Ende des Jahres 2010 macht auf allen Titelseiten ein chinesischer Bergarbeiter Karriere, der auf seinem Rücken einen Sack Seltener Erden schleppt. Er steht als Sinnbild dafür, dass „die Schätze dieser Erde“ (SZ), genauer Chinas, nicht mehr so zuverlässig und preisgünstig wie bislang ihren Weg zu „uns“ finden. Hier sind sie unentbehrlich und werden dringend dafür gebraucht, dass unsere Global Players aus „Spitzenideen“, Rohstoffen mit winzigen Zusätzen an Praseodym oder Neodym und reichlich verfügbarer billiger deutscher Wertarbeit „Spitzenprodukte“ (Brüderle) verfertigen können, von denen ein „rohstoffarmer“ Kapitalstandort samt menschlichem Inventar nach allgemeiner Auskunft lebt. Eine Zahl steht für die bedrohliche Lage: 97 % der Weltproduktion an Seltenen Erden und damit „unser aller Wohlstand“ ist in Händen Chinas – und das Riesenreich „will seltene Metalle noch seltener machen“. (Tagesschau) Man erfährt, dass China seine Exportquoten für Seltene Erden sukzessive zurückfährt, umgekehrt die Ausfuhrzölle auf sie erhöht und gleichzeitig die „Rare Earth“-Branche „konsolidiert“, was heißt: ihre Preisverhandlungsposition gegenüber den Beschaffungsabteilungen der westlichen Rohstoffmultis stärkt. Zudem erlässt die Regierung in Peking „schärfere Umweltstandards“ für die Gewinnung und nimmt die illegalen Minen verstärkt unter ihre Kontrolle, aus deren – bekanntermaßen menschenverachtendem – Raubbau ein Drittel des Weltmarktbedarfs an Seltenen Erden bislang versorgungssicher und kostengünstig befriedigt wurde. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao erklärt, die Zeiten „der sorglosen Belieferung des Weltmarkts gehören der Vergangenheit an. Einen Einkauf zu Niedrigstpreisen werde es nicht mehr geben.“ Vor allem deswegen nicht, weil die aufstrebende Wirtschaftsmacht diese wertvollen Ressourcen selbst benötigt, um in Zukunft auf dem Weltmarkt mit eigenen „Spitzenprodukten“ made in China Kapital aus ihnen zu schlagen: Für China „wird es höchste Zeit, dass andere Länder ihren Markt für Seltene Erden öffnen“, damit das Land seine Bodenschätze für die eigene wirtschaftliche Entwicklung schonen, eine „strategische Reserve von 200 000 Tonnen anlegen“ kann (Chinas Botschafter in der EU) und in dieser wichtigen Versorgungsfrage nicht selbst abhängig wird.