In der Marktwirtschaft ist Wachstum eine anerkannte Notwendigkeit. Dass die
Wirtschaft wächst, gilt als selbstverständliche Bedingung für
Wohlstand; wenn das Wachstum nachlässt oder gar ganz
ausbleibt, drohen dagegen Mangel und Not. Stimmen,
die fortwährendes wirtschaftliches Wachstum überhaupt für
eine Absurdität halten, verhallen mehr oder weniger ungehört
im Feuilleton; kritische Stellungnahmen, die in einem
Wachstum, das sich ausschließlich an der wirtschaftlichen Leistung orientiert, eine zu enge Fassung
für gesellschaftliches Wohlergehen sehen und für die
Einbeziehung weitergehender Kriterien und Werte plädieren,
stehen im Verdacht, konsum- oder fortschrittsfeindlich zu
sein, oder müssen sich vorhalten lassen, mit ihren Ideen
letztlich den Menschen mit seinem angestammten
Bedürfnishaushalt zu verkennen. Noch der solideste Hinweis
auf ‚natürliche Grenzen des Wachstums‘ muss sich den Vorwurf
gefallen lassen, er sei weltfremd. Und er ist es auch – in
einer Welt, in der die Sachwalter der Wirtschaft jedenfalls
keine ‚natürliche Grenze‘ kennen oder anerkennen, an der sich
der gültige, praktizierte Zweck der
Ökonomie brechen könnte: Marktwirtschaft braucht Wachstum –
es fragt sich nur, warum?