Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Der Ausbildungsmarkt 2010:
„Keiner darf rausfallen!“ – bei der Bildung einer differenzierten und profilierten Reservearmee

Die nationale Bilanz im diesjährigen Berufsbildungsbericht zur Lage der auszubildenden Jugend fällt zwiespältig aus. Einerseits beklagen die Zuständigen in den Ämtern ein seit Jahren sinkendes und zu geringes Ausbildungsangebot durch die Unternehmen, diese bemängeln jetzt andererseits eine zu geringe Zahl von Bewerbern. Gleichzeitig wird ein Deckungsgrad von 101,8 % bilanziert (Berufsbildungsbericht (BBB) 2010, von der Bundesregierung verabschiedet am 28.4.10). Irgendwo ist der proletarische Nachwuchs also untergebracht, aber außer den so schön zu bilanzierenden Zahlen deckt sich am Ausbildungsmarkt offensichtlich ziemlich wenig. Zu wenig jedenfalls für diejenigen, die auf diesem „Markt“ die Bedingungen setzen.

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Der Ausbildungsmarkt 2010:
„Keiner darf rausfallen!“ – bei der Bildung einer differenzierten und profilierten Reservearmee

Die nationale Bilanz im diesjährigen Berufsbildungsbericht zur Lage der auszubildenden Jugend fällt zwiespältig aus. Einerseits beklagen die Zuständigen in den Ämtern ein seit Jahren sinkendes und zu geringes Ausbildungsangebot durch die Unternehmen, diese bemängeln jetzt andererseits eine zu geringe Zahl von Bewerbern. Gleichzeitig wird ein Deckungsgrad von 101,8 % bilanziert (Berufsbildungsbericht (BBB) 2010, von der Bundesregierung verabschiedet am 28.4.10). Irgendwo ist der proletarische Nachwuchs also untergebracht, aber außer den so schön zu bilanzierenden Zahlen deckt sich am Ausbildungsmarkt offensichtlich ziemlich wenig. Zu wenig jedenfalls für diejenigen, die auf diesem „Markt“ die Bedingungen setzen.

Ausbildung im Betrieb: Für Investitionen in die Zukunft nur vom Feinsten, fürs Grobe gibt es Alternativen

Auch wenn die Unternehmen ihren Bedarf an zukünftigen Facharbeitern zurückfahren und der Ausbildungsmotor stottert (so die unschuldige Bilderwelt der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK)) – die Betriebe nehmen ganz unbefangen das gesamte nachwachsende Menschenmaterial in Beschlag und beklagen an den aktuell geburtenschwachen Jahrgängen eine grundsätzliche Verringerung ihrer Zugriffsfreiheit:

„Scharfer Wettbewerb um Auszubildende... Die demografische Trendwende schlägt voll auf den Ausbildungsmarkt durch. Nicht Lehrstellen, sondern Bewerber sind knapp. Die Zahl der Schulabgänger geht 2010 um weitere 25 000 Jugendliche bzw. 3 Prozent zurück (880 000 Schulabgänger). Bei den Haupt- und Realschülern – den wichtigsten Nachfragern nach Ausbildungsplätzen – beträgt der Rückgang sogar 4 Prozent (600 000 Abgänger aus Haupt- und Realschulen).“ (Ergebnisse der DIHK-Unternehmensbefragung 2010, 8.4.)

So war das mit dem Wettbewerb auf diesem Markt nicht gemeint. Nicht Betriebe sollten sich um die Lehrlinge streiten, sondern die sollten um Lehrstellen konkurrieren. Wenn die Unternehmen sich nämlich trotz der noch nicht überwundenen Wirtschaftskrise dazu herablassen, ihren eigenen zukünftigen Facharbeiterbedarf zu decken und dafür in Lehrwerkstatt, Ausbilder und Ausbildungsvergütung zu investieren, dürfen sie auch etwas besonderes erwarten. Dann werden sie umso anspruchsvoller und verschärfen von sich aus den Wettbewerb – für den Nachwuchs:

„Der demografische Faktor wird durch Ausbildungshemmnisse verstärkt. Fast drei Viertel der Unternehmen, die solche Hemmnisse sehen, nennen an erster Stelle die mangelnde Ausbildungsreife. Die Unternehmen beklagen insbesondere unzureichende schulische Qualifikationen und mangelnde persönliche Kompetenzen bei den Ausbildungsplatzbewerbern. Die Betriebe sind nach wie vor unzufrieden mit der Leistungsbereitschaft (48 Prozent), Belastbarkeit (44 Prozent) und Disziplin (46 Prozent) der Bewerber. In den beiden letzten Bereichen melden die Betriebe eine Verschlechterung gegenüber den Vorjahren.“ (ebd.)

Neben den Schulnoten sortieren die Anbieter von Ausbildungsplätzen den Nachwuchs wie selbstverständlich auch gleich nach seiner Tauglichkeit für den Dienst, den sie von den zukünftigen Facharbeitern für sich einfordern. Dabei ist ihnen sonnenklar, dass das Verhältnis von Lohn und Leistung, auf das sie scharf sind, vom jetzigen Azubi und zukünftigen Facharbeiter nur mit schier uneigennützigem Diensteifer und eiserner Selbstdisziplin überhaupt auszuhalten ist. Dass sie da aus einigen keine Rendite herauszuholen glauben – zumindest nicht zu einem Preis in Tarifhöhe –, fällt dabei keinesfalls auf ihre exquisiten Ansprüche zurück, sondern spricht gegen den Nachwuchs: Der hat erhebliche Mängel. Ohne Umschweife lasten die Herren Unternehmer denen, die sie für unrentabel befinden, dies als deren persönliches Defizit an, das ausgerechnet deren Ausbildung hemmt: Die können die Belastungen eines modernen kapitalistischen Arbeitsplatzes nicht aushalten, die Hälfte von ihnen ist dafür einfach zu blöd.

Vom verbleibenden Rest dagegen sind viel zu viele zu schlau:

„Der dualen Ausbildung gehen außerdem weitere Bewerber verloren, da immer mehr Jugendliche in Deutschland ein Studium beginnen. 2006 waren es 350 000; 2009 bereits mehr als 420 000. Die Studienanfängerquote ist damit von 36 auf 43 Prozent gestiegen. Damit fehlen der betrieblichen Ausbildung immer mehr Jugendliche.“ (ebd.)

Selbst das deutsche Handwerk relativiert seine traditionelle Verachtung für die „Intellektuellen“:

„Auch die leistungsstarken Schulabgänger müssen angesprochen werden. Die duale Ausbildung ist der Einstieg für eine Karriere im Handwerk und damit eine adäquate Alternative zum Studium.“ (ZDH-Präsident, 10.2.10)

Abiturienten würden zwar genau über die passende Ausbildungsreife verfügen, aber leider sind sie erst dann, wenn sie an der Uni scheitern und ihnen die Fluchtperspektive nach oben verwehrt ist, auch noch erpressbar genug:

„Banken und Versicherungen versuchen deshalb, unter den Studienabbrechern neue Bewerberpotenziale für eine Ausbildung zu erschließen. Diesen Weg geht auch die IT- und Medienbranche.“ (DIHK)

Immerhin sind mittlerweile 20 % der Azubis Abiturienten (BBB 2010).

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Am anderen Ende des Ausbildungsmarktes gibt es auch noch die Betriebe, die nicht unmittelbar für die Rekrutierung ihrer Stammbelegschaften ausbilden, die deswegen auch nicht immer so genau unterscheiden, ob sie die Auszubildenden nicht eher als befristete billige Arbeitskräfte nutzen. Voller Verständnis für die Lage der Betriebe bemerkt der DIHK:

„Bei einem knappen Drittel der antwortenden Unternehmen liegt die geplante Übernahme hingegen unter 25 Prozent. Allerdings sind hierbei besonders die kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern zu beachten: Aufgrund ihrer Größe sind diese nicht immer in der Lage, alle Auszubildenden weiter zu beschäftigen.“ (ebd.)

In dieser Grauzone von Ausbilden und Ausbeuten muss nämlich ganz besonders knapp kalkuliert werden:

„Die Ausbildungspläne der Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten (rund 22 Prozent aller Auszubildenden) haben sich 2010 mit einem Rückgang des Saldos um drei Punkte leicht eingetrübt. Im Vorjahr markierte diese Betriebsgrößenklasse trotz Krise noch einen Rekordwert. Zeitverzögert schlägt die Krise nun auch auf das Ausbildungsangebot dieser Betriebe durch.“ (ebd.)

Trotz Krisewegen Krise, wer nimmt das schon so genau. Die Ausbildungsvergütungen in den letzten Lehrjahren liegen jedenfalls in verdächtiger Nähe des neuen deutschen Niedriglohnniveaus. Warum also einen jungen Nichtskönner ausbilden, wenn es fürs gleiche Geld einen erfahrenen Erwachsenen auszubeuten gibt – entsprechend wird das Ausbilden des Nachwuchses zu teuer. Mittlerweile münden in die klassische, voll qualifizierende duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule nur mehr etwa 60 % der Lehrstellenbewerber eines jeden Jahrgangs (BBB 2010); mehr mag das Kapital nicht ausbilden, weil es an deren Benutzung keinen Bedarf hat.

Sozialstaatlicher Ersatz: Bildung und Erziehung im „Übergangssystem“

Den verbleibenden Ausschuss überlässt der Staat keinesfalls sich selbst. Da sind sich die Bildungsexperten sicher: Nichts formt den jugendlichen Charakter effektiver als die berüchtigten harten Lehrjahre:

„Die Berufsausbildung vermittelt Jugendlichen zum einen das erforderliche Handwerkszeug, um erfolgreich in der Arbeitswelt agieren zu können, zum anderen ermöglicht sie den jungen Menschen, ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Für Migranten und Migrantinnen stellt die berufliche Bildung – neben der schulischen Bildung – das zentrale Instrument für die gesellschaftliche Integration dar.“ (BBB 2010, S. 40)

Bei Letzteren beschleicht den Staat schon ganz grundsätzlich der Verdacht, dass es ihnen am Willen zur Integration mangelt. Aber auch der Migration Unverdächtige könnten aus dem wiederholten Urteil über ihre Überflüssigkeit den Schluss ziehen, sich der Konkurrenz um Arbeit einfach nicht mehr aussetzen zu wollen. Die Rückmeldungen aus den Hauptschulen lassen die staatlichen Aufsichtsbehörden befürchten, dass nicht wenige auf die Demonstration von Dienstbereitschaft und berechnender Höflichkeit verzichten und auf den Schein ihrer charakterlichen Eingangsvoraussetzungen zu einer proletarischen Karriere pfeifen. Am Ende verabschieden sich manche praktisch in die Welt diverser Subkulturen von Drogenkonsum bis Kriminalität.

Also muss ein Ersatz her, wenn der Ausbildungsmarkt der Privatwirtschaft seine Aufgabe der umfassenden Sozialisierung nicht mehr ausreichend zu verrichten droht. Zu einem kleinen Teil übernimmt der Staat die Berufsausbildung in eigener Regie, finanziert und organisiert sie in außerbetrieblichen Ausbildungsstätten und in Berufsfachschulen selbst. Weitaus größer ist der Bereich, der mittlerweile Übergangssystem heißt. Was noch vor Jahren als bahnbrechender befristeter Ausbildungspakt gefeiert wurde, der die Betriebe mit Zuschüssen stimulieren sollte, einen vorübergehenden Engpass bei der Ausbildung zu überbrücken, ist heute als eine flankierende Maßnahme neben vielen anderen eingereiht. Finanzielle Zuschüsse und Ausbildungsboni für Betriebe reichen nach staatlicher Einschätzung bei weitem nicht mehr als Hebel, denen die Ausbildung des Nachwuchses schmackhaft zu machen. Mittlerweile ist es permanente Aufgabe der entsprechenden staatlichen Einrichtungen, die „Lage“ auf dem Ausbildungsmarkt statistisch zu erfassen und nach Hemmnissen des Zusammenfindens von Angebot und Nachfrage zu sortieren. Die Kalkulationen der Wirtschaft sind dabei selbstredend maßstabsetzend. Möglichst treffsicher wird in der Statistik das Urteil des Kapitals an der unzureichenden Jugend nochmal wissenschaftlich quantifiziert und amtlich vollzogen: Wer nicht genommen wird, passt nicht zum Bedarf des Kapitals, also mangelt es an seinen Eigenschaften, Fähigkeiten und Einstellungen zur objektiven Aufgabe. Die Jugend an sie anzupassen ist der Dauerauftrag der öffentlichen Hand.

„Maßgebliche Herausforderungen bleiben damit im Ausbildungsjahr 2010 die passgenaue Vermittlung in Ausbildung, die Verbesserung der Ausbildungsreife der Jugendlichen und die Integration von sozial benachteiligten und lernbeeinträchtigten Jugendlichen in Ausbildung. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei entsprechenden Risikogruppen unter den Altbewerbern/ Altbewerberinnen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.“ (BBB 2010, S. 44)

Unter der Parole Keiner darf herausfallen wird der Idealismus keineswegs aus dem Verkehr gezogen, dass die unzähligen öffentlich finanzierten Programme dieses Übergangssystems, die an Berufsschulen, bei freien Trägern, bei den Kammern, von den Kommunen, von den Ländern und vom Bund in verschiedenster Kombination von schulischen und/oder berufspraktischen Qualifizierungsmaßnahmen angesiedelt sind, nicht bloß die Zeit überbrücken, sondern das individuelle Risiko gezielt beheben sollen, aktuell nicht „passgenau“ für den Bedarf zu sein. Ganz im Gegenteil: Um Angebot und Nachfrage noch zielgenauer zuzuordnen, beurteilen Lehrer und die außerschulischen Staatsagenten der Bundesanstalt für Arbeit in den allgemeinbildenden Schulen die zukünftigen Schulabgänger nicht mehr nur nach den herkömmlichen Schulfächern, sondern unter dem Titel Berufsorientierung und Berufsberatung auch nach den Kriterien ihrer Ausbildungsreife und ihres Ausbildungswillens. Mit diesem Profiling, das nach den Vorschlägen des Ministeriums für Bildung am besten schon in der 7. Jahrgangsstufe beginnen sollte, ziehen die Staatsagenten die Triage der Unternehmer zeitlich vor und sortieren den Nachwuchs gleich selbst nach ihren Risikofaktoren. Damit wird schon vor dem Schulabschluss und der ersten Bewerbung klar, wer am besten gleich im staatlichen Übergangssystem der Qualifizierungsmaßnahmen verstaut wird, weil er für den Einstieg in das duale System einfach nicht qualifiziert genug sein dürfte.

Jenseits aller Differenzierung geht es bei diesen Maßnahmen nämlich konsequent nur um das Eine: Alle zielen auf die Einstiegsqualifizierung, also darauf, die Fähigkeit zu erlangen, dass man in das Berufsleben überhaupt einsteigt – gerade so, als ob es wirklich am Einzelnen läge, dass es für alle nicht genügend Bedarf gibt. Aber genau auf den praktischen Vollzug dieser Absurdität kommt es an: Am Ende jedes Qualifizierungsabschnitts erhält der Absolvent ein Hochglanzzertifikat, das ihm seine zwar nur noch einmal seine Ausbildungsunreife attestiert, aber eben auch, dass er sie eingesehen und engagiert zu beheben versucht hat. Wer diese doch sehr abstrakte Leistungsbereitschaft ohne disziplinarische Fehltritte durchhält, sich trotz seiner wiederholt bestätigten Unbrauchbarkeit unbeirrt als brauchbar zu präsentieren versucht, hat dem Veranstalter dieses sittlichen Trainings zumindest eins bewiesen: Seine gesellschaftliche Integration ist durch nichts zu erschüttern.

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Andererseits bemerkt und bemängelt das zuständige Ministerium das schäbige Resultat seiner Bemühungen. Über die 200 000 in seinem Übergangssystem umfangreich qualifizierten Nicht-Lehrlinge wird es nicht glücklich.

„Durch die mit dem wachsenden Bedarf gestiegene Anzahl an Angeboten riskieren Jugendliche aber auch, in Maßnahmekarrieren zu geraten, die sie nicht voranbringen. Sie verharren in so genannten Warteschleifen des Angebotsmarktes oder reagieren mit Enttäuschung und Frustration.“ (BMBF-Programm „Perspektive Berufsabschluss“, 11.03.10)

Wiederum legt es das Bildungsministerium streng dogmatisch den Betroffenen zur Last, wenn die aus diesem System überhaupt nicht in Richtung Berufsausbildung verschwinden und immer mehr werden. Selbstkritisch ist es nur in dem Sinn, dass man für deren Unbrauchbarkeit zu viele und zu wenig zielführende Alternativangebote offeriert habe. Das neueste Schlagwort der Bildungsministerin heißt Bildungsketten (SZ, 29.04.10) und soll mittels Bildungslotsen den beabsichtigten Übergang in die Arbeitswelt erwirken. Eisern hält der Staat an seiner Fiktion fest, in Gestalt seiner überflüssigen Jungbevölkerung im Grunde nur zukünftiges Arbeitsvolk im Wartestand vor sich zu haben, das es für seinen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben demnächst nur noch etwas besser zu präparieren gelte. Dementsprechend müde winken die maßgeblichen Anbieter von Berufsperspektiven ab:

„Die Wirtschaft befürchtet, dass die bisher bereits kaum zu überblickende Förderlandschaft im Bereich des Übergangssystems noch stärker vergrößert wird – mit einem weiteren befristeten Modellvorhaben.“ (Stellungnahme der Arbeitgeber zu den „Bildungsketten“ im BBB 2010, S. 72)

Die staatlichen Förderungen nehmen sie zwar mit, wenn sie in ihre Rechnungen passen, aber von „Ketten“ und einer etwaigen Verpflichtung zur Berufsausbildung geben sie sich mäßig beeindruckt, und das ganz zu Recht. Die Berufswelt haben sie dermaßen umgekrempelt, dass für viele fix und fertig Ausgelernte das Berufsbild einfach nur noch „sozialversicherungspflichtige Beschäftigung“ heißt. Die gibt es in aller Regel auch schon für sie nur befristet, oft an mehreren Arbeitsstätten zugleich, weil deren Betreiber noch nie der Auffassung waren, dass ein Arbeiter von seinem Lohn auch leben können muss. Für Millionen bleibt selbst dieser Dauerkampf um ein Minimum an Existenzsicherheit ein Ideal, dem sie unter tatkräftiger staatlicher Mitwirkung ein Leben lang hinterherjagen dürfen. Ein riesiges Reservoir beliebig nutzbarer Kräfte zu billigsten Preisen haben sie sich mit Unterstützung ihres Staates geschaffen – und da sollen die Damen und Herren, die die Wirtschaft heißen, sich angesichts solch paradiesischer Zustände für eine „Perspektive Berufsabschluss“ erwärmen? Nur weil immer mehr von denen nachwachsen, für die sie schon jetzt nur bedingt Verwendung haben? Da lassen sie ihren Staat mit seinem Idealismus, das Zwischenparken des unbrauchbaren proletarischen Nachwuchses hätte für den irgendeine Perspektive, doch lieber allein.