Terror und überhaupt – die Weltmacht hilft dem Schwarzen
Kontinent!
Der amerikanische Präsident gibt eine neue
Priorität
für die amerikanische Afrikapolitik
bekannt, wonach sich der Kontinent nunmehr doch wie ein
Schwerpunkt der nationalen strategischen
Interessen
der USA vorkommen darf. Wertschätzungen
dieser Art sind für die Staaten, denen sie gelten, kein
Glücksfall, auch wenn sie nicht in der Region an jenem
Golf sitzen, an dem Amerikas strategische Interessen
bekanntlich besonders ‚vital‘ sind. Und wenn die
Weltmacht ihren strategischen Blick auf Afrika richtet,
ihr Präsident den Kontinent bereist, seiner Nation, dem
Rest der Welt und den Schwarzen vor Ort zu verstehen
gibt, dass die schreckliche Lage der Länder
Schwarzafrikas
von Amerika nicht nur nicht vergessen,
sondern Afrika bei der Bewältigung seiner Probleme
auch geholfen
wird, dann wird damit keineswegs
eine Ehrenrunde der Barmherzigkeit mitten im
imperialistischen Alltagsgeschäft eingeläutet. Dann
weist die Weltmacht einem Kontinent den
Status zu, den der für sie hat: Er ist
Objekt der strategischen Interessen, die
sie an ihm verfolgt, sonst ist er für sie
nichts. Und die Hilfe
, die das reichste
und machtvollste Subjekt der Weltpolitik ihm zu gewähren
verspricht, unterstreicht genau dies: Sie nimmt an dem
Maß, wofür Amerika den Schwarzen Kontinent
haben will, und um beides vor Ort zu erläutern,
nimmt sich der Präsident mit seinem Stab fünf Tage seiner
kostbaren Zeit. Wissen lassen hat er uns dabei Folgendes:
Afrika hat ein riesiges Wachstumspotential …
Wie sich Armut und Reichtum als Ergebnis des
internationalen Weltgeschäfts bilanzieren, weiß der
amerikanische Präsident selbstverständlich. Ein gewisses
Ungleichgewicht hat sich da eingestellt, das manchen
bedenklich stimmt, ihn allerdings am wenigsten: „In
einer Zeit des wachsenden Welthandels, müssen
wir uns darum kümmern, dass die Nationen Afrikas
gleichwertige Partner bei Handel und Wachstum
werden.“ Wenn schon nicht unter gleichen, dann
wenigstens doch unter gleichwertigen Partnern soll der
Welthandel mit Afrika weiter vonstatten gehen, und dies
zu erreichen, ist im Grunde ganz einfach. Partner Afrika
muss nur wissen, dass er genau in der Funktion, in der er
für den kapitalistischen Weltmarkt nützlich ist,
weiterhin gut funktionieren soll – und schon ist
er auch ein gleichwertiger Partner. ‚Entwicklung‘ zu
irgendeinem Status hin, in dem sich ‚Handel und Wachstum‘
vielleicht auch bei den Nationen Afrikas einstellen
könnten? Diese Vorstellung hat sich überlebt. Das braucht
es für diese Nationen auch gar nicht, denn mag ihnen auch
Kapital zum Wirtschaften fehlen – mit dem, was sie statt
dessen zu bieten haben, sind sie ein prima Partner für
die Weltwirtschaft: Im Boden liegt es vergraben, das
große Potential von Afrika, das zum Wachstum und der
Prosperität der Welt beiträgt
, und die weitere
Verwertung dieses Potentials durch die kapitalistischen
Nationen wird den afrikanischen Partnern vollends den
Status gleichwertiger Mitglieder des Welthandels sichern.
Den afrikanischen Reichtum an Rohstoffen braucht das
Wachstum der Welt
nämlich unbedingt, und sich
weiter bei der Regelung seines Abtransports nützlich und
überhaupt mit dem Freihandel
konsequent ernst zu
machen, der jedem auswärtigen Interesse den erwünschten
Zugriff auf Afrikas ‚großes Potential‘ eröffnet: Das
genau ist die Hoffnung
, die der Kontinent für
seine Zukunft hat. Die kann der Präsident gar nicht
entschieden genug beschwören, und als Beitrag zu ihrer
rosigen Zukunft spendiert er seinen schwarzafrikanischen
Partnern zum Aufbau von heimischen Industrien
ein
Zollabkommen, das für Öl und Diamanten, aber auch für
6000 afrikanische Produkte
alle Zölle streicht. Da
muss sogar die FAZ lachen. Endlich ohne Diskriminierung
und daher gleichwertig darf Ware made in Afrika auf dem
Weltmarkt konkurrieren, die sowieso nirgendwo
gebraucht wird
(FAZ,
8.7.) und in keinem protektionistischen
Zollhandbuch verzeichnet ist.
… aber auch unendlich viele Hungerleider …
Es ist bewährter Brauch amerikanischer Präsidenten, auch
vor der Armut in Afrika keinesfalls die Augen zu
verschließen. Zumal dann nicht, wenn sie in ihrer
extremsten Form dermaßen zum Himmel schreit, dass es
einem Gutmenschen das Herz einfach erweichen muss. Wie
schon seinem Vorgänger vor acht Jahren, so ist aber auch
dem Präsidenten Bush klar, dass Hilfe gegen dieses
Grundübel Afrikas
im Wesentlichen nur auf dem
Schenkungsweg von außen kommen kann: Die Staaten dort
selbst sind, das beweisen ihre Hungertoten ja, im Kampf
gegen ihr Elend hoffnungslos überfordert. Wenn also
überhaupt etwas gegen das Verhungern hilft, dann ist das
eine amerikanische Initiative zur Beendigung des
Hungers
, und die hat diesmal gleich zwei Säulen:
Konfrontiert mit schrecklichem Hunger, werden wir mit
menschlichem Mitleid und den Erfolgen der modernen
Technologie antworten.
Immer wieder doch nur ‚Tropfen
auf den heißen Stein‘ zu träufeln: Das war mal ein – sehr
sanfter zwar, aber doch: – Einwand gegen das
Almosenwesen beim Umgang mit den Opfern des
marktwirtschaftlichen Segens, der sich über Afrika
ergießt. Heute kommt das Versprechen, auch in Zukunft und
immer dann, wenn das Hungern besonders drastisch
ausfällt, das menschliche Mitleid zu milden Gaben zu
mobilisieren, glatt als einer von zwei Bestandteilen
einer politischen Initiative daher: Sonst nichts – aber
eimerweise christliche Nächstenliebe und ein Spenderherz
hat Amerika immer für Afrika übrig! Der zweite große
Schlag gegen den Hunger in Afrika ist nicht minder
beeindruckend. Er besteht aus moderner Technologie, und
diesbezüglich belehrt der Präsident die dortigen
Machthaber darüber, dass dann, wenn ihre Bevölkerungen
verhungern, ihnen wohl die Nahrungsmittel abzugehen
scheinen, die satt machen. Womöglich liegt das daran,
dass in ihren Staaten zu wenig von dem produziert wird,
was die Leute dringend brauchen, und für beides hat er
einen einfach umwerfenden Rat mit im Gepäck:
Internationaler Handel
heißt schon wieder der
Schlager, der diesmal den Ausweg aus dem afrikanischen
Jammertal versprechen soll, und zwar ein Handel, der auch
in umgekehrter Richtung keine Diskriminierung mehr kennt
und der modernen Technologie endlich zum
Durchbruch verhilft, die in amerikanischem Gen-Food
fertig vorliegt! So geht der Kampf gegen den Hunger
ziemlich nahtlos in die Aufforderung an die afrikanischen
Staatsführer über, gefälligst im Kampf gegen die Unsitte
des Protektionismus mitzumachen, mit dem Amerikas
Gen-Konzerne noch immer von der Erschließung so vieler
Länder fern gehalten werden. An denen könnten sie gut
verdienen, an deren Produkten könnte sich aber auch
Afrika, wenn es nur will, unendlich satt essen. Insofern
sind europäische Vorbehalte gegen Saatgut aus
amerikanischen Gen-Labors eine einzige Unterminierung
der agrarischen Zukunft Afrikas
– und damit steht
endgültig fest, wie die einzig produktive Antwort auf den
schrecklichen Hunger
in Afrika nur heißen kann:
Erfolgreich gegen den Hunger kämpft, wer sich Seite an
Seite mit seinem auch gentechnologisch führenden
Weltwirtschaftspartner in der WTO für Exportlizenzen für
US-Konzerne einsetzt!
… AIDS-Kranke …
Obwohl sein Vorgänger im Amt auch dies schon zu einer
ganz großen Gefahr erklärt hat, verbreitet sich AIDS in
Afrika immerzu weiter. Auch da muss Bush also nochmals
eindringlich wiederholen: Angesichts der
Weiterverbreitung von Krankheiten, werden wir uns
vereinigen, einen Wall gegen AIDS in Afrika zu
errichten.
Mit seinen Rohstoffen ein Abbaulager für
die kapitalistische Weltwirtschaft, mit seinen Hungernden
ein Vehikel für den weltweiten Absatz amerikanischen
Gen-Foods, und jetzt mit seinen AIDS-Kranken auch noch
ein einziges Krankenhaus, das man unter Verschluss zu
halten hat: Das ist Afrika in Amerikas
strategischer Sicht! Wie schon die Hungernden, so
überlässt der amerikanische Präsident aber auch die
Kranken dabei keineswegs sich selbst und ihrem Schicksal:
Des Problems, das sie ihm bereiten, nimmt er
sich auch da durchaus an. Er stellt ganz viel
Hilfe
für die 30 Millionen Afrikaner
in
Aussicht, die von AIDS betroffen
sind – damit die
Afrikaner auch ordentlich mitwirken können bei der
Errichtung des Walls
, den es um den durchseuchten
Kontinent herum zu ziehen gilt! Er hält die afrikanischen
Staatsführer dazu an, mit ihren fetten Budgets doch nicht
so knauserig zu wirtschaften und einmal in die
Gesundheit und Erziehung ihrer Kinder zu investieren
,
und damit aus seinem langfristigen Ziel der
Eigenbewältigung von Epidemien durch die afrikanischen
Staaten
auch etwas wird, erneuert der Präsident zum
12. Mal sein Versprechen, die große schwarzafrikanische
AIDS-Wunde mit einem entsprechend großen Heftpflaster
abzudichten: Ganz viel Geld – von einem
15-Milliarden-Fonds für fünf Jahre ist die Rede – winkt
Staaten, in denen eindeutige Maßnahmen zur
Verbesserung der Krankenbehandlung
bereits vorliegen,
auf die zum gewünschten Zwecke also aufgebaut werden
kann. Eine weitere Bedingung dafür, mit Amerikas
AIDS-Hilfe bedacht zu werden, besteht im erwiesenen
Respekt vor den gültigen Prinzipien der
Eigentumsordnung
. Die gebieten nun einmal die Achtung
vor dem Profit, den amerikanische Pharmakonzerne mit
ihren Patenten und Lizenzen verdienen, laufen also im
Grundsatz immer auf den Einkauf von Medikamenten made in
USA hinaus. Und wenn es denn – aus Gründen einer gewissen
Proportionalität mit der vor Ort versammelten
Zahlungskraft – für Afrika schon selbstproduzierte
Präparate oder billigere Generika sein müssen: Dann ist
vor jedem Behandlungsschritt sicher zu stellen,
dass der Reibach der Konzerne in den ‚reichen Ländern‘
garantiert nicht beeinträchtigt wird.
… Probleme mit dem Terrorismus …
Und dann hat Afrika da noch ein Problem mit sich, das es
darüber schon wieder der Weltmacht bereitet: Gegen die
Verwüstungen und die Gewalt der Bürgerkriege werden wir
für Frieden sorgen. Gegen die gnadenlosen Terroristen,
die jede Nation bedrohen, werden wir eine unerbittliche
Offensive der Gerechtigkeit führen.
Nun sind Stammes-
und Milizenkriege, in denen in Nationen und ganzen
Regionen des Kontinents um die Eroberung von
Rohstofflagern oder eines Restes von staatlicher Macht
gekämpft wird, eine Sache, gnadenlose Terroristen
,
durch die Amerika sich in seiner Sicherheit bedroht
sieht, eine andere, und noch etwas anderes ist das große
Gleichheitszeichen, das der Präsident zwischen Amerikas
bedrohter Sicherheit und einer Gefahr setzt, die gleich
jede Nation
bedroht. Bush ist jedoch so großzügig,
ein Gespenst namhaft und praktisch geltend zu machen, das
ihm sogar die Machenschaften afrikanischer Buschkrieger
als riesige Bedrohung Amerikas erscheinen lässt. Sein
strategischer Blick identifiziert Stammeskrieger mit
Terrorkriegern und kommt von afrikanischen
‚Bürgerkriegen‘ zielstrebig auf die
Gerechtigkeitsoffensive seines Anti-Terror-Kriegs, weil
Tausende von Toten und ein unvorstellbares Ausmaß von
Elend und Grausamkeit
eindeutig darauf hindeuten,
dass sich ganze Landstriche nicht mehr unter Kontrolle
der Zentralregierungen
befinden, und wo dies der Fall
ist, wo Kriege sich über die jeweiligen Staatsgrenzen
hinweg auf ganze Regionen ausdehnen
, hinterlassen sie
genau den Grad von Destabilisierung
, der dem
amerikanischen Präsidenten die meisten Sorgen macht:
Nicht nur an Hunger und AIDS leidet Afrika daher, sondern
auch und vor allem unter der massiven Bedrohung des
Terrors
, und daher ist Präsident Bush auch bereit,
diesen Kriegen, die ihn gar nichts angehen, sein
gebieterisches Machtwort entgegenzustellen: It must be
ended!
Er weiß nämlich Bescheid: Wo unzugängliche
Gebiete sich außerhalb jeder staatlichen Kontrolle
befinden, schlägt der evil of terror
besonders
gerne zu. In diesen unkontrollierbaren Zonen
sucht
er sich seine Unterschlupfwinkel, die Infrastruktur und
die Agitationsbasis, die er für die Rekrutierung
antiamerikanischer Kämpfer braucht. Die dafür benötigten
Finanzmittel verschafft er sich typischerweise nicht über
Freihandel, sondern über Diamantenschmuggel
,
Uranverkauf
, Entführungen
und
Erpressungen
– klar, dass Afrika da ein einziges
Biotop für so ein ‚evil‘ ist! Jedenfalls will der
amerikanische Präsident den Kontinent als ungefähr diesen
terroristischen Nährboden ausgemacht haben, und in der
ihm eigenen Art rät er den afrikanischen Staaten
dringlichst, sich als das Problem, als das er sie
identifiziert, aus dem Verkehr zu ziehen – und das ist
sein afrikanisches Befriedungs- und
Anti-Terror-Kampfprogramm in einem: Zur Beaufsichtigung
der hoffnungslosen Fälle von Staatszerfall, die als
Objekte seiner neuen Friedensordnung
vorgesehen
sind, werden die Staaten Afrikas herangezogen, die sich
in ihrer relativen Stabilität bisher als gute Partner der
USA erwiesen haben. Allein oder in Kooperation mit
anderen großen Nationen des Kontinents
werden sie
mit der Einrichtung von peace agreements
betraut,
zu Hilfs-Subjekten amerikanischer Ordnungsanliegen
ernannt und dürfen sich dieser Verantwortung unter
Einsatz ihrer militärischen und sonstigen Mittel stellen,
wobei ihnen als Betätigungsfeld so ziemlich der ganze
Kontinent zur Verfügung steht. Die entsprechende
Einbeziehung einiger afrikanischer Staaten in die
Anti-Terror-Front der amerikanischen Sicherheitsordnung
erweitern die USA um die Hilfsleistungen, die ihnen dazu
angebracht scheinen: Bush will sich vermehrt um die
Gründung von Antiterrorbrigaden kümmern, die – mit Hilfe
von amerikanischen Beratern – quer über den Kontinent
vermutete Rückzugsgebiete der al-Kaida und anderer
Terrorgruppen ausräuchern sollen. Daneben ist ihm die
sachgerechte Aufstellung von Luft- und Seeüberwachung,
Küsten- und Grenztruppen und Computerzentren zur
Bekämpfung der Terroristenfinanzierung
Afrika-Hilfe
in Höhe von einigen hundert Millionen Dollar durchaus
wert. Und wo, wie in Djibouti, die Kämpfer von al-Kaida
womöglich wirklich in der Nähe, gleich gegenüber in Jemen
oder Saudi-Arabien versteckt sind, da macht es auch
nichts, dass weit und breit kein Milizen- oder
Bürgerkrieg in Sicht ist: Da zieht im Zuge der ‚Offensive
für Gerechtigkeit‘ amerikanisches Militär gleich selbst
ein. So hilft
Bush dem Kontinent gegen die
berühmten ‚Netzwerke des Terrors‘ – damit er sich selbst
zu einem einzigen US-sicherheitsstrategischen Netzwerk
hinorganisieren und die Terroristen
erfolgreich
bekämpfen kann, die so, wie er nun einmal verfasst ist,
in ihm einfach nisten müssen.
… aber doch auch prima Vorbilder, die im Prinzip schon alles richtig machen!
Bush weiß also, was Afrika braucht: Ganz viel
Hilfe
, um sich in Sachen Wirtschaft, Frieden und
Stabilität, Hunger, Krankheit und Terror zu genau
dem Objekt herzurichten, das Amerikas
strategische Interessen dort einfach vorfinden
wollen. Dass das durchaus zu machen ist, ja, dass es
in diesem riesigen Sumpf von Elend, Mord und Totschlag
schon Staaten gibt, die genau erfasst haben, worin ihre
und des Kontinents Zukunft allein besteht, macht der
Präsident dann dadurch deutlich, dass er exakt ihnen,
seinen key-anchor-states
, die Aufwartung macht. In
Westafrika liegt der Senegal, dessen Präsident
sich gleich nach dem 11. September in die amerikanische
Anti-Terrorfront eingereiht und sich für ein
westafrikanisches Anti-Terror-Bündnis stark gemacht hat –
Grund genug, Westafrikas ältester Demokratie
auf
die Schulter zu klopfen und mit dem Senegal ein Land
mit einer lebendigen bürgerlichen Gesellschaft und einer
wachsenden unabhängigen Presse
, also ein einziges
demokratisches Vorbild für Afrika zu begrüßen.
Solches lässt sich der Autokratie in Uganda,
Amerikas Anker-Staat in Ostafrika, beim besten Willen
nicht gut nachsagen, aber das macht nichts. Dafür darf
Ugandas Häuptling Museveni eben im Kampf gegen
AIDS glänzen und ist mit einer visionären
Politik
Vorbild für Afrika, die einen dramatischen
Fall in der Infektionsrate durch AIDS zustandegebracht
hat
, und doch tatsächlich schon 4500 der 1,5
Millionen Infizierten im Land Medikamente spendiert.
Botswana im Süden, das größte, einem
südafrikanisch-englischen Konzern gehörende
Diamantenbergwerk der Welt, macht vor, dass in Afrika
wirklich nicht gleich jeder zu verhungern oder sein Glück
mit Diamantenschmuggel zu versuchen braucht: Glückwunsch
einer stabilen Demokratie mit einer der stärksten
Ökonomien ganz Afrikas
, zusammen sind sie ein
einziger Hoffnungsträger für die knappe
Bevölkerungsmehrheit, die dort noch nicht mit AIDS
infiziert ist. Nigeria ist gleich mehrfach ein
vorbildlicher Staat, weil er nämlich über eine
multiethnische Gesellschaft verfügt, die das zivile Recht
konsolidiert, seine unbegrenzten Kapazitäten entwickelt
und seinen afrikanischen Nachbarn hilft, Frieden zu
bewahren
: Multiethnische Gesellschaft
steht
für den Auftrag, die innere Stabilisierung des Landes
gegen stammesmäßige Umtriebe und Aufstände abzusichern,
damit die Entwicklung der unbegrenzten Kapazitäten
durch die ausländischen Rohstoffkonzerne und der
Abtransport von Erdöl aus dem Golf von Guinea ungestört
erfolgen können. Das feine zivile Recht
ist die
Waffe gegen die islamischen Separatisten im Norden des
Landes, unter denen sich auch noch Ableger der al-Kaida
befinden sollen. Aber auch wenn dieser Staat in seinem
Inneren genügend damit zu tun hat, sich und seinen
eigenen Bestand zu sichern: Das große Nigeria hat zur
Wahrnehmung der Funktion einer Friedensmacht, die im
Interesse Amerikas ihren näheren wie weiteren Nachbarn
hilft, Frieden zu bewahren
, alle Mal noch genügend
Militär übrig.
In dieser Funktion ist auch Südafrika
vorgesehen, die einzige auf dem Schwarzen Kontinent noch
einigermaßen intakt gebliebene Macht. Diese allerdings
ordnet sich keineswegs immer so selbstverständlich
Amerikas Interessen zu, wie man dies in Washington gerne
hätte. Bei Amerikas Irak-Krieg stand das Land auf der
verkehrten Seite. Im Streit um den Internationalen
Strafgerichtshof weigert es sich noch immer, Soldaten der
Weltmacht für grundsätzlich immun zu erklären. Präsident
Mbeki macht sich zwar international nicht mehr mit seiner
Entdeckung unmöglich, dass Afrika im Grunde nicht an
AIDS, sondern an der Armut zugrunde geht. Seine
Vorschläge im Kampf gegen die Retroviren nehmen aber nach
wie vor nicht am US-Patentrecht und den Interessen
amerikanischer Pharmakonzerne Maß. Außerdem verfolgt er
in Bezug auf Simbabwe auch noch politische
Ordnungsvorstellungen, die sich mit denen Amerikas nicht
decken. Also wird ihm vom amerikanischen Präsidenten
mitgeteilt, wo und wie er und sein Land demnächst besser
für Afrika, und das heißt für Amerikas
Interessen an Afrika, zu funktionieren haben:
Wenn Südafrika, dabei ist, eine bedeutende Macht der
regionalen Friedens- und Stabilitätsordnung zu
werden
, so bedingen sich die USA die Entscheidung
aus, wann und wo der Einsatz dieser Macht für
Afrika
angebracht ist. Auch wenn Mbeki sich partout
nicht zu einem Einmarsch ins Nachbarland Simbabwe bewegen
lassen will: Dort zum Beispiel wäre eine kleine
militärische Intervention von Amerika durchaus gewünscht,
in Liberia auch, gegen etwaige Terroristen-Nester
sowieso. Mit amerikanischer Hilfe
kann Südafrika
vorläufig allerdings nicht rechnen: Solange es beim
Internationalen Strafgerichtshof nicht kooperiert
,
findet auch die vereinbarte militärische Kooperation mit
Amerika nicht statt. Und was AIDS betrifft: Da überhört
Bush generös alle kritischen Vorbehalte gegenüber seiner
Politik. Er leiert einfach auch in Südafrika seine
Standardrede vom Anti-AIDS-Wall-15-Milliarden-Hilfe-Fonds
her, den es, wenn sein Kongress daheim und auch noch
viele andere Staaten beim Einzahlen mitmachen, demnächst
wirklich geben könnte, und knüpft, sehr zur Überraschung
der lauschenden Diplomaten, an den Genuss der Geldspende
nicht einmal Bedingungen, denen Südafrika nachzukommen
habe. Aber vielleicht hat er auch nur zum zweiten Mal
innerhalb von fünf Tagen kurz vergessen, in welchem
seiner ‚key-anchor-states‘ er sich gerade befindet.