Aus der Reihe „Chronik - kein Kommentar!“
Weniger Lebensarbeitszeit und ein bisschen mehr Geld für ein paar Ausnahmefälle?
Eine absolut unmögliche Rentenreform
Eine schreiende Ungerechtigkeit
, katastrophal
,
eine gefährliche Geisterfahrt
, ein Mühlstein
um
den Hals des Standorts, fahrlässig
, schlichtweg
Wahnsinn
, Note: ungenügend (6)
– kaum liegen die
GroKo-Rentenpläne
auf dem Tisch, schon rollt in der
Republik eine Wutwelle
heran. Die Aufregung entzündet
sich vor allem an der „Rente mit 63“: Ein
sozialpolitischer Amoklauf
sei das, Betrug an der
jungen Generation
bzw. eine Verschwörung
gegen
sie. Altkanzler Schröder wirft seinen sozialdemokratischen
Erben vor, ein völlig falsches Signal
zu senden,
während der Vater der Rente mit 67, Franz Müntefering, die
neue Reform schlicht für bizarr
und systemfremd
hält. Die Vizefraktionschefin der Grünen wirft
Arbeitsministerin Nahles eine Spaltung der
Gesellschaft
vor; Bild
fürchtet eine Spaltung der Nation
und die SZ einen
Verlust an Glaubwürdigkeit in Europa
.
EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn erwägt sogar ein Verfahren
gegen Deutschland… Gestandene Demokraten aller Couleur sind
sich da einig: Bei so viel Unvernunft und politischer
Realitätsverweigerung
kann es sich nur um
Wahlgeschenke
handeln, um die verwerfliche Bedienung
der jeweiligen Wählerklientel
und den anrüchigen
Versuch, das eigene soziale Profil
zu schärfen.
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Systematischer Katalog
Länder & Abkommen
Gliederung
- Die laufende Reform: Weniger Rente für alle in der Zukunft – und ein paar SPD-Trostpflaster für den Übergang ...
- … die die Rentengerechtigkeit gefährden!
- So viele hätten bessere Renten verdient – also soll sie keiner bekommen!
- Die wirklichen Leidtragenden
- Was in jedem Fall gegen mehr Rente spricht: Das Geld und die deutsche Autorität in Europa!
Weniger Lebensarbeitszeit und ein
bisschen mehr Geld für ein paar
Ausnahmefälle?
Eine absolut
unmögliche Rentenreform
Eine schreiende Ungerechtigkeit
,
katastrophal
, eine gefährliche
Geisterfahrt
, ein Mühlstein
um den Hals des
Standorts, fahrlässig
, schlichtweg
Wahnsinn
, Note: ungenügend (6)
– kaum liegen
die GroKo-Rentenpläne
auf dem Tisch, schon rollt
in der Republik eine Wutwelle
heran. Die Aufregung
entzündet sich vor allem an der „Rente mit 63“: Ein
sozialpolitischer Amoklauf
sei das, Betrug an
der jungen Generation
bzw. eine Verschwörung
gegen sie. Altkanzler Schröder wirft seinen
sozialdemokratischen Erben vor, ein völlig falsches
Signal
zu senden, während der Vater der Rente mit 67,
Franz Müntefering, die neue Reform schlicht für
bizarr
und systemfremd
hält. Die
Vizefraktionschefin der Grünen wirft Arbeitsministerin
Nahles eine Spaltung der Gesellschaft
vor;
Bild fürchtet eine
Spaltung der Nation
und die SZ einen Verlust an
Glaubwürdigkeit in Europa
. EU-Wirtschaftskommissar
Olli Rehn erwägt sogar ein Verfahren gegen Deutschland…
Gestandene Demokraten aller Couleur sind sich da einig:
Bei so viel Unvernunft und politischer
Realitätsverweigerung
kann es sich nur um
Wahlgeschenke
handeln, um die verwerfliche
Bedienung der jeweiligen Wählerklientel
und den
anrüchigen Versuch, das eigene soziale Profil
zu
schärfen.
Die laufende Reform: Weniger Rente für alle in der Zukunft – und ein paar SPD-Trostpflaster für den Übergang ...
Wie dem auch sei: Es ist schon bemerkenswert, wie wenig
eine Partei tun muss, um in den offenbar gar nicht guten
Ruf zu kommen, als Sozialpolitiker lauter
Wohltaten
ans Volk zu verteilen. Denn was die Sache
angeht, hat das Rentenpaket eher weniger mit einem
Geschenk zu tun. Es handelt sich nämlich um Folgendes:
„Infolge des RV-Altersgrenzenanpassungsgesetzes wird die Regelaltersgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung stufenweise auf das vollendete 67. Lebensjahr angehoben. Mit dem Gesetz wurde gleichzeitig eine neue abschlagsfreie Altersrente ab 65 Jahren für besonders langjährig Versicherte geschaffen. Die langjährige Beitragszahlung wird zum einen durch eine zeitlich befristete Erweiterung dieser Altersrente für Versicherte, die die Voraussetzungen hierfür bereits vor dem vollendeten 65. Lebensjahr erfüllen, besonders berücksichtigt… Jedoch können auch für den besonders langjährig versicherten Personenkreis die demographischen Entwicklungen, die Grundlage für die Anhebung der Regelaltersgrenze waren, nicht unbeachtet bleiben. Daher ist auch bei der Sonderregelung für besonders langjährig Versicherte ein stufenweiser Anstieg des Eintrittsalters in diese Rentenart auf die derzeit geltende Altersgrenze von 65 Jahren vorgesehen. Mit dem Geburtsjahrgang 1964 ist die Anhebung der Altersgrenze auf 65 Jahre abgeschlossen.“ (Aus dem Gesetzentwurf der Bundesregierung, 27.1.14)
Im Klartext: Es geht um eine vorübergehende, nur einen
engen Personenkreis betreffende Ausnahme- bzw.
Übergangsregelung bei der Einführung der Rente mit 67. An
der Zielrichtung und dem Resultat der alten Reform, der
großflächigen Rentensenkung, wird nichts zurückgenommen,
daran lassen die politischen Initiatoren keinen Zweifel.
Das ergänzende „Rentenpaket“ der großen Koalition – das
neben der „Rente mit 63“ auch eine „Mütterrente“ und die
Bremsung des in den letzten zehn Jahren herbeigeeilten
Verfalls der „Erwerbsminderungsrente“ enthält, stellt nur
eine sinn- und maßvolle, übergangsweise Ergänzung
– so die SPD – einer absoluten Rentensenkung für alle
dar. Die wird fortgeschrieben, versehen mit einigen
schäbigen Trostpflastern für einige Ausnahmen, die es
besonders ‚verdient‘ haben. Im Fall der „Rente mit 63“
sind das nach SPD-Auskunft Menschen, die
jahrzehntelang malocht haben, als der Arbeitsschutz noch
in den Kinderschuhen steckte…Wir reden von einem Anteil,
der überdurchschnittliche Beitragsjahre gezahlt hat.
(SPD-Generalsekretärin
Fahimi), also entsprechend wenige, die zu den paar
berechtigten Jahrgängen gehören und es auch noch auf die
erforderlichen 45 rentenpflichtigen Arbeitsjahre bringen.
So kommt das Rentensenkungsprogramm voran, und zugleich
werden Gerechtigkeitslücken
geschlossen, die das
soziale Profil einer modernen sozialdemokratischen Partei
verunzieren. Dafür gönnt sich Arbeitsministerin Nahles
sogar einen ganz, ganz kleinen Moment des Stolzes
,
zeigt sich doch damit für sie die Menschlichkeit einer
Gesellschaft im Umgang mit Schwachen … wenn sie alt und
wenn sie krank sind.
… die die Rentengerechtigkeit gefährden!
Und schon steht besagte Gesellschaft auf der Matte, um Frau Nahles klarzumachen, was Gerechtigkeit wirklich ist und erfordert:
„Was, zum Beispiel, ist gerecht daran, dass die Babyboomer ihr Studium für die Rente von einem Tag auf den anderen nicht mehr angerechnet bekommen? Was hat es mit Gerechtigkeit zu tun, dass die nach 1960 Geborenen keinen Anspruch mehr auf die alte Berufsunfähigkeitsrente haben? … Wieso dürfen finanziell ohnehin üppig und oft mit Betriebsrenten ausgestattete Facharbeiter nach störungsfreiem Berufsleben nun auch noch zwei Jahre früher abschlagsfrei in Rente gehen, während Pechvögel mit gebrochener Erwerbsbiographie als Rentner ein zweites Mal in die Röhre gucken? Wie gerecht ist es, dass Arbeitslose, die nach einem gut bezahlten Päuschen flott wieder in Lohn und Brot kamen, die Dauer ihrer Arbeitslosigkeit bei der Rente mit 63 nun voll anerkannt bekommen und Hartz-IV-Empfänger, die es viel nötiger hätten, nicht? Und wieso haben sich die Jüngeren in Zukunft mit kleineren Renten zu begnügen – obwohl sie doch länger gearbeitet haben als ihre Altvorderen?“ (Der Tagesspiegel, 20.1.14)
Unübersehbar handelt es sich nicht um ein Plädoyer des
Journalisten, das „Geschenk“ der Bundesregierung auf die
vielen Betroffenen auszuweiten, die solche
Vergünstigungen genauso, wenn nicht noch mehr verdient
hätten. Gerechtigkeit geht anders! Die Auflistung der
Opfer, die durch das Rentenwesen und seine Reform
geschädigt werden, dient dazu, die vergleichsweise
Besserstellung der vorgesehenen Sonderfälle zu
verwerfen und auf einer allgemeinen,
ausnahmelosen Schlechterstellung zu bestehen. Die
kleinste auch nur zeitweilige Ausnahme von den Härten
einer Rentenreform, die für alle ihre Lebensrechnung
verschlechtert, qualifiziert diesen Personenkreis, der
glatt 45 Jahre volles Arbeitsleben zustande gebracht und
überstanden hat, als schon beinah unerträglich
Privilegierte – und die Übergangsregelung für diese paar
zehntausend Altfälle als Generalangriff auf das eherne
Prinzip einer Rentengerechtigkeit: Die verlangt
gebieterisch die Schädigung aller ohne Ausnahme!
Andernfalls leistet sich die Politik unverdiente
Wohltaten – und untergräbt damit ihr ganzes Rentensystem:
Die große Koalition zeigt sich entschlossen, die
eigenen Wähler zu bedienen… Statt ihre Mehrheit für
nachhaltige Generationenpolitik zu nutzen, besteht der
große Konsens der großen Koalition nun wieder darin, sich
zu sozialpolitischen Zwecken aus der Rentenkasse zu
bedienen – und die eigenen Wählergruppen zu bedienen.
Gerecht wäre dagegen nur, die wichtigsten Prinzipien
zu wahren… Es muss sich ‚lohnen‘, möglichst lange
gesetzlich versichert zu sein.
(ebd.) Der Autor wird wohl wissen, warum
er zu Gänsefüßchen greift; zu den wichtigsten
Prinzipien
eines gerechten Rentensystems, das sich
‚lohnt‘ gehört es, mit dem finanziellen Verlust im Falle
eines früheren Renteneintritts einen unwiderstehlichen
Anreiz zu schaffen, dass sich das Arbeitsvolk dem
Verschleiß des Arbeitslebens möglichst lange aussetzt.
So viele hätten bessere Renten verdient – also soll sie keiner bekommen!
In demselben Geist finden sich andere Anwälte für alle möglichen Opfer des sozialstaatlichen Rentensystems.
– Der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung
der CDU, Carsten Linnemann, erhebt Protest im Namen all
der Beitragszahler, die überdurchschnittliche
Beitragsjahre auf dem Buckel haben, aber in ihrer großen
Mehrheit durch die Reform nicht besser gestellt werden:
Die fühlen sich jetzt alle betrogen!
– wo sie doch
ein unveräußerliches Recht darauf hätten, mit einer
ehrlichen Schlechterstellung auch anderer belohnt zu
werden.
– Gerhard Schröder bricht eine Lanze für die
Frauen und wundert sich, dass sie sich nicht
längst zu Wort gemeldet haben: Der männliche
Facharbeiter, relativ gut verdienend, wird das nutzen
können, Frauen eher weniger, weil die gar nicht auf die
45 Beitragsjahre kommen.
Dass Frauen mit ihrer
Doppelrolle als Frau bzw. Mutter und Arbeitskraft nach
allen Regeln lohnender kapitalistischer Beschäftigung und
staatlicher Rentensystematik es weder zu einem tauglichen
Lohnarbeiterleben noch zu einer durchschnittlichen
Rentenbiographie bringen, das spricht nicht gegen diese
Zustände, sondern schon wieder nur gegen ‚Rente mit 63‘
für die paar dazu Berechtigten. Wenn man noch weitere
solche Ausgabenorgien veranstaltet, dann wird es
wieder neue, schmerzhafte Rentenreformen geben müssen,
damit die Rentenbeiträge für die Arbeitnehmer und
Arbeitgeber bezahlbar bleiben. Das ist so sicher wie das
Amen in der Kirche.
Dieser Sachzwang, auf den sich
Schröder beruft, ist nämlich im staatlichen Rentenwesen
beschlossen, das alle einschlägigen Ausgaben dem
Arbeitsvolk als seine Kosten aufbürdet.
– Die Süddeutsche Zeitung tritt ein für die
armen Alten, die jetzt und künftig noch mehr –
da macht sich die SZ nichts vor – anfallen. Deren Elend
stellt nicht das Rentensystem bloß, sondern die, die
vergleichsweise etwas besser gestellt sind: Das alles
hat mit dem Kampf gegen die zunehmende Altersarmut leider
nichts zu tun… Die Rente mit 63 privilegiert vor allem
die deutsche Facharbeiterelite, die verglichen mit dem
Durchschnittsrentner ohnehin höhere Rentenansprüche
erworben hat.
(SZ,
17.1.14) Die Süddeutsche bekommt dabei
Schützenhilfe; Die Zeit führt ihren Lesern vor,
wie vergleichsweise luxuriös es sich als langjährige
Facharbeiterelite lebt: Wer 45 Beitragsjahre
nachweisen kann, muss in der Regel sein Mittagessen nicht
aus der Suppenküche holen.
(28.11.13)
– Wer denkt da an die wirklich armen Rentner? Die Grünen
tun es: Sicher ist jetzt schon, dass in Zukunft das
Rentenniveau noch geringer ausfallen wird als ohne
Reform. Das trifft alle Rentnerinnen und Rentner – auch
solche mit sehr kleinen Renten. Haben sie das
verdient?
(Vizefraktionschefin
Kerstin Andreae in Die Welt, 3.3.14)
Nein, verdient hätten sie vielmehr eine Regierung, die
von der prall gefüllten
Rentenkasse erst gar
nichts herschenkt, sondern Vorsorge für die
Zukunft
trifft. Doch stattdessen gilt, wie so oft,
auch jetzt wieder: Die Rentenkasse füllt sich, der Staat
bedient sich!
(ebd.)
– Und wenn man die schäbige Logik, dass jede Schädigung
des Arbeitsvolks durch Kapital und Staat an einer Stelle
für mehr Rücksichtslosigkeit gegenüber demselben Volk an
anderer Stelle spricht, noch etwas allgemeiner anwendet,
dann zeigt sich erst die ganze Tragweite des
Rentenskandals: Die Regierung ist mit ihrer Sorge um die
Alten überhaupt an der falschen Stelle, weil Armut im
Alter seltener ist als im Durchschnitt der
Gesamtbevölkerung. Nur knapp 3 Prozent der heutigen
Rentnerinnen und Rentner erhielten 2011 eine ergänzende
Grundsicherung. Im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung
bezogen hingegen knapp 9 Prozent ergänzende
Leistungen.
(Initiative Neue
Soziale Marktwirtschaft, Januar 2014) Ein paar
Durchschnittsprozent weniger offiziell registrierte Armut
bei den Rentnern bzw. eine wachsende Masse im Volk, die
am offiziell definierten Existenzminimum herumkrebst, das
spricht dafür, dass es den Alten überhaupt und insgesamt
gut geht. Und das haben sich die Alten nicht mit ihren
Rentenbeiträgen verdient, sondern damit schädigen sie
nach Meinung der Wortführer der öffentlichen Beschwerden,
für die die Logik des staatlichen Umlagesystems so eisern
gilt wie das Amen in der Kirche, die kommenden
Generationen, und zwar gleich doppelt: als
Beitragszahler, die mehr belastet werden, und als spätere
Rentner, denen die Renten gekürzt werden müssen – eine
schreiende Ungerechtigkeit, die wieder ganz auf die
Nutznießer der ‚Rente mit 63‘ und der anderen Regelungen
des geplanten Rentenpakets der Regierung zurückfällt.
Durch die Bank wird darauf verwiesen, dass wenn
jetzt gemäß den Regierungsplänen mehr ausgezahlt
wird, die Rente nach allen als selbstverständlich
gebilligten Regeln staatlicher Rentenpolitik in Zukunft
„noch geringer“ ausfallen wird. Haben etwa die kommenden
Generationen einen zusätzlichen Abzug auf ihre ohnehin
bis 2030 um fünfzehn Prozent gesunkene Rente verdient?
Nein, den einen rentenmathematisch ausgerechneten
Prozentpunkt für die geplanten ‚Wohltaten‘ keinesfalls,
die anderen fünfzehn aber immer.
Die wirklichen Leidtragenden
Schließlich kommt auch die Notlage der größten
Betroffenen zu Wort, die der Wirtschaft
und des
staatlichen Haushalts. Mit dieser Reform begeht
die Bundesregierung nämlich nicht bloß einen Betrug am
Bürger
(Verband der jungen
Unternehmer), sondern sie schafft auch die
Möglichkeit eines groß angelegten Betrugs durch
den Bürger. Und schon die kleinste Möglichkeit ist bei
dieser Materie mehr als das, nämlich ein riesiger
drohender Missstand. Die Bundesagentur für Arbeit kennt
da ihre Pappenheimer: Die BA rechnet mit weiteren
beträchtlichen Kosten für den Staat, sollte die Rente mit
63 wie geplant umgesetzt werden. Hintergrund sind
Befürchtungen, dass Arbeitnehmer sich künftig mit 61
arbeitslos melden könnten, um dann mit 63 abschlagsfrei
in Rente zu gehen. Das wäre womöglich für solche
Beschäftigte lukrativ, denen der Arbeitgeber einen Teil
des Verdienstausfalls ersetzt.
(SZ, 27.2.14) Dass Arbeitnehmer – auch
noch gefördert durch ihre Anwender – selbst
derart frei mit ihrer Arbeit und ihrem Verdienst
kalkulieren könnten, geht in einem freiheitlichen
Sozialstaat schon mal gar nicht. Zumal sie schon als die
Facharbeiter eingeplant sind, auf die „die Wirtschaft“
keineswegs verzichten kann und die das staatliche
Ausbildungswesen ihr sowieso viel zu wenig frei Haus
liefert, so dass Unternehmen glatt in die Not geraten
könnten, eventuell Arbeitskräften fürs Weiterarbeiten
extra Angebote machen zu müssen: In der Ausbildung
versagt der Staat schon lange, und jetzt kommt noch der
Renten-Hammer hinzu. Es werden wieder die Unternehmen
sein, die kreative Lösungen finden müsse, um möglichst
vielen Arbeitnehmern das Weiterarbeiten trotz Rentenpaket
des Staates schmackhaft zu machen.
(FAZ, 4.3.14) Und wenn dieselben
Unternehmer doch ihr Alteisen billig los werden wollen
und mit einem etwas versüßten frühzeitigen Abschied in
die Arbeitslosigkeit auch loswerden, dann ist am Ende der
Staat mit ‚seiner Rentenkasse‘ das Opfer der Kumpanei von
Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Dagegen verspricht bzw.
droht Frau Nahles allerdings längst, ihre eigene
Kreativität einzusetzen: Eine solche Frühverrentung
sei politisch nicht gewollt. Sie denke deshalb ‚intensiv
darüber nach, wie man das noch unattraktiver machen
kann.‘
(Die Welt,
29.1.14) Arbeiter sind zum Arbeiten und zum
Beitragzahlen da!
Was in jedem Fall gegen mehr Rente spricht: Das Geld und die deutsche Autorität in Europa!
Dass Gerechtigkeit im Rentensystem nur durch konsequente
und ausnahmslose Schlechterstellung der Alten und Jungen
zu verwirklichen ist, das scheint inzwischen so absolut
zu gelten, dass es am Ende gar keiner besonderen
Begründungen mehr bedarf. Da reichen letztlich die zwei
Generaleinwände, die bei vorgestellter sozialer
Freigiebigkeit des Staats immer zählen: Schon die
kleinste Abweichung vom ehernen Prinzip staatlicher
Sparsamkeit beim Arbeitsvolk kostet erstens
Geld, das einfach nicht da ist – das wissen die,
die eben noch genau wussten, wie der Staat die
Rentenkasse finanziert: Als ob in Deutschland
Euro-Scheine vom Himmel regnen würden!
, wundert sich
die SZ. Welches Heu wollen Sie eigentlich zu Gold
spinnen, um das am Ende bezahlen zu können?
, fragt
die Grünen-Fraktionsvorsitzende. Vollständige
Gerechtigkeit gibt es auf Erden nicht – und sie ist im
Sozialstaat auch nicht finanzierbar!
, mahnt Norbert
Blüm. Und zweitens: Schon die kleinste Abweichung vom
ehernen Prinzip staatlicher Sparsamkeit beim Arbeitsvolk
untergräbt die Autorität, mit der Deutschland
gegenüber seinen europäischen Partnern auftritt. Das sagt
nicht nur der Chef des BDI: Wenn Deutschland anderen
Euroländern rate, das Rentenalter zu erhöhen, und selbst
das Gegenteil tue, koste das Glaubwürdigkeit.
(Ulrich Grillo, BDI am
16.1.14) Das sagt auch Ex-Kanzler Schröder, der
vor dem Regierungsvorhaben warnt – gerade mit Blick
auf unsere europäischen Partner, von denen wir ja zu
Recht Strukturreformen einfordern.
(Die Welt, 29.1.14) Auch der deutsche
Imperialismus definiert eben mit, was Rentengerechtigkeit
ist.