Mitte Februar ist das nächste Land Nordafrikas Schauplatz der „Aufstandswelle gegen Diktatoren“. Dass der Westen auch in Libyen nicht den Antrag gestellt hat, die Bevölkerung möge dem „Machthaber Gaddafi“ die Gefolgschaft aufkündigen, tut der Begeisterung für die Massenproteste in Bengasi keinen Abbruch: Kaum losgegangen, werden sie in Presse und Fernsehen als Ausdruck des unstillbaren Wunsches der arabischen Menschen nach Übernahme unserer Regierungsform begrüßt.
Allerdings nimmt der Aufstand in Libyen dann doch einen anderen Verlauf als in den Nachbarstaaten Tunesien und Ägypten. Als „Sternstunde des gewaltfreien Kampfes für Demokratie und freie Wahlen“ lässt sich der Protest in den Straßen von Tripolis und Bengasi nicht gut beklatschen. Der Machthaber gibt nicht auf, kann offenbar weiterhin auf seine Armee und auf beträchtliche Teile seines Volkes setzen und lässt diese mit Waffengewalt gegen die Abtrünnigen aufmarschieren. Die wiederum beschränken sich überhaupt nicht auf demonstrative Aktionen in den Straßen, bewaffnen sich ihrerseits und eröffnen einen Bürgerkrieg gegen die Zentrale in Tripolis.